Lo

Aus Autoritäten
Version vom 21. August 2023, 18:44 Uhr von Useelbach (Diskussion | Beiträge) (→‎Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten: Nummerierung der Reihe II ab Nr. 17 um eins gemindert, weil in der Zählung Nr. 16 übersprungen wurde.)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Lo

London British Library, Ms. Add. 16581
Umfang noch 300 Blätter (I. Bll. 1-119, II. Bll. 120-300)
Datierung 1468 (Bl. 247r, 256r), 1469 (s. Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung)
Schreiber Konrad Bollstatter (nur 151r-155v, 171r/v, 173v-174v, 198r/v von einer zweiten Hand mit den Initialen M.S. [155v])
Schreibsprache ostschwäbisch
Inhalt Didaktische Sammelhandschrift 'Bollstatters Spruchsammlung', darin u.a. Albertanus von Brescia 'Traktate' (dt.), 'Innsbrucker Tischzucht', Freidank-Auszüge (187v-191r Zeitgenossen Bollstatters zugeschrieben; keine Autoritäten), 'Jammerruf des Toten' (222v-224v); 'Greisenklage' (225r-227r), deutscher Cato; Sprüche und Priameln
Anzahl und Form I. Reihe: 125 Vierzeiler (133r-149r), dazu (152r): drei Vierzeiler, ein Zweizeiler (diese 4 Sprüche sind keine Autoritäten-Sprüche)

II. Reihe: 204 Zweizeiler, 2 Vierzeiler (156r-172v)

Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-ÜberlieferungHandschriftencensus
Katalog
  • Frühmorgen-Voss, Hella, Ott, Norbert H., Bodemann, Ulrike und Fischer-Heetfeld, Gisela: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters 1. München 1991, S. 282 f. (online)
  • Priebsch, Robert: Deutsche Handschriften in England 2. Erlangen 1901, S. 147-158 (Nr. 175). (online)
Archivbeschreibung Robert Priebsch (o.J.) 69 Bll.
Literatur
  • Schneider, Karin: Konrad Bollstatters Handschriften. In: Ein Losbuch Konrad Bollstatters aus Cgm 312 der Bayerischen Staatsbibliothek München.Wiesbaden 1973, S. 17-19, hier S. 19 (Nr. 10).
  • Gärtner, Kurt: 'Bollstatters Spruchsammlung'. In: 2VL 1 (1978), Sp. 933-935, hier Sp. 933.
  • Gärtner, Kurt: Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung. Die Vierzeilerreihe 'Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt'. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Hrsg. von Johannes Janota u.a. Bd. 2.Tübingen 1992, S. 803-825 (Edition von Lo1-1-21 mit Lesarten der Hss. Ba1, Ba2, Ba3, Bw, Mü3, Ul2, Wi3, Wo1, Zü1, Zü2, Zü3).
  • Jäger, Bernd: "Durch reimen gute lere geben". Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 130-133.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 37-39 (Sigle Lo).
  • Niewöhner, [Heinrich]: Bollstatter, Konrad. In: VL 1 (1933), Sp. 253 f.
  • Priebsch, R[obert]: [Teiledition in Form einer Reihe von Artikeln im Verfasserlexikon (1. Aufl.)] VL 1 (1933), Sp. 1 (Abelendlin von Öttingen), 1 (Aberlin von Weiler), 158 (Balderer, Simon), 592 (Eutinger, Andreas), 610f. (Feldigel, Walther), 695 (Friedrich von Öttingen), 698 (Friedrich Kon. von Heimsfurt) -- VL 2 (1936), Sp. 2 (Gabriel von Rüxingen), 55 (Gogg), 75 (Gottfried von Würzburg), 240 (Heggelbach), 240 (Heidecker), 304 (Heinrich von Morsbrunn), 331 (Heinrich von Schillingsfürst), 333 (Heinrich von Steinheim), 368 (Heinrich von Zürich), 388 (Hellenbrecht der Gute), 414 (Hermann von Arberg), 422 (Hermann von Schopfloch), 422 (Hermann von Sulz), 423 (Hermann von Wartberg), 472 (Hodenpach, Frau von), 472 (Hohensteiner), 482 (Holzapfel), 487 (Horburger, Johannes), 543 (Hurlinger), 607 (Johannes der Kotz), 635 (Johannes von Staufen), 637 (Johannes der Timpentamper), 807 (Kistenfeger, Heinrich), 824 (Knorr von Onolsbach), 893 (Konrad von Dornstadt), 894 (Konrad von Durnegg), 897 (Konrad von Heuberg), 897 (Konrad von Hohenberg), 907 (Konrad von Roggenfeldt), 912 (Konrad von Warpperg), 912 (Konrad von Weinsberg), 998 (Kursnengel von Öttingen) -- VL 3 (1943), Sp. 79 (Lot von Gmünd), 188 (Ludwig vom Dornberg), 217 (Magog, der rot Jud), 379 f. (Meußkünigin, Margereth), 432 (Moreller, der Zauberer), 501 (Neidhart von Meißen), 642 (Öhin, Bendel), 645 (Öler, Simon), 696 (Otto von Rinderbach), 851 (Peter von Dürwang), 858 (Peter von Steinhart), 948 (Protzer, Else), 949 (Quatterloch der Herold), 1147 (Ruoftampler) -- VL 4 (1953), Sp. 41 (Schack, Hans), 55 (Scherb von Feuchtwangen), 81 (Schlumpp, Else), 91 (Schnopfitzer), 94 (Schon, Johannes), 118 (Schulpriester von Öttingen), 151 (Segringer, Seifried), 153 (Seifried von Greuselbach), 153 (Seifried von Heuchlingen), 153 (Seifried von Wilburgstetten), 206 (Siegmund von Auhausen), 206 (Siegmund von Hohentrühendingen), 219 (Simon von Hirschbrunnen), 220 (Simon von Wemdingen), 222 (Sitziro der Meister), 253 (Spitzenberger, Seifried), 253 (Spolati, Doctor), 276 (Stephan von  Sumerau), 276 (Stephan von Weinberg), 288 (Stotzinger, Peter), 306 (Stumpfberger), 639 (Unmüßig, Lienhart), 837 (Wandelreich), 865 (Wassilico, Hochmeister), 870 (Weigant), 894 (Weltkircher [sic!])
  • Rosenfeld, H. Fr.: Elbelin von Eselberg. In: VL 1 (1933), Sp. 541-543.
  • Schanze, Frieder: Konrad von Weinsberg. In: ²VL 5, Sp. 269 f.
  • St[ammler], W[olfgang]: Affenschmalz. In: VL 1 (1936), Sp. 16f.
  • Westermann, Ruth: Kaltenbach, Ulrich. In: VL 2 (1936), Sp. 754.
  • Wuttke, Dieter: Die Histori Herculis des Nürnberger Humanisten und Freundes der Gebrüder Vischer, Pangratz Bernhaubt gen. Schwenter. Materialien zur Erforschung des deutschen Humanismus um 1500. Köln/Graz 1964 (= Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte 7), S. 173 f. (Edition von Lo2-1-13)
Anschrift Manuscript Collections

The British Library 96 Euston Road London NW1 2 DB

Bearbeiter Kathrin Wenzel/ Ulrich Seelbach (24.4.2012)

Transkription

[I. Reihe]

<133r>

(1) Got der herre <über rr ein weiteres er-Kürzel> Spricht

WEr getaufft ist vnd In rechtem glauben statt

vnd wer mich vnd sein nechsten lieb hatt

vnd hie leydet durch mich vngemach vnd pein

Der wurdet behalten vnd ewig bey mir sein


(2) Mangnus Albertus Spricht

Wann der mensch recht bedächt wer er wer

oder uon wannen er wer komen her

vnd was auß Im solt werden.

So wu+.rd er pillich nym(m)er fro uff erd(e)n


(3) Augustinus Spricht

ES ist auff erden kain erschrockner ding

Dann das sich der mensch wigt so gring

vnd nit uon seim vnrechten leben latt

vnd so gar In aim vnsich(er)n wesen statt


(4) Bernhardus Spricht

Mensch du mu+ost sterb(e)n darfu+.r hilfft nicht

vnd waist nit auff welich zeit das beschicht

oder wie es deiner arme(n) sel sol ergo(n)n

Daru(m)b soltu allezeit In trauren sta(n)n


(5) Gregorius Spricht

Su+och am ersten gottes reich alltag tagleich

Ee du dich ichtes anderst vnd(er)windest dich

Hore ouch dabey ain mess ob du macht

wilt du da(n)n petten das tü mit andacht <133v>


(6) Crisostimus Spricht

Lauss dir auff erd(e)n nichtz so lieb sein

Das du vergessest des Schöpffers dein

Betracht ouch taglichs sein leyden ȼ

So will er dich nym(m)er vermeyden


(7) Aristottiles Spricht

Mensch du solt gott dancken fru vnd spatt

Das er dich geschaffen vnd nach Im gepildet hat

Danck Im ouch In rechter begir

Aller der gu+othait die er hab v(er)lih(e)n dir


(8) Bona ventura Spricht

Wiltu ewiglich wonen bey gott

So furcht In vnd halt seine gepott

Wiltu dann böse anuechtu(n)g u+.berwind(e)n

So meyd todsundt vnd lasse dich selten müssig vinden ȼ


(9) Beda Spricht

Wann du auff Stast oder nider ga+ust

wann du essen wilt oder gessen hast

So sag lob vnd danck gott dem her(re)n

Vermagstu es dan(n) so gib dein almu+osen gere(n)


(10) Dauit Spricht

Was dir schand oder schad sey das fleu+.ch

vnrechtes gu+ot dich nit vnder zeuch

vnd ner dich deiner handt arbait

v(er)sweig ouch was dir In gehaim werd gesait <134r>


(11) Salomo(n)n Spricht

Was du tu+:n wilt das vach weiszlich an

Betracht das end merck was dir darnach werd gon(n)

Biß gehorsam eingezog(e)n vnd halt dich slecht

So wurdest du selig vnd wu+.rt dein end recht


(12) Ambrosius Spricht

Es ward kain sunder so grosz nie ȼ

Hatt er rew vnd layd vmb sein su+end hie

Gott sie Im barmhertziglichen vergeit

Tu+ott ers anderst bey der zeitt ȼ


(13) Paulus Spricht

Wilt du gott dienen so mu+ost du die welt lon

Da(n)n nyema(n)t zwayen her(re)n wol gediene(n) kan

Dienst du der welt so vndienest du gott

Vndienstu aber gott so komest in ewig nott


(14) Jeronimus Spricht

Du solt nit sunden uff gotz barmhertzikait

lasse dir deins nechte(n) trubsal wese(n) laid

Betracht dein zergencklich leben In disem ellendt ȼ

Vnd spar dein güt werck nit biß an dein endt ȼ


(15) Boecius Spricht

Boecius hatt geschriben vnd gesproch(e)n

Es beleybt kain u+.bel vngerochen

So beleibt kain Gu+othait vngelonet <134v>

Wol dem der gottes In allen sachen schonet ȼ


(16) Seneca Spricht

Wer nach der welt gu+ott vnd ere statt

vnd wem es In seine(n) sunden woll gatt

Der ist on zweifel wol gewisz

Das er kompt zú ewiger ve(r)dampnúsz


(17) Ysiderus Spricht

Waran dir nit uast gross ist gelegen

Das verwig dich vnd laß es vnder wegen ȼ

Vnd wartt dem zu+. das da no+:ttlich(er) ist

Vnd das du von nott vnd eren weg(e)n verpunden pist ȼ


(18) Yppocras Spricht

Du solt nit uil wunders mit deine(n) dingen treyben ȼ

Tu+on hu+.bschlich vnd laß es bey eim gleichen bleyben ȼ

Spar fu+.r dich vnd wurd nichtz zu vnnutz on ȼ

Dann wer vast geu+.det der mag nicht lang besto(n)n ȼ


Sich furbaß mer <135r>


(19) Katho der haydnischmaist(er)

Habe yederman da fu+.r er ist

Rede nyemant u+.bel zu kainer frist

Vnd nyme dich nit fremder vnmu+oß an

Besorgest du dann das dein so bist du ain weyser man ȼ


(20) Freydanck der Herolt

Wiltu sein mitt rü vnd gemach

So red lutzel vnd v(er)antwurtt nit alle sach ȼ

Schweyg u+.bersich vnd gib deine(m) obrosten empfor ȼ

Vnd wa böse gesellschafft sey da hu+ott dich vor ȼ


(21) Plato der mayster Spricht

Er ist werd der da gewalt vnd gu+ot hat

wann In aber der gwalt vnd gu+ot engat

So ist er vnwerd vnd sicht man In kom an ȼ

Das bedenck eben bist du anders ain weiß man ȼ


Ker vmbe vnd lisz mer <135v>


(22) Kunig Salomon(n) Spricht

Aller weyßhaitt ain fundamen(n)t

Jst das man gott lieb hatt vnd erken(n)t

Vnd an bett(e)n ainen gott ȼ

Vnd halten darzü sein gepott


(23) Gregorius Spricht

Was soll mir reichtum(b) vnd gu+ott

Seit mir der todt doch sterbe(n) thu+ott ȼ

Zeyttlich gu+ott kumpt vergatt Vnd verfertt ȼ

So die ewig froud allweg wert


(24) Kunig Dauitt Spricht

Wer sein hoffen In reychtum setzt

Der wu+.rtt geren arm nach seine(m) end ze letst ȼ

Die greber sind sein vmbclaid

Vnd die hellisch pein ist Im berait


(25) Salomon der weyse Spricht

Jr sullent mit grossem fleiß merck(e)n

Vnd die arm(m)en miltiglich(e)n sterck(e)n

Euch wu+.rt der lon sicher wol

Der euch ewiglich(e)n behalten sol <136r>


(26) Freydanck Spricht

Jch hon gu+ott das ist nit mein

Ach gott wes mag es sein ȼ

Es statt nit mer Inn meine(m) gepott

Dan(n) das ich v(er)zer vnd geb durch gott


(27) Johannes Spricht

Wer Im die welt hatt außer korn

Der hatt damitt gott verlorn

Wann es gatt an ain schaiden

So ist er quitt von jn baiden


(28) Ambrosius Spricht

Wiltu mitt gott veraint sein ȼ

So sich an den adel der sele dein

vnd tött dein böse natur ȼ

Du uil Edele Creatur


(29) Augustinus der lere(r) Spricht

Mir ward nie besser weg bekan(n)t

Dann gehorsamkait In ordens pandt ȼ

Als Ich mich kan versynnen(n)

Wer das tu+ott Inn rechter gottes mynne(n) ȼ <136v>


(30) Freydanck Spricht

Wer dise kurtze zeitt ȼ                        [~ Freidank 1,7-10]

Nympt fu+.r die ewig(e)n sa+.ligkaitt

Der hatt sich selbs betrogen

vnd zymertt auff ain regenbog(e)n


(31) Jeronimus Spricht

Das Spricht got der herre

wer diemüttig vnd gedultig <gestr. sey> we(re)

vnd selber wol kante sich

Der mensch wurd wol saliglich


(32) katho der hayden Spricht

Gedenck was du bist vnd ouch werden solt ȼ

Du seyest auff erden <gestr. wol> jung oder altt ȼ

Setzst du dir das In dein Syn du Súnder

Du tu+ost der Sund(e)n wol dest my(n)nder ȼ


(33) Der Salig man Iopp

Bisz gerne allain ȼ

Vnd halt dein gedenck rain ȼ

vnd hab for oug(e)n die zeh(e)n gepott

vnd vor allen ding(e)n so lobe gott <137r>


(34) Salomo(n)n Spricht

Salomon spricht der weiß herre

kain Sund hasset got mere

wann hoffartt wer die auff Im hat

wann sie u+.ber alle Sünd gatt


(35) Socrattes der haydnischmaist(er)

Vil geIagt vnd nit gefang(e)n

vil geho+:rt vnd nit verstand(e)n

vil gesehen vnd nicht gemerckt

Das sind alles v(er)lorne werck


(36) Bernhardus Spricht

ES ist gar ain hailiger feyrtag                [~ Freidank 36,25/24]

So man von sunden(n) feyren mag

Die tugent u+.ber alle tu+.ge(n)t gatt       [= Freidank 54,5/4]

Da ains aine(m) bösen willen widerstatt ȼ


(37) Ieronimus Spricht

Als du solt sterben weib oder ma(n)

So woltest geren(n) das du gu+ottes vil hettest getan(n) ȼ

Da richt dein leben nach zü aller stundt ȼ

Die weil du hie auff erttrich bist gesundt ȼ <137v>


(38) Seneca der haydnisch maist(er)

Das Sünd nicht Sund were                [~ Freidank 40,5-7]

Noch dann So weren sie mir vnmere

vmbe Ir gross vnfletigkaytt

Das weißt mich mein beschaidenhaitt ȼ


(39) freydanck Spricht

Seytt alle gu+ote werck lon sullen empfahen ȼ

So ist gütt von sunden zu+. gah(e)n

Ain mensch erwirbt wol hie uff erden ȼ

Damitt er ewigkligh salig mag werden ȼ


(40) Paulus Spricht

Wer der sel in der warhait lebt

Der mag nit verderben

Aber wer nach des leybes lust lebt ȼ

Der mu+oss ewigklich verderb(e)n


(41) Augustinus Spricht

Der gu+ote werck In der zeit hatt begangen ȼ

Der gatt Inn die ewigkaitt <138r>

So die bo+esen müssen sein gefange(n)

jn dem feu+.r das nym(m)er mer zergatt ȼ


(42) YSayas der weyszsag Spricht

Wer da tregt auszwendigen schein

von gaistlichem orden

vnd tregt nit göttliche liebe In dem hertzen sein ȼ

Der wu+.rt sein sele morden


(43) Salomo(n)n Spricht

Aller welt weyßhaitt ligt an ainem synne ȼ

wann wir müssen doch alle von hynnen ȼ

wir su+.llen vns keren zü der ewigkaitt ȼ

Vnd vns die welt lassen sein ain pitterkaitt ȼ


(44) Petrus Alphuncius

Wilt du behalten das ewig lebe(n)

So fleu+.ch sünd vnd halt dich In tugend(e)n eben ȼ <138v>

Wann gewonhait tugentliche(r) sach(e)n

kan die natu+.r nit anderst machen


(45) Jeronimus Spricht

Gedenck an die Iu+.ngsten zeitt

So manicher wee vnd wee schreytt

Da ain yeglicher red mu+oss geb(e)n

was er begang(e)n hatt Inn seine(m) leb(e)n


(46) Augustinus Spricht

Jn allen deine(n) wercken ȼ

Solt du auff dein end mercken

wann <wann m. Nasalstrich ü. nn> wie gedarst du dar Inn leben ȼ

Da du nit Inn wöltest streben


(47) Ysoppus Spricht

Ubernym dich sein an kainer statt

Ob es dir gelu+.cklich gatt

wann was gott dem vndanckbern geit

Das nympt er wider In kurtz(er) zeit


(48) Ihesus Syrrach Spricht

Wiltu nicht fu+.rsichtig sein ȼ

vnd wilt to+:rlich tu+on den ding(e)n dein(n)

So solt du schelten das glu+.ck nicht <139r>

Ob es ain mal an dir gepricht


(49) Galienus der hayden Spricht

Wilt du dein ding bewaren ȼ

So solt du nichtz heu+.ttigs auff mo(r)g(e)n sparen ȼ

wann <wann m. Nasalstrich ü. nn> du kanst es nicht besorg(e)n

was dir wu+.rt kunfftig morg(e)n


(50) Ydomey uon der Synagog

Nicht gar verlasz dich uff den man(n) [= Lo1-97]

Der uil süsser rede kan

Die pfeyl synget süsses uil                 [lies: pfeyff]

wenn sie den vogel betrieg(e)n will


(51) Pythagoras Spricht

Wilt du ein ere haben weitt

So gilt geren zü rechter zeit

wann wer gilt willigklich

Der mag kauff vnd verkauff(e)n zymlich ȼ


(52) Faceto Spricht

Nicht sag dein veinde(n) dein schad(e)n <139v>

Damit du bist u+.ber laden ȼ

Auch solt du In deiner armu+ott

Nicht haben ainen sweren mu+ott


(53) Jeremias der weyszsage

Seydt du nackent bist geporen ȼ             [= Dt. Cato, 175-178]

So lasse dir nicht wesen zorn

Ob dir vnder stunden die armu+ott

Auff diser erde gepresten tu+ott


(54) Samuel der p(ro)phett spricht

ES mag nyemant so reych werd(e)n

Allhie auff diser erden ȼ

Er werd arm In kurtzer frist

Ob yn vngelu+.ck fellig ist


(55) Ysrahel der weyssage

Wiltu haben gemach vnd fride

So still der zungen gelide

wenn der zorn endet sich Inn kurtzer zeitt ȼ

wa man ain Su+:sse antwurtt geytt ȼ <140r>


(56) Ysaac der Altuatter spricht

Diene getrewlich das ist mein ratt

wann vngetrewer dienst tu+ott selten gu+ott ȼ

Sie werdent gemainlich all reych ȼ

Die da dienent getrewleich


(57) Irraburrdus Spricht

Wer sich zu+. vil erpietten will

Der feret bald der warhait zil

Das schifflein gewyntt windes vil ȼ

Das kompt gar hartt zu+. lande


(58) wolffram von Eschenpach

Wenn ain ander man reden will

So vnder red Im nit uil ȼ

wilt du hie auff erden

Fu+.r weiß geschetzet werd(e)n


(59) walther von der vogelwaid

jch leb vnd waiß nit wie langk

jch stirb vnd waiß nit wann <wann m. Nasalstrich ü. nn>

jch far vnd waiß nit wahyn ȼ <140v>

Mich wundertt das ich so frölich pyn ȼ


(60) Gregorius Spricht

Gott ist die Streng gerechtigkait

Die kain u+.bel lang vertraytt

Darumb so kere deinen Syn

Von der bösen wellt zu+. gott hin


(61) Virgilius der maister

Wer dich mit rede laichen kan

Vnd dir In dem hertzen ubels ga(n)n

Tu+ost du dem gleicher weise also

So treugt ain list den and(er)n do


(62) Clyngsor der mayster

Der mensch uil freundt hatt         [~ Freidank 96,5-6]

Die weyl es Im wol gatt ȼ

Vnd wenn das glúck hin gatt

So hatt er nyema(n)t der bey Im statt


(63) Maister Stoll Spricht

Als wasser lescht die glu+ott ȼ

Haysse Sunn <Sunn m. Nasalstrich ü. nn> den Schnee zergen thu+ott ȼ <141r>

vnd wyndt lescht das liecht ab ȼ

Also verkertt das recht die gab ȼ


(64) Neytthartt von meychszen Spricht

Schon enpfacht mich yederman(n)

wenn Ich gu+ott vnd pfennig hon

Aber baldt v(er)kertt sich der syn

wenn das gu+ott gatt da hyn


(65) Regenbog der maist(er) Spricht

Biß mäsziger rede zu+. aller frist

Wa du ein gen bist ȼ                    [lies: ein geladen]

Darumb wenn du komest heruß

Das man uon dir wol red In dem hauss ȼ


(66) Cantzler Synger Spricht

Wenn du wu+.rdest geladen nach ere(n)

So solt du der hohen statt embere(n)

Sunder peytt mitt witzen

Bisz dich der wirt haißt sitzen


ker vmb gynmaul <141v>


(67) frawenlob der mayst(er) spricht

Wenn Ich hab kranckhaitt oder pein ȼ

So wo+:llt Ich geren Closter ma(n)n sein ȼ

Aber ga+:tt mir die kranckhait hin

So hab ich sein kainen syn ȼ


(68) Eretbott vom Reyn spricht

Wiltu straffen ainen and(er)n man ȼ

So sich vor dein aig(e)n leb(e)n an ȼ

vnd gedenck zü aller frist ȼ

Das nyemant on laster ist ȼ


(69) Marner der Synger spricht

ES frumpt offt ainen man ȼ

Der da hübschlich lieg(e)n kan

Es schatt ouch offt zü uil ȼ

Der die warhaitt sag(e)n will


(70) Graue Herman von Arberg

Du solt nicht vast traurig sein

Ob es nit gatt nach dem willen dein(n)

Wann gott mitt tru+.bsale vil ȼ

Die seinen haym Su+ochen will <142r>


(71) Maister Bopp der Synger

Wer ain gu+ott wortt hatt

Der lob sich selber an kainer statt

wan(n) lob auß aygem mundt ȼ

jst ra+:um vnd laster zü aller stund [räum, mhd. râm]


(72) Conratt von wirtzburg Sing(er)

Liebin ist todt

frumkaytt leitt grosse nott

Gerechtigkait leitt gefang(e)n

vntrewe hatt die gantzen welt vmb gangen ȼ


(73) Maister Su+ochenSyn spricht

Wenn man aine(n) ainfa+:ltigen betrewgt ȼ

vnd auff ainen from(m)en leugt

vnd veintschafft zwisch(e)n Eleutt macht ȼ

Der dreyer arbait der teu+.ffel lacht ȼ


(74) Prennberger Spricht

Erkannt sich selber ain yeglich ma(n)               [~ Freidank 106,14-15]

Er lu+:g ain and(er)n dest my(n)nder an <142v>

Yedoch sagt mir ain lu+:gner uil                       [~ Freidank 170,8-9]

So gelaub ich doch was ich will


(75) Gogg der Iud Spricht

Man Syng man Sag man Schreyb oder ler ȼ

Bedenck das du habest scham so hast du er ȼ

Vnd halt dein hertz In stiller hu+ott

Wann weitter ratt tu+"t selten gu+ot


(76) WolckenStainer Spricht

Wilt du haben zü sorgen ȼ

So solt du hofleutten porgen

vnd och den priest(er)n vnd pfaff(e)n

So gewynnest du zü schicken vnd zü schaffen ȼ


(77) Maggogg der rott Iud spricht

Wa man dienst fu+.r dienst hatt

Da diene ouch frü vnd spatt

Do man aber dienst nit fu+.r dienst haben wil ȼ

Da dien ouch nit zu+o uil ȼ <143r>


(78) Heselloër der Singe(r) spricht

Ach gott wie sere ȼ

Gatt gu+ott fu+.r ere

vnd gewalt fu+.r recht ȼ

Das clag ich arm(m)er knecht


(79) Conrat Bolstatt(er) uon O+eting(e)n

Jch wöllt vnd wer ouch wol ȼ

Das die zung wer ain kol

Die mir u+.bel nach redtt ȼ

Der ich nie kain laid geta+:tt


(80) AffenSchmaltz der Synger

Jch bin trew <gestr. stett> vest vnd stett

Der mir das selb her wider ta+:tt

wa ich aber das nicht findt

So ker ich den manttel gein dem wyndt ȼ


(81) Holtz Apffel der Synger

Er sey Iud ketze(r) mord(er) od(er) dieb

Hatt er gelt so ist er lieb

Oder die weil gu+:t fur ere(n) gett

So wiß das es u+.bel jn der welt stett <143v>


(82) Ysagyus der maister Spricht

Trew vnd Stett

hatt der wyndt hin gewett ȼ

falsch vnd gelogen ȼ

Jst her wider geflogen ȼ


(83) Raby Synagog Spricht

Mich wundertt nichtz als ser

Als das wir stellen nach gu+ott vnd er

vVnd wenn wir das erwerben ȼ

So leg wir vns nider vnd sterb(e)n


(84) Adronico Spricht

Maniger clagt das gütt ȼ

Das er vnnützlich ver tu+ott

So clag ich mein v(er)gang(e)n zeit

die mir nyema(n)t wider geyt


(85) Tholomeus Spricht

Wa die weyszhaitt wesen sol ȼ          [ = Freidank 80,26-27]

Die ist In klaine(n) leutt(e)n wol ȼ

vnd vermeydet dick menge(n) große(n) ma(n)

Der witze nicht gepflegen kan <144r>


(86) Thomas delyra Spricht

Hett wir Sorg vnd angst das wir stu+.rben ȼ

Nach grossen gu+ott wir seltten wurben ȼ

So sicht man vns als scheinlich nach gu+ott streben ȼ

Als ob vns gott nicht mer hab zü geben ȼ


(87) Thomas de aquino Spricht

Wer in sunden vorcht hatt         [= Freidank 33,10-11]

Des sele mag wol werd(e)n rat

Aber sunden on voricht ȼ          [= Freidank 33,8-9]

Das ist ewigklich v(er)worcht


(88) Hermes Sprichtt

[E]S Sey u+.bel oder gu+ott ȼ         [= Freidank 2,8-9]

was man bey der vinstrin tu+ot

Das wu+.rtt doch zu liecht bracht   [~ Freidank 2,11/10]

vnd was In dem hertzen were gedacht ȼ <144v>


(89) Freydanck Spricht

Trew ist verschayden ȼ

Die warhaitt begynntt zu laid(e)n

Gerechtigkaitt ist nu layder tod

Zucht vnd ere leydet ouch groß not


(90) Yppocras der haidnisch maist(er)

Wer geren mitt eren woll leben

Der sol nit fremder mynn pfleg(e)n

Oder er wu+.rtt In grossen sorg(e)n Schweben ȼ

Dar uor so hu+.tt dich alle wegen(n)


(91) Spricht aber Salomon(n)

Es geschicht nicht on vrsach vff erden ȼ

Das wir Siech oder arm werd(e)n ȼ

Das kompt offt von vns(er)n schuld(e)n

Darumb sull wir dest(er) gern(er) duld(e)n


(92) Sant Ieronimus Spricht

Wee dem der als ain vich lebet

vnd nicht nach gottes huld strebet

was soll dem groß gu+ott adel oder kunst In disem <u.d.Z.:> krancken leben ȼ <145r>

In dem er doch nicht lang mag geleben ȼ


(93) Sant Ambrosius Spricht

Ayn richt(er) hatt ere hie auff erd(e)n

vnd mag sein sele ouch wol hailig werden ȼ

Tu+ott er das Im gott gepotten hatt

Der In hie gesetzt hatt an sein statt


(94) Alfuncius der maister

Jn zorn Sittig In leyden gedu+.ltig

In fröuden mässig ȼ

Vnd Inn der mynne(n) weys

Wer das tŭtt den selben ich preyß


(95) Augustinus Spricht

Sichst du den arm(m)en In hungers nott ȼ

vnd wilt Im nicht zü hilffe kom(m)en

Styrbt er also

du bist schu+.ldig an seine(m) todt <145v>


(96) Paulus Spricht also

Gedenck warauß du worden bist vnd noch solt werden ȼ

Du seyest Iung oder alt auff erden ȼ

Wo+eltest du es recht besynnen ȼ

Du hieltest dich vor Sunden dester bass Innen ȼ


(97) katho der haydnisch maister

Nicht verlasse dich gar auff aine(n) man [= Lo1-50]

Der uil Süsser rede kan ȼ

Die pfeyff die dönet Su+:sses uil

wann man die vogel betrieg(e)n will


(98) Salomon der weise Spricht

Welich man will ratt nemen von ainem weybe ȼ

Der gedenck das er auff dem beleyb ȼ

vnd na+:me den ersten ratt von Ir

Der ist der best das glaube mir <146r>


(99) Albumisar Spricht also

Es ist mu+:glich vnd lobesam(m)e

Das alle ding sind vnder tan(n)

Dem gott der sye geschaffen hatt

Weißlich In seiner trinitatt ȼ


(100) Sytziro der maist(er) spricht

Ayn Scho+:ne frawe In armu+ott

Die Ir ere behu+:tten thu+ott ȼ

Vnd hat gott lieb ouch Iren man(n)

Die tregt wol der eren ain kran(n)


(101) Segremors. Spricht.

Man mu+oss list erdencken ȼ

So man den hundt will henck(e)n

So spricht man er sey ain leder fra+vsz

Der doch nie kains ga+vsz


(102) Seyfrid Segringer Spricht

Ayns augen wöllt Ich mer hon(n) ȼ

Möcht es Inn dem nagke geston(n)

Daru(m)b das ich sa+:ch dester bass

was hinder mir geschach ȼ <146v>


(103) Symon(n) Öler von Synprun(n)

ES dunckett mich ain thum(b)er mu+ot   [ Freidank 65,22-25]

wer Im selber schaden thu+ott

vnd seinen nachpauren laidt

Es gere+uwt leicht sie baidt


(104) Maister Conrat von Hew+.berg

Wa ich waiß des wolffes zandt       [= Freidank 137,23-26 = Lo2-202]

Da will ich hütten mein(er) handt

Das er mich nicht v(er)wundt

Sein peyssen swirtt von grundt


(105) V+olrich kalltenpach ȼ

WEr mir layd tu+ot ȼ

kain frid ward gemacht nie so gu+ot

Sich ich In ainest an ȼ

jch gedenck jm uon hertze(n) daran


(106) Herman von Sachszenhaim

Da ich was ain Iüngling

Da gefiel mir u+:bel der alten ding ȼ

So ich nu bin word(e)n allt vnd greyss

So geuellt mir ubel der Iung(e)n weiß <147r>


(107) Schlu+empp Elsz spricht

WEm glück ist beschertt ȼ       [~ Freidank 97,14-15]

Der ist da haym wa er fertt

wem es aber nit will an ȼ

Den hilfft nit was er kan ȼ


(108) Elbleyn von Eselberg

Soll ich weib vnd kind er neren

vnd mich darzü der hell erwere(n)

So bedörfft ich weise synn ze hon

wie ich mit der wellt soll vmbgon(n)


(109) Marg(r)eth Meu+.ßku+.nigin

Maniger spott des and(er)n ser

Der selber spottes wertt wer ȼ

wer den and(er)n fu+.r ain spott hatt

Der spott u+.ber in gewiß gatt


(110) Aubelendlin von O+:tingen

Die wellt hat <hat ü.d.Z.> also ain mu+ott ȼ

Als das gluckrad vmb lauffen tu+ot

wenn das gatt ym(m)er dar vmb

Biß das oberst zum vndersten kom(m)pt <147v>


(111) Ku+:rsnenngel von O+:ting(e)n

Das Gluck ist Synwell

vnd ist auch ze wencken schnell

ist es yetzunt in der handt ȼ

Es ist paldt in ain ander landt


(112) Hainrich kystenfeger it<em>

WEr komen ist zu seinen tagen

Der soll uon nyemants ubels sage(n)

Er soll sich selber sehen an ȼ

was er selber ubels hab geton(n)


(113) Ru+offtamppler Spricht

Uber nym dich sein an kain(er) statt

Ob es dir gelu+:cklich gatt

wann was gott dem vndanckbere(n) geitt ȼ

Das nympt er wider jn kurtzer zeytt ȼ


(114) Protzer Elsz Spricht

Ob es dir ain weil ubel gatt

So hoff des bessern das ist mein rat

wiltu nit fu+.rsichtig sein ȼ

So tu+ost du to+:rlich dem ding dein <148r>


(115) Saluastius Spricht

Thu+o nach des naturlichen ebenpildt des hanen ȼ

Der tu+ot sich dreystunt man(n)en

Mitt den flugeln ee er kra+:tt ȼ

Damitt er sich slecht zü aller stett


(116) katho Spricht vom tro+:um(m)

Du sollt trow+um nit geru+ochen               [= Dt. Cato 331f. u. 335f.]

wenn wir finden in den pu+och(e)n

wes ain man wachent begertt

Das in des ain traum gewertt


(117) Solius Spricht

Wach gern slaff nicht zü uil ȼ

Gib dem schlaffen ain massig zil

wann uil schlaffen machet trackhait

vnd ist ain sach der poßhaitt


(118) Ydola Spricht

WEr seinen nechsten hatt fu+.r go+vt

Das er gott selber eren thu+ott

vnd wer gott dancket vnd diene(n) ist

Den v(er)laßt er zü kainer frist<148v>


(119) Hainrich von zurch

Kumber trag ȼ

Nitt uil leutten sag

vnd doch nit verzag

Gluck kumpt all tag


(120) Schnoppffytzer spricht

Vil wisz vnd wenig sag ȼ

Nitt verantwurtt all frag

Red wenig vnd lasse war ȼ

Enlehen nit uil vnd haltz gar


(121) Haydecker Spricht

Er sey aigen oder frey      [Freidank 54,8-11]

Wer von purt nit edel sey

Der soll sich Edel machen

Mitt tugentlichen sachen


(122) Stumpffberger Spricht

Von grossen bo+:sen Sachen

So mag man gro+:ßlich swache(n)

vnd uon grossen gutten ding(e)n

So mag dem menschen wol gelyngen ȼ <149r>


(123) Hohenstainer Spricht

Er mu+oss haben ain stetten mu+ott

Der uil leutten will werde(n) gu+ot

Sich hör vnnd Schweyg

wilt du leben on neyd


(124) Waltkyrcher Spricht

Wu+:rd trew mit trew bezallt

So wu+:rd ich mit froüden alltt

Man sicht aber sellten     [= Freidank 44,11-12]

Trew mit trew vergellten


(125) O+:hin Bendel der maler

Byn Ich karg So styrb Ich ȼ

Zer ich so verdirb ich ȼ

Noch ist weger ich zer vnd v(er)derb

Dann das ich karg sey vnd sterb

<...>

<152r>

Ain gu+oter gesell spricht

WEr mir laid tu+ot                [= Lo1-105]

kain frid ward gemacht nie So gu+ot

Sich jch jn ainost an

jch denck jm vo(n) ganczem herczen dar an


Ain freyha<r>t spricht

WElicher fast trinckt on durst

vnd oft mynt on lust

vnd vil ysset on hunger

der möcht sterben also junger


Ain lerer spricht

Wje scho+:n wie from wie wandel frey

wie lieb dir dein hauszfraw sey

was die dir an ere vnd gu+ote gat

Sag jr das nit das ist mein ratt


Ain Doctor <danach gestr. es> der spricht

WEr sich zu+o vil verlaust auff den menschen hie jm zeit

Der wirt verlaussen so es jm am aller hertoste(n) leit

<...>


<155v> [vom zweiten Schreiber:]

Ain weysser man spricht

Du solt schallen zu+o maß

Das dich das gǔt nicht verlaß


Ich M. S. sprich

Will gott wol So gatz woll


[II. Reihe]


<156r>

(1) Gott der herre Spricht

Ayn Solich gericht will ich dir geb(e)n

Als du dich heltst Inn deinem leben


(2) Seneca der haydnisch maister

Hette sünd nicht Sunde nam(m)en

Dannocht wöllt Ich mich der sunde(n) scham(m)en ȼ


(3) Aristottiles der haydnischmaist(er)

Fu+.r war Ich euch verkundt ȼ

was schand ist das ist ouch Sund


(4) Oseas der Prophett spricht

Wer stellet nach der gerechtigkayt

Der hatt dem vnrechten widersait


(5) Moyses der Altuatter spricht

WEr gu+ottes waiß vnd arges tu+ott

Der Sundet mit v(er)dachtem mu+ot


(6) Amos der weyssag Spricht

Gerechtigkaitt ist hie ain hortt

vnd pringet vns ewige frou+:de do+:rtt ȼ <156v>


(7) Yeremias der p(ro)phett Spricht

Horet yederman die gerechtigkait geren ȼ

So wurd man Sunden uil emberen ȼ


(8) Zacharias der weyssage

Manicher waisz des rechten uil

Der doch das vnrechten nicht lassen will ȼ


(9) Abacuck der p(ro)phette spricht

Es kan vnd mag nicht anders gesein

wer hie sundet der leydet dört pein ȼ


(10) Enoch der weyssag Spricht

Wer Sundet vnd nicht bedencket sich

Der lebet gleych sam(b) ain vich


(11) Helyas der p(ro)phett Spricht

Fu+.r reychtum vnd alles gu+ott

Jst ain hortt der recht thu+ott


Ioachym der prophett

Volget her nach sich drauff <157r>


(12) Joachym der p(ro)phett spricht

Wer gu+ott hatt der hatt ere

Nyemant fragt furbasz mere


(13) Daniel der weyssag Spricht

Der ainen hielt darnach er ta+:tt

Maniger belib an eren sta+:tt


(14) Malachyas der p(ro)phett Spricht

Jn Süssen wortten zŭ maniger frist ȼ

Grosse vntrewe v(er)porgen ist


(15) Abyas der weyssag Spricht

Ob es dir ain weyl u+.bel gatt

So hoff das best ist mein ratt


(16) Ionas der Prophet Spricht

Bo+:se rede zu+: maniger frist

kainer antwurt wi(r)dig ist


(17) Abraham der Altuatter spricht

Ain yeglicher mensch zu+: schyrm(en) hat   [= Freidank 171, 3-4]

Die lu+:gin fu+.r sein missetatt <157v>


(18) Der pfarre(r) von kalnberg

Der pfenni(n)g macht den strenge(n) lyndt ȼ

vnd macht der waisen oug(e)n plind


(19) Der pfaff mo+:ttisz Spricht

Jn diser welt zȗ maniger frist

Der pfenni(n)g der hochst maist(er) ist ȼ


(20) Der Pfaff Ameys Spricht

Wer anderleutt will betriegen

Der mu+oss mit süsser rede uil liegen ȼ


(21) Mu+oscattplutt Spricht

Kurtze wortt ich loben will ȼ

lange wortt v(er)triessent uil ȼ


(22) Der Teychner Spricht

Der lestertt selten ainen man

Der sich selber erkennen kan ȼ


(23) Der Meychszner Synger

Sorgen machet grawe har ȼ

Wie wol der mensch nit hatt die jar ȼ <158r>


(24) Su+ochenwirtt der tichter

Es wu+.rtt hartt funden ain man(n)

Der da sey aller tadel onn


(25) Der munich von Salczburg

Der tor kain paucken trag(e)n sol

wann er ist sunst erkennet wol


(26) Galeas der zauberr(er) spricht

Maniger von frawen úbel redt

vnd nit waiß was sein mu+ott(er) tätt


(27) Heggelbach der aubentur(r)er

Lu+:g nicht arm man ȼ

wann es gehortt gross h(er)n an


(28) Quatterloch der herolt

Mich tu+ott nicht hertter betrieg(e)n

Dann schon tu+:n vnd mich anliegen ȼ


(29) Moreller der Zauber(er) spricht

Schweygen nyemant arges pringt

kainem klaffer selten wolgelingt


ker vmb her Gynhaintz <158v>


(30) Wassilico der hochmaist(er)

Sweygen ist vast gu+:tt                    [= Anfang der nütze(n) ler, Bl. 152v]

Reden ist noch besser der Im recht tu+ott ȼ


(31) Andronico der Hayden

Das ist gar ain gu+oter list ȼ     [~ Freidank 165,9-10]

Der seiner zungen mayster ist


(32) Juuenalis der lerer spricht

Ayns mans red is ain halbe red

Man solle Sie verhören bed


(33) Johelis Spricht also

ES hatt nyemant gu+otten mu+ott   [= Freidank 78,9-10]

Dann der gottes willen tu+ott


(34) Plato der mayster spricht

Wie wol man dich ist fragen ȼ

Noch solt du haymlich ding nit sagen ȼ


(35) Hermogynes der hoch lere(r)

On sorg vnd on müe ain reicher ma(n)

Den reychtum nit gewynnen kan


Sich fu+.r dich <159r>


(36) Ouidius der lerer Spricht

Fur alles gu+ott zŭ loben ist ȼ

Ain gu+otter laymunt zü aller frist ȼ


(37) Casydorus Spricht

Wilt du leben fridleych ȼ

So nym ain haußfrawe(n) dir geleich


(38) Terencio der Iuden maist(er)

Der wu+.rtt selten ain wirdig ma(n)

Der da nichtz v(er)sweigen kan ȼ


(39) Maister Ermes der greyse

Wer sein aigen schuld ist sagen

Der kan der fremden nicht verta+vgen ȼ


(40) Auicena der maist(er) spricht

Yederman geuelltt Im selber wol   [= Freidank 84,6-7]

Des ist des landt der toren uol


(41) Melichysedech Spricht

Maniger seiner hoffartt wol ember

West er wer sein vatt(er) vnd mu+ott(er) we(r) <159v>


(42) Ott von Rynderpach

Es ist layder worden newe

Gu+ote red vnd valsche trew


(43) Lienhartt vnmüssig

Du solt nit grossen jam(m)er hon

Nach dem das dir nit werd(e)n kan ȼ


(44) Johannis von Stauffen

Schweyg gedenck vnd lach ȼ

Gedult u+.ber kom(m)et uil sach


(45) Baron der Hayde spricht

Lasse yederman sein wer er ist

So sagt dir nyema(n)t wer du bist ȼ


(46) Conrat von durnegg

Wenne der allma+:chtig gott wil

So verkertt sich der sach(e)n uil


(47) Aberlin von weyler

Sich Selber nyemant loben sol   [= Freidank 61,3-4]

jst er frum man lobt In wol


Sich am and(er)n platt <160r>


(48) Seyfrid von heuchling(e)n

Standt vnrechts nyemantz bey                   [= Dt. Cato, 115 f.]

wie lieb dir der freundt sey


(49) Malichon Spricht

Sorg vnd sorg doch nit züuil ȼ

Es gatt dannocht wie gott wil


(50) Gabriel von Rúckxing(e)n

Lise vnd höre die gepott ȼ

vnd vernym das recht durch gott


(51) Graf Herman(n) von Sultz

Wer liset das er nit verstatt                  [= Dt. Cato, 51 f.]

wie paldt er sich versaumet hat


(52) Basson der Hayden Spricht

Sich wem du porgest                           [= Dt. Cato, 71 f.]

Das du darumb nicht sorgest


(53) Absolon der Schon Spricht

Du solt geren gellten ȼ                         [= Dt. Cato, 73 f.]

vnd hab wirtschafft seltten ȼ


(54) frawe Iudith Spricht

Du solt schallen ze mass                   [= Dt. Cato, 75 f.]

Das dich das gu+ott nicht lass


ker v(m)mb her Gynmaul. <160v>


(55) Her Herman(n) von Sachssenhayme ritter Hofmaister

So du wurdest reych ȼ                        [= Dt. Cato 79 f.]

So betrag dich erbercleych


(56) Graue fridrich vo(n)n O+:ting(e)n

Nach grosser kostung solt du spare(n)

vnd vor schanden dich beware(n)


(57) Germach Babylon Spricht

Schier hatt verlorn ain man

Das er Inn langer zeitt gewa(n)n


(58) Graue Herman(n) von wartberg

Hab an dein gericht vesten mu+:tt

So man dir vnrecht tu+ott ȼ


(59) Saban Hayden Spricht

Sich frawet nit lang ain man ȼ

Der mitt vnrecht Sig gewan


(60) Her Steffan von Sumeraw

Widerrede nit allayn ȼ        [Nr. 61 u. 62 bilden einen Vierzeiler = Dt. Cato 327-330]

Der leutt vrttail gemain ȼ


(61) Zyfilius die Iudin spricht

Durch das du In allen ȼ

Nicht tu+:est misseuallen ȼ <161r>


(62) Golyas der ryse Spricht

Du solt des rechten begeren ȼ

Des vnrechten gar emperen(n)


(63) Der weyse man Spricht

Das gericht hatt den sytt <gestr. dag>

Das es will das man es pitt


(64) Esaw der Iud Sprichtt

Du solt dich erparmen(n) ȼ

An dem gericht u+.ber die armen(n)


(65) Ysrahel Spricht also

Sprich rechte vrtayl ȼ

Dein zung sey dir nicht fayl


(66) Graue Conrat von weyynsperg

Vor gott wurt er verschmacht   [= Freidank 50,20-21]

Wer recht zü vnrecht macht


(67) Graue luwig vom dornberg

Den myn(n)dern nicht verschmäch

Durch dein krafft biß nicht zü gäch ȼ <161v>


(68) Gedeon der Iud Spricht

Sa+vnfft gewunnes gu+ott ȼ  [= Freidank 56,21-22]

Macht u+.brigen mu+ott ȼ


(69) Iubel der hayden Spricht

Der ougenschalck endienet nicht

wann so es der her(r)e an sicht


(70) Gabaon Spricht also

Ayn Schönes weyb mitt rayne(n) sitt(e)n   [~ Freidank 100,26-27]

Die soll nyema(n)t laster an pitt(e)n


(71) Rabein der alt Spricht

Der hatt sein er nit wol bewartt   [= Freidank 105,1-2]

Der sein weib mitt ainer and(er)n spartt ȼ


(72) Messyas Spricht also

Niemant mag zü langer zeitt   [= Freidank 60,13-14]

Grosz ere haben one neydt


(73) Der alt Bagan Spricht

Jch misseualle manigem man   [= Freidank 124,7-8]

Der mir ouch nit gefall(e)n kan


(74) Achyr Spricht also

Mich grǔsset allewege Sorgen   [= Freidank 58,23-24]

Zum ersten am morgen<162r>


(75) Zabalon Sagt ouch also

Die vns gu+ott ebenpildt soltent geb(e)n   [= Freidank 69,21-22]

Die velschent all Ir selbs leben


(76) Roboam der Iude Spricht

Vnd die ouch bu+ochmaister sindt

Die sind an beschaidenhait plindt


(77) Rosyel Spricht das

Jch wen das nyemant so reyche(r) leb   [= Freidank 111,14-15]

Er gehaisz mer dann er ga+eb


(78) Olifern Spricht also

Man mag aller handt spil ȼ   [= Freidank 117,4-5]

Treyben biß sein wurtt ze vil


(79) Gymel der Iud Spricht

Liegen triegen ist so uil    [= Freidank 166,3-4]

Das man es zü recht hab(e)n will


(80) Palaam der weyssag

Wer merckt was er hatt geton(n)   [= Freidank 113,8-9]

Der latt mich wol sein huldt hon(n)


(81) Sarich der hayden Sagt

DEm alle welt das beste gicht   [ Freidank 101,23-24] [Nr. 82 u. 83 bilden einen Vierzeiler]

Dem hatt sein tumes weib v(er)nicht <162v>


(82) Cados Spricht also

ES findet an Im ain yeglich man(n)   [= Freidank 62,12-13]

Zú schelten gnu+og der es merck(e)n kan


(83) Kunig Astrahes spricht

Maniger ist vnmere ȼ                           [= Freidank 110,3-4]

Da er geren lieb were ȼ


(84) Ioras der hayden spricht

Die milt ist von tugent nicht

Die von fremdem gu+ot geschicht


(85) Chos der Iude Spricht

So sere nyemant misse thu+ott ȼ   [= Freidank 107,12-13]

Er wölle doch dabey wesen gu+ot ȼ


(86) Salatyn Spricht also

Wen benüget was er hatt ȼ              [= Freidank 43,10-11]

Der ist reych wie es gatt


(87) Gloriat Sprichet

Die faulen begerent nit mere          [= Freidank 92,9-10]

Wann saunfft leben on ere


(88) karlan Saget ouch also

Das hertze wainet manige stundt   [= Freidank 32,15-16]

So doch lachen mu+osz der mundt  <163r>


(89) Sampson(n) der Starcke

Sprach ich die warhait allezeitt      [= Freidank 74,23-24]

So fundt ich manigen wider streytt ȼ


(90) Aleph Spricht

Wenn ich der bösen huldt hon(n)   [= Freidank 90,21-22]

So han ich ettwas misseton(n)


(91) YSaac der altuatter spricht

Schultt ain dieb den and(er)n dieb   [= Freidank 47,12-13]

Das wer Iren nachpaure(n) lieb


(92) Abraham Spricht also

Man wu+.rtt bey gu+oten leutten gu+ott   [= Freidank 107,10-11]

Vnd bey ubeln u+.bel da man ubel thu+ott ȼ


(93) Jacob Spricht also

Fro+:lich sein In armu+ott ȼ                [= Freidank 43,20-21]

jst grosz reichtum(b) on gu+ott


(94) Moyses Spricht

JSt Scho+:nes weyb getrewen(n)     [= Freidank 100,4-5] [Nr. 95 u. 96 bilden einen Verzeiler]

Der lob sol wesen newen ȼ


(95) Tobias Spricht

Und wu+.rt ain weyb zu schalle        [= Freidank 103,1-2]

So schilt man sie alle ȼ <163v>


(96) Weygant Spricht also

Weger ist die sund gelon(n) ȼ

Wann gepeycht vnd pu+osz geton(n)


(97) Saron Sprichtt

Hab gott lieb vor allen dingen

So mag dir nym(m)er misseling(e)n


(98) Bafaren Spricht also

Der ist an eren lam(m) ȼ

Der nit hatt zucht vorcht vnd scham ȼ


(99) Iochatten Sprichet also

Wilt du ewiglich wonen bey gott

So furcht In vnd halt sein gepott ȼ


(100) Agur Spricht also

Sünde nicht auff gottes barmhertzigkait ȼ

laße dir deines nechsten(n) tru+:bsal wesen laydt ȼ


Su+och furbaß vnd guggk <164r>


(101) Gott Spricht aber also

Was du lieber hast dann mich

Das ist dein gott sicherlich


(102) Silibunt Spricht also

Hab es fur ainen weisen list

Verschweig was da haymlich ist


(103) Barbathan Sprichet

Wiltu dein leben In frid bewachen

So red nit uil zȗ allen sach(e)n


(104) Fanyger Sprichte <sic>

Bisz warhafft mit mund vnd handt

So verstu dester baß durch alle landt ȼ


(105) Lattroych Spricht

Biß nit zȗ schnell in deine(m) mu+ott

Das kompt dir zwar gar dick ze gu+ott


(106) Patriture spricht

Nitt rich In zorn dein rach spar

Dein ere dein nutz hiemitt bewar ȼ


Kers platt vmbe <164v>


(107) Tancredus Spricht also

Nym(m)e nyemant sein ere noch gu+ott

Das zym(m)pt wol des biderben mu+ot


(108) Gswistardus Spricht

Behu+:tt dein Synn vor weynes krafft ȼ

Das der dir nit werd Sighafft


(109) Sigismunda Sagt also

Gedenck das du mu+ost sterben ȼ

Dar umb lern gottes huld erwerben ȼ


(110) Nectanubus Sprichet also

Eerzaig erpa+:rmde weyb vnd ma(n)

So gett dich dest(er) mer glu+ecks an


(111) Olympaydis Spricht also

Zu dem bekannten geselle dich

Vnd nit zȗ dem fremden das rat ich ȼ


(112) Elysam Spricht also

Nit glaub gelaub <sic> zȗ paldt was yemant sag <165r>

Es sey von fro+:d oder uon clag


(113) Salmanasor Spricht

Fleuch krieg vnd widerwerttigkait

So beleybest du In frid one laid


(114) Araan der Iude Spricht

Nitt getraw zeuil dem selben ma(n)

Der dir vor zeitt on schuld waz gran ȼ


(115) Raguel Spricht also

Verlorne sach vnwiderpringlich

Damit solt du nit bekum(b)ern dich ȼ


(116) Wandelreich Spricht

Nitt fröe dich deines nechsten(n) schaden ȼ

So wúrst mit glu+.ck dest(er) mer beladen ȼ


(117) Adrian Spricht

Nitt krieg mit dem obern dein

So magst du lang In frid sein <165v>


(118) Jonas der p(ro)phett Spricht

Vor weybe(n) vnd deinen kynden gu+ott

Hab haymlich sach vor Inn hu+ott


(119) Ysmahelica Spricht also

Nitt sag alles das dir sey kundt

la+:g malnschlosz an deine(n) mundt


(120) Gamuel der weyssag Spricht

Nitt glaub aller menschen Sag

So beleybest du In ru+oe on clag


(121) Olibryus der p(ro)phett Spricht

Nitt beger alles das du sichst an

So bist du gein gott dest(er) besse(r) man(n)


(122) Theodosius Spricht also

Schweyg meyd vnd vertrag

Biß das es besser werden mag


(123) Nabuchodonosor Spricht

Ein man sol steigen In der Jugent    [= Freidank 118,27-119,1]

Von ainer tugent zu+o and(er)n tuge(n)t


(124) Pfara(n)n der kunig Spricht

Der man ist ellend one gu+ott           [= Freidank 57,12-13]

Was er kan oder was er tu+ott <166r>


(125) Natton der weyszsag Spricht

Er hatt eren nicht ȼ

Der die leutt vngeren(n) essen sicht


(126) Ioseph von Armatya Spricht

Dem argen hertzen laid geschicht   [= Freidank 91,4-5]

So er geben müß oder geb(e)n sicht


(127) Hellenprecht der gu+ot Spricht

Schluff ain Schalck In zobels balck   [= Freidank 49,19-20]

Dannocht wer er ain schalck


(128) Eraclius der maister spricht

Ein böser man mer eren gertt            [= Freidank 89,20-21]

Dann <Nasalstrich ü. nn> er sich selb dunckt wertt


(129) Ysay der alte Sprichtt

So toren will fu+.r sich gatt ȼ              [= Freidank 85,1-2]

So tu+ett er nicht wann <Nasalstrich ü.nn> missetatt


(130) Magrobius der maist(er) spricht

Geben tu+ett dem miltten baß  ȼ       [= Freidank 86,12-13]

Dann <Nasalstrich ü. nn> empfahen wissent das <166v>


(131) Maister lott von Gmundt

ES gibt die lenge gar bösen lon(n)

Weyßlich reden vnd törisch tu+on


(132) Sermoniale Spricht also

Gewalt vnd ere vergessen tu+ott        [= Lo2-157]

Vil dick des alten freundes gu+ott


(133) Ambrosius der lere(r) Spricht

Freund hon Ich y(m)mer uil ȼ            [= Freidank 95,22-23]

Die weil ich Ir nit bedurffen will ȼ


(134) Maister Andreas Eu+.tting(er) spricht

Was der boß böses sicht ȼ               [= Freidank 89,2-3]

Das sagt er vnd das beste nicht


(135) Crisostom(m)um der lerer Spricht

Nyemant kan die besten außgelesen ȼ         [= Freidank 90,25-26]

Dann nyemant will der bo+:ste wesen ȼ


(136) Gyecy der hay<d>nisch maist(er) spricht

Hab go+:ttlich voricht red fraw(e)n wol

Vnd bisz ain man wa man sol <167r>


(137) Sybanus der gross maister

Ayn man soll gu+ott vnd arg v(er)ston(n)   [= Freidank 110,23-24]

Das beste tu+on das böste lon ȼ


(138) Pryamus Sprichet also

Wer mercket u+:bel vnd gu+ott ȼ   [= Freidank 107,8-9]

Der waiszt wol was er missetu+ot


(139) Her ybwein Sprichet also

Biß fro da yemant geschehe wol

Das ist tugent die man lob(e)n sol


(140) Cyspe die frawe Sprichet

Was mercke das lasze ȼ

Alle ding tü mitt masse ȼ


(141) Tristram der ritter Spricht

Du solt fliehen mu+:ssigkaitt        [= Lo2-176]

Vnd su+och deiner hend arbait


(142) fraw Ysott die kunigin Spricht

Lebe recht nach deiner Ee ȼ

Das deine(r) Sel geschech icht wee


Sich drauff vnd ker vmbe <167v>


(143) Daniel vom Plu+:enden(n) tal Spricht

Wer Sich fleisset gu+otter sytt ȼ            [= Freidank 108,23-24]

Dem volget dick selde mitt


(144) Wygolays vom rad Sprichet also

Wer nicht u+.ber sehen will                   [= Freidank 93,16-17]

Der hatt meiner sorg(e)n uil


(145) Wilhalm von Orantz Spricht

ES machet dick valscher gru+oß         [= Freidank 44,27-45,1]

Das man mit valsch antwurtt(e)n mu+oss ȼ


(146) Lantzilett der ritt(er) Spricht

Wer schon In seiner masse kan ȼ      [= Freidank 114,9-10]

Geleben der ist ain weise(r) ma(n)


(147) Wigamur Spricht also

Vil lieb sind weyb vnd kyndt                  [= Freidank 56,1-2]

Gewynne michels lieber sind


(148) Gamuret Spricht also

Wer Schilttet wider Scheltten               [= Freidank 63,2-3]

Der will mitt laster gelten ȼ <168r>


(149) kunig Dauit Spricht

Gold Silber Edel gestain wu+.rt dir layden

So dein Sele von deine(m) leib will schaiden ȼ


(150) kunig Salomon(n) Spricht

REde wenig wisz uil ȼ

Das best sag das boßt hill


(151) Millesius der p(ro)phett spricht

Gedenck wol der rede dein

Das wortt gett nit wider ein


(152) Sibilla Samaa spricht

Mensch schaw vnd merck dich eb(e)n

So wirt dir layden u+.ppig leb(e)n


(153) Sybilla delphica Spricht

Mensch gott tu+ott alleweg das sein(n)

Nym war empfach In vnd tü ouch das dein ȼ


(154) Sybilla Tyme(r)ra Spricht

Wer geren burg wu+.rt vnd krieg schaydet ȼ <168v>    [= Lo2-133]

Wiß das dem sein leyb vnd gu+ott laydett ȼ


(155) Sybilla Tyburtina spricht

Den haysset man pillich ain gelertten man

Der yederman sein sach zum(m) besten keren kan


(156) Sybilla libica Spricht

Gewalt vnd ere vergessen tu+ott

Vil dick des alten freundes gu+ott


(157) Morolff Spricht

Go+:ttlich vorcht vnd weltlich scham(m)

Zyeret wol aine(n) yeglich(e)n man


(158) Orphanus der gSangmaist(er)

Es richt ain besynnter kluger man

Alle sein sach nach dem best(e)n an


(159) Nepptimo Spricht also

Wa nicht ain gu+otter regierer ist

Da gatt das volck Irr zü manig(er) frist ȼ <169r>


(160) Sympfmachus Spricht

Wa uil gu+otter ratt sind ȼ

Da ist glu+.ck vnd hayl Ind


(161) Syrophus der lere(r) Spricht

Wie mag Ich den haben fur ain weisen man ȼ

Der Im selb nicht ratten kan


(162) Sant Ambrosius Spricht

Gedacht der mensch wan(n) wie oder wo ȼ

Er wúrde seltten ym(m)er fro ȼ


(163) Nicolaus delyra Spricht

Ju+:ngling du sichst dich selber vast an ȼ

Der dir das Inner auß keret du werest ain ander man ȼ


(164) Johannes Spricht also

Wer hie nach leybes lust allezeitt wirbet ȼ

Des sele dortt ewiglich v(er)dirbet


Sich drauf vnd ker vmb <169v>


(165) Seneca der haydenischmaist(er)

Wie offt der tor In den Spiegel sicht           [= Freidank 123,2-3]

So erkennt er doch sich selber nicht


(166) Maister Seglawer Spricht

Ere gu+ott vnd ouch weyshait                    [~ Freidank 92,8/7]

Hatt nyemant one arbaitt


(167) Ain Gu+otter Geselle

Jch waisz kain kling die wirscher schirtt ȼ   [~ Freidank 122,11-12]

Dann da ain pawr zü ainem Edelman wu+.rtt


(168) Doctor dynckelspu+.hel Spricht

Durch weyb vnd durch spiles lieb             [= Freidank 48,11-12]

Wu+.rtt uil maniger zu+. dieb


(169) Doctor mottschidler Bischof

Der dieb gedorst nicht gestel(e)n            [~ Freidank 46,25-47,1]

Hu+.lffen Im die leu+.tt nit helen


(170) Maister Gottfrid von wu+.rtzburg

Trunckenhait ist selten gu+ott                  [= Freidank 94,1-2]

Sie tobet vnd velschet <l ü. e nachgetragen> weisen mu+ot <170r>


(171) Petter von Stainhartt

Trunckenhayt ist ain raub d(er) tuge(n)t gar   [~ Freidank 94,3-4]

Sie ist des todes pildt nu nem(m)et war


(172) Schu+olpriester von O+:ting(e)n

Trunckenhait ist selten frey ȼ                   [= Freidank 94,7-8]

Da sey su+:ndt schad vnd schandt bey


(173) Maister Hainrich von Stainhaim(b)

Maniger mir die strasz wertt                    [= Freidank 135,16-17]

Die er doch selber geren vertt


(174) Maister Conrat von dornstat

Lobe nicht den man ȼ

Bisz du besehest was er kan ȼ


(175) Seyfrid von wilburgstetten(n)

Du solt fliehen mu+:ssigkaitt                 [= Lo2-142]

Su+:ch deine(r) hand arbaitt


(176) Symon von Hyrszprunnen(n)

Mich duncket er sey Eulen gslacht       [= Freidank 145,19-20]

Der fu+.r den tag nympt die nacht


(177) Sigmundt von Awhawsen

Scham vnd zucht nicht verlaß

So volgett dir hail vnd selde nach<170v>


(178) Hainrich von Morszprunn <Nasalstrich ü. nn>

Die geyren fliege(n)t geren dar           [=  Freidank 142,19-20]

Da sie des a+uses nement war


(179) Hanns Schagk von Wallerstain

Wa der wolff den Bock bestatt            [= Freidank 137,21-22]

Ich waisz nit we(r)s bessers hatt


(180) Doctor knorr von Onolspach

Das gauchs gesanck ist niend(er)t wert   [= Freidank 143,15-16]

wann da man nit bessers gertt


(181) Maister Steffan von weinberg

Ayn pfell ist besser auff dem tisch   [= Freidank 146,13-14]

Dann jnn dem wasse(r) ain groß(er) fisch


(182) Her Conratt von warpperg

Ayns rindes schenckel nympt ein hund   [= Freidank 138,3-4]

fur rottes goldes tausent pfundt


(183) Sigmund von hohentrühending(en)

Der fuchsz za+:gel must my(n)nd(er) sein   [= Freidank 138,25-26]

vnd weren sie alle gúldin ȼ


(184) Doctor Egreyge von zolern

Die mugg mu+"ß sich sere mu+oeen

Will sie den Ochssen u+.ber lu+:en <171r> <Schreiberwechsel>


(185) Ain gu+oter maister spricht

Stech ain aid als ain dorn                    [= Freidank 122,21-22]

jr wurden nit So vil geschworn


(186) Maister Conrat vo(n) ho+:chenberg

Niemant sich selbs loben sol             [= Freidank 61,3-4]

wer frum ist man lobt jn wol


(187) johan(n)es der timpentamper

Las fremde sach gu+ot sein

hab jmer danck besorg das dein


(188) der weyß man Salomonis

Wer von su+.nden feyren mag           [= Freidank 36,23-24]

das ist gar ain rechter veirtag


(189) der weyß man romolus

Wa synd die der rom e was               [~ Freidank 148,22-25]

jn jrem palast wechst yecz das gras

herschaft nym pild da bey

was dein ere nach dem tod sey


(190) der weysz man ysiderus

Schweig e du schweygen mu+ost

volg e du vnrecht tu+ost <171v>


(191) Der lerer der zweifelhait

Besser ist zwir gemessen                [= Freidank 131,23-24]

dan(n) ainstend vergesse(n)


(192) Der v+ocz acht sein nit spricht

Ain vngesto+:mer gast                          [= Freidank 131,5-8]

ist aine(m) ar men wirt ain schwe(re) last

ist dan der wirt auch vnbeschayde(n)

Das kompt jn zu+o schaden bayden


(193) Johannes der kotz spricht

Wer all wu+:rm fu+:rcht vnd den schein des mon

Der soll nit durch vil weld gan <172r> <Schreiberwechsel>


(194) Maister Symon von wemding(e)n

Wer füchs mit füchs fahen sol                 [= Freidank 139,3-4]

Der müss Ir steyg erkenne(n) wol


(195) Doctor Seyfrid von grewselbach

Gieng ain hundt ze tausent stund           [= Freidank 138,5-6]

Ains tags ze kyrchen dannocht wer er ain hundt ȼ


(196) Mayster herman von Schopffloch

Wer dem flu+eß seinen fluß wertt

Der hatt In der speys v(er)kertt


(197) Her petter von Du+.rwang

Wie man fertt dem hundt mit                  [= Freidank 138,1-2]

Er hatt doch hundes sytt ȼ


(198) Maister Dold von Ellwangen

Bey hunden vnd bey katzen ȼ                 [= Freidank 138,15-16]

Was ye beyssen vnd kratzen ȼ


(199) Doctor Scherb von feúchtwang

Wenn sich der fu+"chs mausens scham(m)pt   [= Freidank 138,21-22]

Sohett er ger(e)n ain hoher am(m)pt <172v>


(200) Fridrich. kon(n). von Haynszfurtt

Forcht macht leowen zam(m)                [= Freidank 53,15-16]

Der eren Besem das ist scham(m)


(201) Conrat Seltzam von koln

Wa ich waiß das wolffes zandt             [= Freidank 137,23-24] [= Lo1-104]

Da will ich hütten meiner handt


(202) Peter Stotzinger von kregling

Manich hund uil wol geporet                [= Freidank 138,9-10]

Der doch der leutt varet


(203) Iohannes Schon von Ehing(e)n

Der leo nym(m)er sol clagen ȼ            [= Freidank 136,13-14]

vnd wo+:llent In die hasen jag(e)n


(204) Maister hu+.rlinger von  No+:rdlinge(n)

Solltt ich allewegen hab(e)n was ich wöllt ȼ

So tätt ich nym(m)er gar das ich sollt ȼ


(205) Seyfrid Spitzenberger

Vmb das vnrecht boß gellt ȼ

Er zürnet man offt gott vnd die welt


(206) mein fraw uon hodenpach ȼ

Mein aynickait dunckt mich gu+ot

Jch sich wol wie ains dem and(er)n tu+ot

<187v> [Auszüge aus Freidank u.a., z.T. anderen Verfassern zugeschrieben - keine Autoritäten]


(1) Maister Conrat von Rogg(e)nveltt Spricht also

JCh ho+ere jehen die weysen            [= Freidank 79,19-80,1]

Ain nagel behalt ain eysen

Ein eysen ain roß ȼ Das roß den man

Ain mane ain burg Der streytten kan ȼ

Ain burg ain land bezwinget

Das es nach hulden dinget

Der nagel der ist wol gewan(n)t

Der eysen roß man burg vnd landt

So hoher eren geholffen hatt

Dauon sein nam so hoch statt


(2) Doctor Spolaty Spricht

Man gewynnet das hymelreich              [= Freidank 66,13-18;  66,19f.; 135, 10f.]

Jn dem wesen vngeleich

Ainer es mitt gewalt hatt

Der sich selber wol versta+vtt

Der ander sich gen hymel stiltt

Der gu+ett ist vnd das sere hilt

Das des nyma(n)t wurt gewar

vber lautt noch offenbar ȼ <188r>

Der dritt kaufft es one neydt

Der aigen vnd Almu+osen geytt

Wie die leutt geschaffen sindt

Wir seyen doch all Adames kind


(3) Aber ain gu+:ter artickel spricht Maister Conratt Lappleder von Teyni(n)gen genant Bolstatter

Soltten toren vnd weiß leu+.tt    

Zü ain ander zieh(e)n morg(e)n od(er) hu+:tt

Mitt zwayen Bauern In ain feldt

So sa+ech man vngeleiche zeldt

Die toren hetten ee tausent ma(n)n

Fu+.r war gen Siben weisen sto(n)n

Hatt anders yema(n)t weisen mu+ott

Dann der gottes willen thu+ott

So sind uil mer toren kyndt

Wann der weisen leutte sindt

Ee ich ain tore wol<t> sein ȼ                      [= Freidank 85,9 f.; 82,20 f.]

Jch ließ Ee rom vnd wer es mein(n)

Der tor hatt gesellen uil ȼ

Die weil er ain tor wesen wil <188v>

Findet ain tore newe sytt                            [= Freidank 82,18 f.]

Dem volgent uil toren mitt

Wenn es dem toren missegatt                [= Freidank  81,18/17]

So nympt er von dem weise(n) rat

Daru(m)be nem Ich ains weisen mu+ott  [= Freidank 80,16-19]

Fu+.r zwayer reicher toren gu+ott

Manig(er) tor sprichet weise wortt

Vnd waiß doch nit Ir rechtes ortt

Bey den leutten kennt man den tore(n)   [= Freidank 82,10 f.]

Vnd den Esel bey den oren ȼ


(4) Aber ain gu+oter Artickel

Böser amptlütt die her(re)n engelten(n)

Das sie ander leutt uil dick schelt(e)n

wann die bösen ratt geben ȼ

verwurcken dem her(re)n ere vnd leb(e)n

Jst das nicht ain arger mu+ott

Das die Jaherren loben alles das der herre thu+ott ȼ

Des wu+.rtt er an eren kranck

Wann aigner will hat seinen ganck <189r>

Man merckt bey dem ratt wol                    [= Freidank 72,17f.]

Wie man den her(re)n hab(e)n sol

Dem herre(n) es pillich missegat

Der die Jaher(re)n nympt an sein rat.


(5) Ain artickel von der trun<n>ckenhait

Ayn fich das lútzel synn hatt    [= Freidank 94,17-22; 94,9f., 95,2 f.; 94,11f.]

Wenn es von dorf ze feld gatt

So erkennt ain yeglichs wol

Haus vnd hof vnd da <es> keren sol

So trincket laider manig man(n)

Das er weder haus noch hof erkenne(n) kan

Sorg zor(e)n vnd trunckenhait

Tu+:nd den leútten uil ze laydt

Meett <über ee ein a> vnd wein sind baide gu+ott

Fúr durst fu+.r sorg fúr armu+ot

So der wein kompt In das houpt

So ist armütt beraupt ȼ


(6) Ain Arttickel von frauwen vnd bösen weyben den merck gar eb(e)n <189v>

Spricht Walther Veldtygel von Wallerstain ȼ

Selltten wurtt seins leydens ratt

Der ain u+.bels weib hatt

Dauon hütt dich zü aller frist

Vor der fraw(e)n die vnendlich ist

Das du jr tocht(er) nit nemest sicherlich

Wann sie wurt geren der müt(er) gleich

Wann nie kain erger tyer ward

Dann ain weib von wilder artt

Wem aber ain gu+otte ist beschertt

Wa er Inn dem lannde fertt

So ist er ain sälig man ȼ

Wann sie mitt Iren zuchten(n) kan

Gemeren Ir baider saligkait

Sie ist ain kron der wirdigkait

Seltten widerfertt dem laidt

Die Iren man geren vertrayt

Auch soll der man Ir pfleg(e)n schon

So geit In baide(e)n gott ze lon ȼ

Das sie mitt fröuden alltten ȼ

Vnd leybe vnd sele behalten ȼ

Amerel <190r>


(7) Aber ain gu+otter Arttickel  <auf dem Kopf stehend in der Zeile darüber:> Spricht Symon Balder(er)

Wol der Statt die gerichtet hatt

Mitt weißhaitt also jren ratt

Das da die Iungen leútt  ȼ

Der alten lere volge geitt ȼ

wa der Iungen tum(b)es leben ȼ

will gen der weisen witz streben

So hebt sich angst vnd nott

Schad Schand vnd gäher todt


(8) Spricht Hainrich vonn Schillingszfürst den Artickel

Hieltt man ain yeglichs dar nach es tatt ȼ

So beliben uil an ere(n) stet

Seytt es aber darzü ist kom(m)men.

Das man den bösen heltt als den from(m)en

So mag es die leng nicht besten

Das es mit liebe müge ergen(n)

Den Sa+vm(m)en kan der teúfel geb(e)n [= Freidank 67,25-68,1]

Der velschet alle rechte leben

Wer vnder wolffen ain schaff ist

Den hat betrogen des teufels list <190v>


(9) Von richtern(n) ain Stucklin vnd artickel

Ob der teufel were <darüber ein er-Kürzel> ȼ

Der wellt richtere ȼ

Er richt basz als ich verston(n)

Dann noch die richter haben(n) geton(n) ȼ

Der teufel muß richte(n) one list ȼ

Als Im von gott erlaubet ist ȼ

Der teu+.fel keret dehainen seinen list ȼ

Nach dem der sein aigen ist ȼ

Wer seinen wercken wider sta+vt

Dar an keret list vnd arg(e)n rat

Das ich den teufel vnd den todt

Mu+oss fúrchten das ist ain nott

vnd doch entwede(r)s nie gesach

vnd fúrcht doch Ir vngemach

Jch mu+osz hintz In baid(e)n angst hon(n)

vnd enweisz doch wie sie sind geton(n)

Der teufel hatt durch seine(n) spott

Mer marterer <darüber ein er-Kürzel> dann <über nn ein Nasalstrich> gott ȼ

<191r> Got mocht den teufel nym(m)er basz ȼ

Gehönen so das er so hoch sasz ȼ

Des teufels rüw gendt noch fu+er ȼ

Ee yeman dienst gen In v(er)lu+.r

Stündt es u+.ber tausent jar

Er v(er)gess es ny(m)mer vmb ain har

Der teúfel waysz gedencke nicht

wan(n) als ers an den wercken sicht


(10) Spricht Iohannes Horburger ain Spruchlin vom liegen ȼ

ES schadet liegen uil sere.

vnd hilffet die va<l>schere ȼ

Man mu+osz vmb ere liegen ȼ

Vnd mitt triwende triegen ȼ

Es lachet dick ain vnschuldig ma(n)

wenn man In lüget an ȼ

wie vnschuldig ist ain man(n)

Man mag In dannocht lieg(e)n an

Mercket wer vnschuldig ist <191v>

Den kan dehain man(n)es list

Mitt dehainer handt sach(e)n

vor gott schuldig machen

Neyemant kan sich lüg erwere(n)

NOch vor scheltten wol ernere(n)

Lug schaidet frunde uil ȼ

Wa man lüg gelauben will


[Die Worttrennung wird zugunsten der Versgestaltung nicht übernommen. Ignoriert werden sämtliche Halbvirgeln ohne erkennbare syntaktische Funktion und Zierpunkte vor und nach den Autoritäten-Nennungen (Drei Punkte). Die Paragraphenzeichen (ȼ) wurden beibehalten (obwohl auch hier keine Systematik erkennbar war).]