Zü3

Aus Autoritäten
Version vom 11. August 2023, 22:43 Uhr von Useelbach (Diskussion | Beiträge) (Seite angelegt)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Zü3

Zürich Zentralbibliothek, Cod. S 318
Umfang 620 Seiten; hier S. 142 (Bl. 76v) -146 (Bl. 78v)
Datierung zw. 1479 (Bl. 1r) und 1580; Autoritäten-Sammlung zw. 1479 u. 1518 (s. Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung)
Schreiber Hans Vogler (Bl. 1r)
Schreibsprache Südalemannisch (südl. Bodensee; Ort: Altstätten im St. Galler Rheintal)
Inhalt Sammelhandschrift; 'Familienbuch' Hans Vogler d. Ä. u. d. J.; darin u. a. Stricker 'Pfaffe Amis, 'Cisioianus', Freidank, Hans Sproll
Anzahl und Form 23 Vierzeiler, 1 Vierzehnzeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und

Handschriftencensus

Katalog
  • Mohlberg, Leo Cunibert: Mittelalterliche Handschriften. Zürich 1952 (= Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich I), S. 87, 366 f.
  • Gagliardi, Ernst und Forrer, Ludwig: Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich II: Neuere Handschriften seit 1500. Einleitung und Register von Jean-Pierre Bodmer. Zürich 1982, Sp. 1292.
Archivbeschreibung -
Literatur
  • Häne, Johannes: Das Familienbuch zweier Rheinthalischer Amtmänner des XV. und XVI. Jahrhunderts (Hans Vogler, der Reformator des Rheinthals). In: Jahrbuch für schweizerische Geschichte 25 (1900), S. 43-80.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 46, 54, 61.
  • Gärtner, Kurt: Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung. Die Vierzeilerreihe Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Hrsg von Johannes Janota u.a. Bd. 2. Tübingen 1992, S. 803-825, hier S. 809, 812.
  • Jäger, Berndt: "Durch reimen gute lere geben". Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 253 f., 257.
  • Renggli, Alexa (Hrsg.): Das Familienbuch Hans Voglers des Älteren und des Jüngeren aus dem St. Galler Rheintal. Ein Zeugnis häuslichen Schriftgebrauchs am Ende des 15. Jahrhunderts. Basel 2010 (Selbst-Konstruktion 3), S. 49 f., 297-303 [Edition der Autoritäten-Sammlung].
Anschrift Zentralbibliothek Zürich

Handschriftenabteilung Zähringerplatz 6 A - 8001 Zürich

Bearbeiter Kathrin Wenzel (28.1.2012; korr. 16.10.2012)

Transkription

(1) Ains mauls got sprach

wer touft ist vnd jn rechtem glouben staut

och got vnd sinen na+:chsten lieb hat

vnd hie durch got dultenklichen lidet pin

Der wirt behalte(n) vnd ewenklichen by gott sin


(2) Mangnus alberchtus spricht

wenn der mensch recht geda+echt wer er wa+er

vnd von wanne(n) er komet her

vnd was uss jm mu+oss werden

So wurd er niemer fro+elich uff erden


(3) augustinus spricht

Es ist uff erd kain erschrockner ding

denn das der mensch sich selb wigt als ring <mensch: überzähliger Schaft bei m>

vnd nit von sinem vnrechten leben laut

vnd so gar jn aine(m) vnsichere(n) wesen staut <77r>


(4) gregorius spricht

Mensch du mu+ost sterben da fu+:r hilft dich nicht

vnd waist doch nit uff welich stund das beschicht

Du waist och nit wie es diner sele wirt gon

Darum(b) so+eltest du billich jn truren ston


(5) Crisostimus spricht

Su+och des ersten das rich gottes vnd ta+eglich

vor vnd ee du sus icht vnder windest dich

Ho+ere och da by ain mess ob du macht

wilt du denn petten so tu+o es mit andaucht


(6) aristottulus spricht

Mensch lauss dir uff erd nit <nach ni ein m getilgt> so lieb sin

Das du vergessest des heren din

betracht ta+:glich sin marter vnd sin liden

So wil er dich ewenklichen niemer vermiden


(7) beda spricht

Mensch du solt got dancken fru+e vnd spaut

Das er dich geschaffen vnd nach jm gebildet haut

Danck jm och dar by mit rechter begir

aller der gu+ot ta+:t die er hat verlichen dir


(8) bona ventura spricht

wenn du uff staust oder nider gaust

wenn du gessen wilt oder gessen haust

So sag danck gott dem heren

vermacht <gestr. s> denn so gib din almu+osen geren


(9) Paulus spricht

Mensch wilt du ewenklichen wone(n) by gott

So fürcht jn vnd halt sin gepott

wilt du denn bo+:s anfechtunge(n) u+:berwinde(n)

So mid todsünd vnd lauss dich selten mu+:ssig vinde(n) <77v>


(10) Jeronimus spricht

wilt du got dienen so mu+ost du die welt lon

wen niema(n) zwaigen heren wol dienen kan

Dienest du der welt so vndienest gott

Dienest aber gott so kumpst du nit jn ewig not


(11) Ambrosius spricht

Mensch su+:nd nit uff gocz barmherczikait

Lauss dir dines na+:chsten tru+ebsa+el wesen laid

betracht das zerga+:ncklich leben jn diesem ellend

vns spar dine gu+ote werck nit bis an das end


(12) boetius spricht

Es ward der su+:nder so gross nie

Hett er rüw vnd laid vm(b) sin su+:nd hie

gott wil jm die barmherczenklich vergeben

Tu+ot er das by zit das merck gar eben


(13) bernhardus spricht

boecius hat geschriben vnd gesprochen

Ich sprich es belibt kain übel on gerochen

so belibt och kain gu+otta+:t on gelonet

sa+:lig ist der der got jn allen dingen schonet


(14) Jsiderus spricht

Woran dir nit vast sig gelegen

Das verwig dich vnd lauss es vnder wege(n)

vnd wart dem zu+o das no+:tlicher ist

vnd das du von not vnd eren wegen gebunde(n) bist


(15) fridanckus spricht

Wilt du sin mit ru+ob vnd mit gemach

So red lüczel vnd verantwurt nit allsach

Schwig übersich gib dine(n) obre(n) obsar <?> [sâr, 'sogleich']

vnd wo bo+:se geschla+:cht sind da hu+:t dich vor <78r>


(16) Ipocras spricht

Mit dine(n) dingen solt du nit vil wunder triben

Tu+o hu+:pschlich vnd lauss es alles by aine(m) gliche(n) blibe(n)

Spar das din vnd wird nu+:nt zu+o vnnucz on

won wer fast güdet der mag nit lang beston


(17) blato spricht

Er ist werd wer gewalt vnd gu+ot haut

wenn jm aber sin gewalt vnd gu+ot engaut

So ist er vnwerd vnd man sicht jn kum an

Das bedenck eben du sigest ain wise frow oder man


(18) kato spricht

Hab jederman nach dem er ist

vnd red niema(n) übel zu+o kainer frist

vnd nim dich nit frömbder onmu+oss an

besorgest du das din so bist ain wise frow ode(r) ma(n)


(19) dauit spricht

Was dir schad oder schand sig das flu+:ch

vnrechtes gu+ots dich nit vnder zu+:ch

vnd nere dich diner henden arbait

verschwig och was dir werd haimlich gesait


(20) Salamo(n) spricht

Was du tu+on wilt das fach wislich an

betracht das end vnd merck was dar nach werde gon

bis jnhaimsch sorgsam vnd halt dich schlecht

so wirdest du sa+:lig haltest du die lere recht


(21) Hugo spricht

O mensch du Edle creatur

To+:de din bo+:sen natur

wilt du mit got verainet sin

So sich an den adel der sele din <78v>


(22) seneca spricht

Ich han gu+ot das ist nit min

Ach got wes mag es sin

Es staut nit mer jn mine(m) gepott

dDann als vil ich verzer vnd gib durch gott


(23) Salamon spricht

Aller wisshait <gestr. amefang> fundament

jst das man gott eret vnd erkent

vnd anbetten ainen gott

vnd dar zu+o halten sin gepott


(24) Der wis man spricht

wiltu ain gerechter richter sin

So nim baider tail red gareben jn

bist dann der sach nit wis zu+o frischer taut

So bedenck dich wol vnd hab der wisen raut

vnd vrtaile denn nach diner vernunft

vnd gedenck an gottes zu+o kunft

Tu+o das niemant zu+o lieb noch zu+o laide

sich nit an fru+:ntschaft gunst noch gabe

got richtet nach dem rechten

Hie lit der her by den knechten

Alle her nach vnd merck jetlich mensch dar by

welher her oder knecht sy

Her gib jnen die ewigen ru+ow

vnd das ewig leben lu+:cht jnen da(r)zu+o       ama(n)


<Initales rundes s wechselt mit Schaft-s: der Unterschied wird in der Transkription übergangen.>