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Aus Autoritäten
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Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

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Gotha Forschungsbibliothek, Cod. Chart. B 237
Umfang 182 Bll. (3 Teile); hier Teil II (52 Bll.) Bl.119r-123v.
Datierung um 1460 (Teil II) (s. Eisermann)
Schreiber unbekannt; Hand b: Margarete von Rodemachern (Vorbesitzerin; s.u.)
Schreibsprache westmitteldeutsch (s. Eisermann); südwestl. Rheinfränkisch mit moselfränkischem Einfluss (Lothringen?) (U. Seelbach)
Inhalt Andachtsbuch der Margarete von Rodemachern; darin u.a. 'St. Georgener Predigten', Freidank, 'Christus und die sieben Laden'
Anzahl und Form 17 Zweizeiler, 41 Vierzeiler, 2 Sechszeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und

Handschriftencensus

Katalog
  • Eisermann, Falk: Katalog der deutschsprachigen mittelalterlichen Handschriften der Forschungsbibliothek Gotha. Vorläufige Beschreibungen.(online)
Archivbeschreibung Ehwald (o. J.) 16 Bll. + 14+1 Bll., Ergänzungen von O. Neuendorff (1931 bzw. 1940) (online)
Abbildung Farb-Abbildung
Literatur
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea. N.F. 110), S. 35, 54, 55 f., 57, 58 f., 60 f.
  • Schweinsberg, Eberhard Freiherr Schenk zu: Margarete von Rodemachern, eine deutsche Bücherfreundin in Lothringen. In: Aus der Geschichte der Landesbibliothek zu Weimar und ihren Sammlungen. Festschrift. Hrgs. von Hermann Blumenthal. Jena 1941 (= Zeitschrift des Vereins für thüringische Geschichte. Beiheft 23).  S. 117-152, hier S. 124. (online)
Anschrift Forschungsbibliothek Gotha

Handschriftenabteilung Schloß Friedenstein 99867 Gotha

Bearbeiter Kathrin Wenzel (18.10.2012)

Transkription

Dyt ist eyne guyde wijse lere van den helige(n) lerern

vnd van den patriarche(n)


(1) Salmon Spricht

Aller wijszheyt fundament

ist das ma(n) got eret vnd bekennet

vnd ain beten eyne(n) got

vnd darczu halden syn gebot


(2) S(an)c(tu)s je(r)onimus spricht

Wer naich der werlt guyt steyt

vnd deme isz wail yn syne(n) synne(n) geyt

Das ist eyn zeychen gewisse

synre sele ewich verdoempnisze


(3) S(an)c(t)(us) g(re)gorius spricht

Was sal myr Richtu(m) vnd guyt

synt ich doch sterben moysz

zijtlich guyt ku(m)pt vnd ferd

Dye ewige freude v(m)mer wert


(4) Dauid

Der syn hoffunge vff richtu(m) setzet

der ny(m)met gerne ey(n) ellendes ende

dye graber synt syne vmb cleyt

vnd dye helsche pyne ayne ende


(5) Aristotiles

Meer<?> obyr alle so <gestr. (?)ller zijt > jr uch kere(n)

sullent mildicheit zu godis ere(n)

Da kumpt lone von obyn

der uch ewe(n)cliche(n) blijbe(n) sal


(6) Frijgedanck

Jch han goyt das in ist nyet myn

Ach got wes mach das syn

isz jnsteyt niet me in my(m) gebot

wan als ich verzere(n) vnd geb(e)n durch got <119v>


(7) S(an)c(tu)s joha(n)nes spricht

Wer diesze werlt kuest

do myt er got v(er)luyst

wan isz dan geyt ain ey(n) scheyden

so ist er quyt vain yn beyden


(8) S(an)c(tu)s bernhard(us) sprich

Synt der doyt nymans schonet

wer sal dan dye werlt my(n)ne(n)

dye werlt yma(n)s selden lonet

ab du ysz recht wilt besynne(n)


(9) Salmon spricht

Alle der werlt wijszheyit lijt an eyme synne

daz wyr vns kere(n) an ewegekeyde

wan alle vnsze kunst ain vns vergeyt

wa(n)t wyr moysze(n) va(n) hy(n)ne


(10) S(an)c(tu)s ambrosius spricht

O du edele creatuyre

wiltu myt gode v(er)eynget syn

so sich ain den adel der sele(n) dyn

vnd doede dyne bose nature

ey(n) anbegy(n)ne alle(r) selich(ey)t

ist zu forchte(n) got jn ewicheyt


(11) S(an)c(tu)s Petr(us) spricht

Wyltu behalde(n) das ewige lebe(n)

so fluych ubel vnd halt dich in dogent ebe(n)

Gewaynheyt dugenclicher sachen <Schlaufe über c>

kan die natuyre niet andersz machen(n)


(12) Catho spricht

Gedenck an waz du worde(n) bist vnd was du noch moysz werde(n)

du sijst junck ader alt off erden

setzest du dar off dyne(n) syn

du duest der sunden viel des de my(n)ner <120r>


(13) Senica spricht                 [~ Freidank 40,5-7]

Das sunde niet sunde inwere

nochtan sulde myr syn vmmere

vmb yr groysz vnfledicheyt

also wijsset mich myne bescheydenheyt


(14) S(an)c(tu)s bernhardus spricht

Js ist eyn heylig(er) fierdach                  [~ Freidank 36,24/23]

den man van sunde(n) viere(n) mach

die doge(n)t uber alle doge(n)t geet    [~ Freidank 54,5/4]

der eyme boese(n) wille(n) wieder steet


(15) Salmon spricht

Salmon spricht der wijsze here

keyn dynck hasszet god me

dan hoyffart das verstait

want sye ub(er) alle sund(en) gayt


(16) Helyas spricht

Wer diesze kurcze zijt            [= Freidank 1,7-10]

vur die ewige freude ny(m)pt

der hat sich selber bedroge(n)

vnd zy(m)mert off den regen boge(n)


(17) S(an)c(tu)s thomas spricht

wyr syn heye freymde geste

wyr zi(m)mere(n) hye hoge burge vnd feste

mych ny(m)met wonder das wyr niet <gestr. g> murerer(er)n <sic>

da wyr ewe(n)cliche(n) muesze(n) druer(e)n


(18) S(an)c(tu)s paulus spr(icht)

Wer deme geyst in der zijt lebet

der mach niet verderben

wer naich deme fleysch lebet

der moysz ewe(n)cliche(n) sterben <120v>


(19) S(an)c(tu)s jeronim(us) spricht

Dyese sprichet got der her(re)

der demudige vnd geduldiche we(re)

vnd selber wulde betrachte(n) sich

der mensche wurde wail selich


(20) Job spricht

Bisz gerne alleyne

vnd halt dy(n)n gebet reyne

vnd haub vur auge(n) die x gebot

vur alle(n) dynge(n) so mynne got


(21) S(an)c(tu)s Augustin(us) spricht

wye getarris du da ynne gelebe(n)

da du niet y(n)ne getarris sterbe(n)

jn alle(n) dyne(n) werken

saltu dyn ende merken


(22) ysayas spricht

wer da dreget eyne(n) vszerlichte(n) schin

vam geproyffte(n) ordyn

Er in drage da(n)ne gotliche my(n)ne yn deme hertze(n) syn

er wyrt syne sele ermorde(n)


(23) S(an)c(tu)s Augustin(us) spricht

Myr wart bessers weges nie bekant

als ich mich kan besynne(n)

dan gehoyrsamcheyt y(n)ne orde(n)s bant

vnd das myt stetelicher gotlicher my(n)ne(n)


(24) S(an)c(tu)s je(r)onimus spricht

Als du sullest ste(r)ben

was du da(n) wullest geb(e)n

das du daz mit gesunt habest getayn

du sijest frauwe ader man disz saltu yn der zijt bestain <121r>


(25) Frijgedanck spricht

Synt recht vnd bescheyde(n)heyt

der doge(n)de crone dreyt

so in hain ich bessers nie gelesen

dan wail doin vnd frolich wesen


(26) S(an)c(tu)s bernhard(us) spricht

wer niet inhoyrt dye sty(m)me d(er) arme(n)

vnd yn leset sich yrs gebreste(n) niet erbarme(n)

den inhoyrt got nu(m)mer vsz

er ku(m)pt yn das ewige v(er)doempnisse


(27) Daniel spricht

Synt alle werck solle(n) loyn intphain

so ist das beste wail gedoin

was lijt dyr dar an wie du lebest off erden

off das <ü.d.Z.:> du dort v(m)mer mo+egest selich w(er)den


(28) S(an)c(tu)s je(r)onim(us) spricht

Dye waildayt hant begange(n)

die gehent yn die ewicheyt

die boese moyszent geen gefange(n)

yn die pyne die v(m)mer weret


(29) S(an)c(tu)s joha(n)nes spricht

wer syme neysten wil v(er)czige(n)

der yme <geb. aus s...> boyszheyt hat genugen

an des selbe(n) sonder wain

belibet keyn fleck der sunde(n) stain


(30) S(an)c(t)(us) lucas spricht

Nyeme(n)t <y über e> verdeyle(n)t hey off dieszer erd(en)

vmb das yr dort niet verortelt niwerde(n)t <121v>


(31) Salmon spricht

Der syne ore(n) zu wiel zwyng(et)

intgege(n)t des arme(n) sty(m)me

wa(n) er dan roefft so wyrt he da(n) niet

gehoyrt intgege(n)t got zu keyner frist


(32) S(an)c(tu)s matheus spricht

Der freude(n) loyn wyrt niet gegebe(n)

den sundere(n) die niet in godes forcht inlebe(n)


(33) S(an)c(tu)s marc(us) spricht

Das ist eyne oeberste frijheyt

wo ma(n) sich zwinget zu  me(n)schlicher meysicheyt


(34) S(an)c(tu)s b(er)nhardus spricht

Der da wilt dort erhoert werde(n)

der nieder sich heye off dieszer erd(en)


(35) Jsayas spricht

Myn geyst der wyrt syne(n) ruwe(n) setzen

niet anders dan in der demudige(n) hertze(n)


(36) Dauid spricht

Welche me(n)sche(n) hie mit trene(n) sehen

die w(er)de(n)t dort mit freude(n) mehen          [meien, mehen, 'ernten']


(37) S(an)c(tu)s Je(r)onim(us) spricht

Jch han zu schriffte(n) hie gelesen

wer hye barmhertzich ist gewesen

Das ayn deine queme eyne(n) boeszen doyt

der mylde was yme goyt <122r>


(38) Alanus spricht

Godes rijch nyt zurstoert wyrt

wan er yn deme obersten reygeyret


(39) S(an)c(tu)s petrus spricht

Viel besser we(re)

das dyr der wech vnbekant we(re) der gerechtfferdicheyt

dan wailbeka(n)t vnd vnrecht lebe(n)

vain deme so isz dyr das gebot geben


(40) S(an)c(t)a elizabet

Du bist gesegent yn den wijben

den du nu dreges yn deme libe

godis son den viell werden

vnd oeberste(n) konynck hiemel vnd erden


(41) S(an)c(t)a maria

Got hat die demudicheyt

an gesehen synre megde

dar vmb sagen mich vain rechte

heylige allre gebort vnd geslechte


(42) S(an)c(tu)s bernhardus sprich

Der da wil lere(n) groysze konst

vmb zijtliche guyt vnd der werlt <gestr. konst> gonst

der wiszheyt ist geent got verlore(n)

also alsz er yn deme wasser seget korne


(43) S(an)c(tu)s gregori(us) spricht

Was d(er) meyster leret yn de(m) mo(n)de

das sal er auch selber doine zu allre stonde <122v>


(44) Tobias spricht

Jn dyme hercze(n) saltu nyet hoyffart dragen

lieb(er) son bij dyne(n) dagen <Zusatz der späteren Hand b: wilt du got wol behage(n)


(45) Jsyderus spricht

Dyns stediches gebet vsz hercze(n) begerde

verdrijbet alle laster vain dyr


(46) Dauid spricht

Der arme geduldich hye ist off erden

das sal yme gegent got gedancket werden


(47) Daniel spricht

Manchem me(n)schen ist wail yn dieser zijt

vnd erkennet is doch <gestr. w> niet


(48) S(an)c(tu)s paul(us) spricht

Dyn hertze saltu zu duegden czwyngin

vnd salt alle dynck zu deme besten brengen


(49) Salmon spricht

wo viel welecliche rede ist

Da wanet sunde bij zu aller frist

Dar vmb <w gestr.> viel klaffen saltu mijden

so machs du godis deyner blijben


(50) S(an)c(tu)s Je(r)onim(us)

Was da brenget laster dyner selen

Daß saltu alczijt wan dyr kyeren <123r>


(51) Johel spricht vsz godis monde

Jch werden samme(n) yn eynre schayre

geleubige(n) vnd vngeleubige(n) zwayre

jn den dal zu Josaphat

vnd sye da scheyd(en) sonder spot


(52) Ezechiel sprich vsz god(is) monde

Dan so syehent sye an mich

wie sye hant gekruczyget mich


(53) Anastasius spricht

Drij p(er)sone(n) yn deme hiemelrich

<ü.d.Z.:> die synt yn eyme wese(n) gelich


(54) Thobias sprich

Hat dyr got dyne naronge verluwe(n)

so deyle den arme(n) <gestr. myt> gerne myt truwen


(55) S(an)c(tu)s <gestr. Pe> Matheus spricht

Den boesen yn der helle(n) gloyt

yre pyne niet also we doyt

also wain der rechter zornich sege

da verfloychet ewecliche


(56) S(an)c(tu)s je(re)mias spricht alsus

Hastu dich beflecket

myt sund(en) viel bedecket

so <von Hand b: vnd für gestr. so> kere dich noch wieder zu gode

der wilt dich laeszen vszer aller noyt <123v>


(57) Johel spricht

Wyltu heye uff dyeser erden

barmherczicheyt ain gode erwerben

so drach Ruwen vnd bijcht vain gantze(m) herczen

vnd duhe du genoich so ku(m)mestu vsßer smercze(n)


(58) ysopus spricht

Eyn mechticher sich niet in sal v(er)gain

das er eyne kranck wyle versmae

wan is ku(m)pt dick wile der dach

das der krancker fromen vnd schaden mach


(59) S(an)c(tu)s augustinus spricht

Die almes ist ey(n) heylich dynck

welch me(n)schen so milde synt

das sye den a(r)me(n) sture doint

den wyrt das ewige Rich kont


(60) vnsz here got spricht

Eyn snelle gericht wille ich dyr geben

Als du begange(n) hast dyn leben

viel geiaget vnd vnd <sic! danach gestr.: we > nyet gefange(n)

viel gelesen vnd nyet vestanden

viel gehort vnd nyet gemyrcket

das syn alles verlore(n) weyrck


<Die Verschlimmbesserungen von Hand b sind in den meisten Fällen nicht aufgenommen worden, nur dort, wo Unklarheiten bestehen, wurden die Eingriffe von Hand b vermerkt.

Die roten Überschrfiten sind mit schmalerer Feder am Rand schwarz vorgeschrieben. Die Verse sind fortlaufend wie Prosa eingetragen, die Versgrenzen werden durch senkrechte Striche markiert. >