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Aus Autoritäten
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Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

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Oldenburg Landesbibiothek, Cim I 73        
Umfang 154 Bl.; hier Bl. 17r-20v
Datierung um 1470 (s. Stahl S. 179)
Schreiber unbekannte Hand
Schreibsprache nordniederdeutsch (Oldenburg/Bremen; bestimmt nach den Karten des ASnA)
Inhalt Sammelhandschrift geistlichen Inhalts (Gebets- und Andachtsbuch); Gebete, Lebensregeln, Exempel "(Beginenpoesie"; Beckers, Sp. 550)
Anzahl und Form 2 Zweizeiler, 32 Vierzeiler
Repertorien Marburger Repetorium der Freidank-Überlieferung und

Handschriftencensus

Katalog
  • Stahl, Irene: Handschriften in Nordwestdeutschland. Aurich - Emden - Oldenburg. Wiesbaden 1993 (= Mittelalterliche Handschriften in Niedersachsen: Kurzkatalog H 3), S. 179-182. [online]
Archivbeschreibung -
Literatur
  • Assion, Peter: Zu dem mittelalterlichen Spruch 'Von der Kurzsichtigkeit des Menschen'. In: Neuphilologische Mitteilungen 68 (1967), S. 249-259, hier S. 252 (zur Nr. 19, nach Lübben)
  • Beckers, Hartmut: 'Haus der Tugenden'. In: ²VL 3 (1981), Sp. 550 f.
  • Franke, Ruth: Peter van Zirns Handschrift. Ein deutsches Schulbuch vom Ende des 15. Jh. Berlin 1932 (= Germanische Studien 127), S. 21 f.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N. F. 110), S. 41 f., 54 f., 56 ff.
  • Holtorf, Arne und Gärtner, Kurt: Autoritäten. In: ²VL 1 (1978), Sp. 557-560, hier Sp. 558.
  • Kornrumpf, Gisela: 'Spruch der Engel'. In: ²VL 9 (1995), Sp. 180-186, hier Sp. 185 (zu Spruch Nr. 19).
  • Lübben, August: Mittheilungen aus niederdeutschen Handschriften. In: Programm des Gymnasiums zu Oldenburg zum Oster-Examen 1874. Oldenburg 1874, S. 1-25 [S. 1-3: Abdruck der Autoritäten-Sammlung].
Anschrift Landesbibliothek Oldenburg

Handschriftenabteilung Pferdemarkt 15 26121 Oldenburg

Bearbeiter Kathrin Wenzel (29.11.2011)

Transkription

<17r>

Eyn anbeghyn aller salicheyt

Js de vruchte godes de ewigh wish[eyt]


(1) Salomon sprikt

Aller wisheyt fundament

Js dat men gode my(n)net vnde bekent

vnde anbedet ene(n) god

vn(de) holt dar to zyn ghebod


(2) Jeronim(us)

we na der werlde gud vn(de) ere steyt

vnde weme dat wol in zine(n) sunde(n) gheyt

dat is en teken ghewys

der ewighen vordomenis


(3) Gregorius

wat schal rikedom vnde gud

Sint yk y(m)mer sterue(n) mod

Tytlik gut kumpt vn(de) vart

de ewighe vroude alle weghe wert


(4) Aristotiles

Mer bouen alle schole gi keren

Juwe mildicheyt to grote(n) eren<17v>

Dar kumpt den bouen al

dat in ewicheyt bliuen schal


(5) Dauid rex (et) p(ro)ph(et)a

de zine hopene in rikedom zeet

dat nympt gherne eyne(n) ydelen ende

De graue(n) zynt zyn v(m)me kleyt

vnde de helsche pine ane ende


(6) Vridank poeta

Jk hebbe gud dat ys nicht myn

Ach got wes mach dat zyn

Jd steyt nicht mer in myn ghebod

den yk vortere vn(de) gheue der god


(7) Sanct(us) joh(ann)es

we de werld keset

dar mede he god vorleset

wan id den gheyt an en scheyden<t gestr.>

zo is he quid van en beyden


(8) Bernhard(us) sprik

Sint de dot neme(n)de schonet

we schal den de werld my(n)nen

De werld ein selden lonet

offt du dat rechte wult vor sinnen<18r>


(9) Salomon sprikt

Alder werlde wisheyt licht an ene[n sinne]

dat wy vns kere(n) an ewicheyt

wente al vnse kunst an vns vorghet

wente wy mote(n) yo van hinne(n)


(10) Ambrosius

O du eddel creature

wultu myt gode vorenighet zyn

So ze an dat adel der sele dyn

vnde dode dyne bosen nature


(11) Bernhardus

Alle quat dat wy liden

dat vor denet vnse sunde

Dede wy also wy scholden

God dede allent dat wy wolden


(12) Sanct(us) petrus

wultu beholden dat ewighe leuen

zo vlu quat vn(de) holt dy in doghede(n) eue(n)

wente bewonender doghentliker saken

En kan de natura nicht wol anders make(n)


(13) Catho sprik

Denke wat du werst bist vn(de) ok scolt wer[den]<18v>

du bist junck oft olt vp erde(n)

Settestu dat in dyne(n) zyn

du deyst der zu(n)ne vele myn


(14) Seneca sprikt

Dat sunde nicht sunde were(n)       [~ Freidank 40,5-7]

nochten were(n) ze my vnmere

v(m)me ere vnu+"ledicheyt

dat wiset my my(n) beschedenheyt

(15) Bernhardus

Jd is en hillich vridach                            [~ Freidank 36,24/23]

Alzo me(n) van sunde(n) vrigen mach

De doghet boue(n) alle doghede gheyt   [~ Freidank 54,5/4]

de ene(n) boue(n) <lies: bosen> willen wedder steyt


(16) Salomon

Salomon spreket de wise here

nen dink hatet god mere

den houart dat vorstat

wente ze boue(n) alle sunde gha(n)t

(17) Daniel p(ro)pheta

we desse korten tijd                [~ Freidank 1,7-10]

vor de ewighen vroude nympt

De hefft sik sulue(n) bedroghen

Vn(de) tymmrt vp den reghenboghen

(18) Sanct(us) thomas<19r>

wy zint hijr vromde geste

w[y] ty(m)meren grote veste

My hefft wunder dat wi nicht mur[en]

dar wy ewich moten duren


(19) Sanct(us) paul(us)

we dem gheyste vn(de) der warheyt leu[et]

de en mach nicht vor deruen

Wente we na den vlesche leuet

de mot ewichliken steruen


(20) Sanct(us) ieronim(us)

Dyt sprekt god der here

de otmodich vnde duldich were

vn(de) sulue(n) wol bedenke(n) sik

de my(n)sche were salich


(21) Sanct(us) job

wes gherne alleyne

vn(de) holt dyne danken reyne

vn(de) holt vor oghen de teyn ghebod

vn(de) boue(n) al zo hebbe leff god


(22) Sanct(us) ie(r)onim(us)

Gud vn(de) land mote wy vns begheue(n)

vnse daet volghet vns na desse(n) leue(n)

hir v(m)me do alle dink in den beste(n)

Alzo offt allen dach zi din leste<19v>


(23) Sanct(us) augustin(us)

My en wart ne beter werld bekant

Alzo yk my kan vor synnen

den horsamicheyt in ordens bant

vn(de) dat van rechte my(n)nen


(24) Jsayas p(ro)pheta

We dar drecht van buten schyn

van gheproueden orden

he en draghe my(n)ne an den h(er)ten zin

he wert anders siner sele en morder


(25) Augustin(us)

Wo dorstu dar y(n)ne leuen

dar du node woldest y(n)ne sterue(n)

Jn alle dyne(n) werken

Scholtu dyne(n) ende merken


(26) Je(r)onim(us)

Alzo scholt sterue(n) wattu dan

Scholdest wille(n) dat du haddest ghedan <ghedan: -dan i.d.o.Z. ergänzt>

De wile du bist zund wiff offte man

des scholtu in der tijd bestan


(27) Vridank poeta

Synt recht vnde bescheyt

der doghede kronen treyt<20r>

zo en hebbe yk nicht beter ghelesen

den wol don vnde vrolik wesen

(28) Bernhard(us)

de nicht en hord de stempne d(er) arme[n]

vn(de) let sik nicht ere ghebrek irbarm[en]

den en wil god hore(n) nicht

also he kumpt in grot vordreyt


(29) Jeremias

Synt alle werk scholen lon vntfae[n]

zo is dat gut wol ghe dan

wat licht dy dar an wo du leuest vp erde(n)

dat du ewich salich moghest werden


(30) Augustin(us)

Denke an den jungeste(n) dach

alzo men scryet owy owach

dar en islik mot rede gheuen

wat beghangen hefft syn leuen


(31) Je(r)onim(us)

Dede woldat hebbet beghanghen

de gat in de ewicheyt

de bosen mote(n) ghan ghevanghen

Jn dat vu+er dat nu(m)mer vorgheyt<20v>


(32) Vnse here spreket

Al sullik gherichte wil yk di ge[uen]

Mynsche alzo deyst in dine(n) leue(n)


(33) Vridank <Pr gestr.> poeta

vele gheiaghet vn(de) nicht gheva(n)ge(n)

vele hort vn(de) nicht vorstanden

vele ghissen vnde nicht ghe merk[et]

dat zint al vorlare(n) werke