Gkl:kommentar:kap26: Unterschied zwischen den Versionen
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(Gargantua, Kap. 23) | (Gargantua, Kap. 23) | ||
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''(1) Da Ponokrates den ungesunden Lebenswandel seines Zöglings Gargantua erkennt, beschließt er, ihm die Wissenschaften mit völlig neuen Lehrmethoden nahezubringen. Er holt den Arzt Meister Theodor herbei, der dem Schüler Nieswurz verabreicht, wodurch dieser alles vergisst, was er an unnützem Wissen zuvor erlangt hat. Er führt ihn in die Gesellschaft gelehrter Gefährten ein, damit er durch den Wettbewerb umso größeres Verlangen entwickelt, seinen Geist zu üben. Er bekommt einen Stundenplan, damit er keine Stunde des Tages mit unnützer Tätigkeit vergeudet. Um vier Uhr steht Gargantua auf und wäscht sich; währenddessen liest ihm sein Page Anagnostes laut und deutlich Stellen aus der Bibel vor. Daran schließt sich eine Sitzung auf dem Privet an, um sich der Reste der verdauten Produkte zu entledigen; dabei wiederholt sein Lehrer, was vorgelesen wurde und erklärt ihm die schwierigen Stellen. Dann wird der Himmel beobachtet und festgehalten, in welches Sternzeichen die Sonne und der Mond eintreten. (2) Beim Ankleiden und Kämmen wiederholt man die Lektüren des vorigen Tages, d.h. Gargantua sagt die Lektionen auswendig auf und sucht Beispiele für ihre Anwendung hervor. Der Vormittagsunterricht von drei Stunden ist der Lektüre gewidmet. Dann wird draußen auf den Wiesen Sport getrieben, darunter verschiedene Ballspiele, die man erst dann beendet, wenn man völlig durchgeschwitz ist. Nach dem Trocknen und Umkleiden wartet man gemeinsam auf den Mittagstisch und rezitiert unterdessen Lehrsprüche, die man aus dem Unterricht behalten hat. Beim Essen wird aus alten Geschichten vorgelesen, beim Wein die Lektüre fortgesetzt. (3) Oder man spricht über alles, was bei Tisch seviert wurde. Auf diese Weise lernt Gargantua alle einschlägigen Stellen aus den naturkundlichen Werken des Plinius und anderer Gelehrter kennen. Die zurate gezogenen Bücher werden mitunter an den Tisch gebracht, um darin nachzuschlagen. Es folgt das Gespräch über die Lektionen des Vormittags, dann dankt man Gott mit schönen Lobgesängen und widmet sich dem Kartenspiel, um damit Kunststücke und Rechenexempel zu einzuüben. Die Beschäftigung mit der Arithmetik in der freien Zeit vor dem Nachmittagsunterricht bereitet dem Schüler soviel Vergnügen wie früher das Würfel- und Kartenspiel. Aber auch die anderen mathematischen Künste reizen dazu, geometrische Instrumente und Figuren zu entwerfen oder astronomische Berechnungen anzustellen. (4) Dann musiziert man, singt mehrstimmig (5) und erlernt verschiedene Instrumente. Nach erneuter Darmentlehrung folgen drei Stunden zur Wiederholung der vormittäglichen Lektüre und der Übung im Schönschreiben. (6) Dann wird das Quartier in Begleitung des Reitmeisters Gymnastes verlassen, um die Reitkunst und Kampftechniken zu üben. An dem einen Tag übt er Reiterkunststücke, an anderen die Waffenkünste. (7) Oder er geht auf die Jagd. Oder er übt sich in den olympischen Disziplinen des Fünfkampfs, des Wettlaufs und Schwimmens. Oder er steuert ein Boot, setzt Segel und verwendet den Kompass. (8) Wieder an Land übt er das Klettern auf Bäumen und Felsen (9) und am Seil nach oben oder an den Balken sich entlang hangelnd. Seine Lunge trainiert er mit Schreien, die Muskeln mit Bleigewichten. Wie der Athlet Milon weicht er beim Ringen nicht von der Stelle. (10) Auf dem Heimweg von seinen Übungen sucht er die Wiesen nach Kräutern ab, die er in den naturkundlichen Büchern kennengelernt hat. Unterstützt wird er dabei vom Pagen Rhizotomos, der die Kräuter für ihn ausgräbt und erntet. Vor dem Abendessen wird die Lektüre erneut wiederholt, beim Mahl die Vorlesungen alter Geschichten vom Mittag fortgesetzt. Die Zeit bis zum Schlafengehen wird dem anspruchsloseren Vergnügen gewidmet, also Karten- und Würfelspiel und dem Wein. (11)Um Mitternacht besteigt man den Turm, um den Himmel mit seinen Kometen und den Lauf der Planeten zu beobachten. Vor dem Schlafengehen wiederholt Gargantua mit seinem Lehrer alles, was er am Tag gelesen und erlebt hat, preist Gott den Schöpfer und begibt sich zur Bettruhe. '' | ''(1) Da Ponokrates den ungesunden Lebenswandel seines Zöglings Gargantua erkennt, beschließt er, ihm die Wissenschaften mit völlig neuen Lehrmethoden nahezubringen. Er holt den Arzt Meister Theodor herbei, der dem Schüler Nieswurz verabreicht, wodurch dieser alles vergisst, was er an unnützem Wissen zuvor erlangt hat. Er führt ihn in die Gesellschaft gelehrter Gefährten ein, damit er durch den Wettbewerb umso größeres Verlangen entwickelt, seinen Geist zu üben. Er bekommt einen Stundenplan, damit er keine Stunde des Tages mit unnützer Tätigkeit vergeudet. Um vier Uhr steht Gargantua auf und wäscht sich; währenddessen liest ihm sein Page Anagnostes laut und deutlich Stellen aus der Bibel vor. Daran schließt sich eine Sitzung auf dem Privet an, um sich der Reste der verdauten Produkte zu entledigen; dabei wiederholt sein Lehrer, was vorgelesen wurde und erklärt ihm die schwierigen Stellen. Dann wird der Himmel beobachtet und festgehalten, in welches Sternzeichen die Sonne und der Mond eintreten. (2) Beim Ankleiden und Kämmen wiederholt man die Lektüren des vorigen Tages, d.h. Gargantua sagt die Lektionen auswendig auf und sucht Beispiele für ihre Anwendung hervor. Der Vormittagsunterricht von drei Stunden ist der Lektüre gewidmet. Dann wird draußen auf den Wiesen Sport getrieben, darunter verschiedene Ballspiele, die man erst dann beendet, wenn man völlig durchgeschwitz ist. Nach dem Trocknen und Umkleiden wartet man gemeinsam auf den Mittagstisch und rezitiert unterdessen Lehrsprüche, die man aus dem Unterricht behalten hat. Beim Essen wird aus alten Geschichten vorgelesen, beim Wein die Lektüre fortgesetzt. (3) Oder man spricht über alles, was bei Tisch seviert wurde. Auf diese Weise lernt Gargantua alle einschlägigen Stellen aus den naturkundlichen Werken des Plinius und anderer Gelehrter kennen. Die zurate gezogenen Bücher werden mitunter an den Tisch gebracht, um darin nachzuschlagen. Es folgt das Gespräch über die Lektionen des Vormittags, dann dankt man Gott mit schönen Lobgesängen und widmet sich dem Kartenspiel, um damit Kunststücke und Rechenexempel zu einzuüben. Die Beschäftigung mit der Arithmetik in der freien Zeit vor dem Nachmittagsunterricht bereitet dem Schüler soviel Vergnügen wie früher das Würfel- und Kartenspiel. Aber auch die anderen mathematischen Künste reizen dazu, geometrische Instrumente und Figuren zu entwerfen oder astronomische Berechnungen anzustellen. (4) Dann musiziert man, singt mehrstimmig (5) und erlernt verschiedene Instrumente. Nach erneuter Darmentlehrung folgen drei Stunden zur Wiederholung der vormittäglichen Lektüre und der Übung im Schönschreiben. (6) Dann wird das Quartier in Begleitung des Reitmeisters Gymnastes verlassen, um die Reitkunst und Kampftechniken zu üben. An dem einen Tag übt er Reiterkunststücke, an anderen die Waffenkünste. (7) Oder er geht auf die Jagd. Oder er übt sich in den olympischen Disziplinen des Fünfkampfs, des Wettlaufs und Schwimmens. Oder er steuert ein Boot, setzt Segel und verwendet den Kompass. (8) Wieder an Land übt er das Klettern auf Bäumen und Felsen (9) und am Seil nach oben oder an den Balken sich entlang hangelnd. Seine Lunge trainiert er mit Schreien, die Muskeln mit Bleigewichten. Wie der Athlet Milon weicht er beim Ringen nicht von der Stelle. (10) Auf dem Heimweg von seinen Übungen sucht er die Wiesen nach Kräutern ab, die er in den naturkundlichen Büchern kennengelernt hat. Unterstützt wird er dabei vom Pagen Rhizotomos, der die Kräuter für ihn ausgräbt und erntet. Vor dem Abendessen wird die Lektüre erneut wiederholt, beim Mahl die Vorlesungen alter Geschichten vom Mittag fortgesetzt. Die Zeit bis zum Schlafengehen wird dem anspruchsloseren Vergnügen gewidmet, also Karten- und Würfelspiel und dem Wein. (11)Um Mitternacht besteigt man den Turm, um den Himmel mit seinen Kometen und den Lauf der Planeten zu beobachten. Vor dem Schlafengehen wiederholt Gargantua mit seinem Lehrer alles, was er am Tag gelesen und erlebt hat, preist Gott den Schöpfer und begibt sich zur Bettruhe. '' | ||
** '''Lit.:''' Jean Larmat: Le Moyen Age dans le Gargantua de Rabelais. Nice: Les belles lettres 1973, S. 311-344 (Les idees pedagogiques); Desiderius Erasmus: Institutio principis Christiani/ Erasmus von Rotterdam. Einf., Übers. und Bearb. von Anton J. Gail. Paderborn: Schönigh 1968; Gerold Schoch: Die Bedeutung der Erziehung und Bildung aus der Sicht des Erasmus von Rotterdam. Diss. Zürich 1988; Die lateinischen Schülergespräche der Humanisten. Auszüge mit Einleitungen. Anm. u. Namen- und Sachregister. Quellen für die Schul- und Universitätsgeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts. Von A. Bömer. Nachdruck der Ausg. Berlin 1897-1899. Amsterdam: Schippers 1966; Rita Guerlac: Vives and the Education of Gargantua. In: Études Rabelaisiennes XI (1974), S. 63-72; Susanne Zeller: Juan Luis Vives (1492-1540). Freiburg, Br. 2006; Vincent J. Horkan: Educational Theories and principles of Maffeo Vegio. Washington, D.C. 1953; Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus: Vittorino da Feltre u. d. humanist. Erziehungsdenker. Baden-Baden: Koerner 1984; Eckhard Kessler: Die Pädagogik der italienischen Humanisten im Kontext des späten Mittelalters. In: Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit: Politik, Bildung, Naturkunde, Theologie. Göttingen: Vandenhoeck 1989, S. 160-180; Jürgen Gidion: Über die Verbesserung der Studien der Jugend. Bildungsreform im 16. Jahrhundert ein Lehrstück? In: Neue Sammlung. Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft 37 (1997), S. 531-546. (zu Philipp Melanchthon, Erziehungs- und Bildungswesen). | |||
<code>Zum Thema humanistische Erziehung: Erasmus: De ratione studii (1512); | |||
Erasmus: De pueris statim ac liberaliter instituendis (1529); Vivès: De tradendis disciplinis (1531) (von dieser Abhandlung ließ sich Rabelais besonders inspirieren; s. Guerlac 1974). | Erasmus: De pueris statim ac liberaliter instituendis (1529); Vivès: De tradendis disciplinis (1531) (von dieser Abhandlung ließ sich Rabelais besonders inspirieren; s. Guerlac 1974). | ||
Über mögliche Einflüsse der Italiener Maffeo Vegio, Guarino de Vérone, und besonders Vittorino de Feltre (Mannigfaltigkeit der Übungen, Abwechslung von Übungen des Verstandes, der Künste und der Körperertüchtigung), dargestellt bei Larmat 1973. | Über mögliche Einflüsse der Italiener Maffeo Vegio, Guarino de Vérone, und besonders Vittorino de Feltre (Mannigfaltigkeit der Übungen, Abwechslung von Übungen des Verstandes, der Künste und der Körperertüchtigung), dargestellt bei Larmat 1973.</code> | ||
* '''Gurgellantula''' ] (A: Gargantual); eine der nur einmal vorkommende Varianten, in denen die Silbe "Garg-" durch das deutsche 'Gurgel' ersetzt wurde (sonst öfter "Gurgellantua", vgl. [[gkl:kommentar:kap10|Kap. 10]], S. 202). Sinn der Abwandlung unklar (Druckfehler? Hiatilgung? Diminutiv?, so ein Deutungsvorschlag von H. Haferland). Vgl. noch "Gurgellantual" ([[gkl:kommentar:parat|Parat]], S. 23), "Gurgellantule" ([[gkl:kommentar:kap07|Kap. 7]], S. 148; eindeutig Diminutiv), "Gurgellantuwal" ([[gkl:kommentar:kap37|Kap. 37]], S. 444). | * '''Gurgellantula''' ] (A: Gargantual); eine der nur einmal vorkommende Varianten, in denen die Silbe "Garg-" durch das deutsche 'Gurgel' ersetzt wurde (sonst öfter "Gurgellantua", vgl. [[gkl:kommentar:kap10|Kap. 10]], S. 202). Sinn der Abwandlung unklar (Druckfehler? Hiatilgung? Diminutiv?, so ein Deutungsvorschlag von H. Haferland). Vgl. noch "Gurgellantual" ([[gkl:kommentar:parat|Parat]], S. 23), "Gurgellantule" ([[gkl:kommentar:kap07|Kap. 7]], S. 148; eindeutig Diminutiv), "Gurgellantuwal" ([[gkl:kommentar:kap37|Kap. 37]], S. 444). | ||
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* '''die Nörnbergischen lebendigen Äurlein''' ] Äurlein, n.; Diminutiv von Aur, 'Uhr' (DWB 1, 817, nur diese Stelle). <ref>Vgl. Aur, f. 'Uhr' (DWB 1, 817); Auer, f. 'Uhr' (DWB 1, 602); Ührlein, n. 'Taschenuhr' (DWB 23, 738).</ref> - Die Taschenuhren des 16. Jhs. mit Federwerk wurden als "Nürnberger Eier" verballhornt. Der Nürnberger Goldschmied Peter Henlein stellte die ersten, am Körper tragbaren Uhren her (Hinw. Nyssen). | * '''die Nörnbergischen lebendigen Äurlein''' ] Äurlein, n.; Diminutiv von Aur, 'Uhr' (DWB 1, 817, nur diese Stelle). <ref>Vgl. Aur, f. 'Uhr' (DWB 1, 817); Auer, f. 'Uhr' (DWB 1, 602); Ührlein, n. 'Taschenuhr' (DWB 23, 738).</ref> - Die Taschenuhren des 16. Jhs. mit Federwerk wurden als "Nürnberger Eier" verballhornt. Der Nürnberger Goldschmied Peter Henlein stellte die ersten, am Körper tragbaren Uhren her (Hinw. Nyssen). | ||
* '''Vhrwerck im Mönster zu Straßburg''' ] Die astronomische Uhr im Straßburger Münster wurde nach Plänen von Konrad Dasypodius nach dreijähriger Bauzeit von den Uhrmachern Isaak und Josias Habrecht 1574 vollendet. Vgl. Konrad Dasypodius: Warhafftige Außlegung vnd Beschreibung des Astronomischen Uhrwercks zu Straßburg. Straßburg: Niclaus Wyriot 1580; darin wird die Entstehungsgeschichte des astronomischen Uhrwerks und der von Tobias Stimmer gemalten Tafeln der Uhr beschrieben; s. auch Fischarts (Verse) und Tobias Stimmers (Holzschnitt) Einblattdruck ''Eigentliche Fürbildung und Beschreibung des Newen Kunstreichen Astronomischen Vrwercks zu Straßburg im Münster'' (1574). | * '''Vhrwerck im Mönster zu Straßburg''' ] Die astronomische Uhr im Straßburger Münster wurde nach Plänen von Konrad Dasypodius nach dreijähriger Bauzeit von den Uhrmachern Isaak und Josias Habrecht 1574 vollendet. Vgl. Konrad Dasypodius: Warhafftige Außlegung vnd Beschreibung des Astronomischen Uhrwercks zu Straßburg. Straßburg: Niclaus Wyriot 1580; darin wird die Entstehungsgeschichte des astronomischen Uhrwerks und der von Tobias Stimmer gemalten Tafeln der Uhr beschrieben; s. auch Fischarts (Verse) und Tobias Stimmers (Holzschnitt) Einblattdruck ''Eigentliche Fürbildung und Beschreibung des Newen Kunstreichen Astronomischen Vrwercks zu Straßburg im Münster'' (1574). | ||
** '''Lit.:''' Paul Tanner: Die astronomische Uhr im Münster von Strassburg. In: Tobias Stimmer (Ausstellung 1984), S. 97-196; Wilhelm Kühlmann: Zum Ruhm eines Weltmodells. Fischart, Frischlin und die Publizistik zur Straßburger Münsteruhr (im Druck). | |||
* '''angethan''' ] antun, v. 'anziehen, ankleiden'.<ref>DWB 1, 498: anthun 2; FWB: antun 1</ref> | * '''angethan''' ] antun, v. 'anziehen, ankleiden'.<ref>DWB 1, 498: anthun 2; FWB: antun 1</ref> | ||
* '''gestrält''' ] strählen, v. 'kämmen'.<ref>DWB 19, 804 f.</ref> | * '''gestrält''' ] strählen, v. 'kämmen'.<ref>DWB 19, 804 f.</ref> | ||
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* '''Neudörffer''' ] Johann Neudörffer d.Ä. (1497-1563), berühmter Schreib- und Rechenmeister, Verfasser von Schreibmusterbüchern.<ref>ADB 23, S. 481-484 (Hinw. Nyssen).</ref> - Fundament durch Johann Neudörffer Rechenmeister vnd Modist zu Nürnberg seinen Schülern zu einer vnterweysung gemacht. Nürnberg 1519 (Schreibmusterbüchlein); Ein Gesprechbüchlein zweyer schuler Wie einer den andern jm zierlichen Schreyben vntherweyst. Nürnberg 1549 [VD16 N 562]; Eine gute Ordnung vnd kurtze vnterricht der furnemsten grunde aus denen die Jungen Zierlichs schreybens begirlich mit besonderer kunst vnd behendigkeyt vnterricht vnd geubt mögen werden. Nürnberg 1538. Vgl. Werner Doede: Schön schreiben, eine Kunst. Johan Neudörffer und die Kalligraphie des Barock. München 1988. (Hinweis Jutta Greiwe, Osnabrück). Vgl. Bonacini 1953, Nr. 1271-1279. | * '''Neudörffer''' ] Johann Neudörffer d.Ä. (1497-1563), berühmter Schreib- und Rechenmeister, Verfasser von Schreibmusterbüchern.<ref>ADB 23, S. 481-484 (Hinw. Nyssen).</ref> - Fundament durch Johann Neudörffer Rechenmeister vnd Modist zu Nürnberg seinen Schülern zu einer vnterweysung gemacht. Nürnberg 1519 (Schreibmusterbüchlein); Ein Gesprechbüchlein zweyer schuler Wie einer den andern jm zierlichen Schreyben vntherweyst. Nürnberg 1549 [VD16 N 562]; Eine gute Ordnung vnd kurtze vnterricht der furnemsten grunde aus denen die Jungen Zierlichs schreybens begirlich mit besonderer kunst vnd behendigkeyt vnterricht vnd geubt mögen werden. Nürnberg 1538. Vgl. Werner Doede: Schön schreiben, eine Kunst. Johan Neudörffer und die Kalligraphie des Barock. München 1988. (Hinweis Jutta Greiwe, Osnabrück). Vgl. Bonacini 1953, Nr. 1271-1279. | ||
* '''Prechtel zu Nörnberg''' ] Franz Joachim Brechtl, Bürger und Schreibmeister zu Nürnberg. Einziger Druck zu Lebzeiten (?): Künstliche und artliche fürweißung Vielerley verwanndlung Teutscher schriefften. 1588. (Nürnberg, GNM, 35468). - Vgl. Stephan Brechtel (Prechtel, Prechtl d.Ä.; 1523-1574), Kalligraph, Rechenmeister in Nürnberg, Schüler Johann Neudörffers d.Ä. Seine kalligraphischen Werke wurden erst 1602 und 1613 (durch den Sohn: Christoph Fabius Brechtel: Schöne zierliche Schrifften. Nürnberg 1613) gedruckt (Thieme/Becker 4, 559-561). - Den Hinweis auf Stephan und Christoph Brechtel verdanke ich Jutta Greiwe, Osnabrück. Vgl. Bonacini 1953, Nr. 262-263 (Christoph F. Brechtel). | * '''Prechtel zu Nörnberg''' ] Franz Joachim Brechtl, Bürger und Schreibmeister zu Nürnberg. Einziger Druck zu Lebzeiten (?): Künstliche und artliche fürweißung Vielerley verwanndlung Teutscher schriefften. 1588. (Nürnberg, GNM, 35468). - Vgl. Stephan Brechtel (Prechtel, Prechtl d.Ä.; 1523-1574), Kalligraph, Rechenmeister in Nürnberg, Schüler Johann Neudörffers d.Ä. Seine kalligraphischen Werke wurden erst 1602 und 1613 (durch den Sohn: Christoph Fabius Brechtel: Schöne zierliche Schrifften. Nürnberg 1613) gedruckt (Thieme/Becker 4, 559-561). - Den Hinweis auf Stephan und Christoph Brechtel verdanke ich Jutta Greiwe, Osnabrück. Vgl. Bonacini 1953, Nr. 262-263 (Christoph F. Brechtel). | ||
** '''Lit.:''' Claudio Bonacini: Bibliografia delle arti scrittorie e della calligrafia. Firenze: Sansoni 1953; Werner Doede: Schön schreiben, eine Kunst. Johann Neudörffer und die Kalligraphie des Barock. Müchen: Prestel 1988; Werner Doede: Bibliographie deutscher Schreibmeisterbücher von Neudörffer bis 1800. Hamburg: Hauswedell 1958. | |||
* '''Links:''' [[http:''ornamentstichsammlung.gbv.de/|Ornamentstichsammlung Kunstbibliothek Berlin]]; [[http:''www.gutenberg-museum.de/137.0.html|Gutenberg-Bibliothek, Online-Katalog]]; [[http:''hollis.harvard.edu/primo_library/libweb/action/search.do|The Philip Hofer Collection, Houghton Library]] | * '''Links:''' [[http:''ornamentstichsammlung.gbv.de/|Ornamentstichsammlung Kunstbibliothek Berlin]]; [[http:''www.gutenberg-museum.de/137.0.html|Gutenberg-Bibliothek, Online-Katalog]]; [[http:''hollis.harvard.edu/primo_library/libweb/action/search.do|The Philip Hofer Collection, Houghton Library]] | ||
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* ''' vber die Schrancken''' ] Schranke: ebenfalls als Hindernis beim Springreiten. | * ''' vber die Schrancken''' ] Schranke: ebenfalls als Hindernis beim Springreiten. | ||
* '''vber Eppelins Heuwagen''' ] Episode aus dem Lied; s. Ein schön New Lied/ von dem Eppele von Geylingen. Augsburg: Franck o.J. [um 1565] [VD16 ZV 14054] (Hinw. Hauffen 1908, S. 279).<ref>Vgl. Grimm, Dt. Sagen, Nr. 130 (spätere Quellen: Sprung über den Häuwagen); Eppele von Gailingen, fränkischer Ritter, enthauptet 15. Mai 1381; vgl. das Lied: "Es was ein frisch(er) freier reutersman", das aber nicht alle Taten Eppelins, von denen Fischart berichtet, enthält.</ref> Der Sprung über acht (Heu-)Wagen Str. 34-36; Williams (1909), Nr. 124. S. unten S. 343: "inn den Meyn sprengen/ die stiffel zu Nörnberg holen". - Spengler (1969), S. 471: "der den Nürnbergern entwischte, als sie ihn hängen wollten, wovon sich die Redensart herleitete: 'Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor'". | * '''vber Eppelins Heuwagen''' ] Episode aus dem Lied; s. Ein schön New Lied/ von dem Eppele von Geylingen. Augsburg: Franck o.J. [um 1565] [VD16 ZV 14054] (Hinw. Hauffen 1908, S. 279).<ref>Vgl. Grimm, Dt. Sagen, Nr. 130 (spätere Quellen: Sprung über den Häuwagen); Eppele von Gailingen, fränkischer Ritter, enthauptet 15. Mai 1381; vgl. das Lied: "Es was ein frisch(er) freier reutersman", das aber nicht alle Taten Eppelins, von denen Fischart berichtet, enthält.</ref> Der Sprung über acht (Heu-)Wagen Str. 34-36; Williams (1909), Nr. 124. S. unten S. 343: "inn den Meyn sprengen/ die stiffel zu Nörnberg holen". - Spengler (1969), S. 471: "der den Nürnbergern entwischte, als sie ihn hängen wollten, wovon sich die Redensart herleitete: 'Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor'". | ||
** '''Lit.:''' Werner Schoger: Raubritter Eppelein von Gailingen und seine Zeit. Ein Leben zwischen Dichtung und Warhheit. Insingen: Degener 2008, S. 14 zum Heuwagensprung (populärwiss.) | |||
* '''Albrecht von Rosenberg hat ein Rößlein, das kan wol reuten vnnd traben etc.''' ] Albrecht von Rosenberg (1560), Str. 6 des Lieds ("... kan wol rennen vnd traben"; Hinw. Hauffen 1908, 279: Ausgabe o.O. u. J.).<ref>Williams (1909), Nr. 137 verweist auf Liliencron: Hist. Volkslieder IV, S. 258, Nr. 511 (Abdruck nach dem Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 61); Arthur Kopp: Die Osnabrückische Liederhandschrift vom Jahre 1575 (Berlin, Kgl. Bibl. Mgf 753). In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 111 (1903), S. 1-28, 257-274, hier S. 258 f. (Nr. 55); Einzeldruck : o.O.u.J. [Vatikan; Stevenson, Invent. II 2, Nr. 2811eee]. Ambraser Liederbuch 1582, A 61, 1584, B 19.</ref> | * '''Albrecht von Rosenberg hat ein Rößlein, das kan wol reuten vnnd traben etc.''' ] Albrecht von Rosenberg (1560), Str. 6 des Lieds ("... kan wol rennen vnd traben"; Hinw. Hauffen 1908, 279: Ausgabe o.O. u. J.).<ref>Williams (1909), Nr. 137 verweist auf Liliencron: Hist. Volkslieder IV, S. 258, Nr. 511 (Abdruck nach dem Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 61); Arthur Kopp: Die Osnabrückische Liederhandschrift vom Jahre 1575 (Berlin, Kgl. Bibl. Mgf 753). In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 111 (1903), S. 1-28, 257-274, hier S. 258 f. (Nr. 55); Einzeldruck : o.O.u.J. [Vatikan; Stevenson, Invent. II 2, Nr. 2811eee]. Ambraser Liederbuch 1582, A 61, 1584, B 19.</ref> | ||
* '''Eng in eim ring lincks vnd rechts vmbekehren''' ] Es folgen hier die Dressurreiter-Stücke (Bahnfiguren). | * '''Eng in eim ring lincks vnd rechts vmbekehren''' ] Es folgen hier die Dressurreiter-Stücke (Bahnfiguren). | ||
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* '''soff wie die Masegetischen Teutschen seins Pferds Blut mit Milch ein auff das kalt Bad''' ] Herodot berichtet I,216 über die Massageten, dass sie Milch trinken und der Sonne, die sie als Gott verehren, Pferdeopfer bringen. Nach Statius: Achilleis I, 307 mischten die Massageten Blut mit Milch in ihren Bechern ("lactea Massagetae veluti cum pocula fuscant sanguine"). Fischarts Aussage am nächsten steht Franck: Weltbuch 1542, Bl. 92v: "Massagete ... trincken ihrer ross blůt/ sampt der milch jres vichs/ die Sunnen achten sy für Gott." Aber wird über die Germanen Ähnliches berichtet? ''EXPERTENRAT: Klass. Philologie'' | * '''soff wie die Masegetischen Teutschen seins Pferds Blut mit Milch ein auff das kalt Bad''' ] Herodot berichtet I,216 über die Massageten, dass sie Milch trinken und der Sonne, die sie als Gott verehren, Pferdeopfer bringen. Nach Statius: Achilleis I, 307 mischten die Massageten Blut mit Milch in ihren Bechern ("lactea Massagetae veluti cum pocula fuscant sanguine"). Fischarts Aussage am nächsten steht Franck: Weltbuch 1542, Bl. 92v: "Massagete ... trincken ihrer ross blůt/ sampt der milch jres vichs/ die Sunnen achten sy für Gott." Aber wird über die Germanen Ähnliches berichtet? ''EXPERTENRAT: Klass. Philologie'' | ||
* '''Meyländischen Schweitzertölchlin''' ] Schweizerdolch und Schweizerdegen sind erkennbar an der besonderen Grimmform mit halbmondförmig gebogener Papierstange und Knauf. Vgl. Franz Egger. In: Historisches Lexikon der Schweiz [[http:''www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8618.php|Schweizerdolch]]. Warum aber kommen die Schweizerdolche aus Mailand? Vgl. zum Diminiutiv von Dolch [[gkl:kommentar:kap05|Kap. 5]], S. 125: "hencken jhnen [den Kindern] Toͤlchlin an". | * '''Meyländischen Schweitzertölchlin''' ] Schweizerdolch und Schweizerdegen sind erkennbar an der besonderen Grimmform mit halbmondförmig gebogener Papierstange und Knauf. Vgl. Franz Egger. In: Historisches Lexikon der Schweiz [[http:''www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8618.php|Schweizerdolch]]. Warum aber kommen die Schweizerdolche aus Mailand? Vgl. zum Diminiutiv von Dolch [[gkl:kommentar:kap05|Kap. 5]], S. 125: "hencken jhnen [den Kindern] Toͤlchlin an". | ||
** '''Lit.:''' Hugo Schneider: Der Schweizerdolch. Waffen- und kulturgeschichtliche Entwicklung mit vollständiger Dokumentation der bekannten Originale und Kopien. Orell Füssli, Zürich 1977; | |||
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* '''meher als ein Löenmut ja vber Basiliscenmut''' ] Die heutigen Leute sind mutiger alsder Löwe und Basilisk, da diese ja den Hahnenschrei und ein Geräusch vom Wiesel fürchten, die Leute aber sich vom Kanonendonner keineswegs schrecken lassen. | * '''meher als ein Löenmut ja vber Basiliscenmut''' ] Die heutigen Leute sind mutiger alsder Löwe und Basilisk, da diese ja den Hahnenschrei und ein Geräusch vom Wiesel fürchten, die Leute aber sich vom Kanonendonner keineswegs schrecken lassen. | ||
* '''dann die Löen förchten ein Hanengeschrey/ die Basiliscen ein geräusch vom Wisel''' ] Plinius: Nat. hist. 8,52: "atque hoc tale tamque saevum animal ... et gallinaceorum cristae cantusque etiam magis terrent" / "Und dieses so gewaltige, so furchtbare Tier [der Löwe] fürchtet sich ... vor dem Kamm und noch mehr vor dem Krähen des Hahnes" (Übers. Roderich König); Aelian, De nat. animal. 3, 31; Lucr. 4, 710-714; Corpus fabularum Aesopicarum (= Aes.) Nr. 292 (Der Löwe beklagt gegenüber Prometheus seine panische Furcht vor dem Hahn). Vgl. Aesop Nr. 82 (Esel, Hahn und Löwe): "Beim Lärm des krähenden Hahnes bekam der Löwe aber einen gewaltigen Schrecken - es heißt nämlich, dass die Löwen vor dem Geschrei der Hähne Angst haben - und wandte sich zur Flucht." (Übers. Rainer Nickel) (Nr. 82, S. 86/87). - Auch bei Johannes Geiler von Kaysersberg: "Der Löwe fürchtet einen weißen Hahn [...] er fürchtet seinen Kamm und sein Krähen" (Johannes Geiler von Kaysersberg: Ausgewählte Schriften 1: Der höllische Löwe. Trier 1858, S. 48). - Der Basilisk wird vom Geruch (!) des Wiesels getötet: Plinius, Nat. hist. VIII, 79: "necant illae simul odore moriunturque" / "die Wiesel töten sie durch ihren Gestank und sterben gleichzeitig selbst". Auch bei Isidor: Etym. XII, IV, 6 f. | * '''dann die Löen förchten ein Hanengeschrey/ die Basiliscen ein geräusch vom Wisel''' ] Plinius: Nat. hist. 8,52: "atque hoc tale tamque saevum animal ... et gallinaceorum cristae cantusque etiam magis terrent" / "Und dieses so gewaltige, so furchtbare Tier [der Löwe] fürchtet sich ... vor dem Kamm und noch mehr vor dem Krähen des Hahnes" (Übers. Roderich König); Aelian, De nat. animal. 3, 31; Lucr. 4, 710-714; Corpus fabularum Aesopicarum (= Aes.) Nr. 292 (Der Löwe beklagt gegenüber Prometheus seine panische Furcht vor dem Hahn). Vgl. Aesop Nr. 82 (Esel, Hahn und Löwe): "Beim Lärm des krähenden Hahnes bekam der Löwe aber einen gewaltigen Schrecken - es heißt nämlich, dass die Löwen vor dem Geschrei der Hähne Angst haben - und wandte sich zur Flucht." (Übers. Rainer Nickel) (Nr. 82, S. 86/87). - Auch bei Johannes Geiler von Kaysersberg: "Der Löwe fürchtet einen weißen Hahn [...] er fürchtet seinen Kamm und sein Krähen" (Johannes Geiler von Kaysersberg: Ausgewählte Schriften 1: Der höllische Löwe. Trier 1858, S. 48). - Der Basilisk wird vom Geruch (!) des Wiesels getötet: Plinius, Nat. hist. VIII, 79: "necant illae simul odore moriunturque" / "die Wiesel töten sie durch ihren Gestank und sterben gleichzeitig selbst". Auch bei Isidor: Etym. XII, IV, 6 f. | ||
** '''Lit.:''' Jochem Küppers: Der Löwe in der antiken Fabel und Novellistik. In: Die Romane von dem Ritter mit dem Löwen. Hrsg. von Xenja von Ertzdorff. Amsterdam 1994 (Chloe 20), S. 95-117, hier S. 110. [[https:''books.google.de/books?id=G5Gc-YGXDeoC&pg=PA110|Digitalisat]]; Thomas Hofmeier: Basels Ungeheuer. Eine kleine Basiliskenkunde (Basiliskologie). Bd. 2. Berlin, Basel 2009. | |||
* ''' Puluerscheissenden vnd Salpeter furtzenden höllenfund''' ] Pulver und Salpeter explosionsartig von sich gebend; Höllenfund, m. 'Erfindung der Hölle' (nicht im DWB); vgl. Fund, m.<ref>DWB 4, 530: Fund 3</ref> | * ''' Puluerscheissenden vnd Salpeter furtzenden höllenfund''' ] Pulver und Salpeter explosionsartig von sich gebend; Höllenfund, m. 'Erfindung der Hölle' (nicht im DWB); vgl. Fund, m.<ref>DWB 4, 530: Fund 3</ref> | ||
* '''Teuffelsgeschrey''' ] nicht im DWB. | * '''Teuffelsgeschrey''' ] nicht im DWB. | ||
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* '''heut da man die Sündbrunst besorgt/ bauet man in die tieffe in die Wasser''' ] ''nicht ermittelt'' | * '''heut da man die Sündbrunst besorgt/ bauet man in die tieffe in die Wasser''' ] ''nicht ermittelt'' | ||
* '''Sündbrunst''' ] (nicht im DWB); vgl. Brunst, f. 'Feuerbrunst';<ref>DWB 2, 437</ref> analog zur Sündflut wird die große Feuersbrunst befürchtet (s. besorgen, 'befürchten' FWB, besorgen 1); möglicherweise von F. erstmals geprägt. <ref>Nur ein späterer Beleg: "förchte dir nit: du wirdest in diser Welt- und Sünd-Brunst nit sterben" (Victor Mayr: Concionator panegyrico-moralis ... Sittliche ... Predigen. Tl. 2. Regensburg 1756, S. 20b).</ref> Schank (1974), S. 222 (spricht von neun vergleichbaren Komposita-Paaren; deren erster Teil [= Bestimmungwort] gleich ist), ''prüfen'' - Vgl. das geläufigere (letzte) "Weltbrunst, Welt-Brunst", f. (letzter) 'Weltenbrand'; 'Armageddon' (nicht im DWB; Belege 1659, 1677, 1685, 1690, 1698, 1733, 1735, 1762 u.ö.). | * '''Sündbrunst''' ] (nicht im DWB); vgl. Brunst, f. 'Feuerbrunst';<ref>DWB 2, 437</ref> analog zur Sündflut wird die große Feuersbrunst befürchtet (s. besorgen, 'befürchten' FWB, besorgen 1); möglicherweise von F. erstmals geprägt. <ref>Nur ein späterer Beleg: "förchte dir nit: du wirdest in diser Welt- und Sünd-Brunst nit sterben" (Victor Mayr: Concionator panegyrico-moralis ... Sittliche ... Predigen. Tl. 2. Regensburg 1756, S. 20b).</ref> Schank (1974), S. 222 (spricht von neun vergleichbaren Komposita-Paaren; deren erster Teil [= Bestimmungwort] gleich ist), ''prüfen'' - Vgl. das geläufigere (letzte) "Weltbrunst, Welt-Brunst", f. (letzter) 'Weltenbrand'; 'Armageddon' (nicht im DWB; Belege 1659, 1677, 1685, 1690, 1698, 1733, 1735, 1762 u.ö.). | ||
** '''Lit.:''' Almut Agnes Meyer: Heilsgewissheit und Endzeiterwartung im deutschen Drama des 16. Jahrhunderts. Heidelberg 1976 [MS]; Hartmut Lehmann: Endzeiterwartung im Luthertum im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert, in: Die lutherische Konfessionalisierung in Deutschland. Hrsg. von Hans-Christoph Rublack, Gütersloh 1992, S. 545558 [[https:''books.google.de/books?id=8myEAAAAIAAJ|Vorschau]]; Endangst und Erlösung. Hrsg. von Peter Koslowski. München, Paderborn 2009 [MS]; Jean-Paul Clébert: Histoire de la fin du monde. Paris 1994 (Uni BI); Norman Cohn: Cosmos, chaos, and the world to come. New Haven 1993 (MS) ''autopsieren'' | |||
* '''kombt doch etwan ein Goldbeschlagener vnd goldbeladener Esel darein''' ] Nero (bzw. seine Gattin Poppea) ließ seine Maultiere mit Silber beschlagen: Sueton: Nero XXX, 3: "soleis mularum argenteis"; "seine Maultiere ließ er mit Silber beschlagen"; Plinius XXXIII, 49 (140): "nostraque aetate Poppaea coniunx Neronis principis soleas delicatioribus iumentis suis ex auro quoque induere iussit"; "noch in unserer Zeit war es so, dass die Frau des Kaisers Nero, Poppaea, die Idee hatte, ihre geliebten Maultiere sogar mit Gold beschlagen zu lassen" (Übers. nach H. Rackham; LCL 394, 105). Daraus wird dann in späterer Wiedererzählung auch einmal ein goldenes Hufeisen: "Er [Nero] ließ die Maulesel mit guldinen Hufeisen beschlagen" (Caspar Diebolt: Historische Welt 1715, S. 93). - Als Apophthegma König Philipps von Makedonien wird bei Cicero: Epistulae ad Atticum, I, 16, 12 überliefert, dass goldbeladene Esel belagerte Festungen öffnen können: "quibus Philippus omnia castella expugnari posse dicebat, in quae modo asellus onustus auro posset adscendere"; "mit jenem Mittel, das nach Philipps Ausspruch die Tore jeder Burg öffnet, wenn nur ein goldbeladener Esel sie erklimmen kann." (Übers. Helmut Kasten). Vgl. Hor.: carm. III, 16, 14 f. (Anspielung); vergleichbar Apul.: Met. IX,18 "quod pecuniae cunctae sint difficultates perviae auroque soleant adamantinae etiam perfringi fores"; "dass alle Schwierigkeiten mit Geld überwindbar sind und dass Gold selbst diamantene Türen sprengt." Statt Cicero wird oft Plutarch: Apoph. reg. et imp. als Quelle für den Ausspruch Philipps angegeben, doch findet er sich nicht in heutigen Ausgaben der ''Regum et imperatorum apophthegmata''. Vgl. etwa Georg Scherer: "Als ... König Philippus einest ein Hauptvöstung einzunemmen fürhabens war/ vnd die außspeher jm relation theten/ Es sey nit allein schwer sonder auch vnmöglich diser Vöstung zů bekommen. Fraget er sie/ Ob so vil raum vnd ort sey einen mit Gold beladnen Esel hin zubringen." Marg. "Plutarch. in Apo. Regum et imperat." (Teutsche Oration vnd Leichtpredig (auf Graf Karl von Mansfeld). Augsburg [1595], Bl. C ij r). - Im Fastnachtspiel von Hans Rosenplüt: Des künig von Engellant hochzeit bekommt selbst der schlechteste Turnierteilnehmer einen Esel mit tausend silbernen Schellen geschenkt: "Der esel ist vorn und hinden beschlagen | Mit vier güldein hufeisen, die muß er tragen | als lang, als der hof und di hochzeit wert." (Keller: Fastnachtspiele, Bd. 2, Nr. 100, S. 765,25). | * '''kombt doch etwan ein Goldbeschlagener vnd goldbeladener Esel darein''' ] Nero (bzw. seine Gattin Poppea) ließ seine Maultiere mit Silber beschlagen: Sueton: Nero XXX, 3: "soleis mularum argenteis"; "seine Maultiere ließ er mit Silber beschlagen"; Plinius XXXIII, 49 (140): "nostraque aetate Poppaea coniunx Neronis principis soleas delicatioribus iumentis suis ex auro quoque induere iussit"; "noch in unserer Zeit war es so, dass die Frau des Kaisers Nero, Poppaea, die Idee hatte, ihre geliebten Maultiere sogar mit Gold beschlagen zu lassen" (Übers. nach H. Rackham; LCL 394, 105). Daraus wird dann in späterer Wiedererzählung auch einmal ein goldenes Hufeisen: "Er [Nero] ließ die Maulesel mit guldinen Hufeisen beschlagen" (Caspar Diebolt: Historische Welt 1715, S. 93). - Als Apophthegma König Philipps von Makedonien wird bei Cicero: Epistulae ad Atticum, I, 16, 12 überliefert, dass goldbeladene Esel belagerte Festungen öffnen können: "quibus Philippus omnia castella expugnari posse dicebat, in quae modo asellus onustus auro posset adscendere"; "mit jenem Mittel, das nach Philipps Ausspruch die Tore jeder Burg öffnet, wenn nur ein goldbeladener Esel sie erklimmen kann." (Übers. Helmut Kasten). Vgl. Hor.: carm. III, 16, 14 f. (Anspielung); vergleichbar Apul.: Met. IX,18 "quod pecuniae cunctae sint difficultates perviae auroque soleant adamantinae etiam perfringi fores"; "dass alle Schwierigkeiten mit Geld überwindbar sind und dass Gold selbst diamantene Türen sprengt." Statt Cicero wird oft Plutarch: Apoph. reg. et imp. als Quelle für den Ausspruch Philipps angegeben, doch findet er sich nicht in heutigen Ausgaben der ''Regum et imperatorum apophthegmata''. Vgl. etwa Georg Scherer: "Als ... König Philippus einest ein Hauptvöstung einzunemmen fürhabens war/ vnd die außspeher jm relation theten/ Es sey nit allein schwer sonder auch vnmöglich diser Vöstung zů bekommen. Fraget er sie/ Ob so vil raum vnd ort sey einen mit Gold beladnen Esel hin zubringen." Marg. "Plutarch. in Apo. Regum et imperat." (Teutsche Oration vnd Leichtpredig (auf Graf Karl von Mansfeld). Augsburg [1595], Bl. C ij r). - Im Fastnachtspiel von Hans Rosenplüt: Des künig von Engellant hochzeit bekommt selbst der schlechteste Turnierteilnehmer einen Esel mit tausend silbernen Schellen geschenkt: "Der esel ist vorn und hinden beschlagen | Mit vier güldein hufeisen, die muß er tragen | als lang, als der hof und di hochzeit wert." (Keller: Fastnachtspiele, Bd. 2, Nr. 100, S. 765,25). | ||
* '''oder schießt Gulden Ketten hinein''' ] ''nicht ermittelt'' - Vgl. allenfalls Polyainos 4,16 (Antiochos, Sohn des Antiochos): als er eine thrakische Stadt belagerte, schmückte er edle Thraker, die er mit sich führte, mit goldenen Ketten. Die Belagerten warfen ihre Waffen weg, um ebenfalls unter Antiochos dienen zu dürfen. - Auf dem Einblattdruck "Geld/ regirt die Welt" sieht man eine Belagerungszene, in der Geld und eine Kette in die belagerte Stadt geschossen wird (Nürnberg: Paul Fürst 1652; vgl. Harms: Dt. Ill. Flugbll. I, Nr. 156)[[http:''www.gbv.de/vd/vd17/23:675014B|VD17 23:675014B]] (Den Hinweis verdanke ich Michael Schilling). | * '''oder schießt Gulden Ketten hinein''' ] ''nicht ermittelt'' - Vgl. allenfalls Polyainos 4,16 (Antiochos, Sohn des Antiochos): als er eine thrakische Stadt belagerte, schmückte er edle Thraker, die er mit sich führte, mit goldenen Ketten. Die Belagerten warfen ihre Waffen weg, um ebenfalls unter Antiochos dienen zu dürfen. - Auf dem Einblattdruck "Geld/ regirt die Welt" sieht man eine Belagerungszene, in der Geld und eine Kette in die belagerte Stadt geschossen wird (Nürnberg: Paul Fürst 1652; vgl. Harms: Dt. Ill. Flugbll. I, Nr. 156)[[http:''www.gbv.de/vd/vd17/23:675014B|VD17 23:675014B]] (Den Hinweis verdanke ich Michael Schilling). |
Version vom 10. Juni 2019, 20:22 Uhr
Das Sechs vnd zwentzigst Capitel
(Gargantua, Kap. 23)
(1) Da Ponokrates den ungesunden Lebenswandel seines Zöglings Gargantua erkennt, beschließt er, ihm die Wissenschaften mit völlig neuen Lehrmethoden nahezubringen. Er holt den Arzt Meister Theodor herbei, der dem Schüler Nieswurz verabreicht, wodurch dieser alles vergisst, was er an unnützem Wissen zuvor erlangt hat. Er führt ihn in die Gesellschaft gelehrter Gefährten ein, damit er durch den Wettbewerb umso größeres Verlangen entwickelt, seinen Geist zu üben. Er bekommt einen Stundenplan, damit er keine Stunde des Tages mit unnützer Tätigkeit vergeudet. Um vier Uhr steht Gargantua auf und wäscht sich; währenddessen liest ihm sein Page Anagnostes laut und deutlich Stellen aus der Bibel vor. Daran schließt sich eine Sitzung auf dem Privet an, um sich der Reste der verdauten Produkte zu entledigen; dabei wiederholt sein Lehrer, was vorgelesen wurde und erklärt ihm die schwierigen Stellen. Dann wird der Himmel beobachtet und festgehalten, in welches Sternzeichen die Sonne und der Mond eintreten. (2) Beim Ankleiden und Kämmen wiederholt man die Lektüren des vorigen Tages, d.h. Gargantua sagt die Lektionen auswendig auf und sucht Beispiele für ihre Anwendung hervor. Der Vormittagsunterricht von drei Stunden ist der Lektüre gewidmet. Dann wird draußen auf den Wiesen Sport getrieben, darunter verschiedene Ballspiele, die man erst dann beendet, wenn man völlig durchgeschwitz ist. Nach dem Trocknen und Umkleiden wartet man gemeinsam auf den Mittagstisch und rezitiert unterdessen Lehrsprüche, die man aus dem Unterricht behalten hat. Beim Essen wird aus alten Geschichten vorgelesen, beim Wein die Lektüre fortgesetzt. (3) Oder man spricht über alles, was bei Tisch seviert wurde. Auf diese Weise lernt Gargantua alle einschlägigen Stellen aus den naturkundlichen Werken des Plinius und anderer Gelehrter kennen. Die zurate gezogenen Bücher werden mitunter an den Tisch gebracht, um darin nachzuschlagen. Es folgt das Gespräch über die Lektionen des Vormittags, dann dankt man Gott mit schönen Lobgesängen und widmet sich dem Kartenspiel, um damit Kunststücke und Rechenexempel zu einzuüben. Die Beschäftigung mit der Arithmetik in der freien Zeit vor dem Nachmittagsunterricht bereitet dem Schüler soviel Vergnügen wie früher das Würfel- und Kartenspiel. Aber auch die anderen mathematischen Künste reizen dazu, geometrische Instrumente und Figuren zu entwerfen oder astronomische Berechnungen anzustellen. (4) Dann musiziert man, singt mehrstimmig (5) und erlernt verschiedene Instrumente. Nach erneuter Darmentlehrung folgen drei Stunden zur Wiederholung der vormittäglichen Lektüre und der Übung im Schönschreiben. (6) Dann wird das Quartier in Begleitung des Reitmeisters Gymnastes verlassen, um die Reitkunst und Kampftechniken zu üben. An dem einen Tag übt er Reiterkunststücke, an anderen die Waffenkünste. (7) Oder er geht auf die Jagd. Oder er übt sich in den olympischen Disziplinen des Fünfkampfs, des Wettlaufs und Schwimmens. Oder er steuert ein Boot, setzt Segel und verwendet den Kompass. (8) Wieder an Land übt er das Klettern auf Bäumen und Felsen (9) und am Seil nach oben oder an den Balken sich entlang hangelnd. Seine Lunge trainiert er mit Schreien, die Muskeln mit Bleigewichten. Wie der Athlet Milon weicht er beim Ringen nicht von der Stelle. (10) Auf dem Heimweg von seinen Übungen sucht er die Wiesen nach Kräutern ab, die er in den naturkundlichen Büchern kennengelernt hat. Unterstützt wird er dabei vom Pagen Rhizotomos, der die Kräuter für ihn ausgräbt und erntet. Vor dem Abendessen wird die Lektüre erneut wiederholt, beim Mahl die Vorlesungen alter Geschichten vom Mittag fortgesetzt. Die Zeit bis zum Schlafengehen wird dem anspruchsloseren Vergnügen gewidmet, also Karten- und Würfelspiel und dem Wein. (11)Um Mitternacht besteigt man den Turm, um den Himmel mit seinen Kometen und den Lauf der Planeten zu beobachten. Vor dem Schlafengehen wiederholt Gargantua mit seinem Lehrer alles, was er am Tag gelesen und erlebt hat, preist Gott den Schöpfer und begibt sich zur Bettruhe.
- Lit.: Jean Larmat: Le Moyen Age dans le Gargantua de Rabelais. Nice: Les belles lettres 1973, S. 311-344 (Les idees pedagogiques); Desiderius Erasmus: Institutio principis Christiani/ Erasmus von Rotterdam. Einf., Übers. und Bearb. von Anton J. Gail. Paderborn: Schönigh 1968; Gerold Schoch: Die Bedeutung der Erziehung und Bildung aus der Sicht des Erasmus von Rotterdam. Diss. Zürich 1988; Die lateinischen Schülergespräche der Humanisten. Auszüge mit Einleitungen. Anm. u. Namen- und Sachregister. Quellen für die Schul- und Universitätsgeschichte des 15. und 16. Jahrhunderts. Von A. Bömer. Nachdruck der Ausg. Berlin 1897-1899. Amsterdam: Schippers 1966; Rita Guerlac: Vives and the Education of Gargantua. In: Études Rabelaisiennes XI (1974), S. 63-72; Susanne Zeller: Juan Luis Vives (1492-1540). Freiburg, Br. 2006; Vincent J. Horkan: Educational Theories and principles of Maffeo Vegio. Washington, D.C. 1953; Gregor Müller: Mensch und Bildung im italienischen Renaissance-Humanismus: Vittorino da Feltre u. d. humanist. Erziehungsdenker. Baden-Baden: Koerner 1984; Eckhard Kessler: Die Pädagogik der italienischen Humanisten im Kontext des späten Mittelalters. In: Lebenslehren und Weltentwürfe im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit: Politik, Bildung, Naturkunde, Theologie. Göttingen: Vandenhoeck 1989, S. 160-180; Jürgen Gidion: Über die Verbesserung der Studien der Jugend. Bildungsreform im 16. Jahrhundert ein Lehrstück? In: Neue Sammlung. Vierteljahres-Zeitschrift für Erziehung und Gesellschaft 37 (1997), S. 531-546. (zu Philipp Melanchthon, Erziehungs- und Bildungswesen).
Zum Thema humanistische Erziehung: Erasmus: De ratione studii (1512);
Erasmus: De pueris statim ac liberaliter instituendis (1529); Vivès: De tradendis disciplinis (1531) (von dieser Abhandlung ließ sich Rabelais besonders inspirieren; s. Guerlac 1974).
Über mögliche Einflüsse der Italiener Maffeo Vegio, Guarino de Vérone, und besonders Vittorino de Feltre (Mannigfaltigkeit der Übungen, Abwechslung von Übungen des Verstandes, der Künste und der Körperertüchtigung), dargestellt bei Larmat 1973.
- Gurgellantula ] (A: Gargantual); eine der nur einmal vorkommende Varianten, in denen die Silbe "Garg-" durch das deutsche 'Gurgel' ersetzt wurde (sonst öfter "Gurgellantua", vgl. Kap. 10, S. 202). Sinn der Abwandlung unklar (Druckfehler? Hiatilgung? Diminutiv?, so ein Deutungsvorschlag von H. Haferland). Vgl. noch "Gurgellantual" (Parat, S. 23), "Gurgellantule" (Kap. 7, S. 148; eindeutig Diminutiv), "Gurgellantuwal" (Kap. 37, S. 444).
- zuchtlehrung vnnd Lehrzucht ] Zuchtlehrung, f. (DWB 32, 273, nur diese Stelle, ohne Deutung); Lehrzucht (nicht im DWB). Vgl. Zuchtlehre, f., 'Sittenlehre, Ethik'[1] und Zuchtlehrer, m. 'ethicus'.[2]
- durch D. Lobkundum von Ehrnsteig ] Garg.: "Ponocrates" - D., Abkürzung für Doctor; Lobkundus, mit lateinischer Endung, 'der des Lobes Kündige'; Ehrnsteig, m. 'der Pfad, Weg, der zur Ehre führt'. S. oben Kap. 18, S. 279: "Ehrenbrecht Kundlob von Arbeitsteig, sonst genant Ponocrates".
- hinricht ] hinrichten, v. 'hinwärts richten' (DWB 10, 1465: hinrichten 1), hier eher 'verbringen, vertun'.
/ 251 / Absatz 1
- ] Wacker: Liste 39: "Aufzählungen verschiedner Tätigkeiten Gargantuas, die sich über das ganze Kapitel erstrecken."
- Kundlob von hohen Rhumsteg ] Variation von "D. Lobkundum von Ehrnsteig"; Kundlob, hier eher 'der Lob Verkündende' (?); Rhumsteg, m. 'Steg, Pfad zum Ruhm'.
- vndietlichkeit ] Undiätlichkeit, f., Neologismus Fischarts, 'nicht zur Diätetik passende Lebensweise'.
- Gurgelmans ] nur hier verwendete Variante für frz. Gargantua, zusammengesetzt aus Gurgel- (für Garg-) und Mann.
333
- vbersah es jm ] jdm. etw. übersehen, v. 'nachsehen; ignoscere' (DWB 23, 541: übersehen 4 e β); eher 'hingehen lassen, tolerieren'.
- inn betrachtung/ daß die Natur die plötzliche änderungen wegen der gewaltsame ... nicht wol vberstehet ] Hippokrates: Aphorismen, Sectio 2, Nr. 51 (Hinw. Defaux 236,2): "To evacuate, fill up, heat, cool, or otherwise, move the body in any way much and suddenly, is dangerous; and whatever is excessive is inimical to nature; but whatever is done by little and little is safe, more especially when a transition is made from one thing to another." (Übersetzung Francis Adams) "Den Körper übermäßig oder plötzlich auszuleeren oder anzufüllen, zu erwärmen oder abzukühlen, oder auf andere Weise viel und heftig in Bewegung zu setzen, ist gefährlich. Alles, was zu heftig ist, ist der Natur zuwider. Sicher ist hingegen, was in kleinen Schritten vollzogen wird, insbesondere, wenn man von dem einen Zustand zu einem anderen gelangen will."[3] - In der Ausgabe des Regimen von 1557 mit hinzugesetzten deutschen Merkversen finden sich die Verse unter Nr. LV (Bl. 164 v): "Omnibus adsuetam iubeo seruare diaetam. | Quod sic esse probo, ni sit mutare necesse. | Hippocrates testis, quoniam sequitur mala pestis. | Fortior haec meta est medicinae, certa diaeta, | Quam si non cures, fatuè regis, & malè curas. | Was speiß vnd wie du essen pflegst/ | Verander nicht/ vnd wiß darnechst/ | Daß die veranderung kranckheit brengt/ | Doch wirt der not offt nachgehengt." Mit der Marginalie in der Auslegung der Verse: "Mutatio subita nocet" ("Plötzliche Veränderung schadet"; Bl. 165v). Zum Regimen sanitatis Salernitanum vgl. Nikolaus Henkel: Deutsche Übersetzungen lateinischer Schultexte. München 1988, 292 ff.: Henkel zählt 28 Drucke bis 1519 meist zweisprachiger Drucke.
- gewaltsame ] f. 'violentia',[4] 'Ungestüm, Gewaltsamkeit'.[5]
- außhart ] aushalten, v. etw. 'aushalten';[6] 'ertragen'. [7]
/ 252
- Theodor Lilgenkol oder Lüllenkul ] Garg.: "Maistre Theodore" - Der Name bedeutet 'Geschenk Gottes', abgeleitet von gr. θεός und δῶρον, 'Geschenk'; der von Fischart hinzugefügte Beiname zusammengesetzt aus Lilge, 'Lilie' (weiß) und Kol, 'Kohl(haupt)' oder 'Kohle' (schwarz); vgl. lat. liliare, 'weiß machen' und lilium, 'Lilie'; die Variante aus Lülle, Lulle, m. 'Narr, Dummkopf'[8] oder lullen, v. 'saugen, lutschen'[9] und lat. culus, 'Hintere, After' oder dt. Kul, Kulle, f. 'Hoden'.[10]
- vom geschlecht des Ehrwürdigen Latinzarten Herren Lilij, dessen der Priscianus Vapulans Kautreckkodrisch wol gedencket ] (Zusatz B) - Nikodemus N. Frischlin: Priscianus vapulans, Comoedia Lepida ... in qua demonstratur soloecismi et barbarismi. Straßburg: Bernhard Jobin 1580; 1585.[11] - Lilius ist einer der beiden Ärzte des Stückes (und der Hauptpersonen im 2. Akt), in dem der geprügelte (malträtierte) Grammaticus Priscian von Philipp Melanchthon und Desiderius Erasmus vor den Sprachverderbern gerettet wird; aus dem Prolog, V. 31 ff.: "Sed miserè vapulans ad medicos mittitur Philonium, et doctorem ineptum Lilium. Hîc multò factus, quàm antè fuerat, aegrior."; "Aber er bekommt fürchterlich Schläge und wird zu den Ärzten geschickt, zu Philonius und dem albernen (ineptum) Professor Lilius. Hier wird er noch viel kränker gemacht, als er zuvor gewesen ist." (Übersetzung Christoph Jungk und Lothar Mundt). In Akt II,3 wollen Philonius und Lilius dem auch an der Sprache der Ärzte verzweifelnden Priscian Nieswurz verabreichen, um Erbrechen hervorzurufen (V. 705 ff.). Im Gegenteil, meint Priscian in II,3 (V. 706 f.) zu Lilius: "Tibi opus elleboro est, qui rectè sapientem vocas | Melancholicum"; "Du brauchst Nieswurz, der du einen wirklich Vernünftigen verrückt nennst." (Übersetzung Jungk/Mundt) In V,2 (V. 1713 f.) fragt sich Priscianus: "Sed quomodo per alvum egeram rude | Prognosticationes et clarificationes Lilii?"; "Aber wie soll ich durch meinen Unterleib die rohen Prognosen und Abklärungen des Lilius ausscheiden?" (Übersetzung Jungk/ Mundt). - Die Namensgebung des Lilius in Frischlins Komödie geht zurück auf das umfangreiche Lehrbuch von den Krankheiten von Bernardus de Gordonio mit dem Titel (Practica seu) Lilium medicinae (Neapel 1480, Venedig 1496, Paris 1542, Lyon 1550, 1559 und 1574).
- Latinzarten ] zart, adj. 'schwächlich',[12] bezogen auf seine (barbarischen) Lateinkenntnisse.[13]
- Kautreckkodrisch ] Kautreck ('kau Dreck!'), volksetymologische Deutung von koderig, adj. 'pituitosus (verschleimt, phlegmatisch)', 'rotzig';[14] im DWB wird verwiesen auf Fischarts Ehzuchtbüchlin: "Dan eyn Cholericus, der hitzig vor der stirn ist, verträgt sich wenig mit eym koderigen Flegmatico". (Werke 3, ed. Hauffen, S. 229; Ausg. 1578, J 4 v).
- Gargantubald ] zu dieser Namenvariante s. Kap. 18, S. 278 und "Gargantubal", Kap. 24, S. 309.
- Cullingius ] Zusammensetzung aus lat. culus, 'Hintern, After' und lingere, '(be)lecken' (Hinw. Nyssen). Vgl. den sprechenden Namen Lüllars ("Maulfrank, Lüllars und Lausansloch") in Fastnachtsp. (1) 336, 10 (V. 1494), gebildet aus dem Verb lullen, 'saugen'[15] und Ars, m., 'Hintern'.
- doch nicht glückhaffter/ als der Baur/ welcher ein heilige allgemeinhilffliche Purgatz seinen verlohrenen Esel zufinden einnam/ vnd denselben als er sich zu pflütteren beim Zaun nidersetztet/ durch die Hurst ersahe ] nach Poggio: Facetie Nr. 87: "De temerario qui asinos curabat" ("Von einem Kurpfuscher, der Esel wiederverschaffte"); ein Kurpfuscher verkauft Pillen, die gegen alles helfen. Ein Dummer fragt, ob er nicht ein Mittel habe, mit dem er seinen verlorenen Esel wiederfinden könne. Nach Einnahme des (purgierenden) Mittels setzt er sich nieder, um sich zu entleeren und sieht im Röhricht zufällig seinen Esel. [16]
- allgmeinhilflich ] adj., nicht im DWB; vgl. hilflich, adj. 'helfend, fördernd'.[17]
- Purgatz ] f., Abführmittel, lat. purgatio 'Reinigung'.[18]
- pflütteren ] pflüttern, v. 'scheißen'.[19]
- Hurst ] f., 'Strauchwerk, Gebüsch';[20] s. "alle hursten", Kap. 19, S. 283.
- rüstet jm ein Teuffelsbannige ... Purgatz/ von ... Nießwurtz zu ... vnnd reiniget jhm damit alle verruckung ... vnnd verkehrte disposition ... des Hirns ] Die Gabe von Nieswurz (Helleborus) als Heilmittel gegen Verrücktheit war in der antiken Literatur breit thematisiert. Vgl. Sueton: Caligula 29; Plinius: nat. hist. XIX,44 u. XXV, (52) 21,4, XXII, (133), 25, ante med. sect. 64; Gellius XVII,15,6 (Angaben nach Fritz Weiss zu Gellius). Vgl. auch die heilpflanzenkundlichen Bücher (Kräuterbücher) der Zeit, etwa Bock: Kreutterbuch (1572), Bl. 132r: Plinius schreibt von beden Nießwurtzeln libro xxv. capite v. vnd seind die selbige wort Plinij vast auß Theophrasto libro ix. capite xj. genommen.[21] Zum zeitgenössischen Stand des botanischen Wissens zu Helleborum/Nieswurz und speziell zu dieser Stelle s. Bulang (2010b).
- rüstet ... zu ] zurüsten, v. 'eine Speise zurichten, kochen', 'vorbereiten'.[22]
- Teuffelsbannige ] adj. 'den Teufel bannend'.[23]
- von Anticirischem Helleborischem Nießwurtz ] anticirisch, adj. von gr. αντικυρικὸς, in oder aus Anticyra stammend; die Halbinsel im Ägäischen Meer war berühmt für ihren Reichtum an Nieswurz. Vgl. Horaz: sat. II,3, 79 ff.: "quisquis luxuria ... aut alio mentis morbo calet ... danda est ellebori multo pars maxima avaris: nescio an Anticyram ratio illis destinet omnem" ("Wer da fiebert vor Schwelgen ... und vor sonst einer Krankheit des Geistes ... Nieswurz sollt man vor allem den Geizigen reichlich verordnen, ihnen gäb man mit Recht Anticyras sämtliche Ernten"; Übers. Rudolf Helm mit der Anm.: "Anticyra Stadt in Phokis am Golf von Korinth, bekannt wegen der vielen Nieswurz, die an den Bergabhängen wuchs und als Mittel gegen Wahnsinn angesehen wurde"); Horaz: art. poet. 309: "tribus Anticyris caput insanabile".[24] - Theophrast: caus. plant. IX, 10: Elleborus, die schwarze Nießwurz wächst vor allem auf Anticyra.
- Helleborischem ] helleborisch, adj., zu elleborus (helleborus), 'Nieswurz' (lat. veratrum).
- verruckung ] Verrückung, f. 'geistige Verrückung, Gestörtheit'.[25]
- verschupffung ] f., 'Verdrehung, Verrückung',[26] zu verschupfen 2, v. 'aus der richtigen Lage bringen, drehen'.[27]
- alteration ] alterieren, v., lat. alterare, 'verändern, stören';[28] Alteration, f. 'Veränderung'.[29]
- disposition ] Disposition, f., 'Anlage des Organismus';[30] 'äußere/innere Verfassung'; 'Zustand'; in medizinischer Hinsicht 'bestimmte körperliche Veranlagung'.[31]
- vnwesenlichkeit ] Unwesentlichkeit, f. 'übler Zustand',[32] 'Unrichtigeit, Unvollkommenheit'.[33]
- Wundert euch diß/ es dundert noch schlägt doch noch nicht ] dundern, v. 'donnern'; schlagen, v. 'blitzen'.[34] - Erst, wenn es donnert und blitzt, nimmt der Einfältige etwas wahr. Dem Leser unterstellt der Erzähler hingegen auch ohne dies Aufmerksamkeit.
- der Warsager Melampus (der also genandt ward ... welchen die Sonn gar schwartz brante) ] "De Melampode nunc sequimur, qui ut Derachides ait, sic uocatus fuit, quod nigris fuerit pedibus: cum enim eum mater peperisset, in loco arboribus denso exposuit, in quo cum minus pedes obtegerentur, sole sunt nigri facti, unde illi nomen. Idem et Theocriti interpretes in tertio Edyllio tradunt. Sed fabulosa haec mitto."; "Melampus, wie Derachides meint, wurde deshalb so genannt, weil er schwarze Füße hatte: als ihn seine Mutter zur Welt brachte, setzte sie ihn in den Schatten einiger Bäume, aber weil die Füße davon weniger bedeckt waren, sind sie von der Sonne schwarz gebrannt worden, daher der Name. Dies überliefern die Ausleger von Theokrits drittem Idyll. Aber dies gebe ich als Fabel weiter." Lilius Gregorius Gyraldus: Historiae poetarum ... Dialogi decem. Basel 1545, S. 150 f. [35]
- Kindsweiß ] kindesweise, adv. 'als Kind';[36] 'in der Kindheit'.[37]
- vertragen ] vertragen, v. 'in einer Richtung hintragen, befördern', von einem Ort zum andern tragen'.[38]
- ausserhalb ] außerhalb, präp. 'ausgenommen';[39] 'mit Ausnahme von',[40] 'bis auf'.
- derselb Schwartzfuß hat mit der schwarzten Nießwurtz ... des Königs Proeti vnsinnigen Töchtern wider zu recht geholffen ] Vgl. Theophr., caus. plant. IX, X, 4 (ἐλλέβορος), die schwarze Nießwurz auch bekannt als Μελαμπόδιον;[41] Plinius, nat. hist. XXV, xxi (47): ein Hirte namens Melampus, der mit der Milch von Ziegen, die zuvor Helleborus gefressen hatten, die Töchter des Proetus vom Wahnsinn geheilt hat (LCL 393, 170-171); dass. bei Brunfels: Herbarum vivae eicones 1530, S. 31 (Hinw. Bulang 2010b, Anm. 18). Bock: Kreutterbuch (1572), Bl. 132r: Dioscorides nennet die schwartz Nießwurtzel Elleborum nigrum/ ... vnd Melampodion/ darumb das der hirt Melampus die vnsinnige Töchter des Königs Proeti in Arcadia darmit purgiert hat. - Schwarzfuß, m. übersetzt den gr. Namen Melampus.
- Daubmäl ] Taubmehl, n. 'gepulverte, gegen Wahnsinn gebrauchte Nieswurzel' (DWB 21, 180, nur diese Stelle). - Über das Mehl aus Nieswurz ("Farina eorum"), das zur Wollwäsche, als Niespulver und als Schlafmittel gebraucht wurde Plinius, nat. hist. XXV, xxi (53).
- zu recht geholffen ] zurechthelfen, v.,[42] 'auf den rechten Weg bringen'; vgl. zurecht, adv. 'den rechten Weg'; 'die rechte Ordnung (im Denken)'.[43]
- vnnd die ein Tochter Hüpschnäßlin darmit verdient ] Zu den Töchtern des Proetus (Lysippe, Iphinoe und Iphianassa), ihrem Wahnsinn und der Heilung durch Melampus und der Heirat: Apollodorus: bibl. II,II (= II, 26-29) (LCL 121, 146-149, mit Nennung der drei Töchter, von denen Iphianassa mit Melampus vermählt wurde); Hesiod: cat. 79 u. 80 (LCL 503, 152-153); Probus in Verg. Buc. 6.48 (Fragment). Auch bei Zwinger: Theatrum 1587, Liber I, S. 20: Moera siue Iphinoe, Evryale, Lysippe & Iphianassa, Proeti Argiuorum regis FF. [...] Proetus, qui illas sanaret, earum se unam illi uxorem cum regni parte daturum promittit. Melampus conditionem accepit, & eas caprino lacte (ut Aelianus) uel elleboro potas (ut Galenus uult, qui idcirco Melampodion, elleborum uocari asserit) ... curatas aiunt."; "Moera und Iphinoe, Euryale, Lysippe und Iphianassa, Töchter des Argiver-Königs Proetus ... Proetus versprach jedem, der sie heilen würde, eine von ihnen als Frau mit einem Teil der Herrschaft zu geben. Melampus willigte ein und nachdem sie einen Trank mit Ziegenmilch (so Aelian) oder Nießwurz bekamen (wie Galen will, der versichert, dass die Nießwurz daher Melampodion genannt wurde) erklärten sie sich für geheilt." - Fischart verwendet "eine volksetymologische Deutung des Namens Iphianassa, was eigentlich 'gewaltige Königin' bedeutet, hier aber mit gr. εὐφῠής [euphyes], 'schöngewachsen' und ihrer Nase (gr. νάσσα [nassa] bedeutet 'geflossen') in Verbindung gebracht wird." Seelbach 2000, S. 190 Anm.
- Hat der nicht wol genießt/ so sagt jhm/ Gott helff euch ] Wander, niesen 7 : "Wer angenehm niest, zu dem spricht jeder: Gott helf!" (mit dieser Stelle); vgl. Wander, niesen 3 ("Man kann nicht jedem, der niest, Gotthelf sagen"), und 8 ("Wer wohl niest, dem sage: Gott helf' euch."); nicht bei Gerke.
- Was sag ich vom schwartzen Mäl am Fuß? ] Mal, n. 'Fleck' (DWB 12, 1493 f., Schreibung mit Umlaut nicht belegt) oder Mehl, n. (DWB 12, 1785-1867, mit Belegen für die Schreibung)? Vermutlich Letzteres, vgl. die Schreibung "Daubmäl" und Schwarzmehl, n. 'dunkles, grobes Mehl';[44] 'Roggenmehl'.[45]
- Carneades der Philosophus mit den langen Negeln/ hat nimmer ein Buch anfangen zu schreiben (ohne zuvor Nieswurz zu gebrauchen) ] Von den langen Nägeln und Haaren des Karneades spricht Diogenes Laertius IV,62, nicht aber vom Gebrauch der Nieswurz. Dies (den Gebrauch von Helleborum, um das Hirn zu reinigen) aber erzählt Valerius Maximus 8,7 ext. 5,1, ohne die langen Nägel zu erwähnen. [46]
334
- die schwartz Christierwurtz (welche die Narren Christwurtz nennen) ] Bock: Kreutterbuch (1572), Bl. 132r: "Vnsere weiber nennen dise wurtzel [Schwartz Nießwurtz] Christwurtz/ darumb das sie vmb den Christ tag etwan mit der blůet gesehen würt/ ... oder das sie auch zů den Clystierungen gebraucht würt." - Klystierwurz, Kristierwurz, f., 'Nieswurz' (DWB 11, 1310, nur diese Stellen); vgl. Klystier, n., gr. κλυστήρ, m. 'Klystier' und 'Klystierspritze'.[47]
- Darumb haben alle Würtzler vmb Bingen vnnd Mentz ... die Clistierwurtz auff der Jngelheimer Heyd all ergaben vnnd zutragen müssen/ also daß es die Venediger ... sehr geklagt/ auch die Bingheimer Meuß/ so deren gelebt/ vor leid seidher verstorben ] Vgl. Bock: Kreutterbuch (1572), Bl. 132v: "vber das/ so graben die frembden Wurtzler gar ein ander Christwurtz zů Jngelheym auff der heyden zwischen Bingen vnd Meyntz/ die tragen sie feyl biß gehn Venedig/ daselbst gilt jhnen dise Jngelheymer wurtzel gelt/ vnd mag meins bedunckens die schwartz Nießwurtzel sein".[48] - Fischart überbietet die Diskussion um Christwurz und 'die rechte' schwarze Nieswurz der antiken Schriftsteller, indem er behauptet, damals, zur Purgierung Gargantuas seien alle Vorräte der Ingelheimer Heide ausgegraben worden, so dass es Lieferengpässe bei den Venezianern gab und die Mäuse dieser Gegend ("vor leid"!) sterben mussten.
- Würtzler ] Wurzler, Würzler, m. 'Kräutersammler, -händler, -kundiger'[49] auch in Fischart: Praktik C (SW 1, 357,14): "Tiriackquacker/ Buttenwürtzler"; Buttenwürzler, m., "herbarius cupam secum ferens", ein Gewürzhändler, der seine Ware in der Butte (Kufe) trägt (DWB 2, 852, diese Stelle).
- Lingeculius ] s.o. S. 333: "Cullingius".
- Strotzgurgel] strotzen, v. 'von innerer Fülle schwellen';[50] vgl. "Strotzengurgelchen", Kap. 17, S. 269.
- Clistierwurtz ] vgl. oben S. 334, "Christierwurz".
- Jngelheimer Heyd ] Die Gegend um Ingelheim am Rhein enthält sandige Böden; Heide, f. 'unfruchtbare, sandige, nur mit Heidekrautgewächsen bewachsene Ebene; Ödland'.[51]
- Ruckörbenweiß ] adv., 'nach Rückenkörben gerechnet' (wie haufenweise, sackweise; nicht im DWB); zu Rückenkorb, m. 'Korb, den man auf dem Rücken trägt'.[52]
- Bingheimer Meuß ] wohl Verwechslung von Bingenheim in der Wetterau (heute Ortsteil Echzell) mit Bingen am Rhein; demnach Bingheimer eher 'Binger, aus Bingen'. Vgl. Fischart: Bienenkorb 82 "Fürwar das klingt nit/ es klingt weniger dan ein Bingheimer heller in eim Ablaßkasten." (St. II, Kap. 4). - Die Binger Mäuse (und der Binger Mäusturm) sind durch die Sage um Bischoff Hatto bekannt (Hondorff: Promptuarium 1574, Bl. 183 v; nach Sebastian Münster: Cosmographia 1550, S. dcij).
- Hirnhölenborn ] volksetymol. Deutung von Helleborum (Hirnhöhlen-Brunnen).
- wie etwann der Musickkünstlich Meister Timotheus seinen Lehrjüngern that/ die zuuor von anderen Musicweisern vnderricht waren worden ] Allerdings hat Timotheus von Milet, der Flötenbläser Alexanders des Großen, den Schülern keine Nieswurz verabreicht, sondern doppeltes Honorar abverlangt, wenn sie schon bei anderen Lehrmeistern Unterricht hatten. Die Anekdote wird auch bei Quintilian: Institutio oratoria II,3,3 angeführt[53]: "propter quod Timotheum clarum in arte tibiarum ferunt duplices ab iis, quos alius instituisset, solitum exigere mercedes, quam si rudes traderentur" (II,3,3); "Deshalb soll Timotheus, der im Spiel auf dem Aulos (etwa Oboe) ein berühmter Meister war, gewöhnlich von Schülern, die schon anderen Unterricht genossen hatten, doppelt soviel Honorar verlangt haben wie von richtigen Anfängern." (Übersetzung Helmut Rahn). Auch bei Alexander ab Alexandro: Geniales dies, II,25,[54] in der Ausg. Paris 1565, Bl. 97 v: "Thimotheus ... qui duplicem mercedem exigebat ab his quos ab aliis magistris male institutos acciperet, ... à rudibus verò & ignaris, simplicem."; "Thimotheus, der doppelten Lohn von jenen heischte, die er von anderen Meistern als schlecht Unterrichtete übernahm, von den Unerfahrenen und Unkundigen nur den einfachen." (dazu 178r: Alexander und Timotheus).[55]
- Musickünstlich ] 'in der Musik gelehrt'; zu künstlich, adj. 'erfahren, gelehrt', 'verständig'.[56]
- Lehrjüngern ] Lehrjünger, m., 'Schüler'.[57]
- Musicweisern ] 'Musiklehrer'; zu Weiser, m. 'Leiter, Lehrer, Anweiser'.[58]
- abzugewinnen ] abgewinnen, v. 'entreißen';[59] 'loslösen, abnehmen';[60] 'wegnehmen'.
/ 253
- zuentwehnen ] 'zu entwöhnen'.
- zu entlehnen ] entlehnen, v. 'abborgen', 'von einem anderen übernehmen'; 'etwas übernehmen, sich zu eigen machen'.[61]
- ergeysteret ] ergeistern, v. (sich) 'inspirieren, begeistern';[62] s. Kap. 2, S. 69 "ergaisteret (gemüter)".
- begirlichen gelust vnnd sehnliche begird ] begierlich, adj. 'hungrig', 'eifrig, freudig auf etw./jn. gerichtet'.[63] - Gelust, m. Nebenform von Lust, 'Begierde';[64] 'Begehren, Verlangen, Lust'. [65] - sehnlich, adj. 'verlangend, heftig begehrend'.[66]
- begabt von angearteter scharffsinne ] begabt, adj. 'ausgestattet, versehen';[67] angeartet, part. adj. zu anarten, v. 'von Natur eingepflanzt sein',[68] 'von ihrem Wesen her zukommen'.[69] - Scharfsinne, f. (!) 'Scharfsinnigkeit' (nicht im DWB).
- an die Bindriemen ... zugelangen ] 'in arge Not, Bedrängnis kommen'; s. o. Kap. 9, S. 194.
- wie dem Hercule ... Da jm auff dem wegscheid Fraw tugend ... vnnd Fraw Wollust ... bekamen ] Ausführlich schildert die Begegnung des heranwachsenden Herakles mit Κακία (Laster) und Ἀρετὴ (Tugend) an der Wegscheide Xenophon: mem. II, 1, 21-33 nach Prodikos (Fragmente, in: Early Greek Philosophy. Vol. VIII: Sophists. Part 1. Ed. and transl. by André Laks, Glenn W. Most. Cambridge 2016 [LCL 531], hier D19; D20-D21, S. 438-450). Auch bei Philostrat: vita. Ap. VI, 10, 5 (Kurzfassung mit starken Gewicht auf das äußere Erscheinungsbild der beiden Frauengestalten).
- Fraw tugend mit Buch vnnd Rocken/ vnnd Fraw Wollust/ mit Lauten vnd eim Weinkelch der Hurn in der Offenbarung ] Die bildliche Darstellung des Hercules am Scheidewege (Holzschnitt nach Vorzeichnung von Tobias Stimmer) findet sich seit der ersten Ausgabe der Geschichtschrift/Geschichtklitterung vor dieser Textpassage eingefügt. Diese Attribute nicht erwähnt bei Henkel/Schöne: Emblemata 1643 (mit nur einer Abbildung von sieben Verwendungen). Bei Brant/Locher: Stultifera navis (1497), fol. 130r: Concertatio virtutis cum voluptate, steht Virtus mit einem Spinnrocken auf dem dornigen Berg; der Voluptas/Venus ist ein Totengerippe (Symbol der vita mortis) beigeben. Alle bei Fischart genannten Attribute finden sich bei Tobias Stimmer und (abhängig) Christoph Murer: Virtus mit Spinnrocken und aufgeschlagenem Buch im Schoß, Voluptas mit Laute und erhobenem Weinkelch! Emblema V von Nikolas Reusner: Aureola Emblemata, Thobiae Stimmeri Iconibus affabre effictis exornatus. Straßburg: B. Jobin 1587, Nr. V Das Bild wurde bereits 1578 in Fischarts Ehzuchtbüchlin wiederverwendet (Abb. in Fischart: Werke 3, ed. Hauffen, S. 206); dann 1582 in der 2. Ausgabe der Geschichtklitterung, Bl. V 7 v, unmittelbar vor dieser Textstelle; nicht enthalten in Holtzwart: Emblematum Tyrocinia (1581). - Nach Stimmer gestaltete Christoph Murer einen Kupferstich, auf dem Virtus und Voluptas mit denselben Attributen darstellt sind. In: Christoph Murer: XL emblemata miscella nova. Das ist XL underschiedliche Außerlesene Newradierte Kunststuck. Zürich: Wolff 1622, Nr. XXXIX.
- Rocken ] Rocken, m. 'Spinnrocken', s. Kap. 25, S. 328a: "Da zünd er jr den Rocken an" (ein Spiel) und S. 329: "Rockenstubnarrische Spil"; "in der litteratur ist der rocken das beliebteste symbol des weiblichen fleißes, das spinnen am rocken eine lieblingsbeschäftigung der häuslichen und ehrbaren frauen" (DWB 14, 1102).
- Weinkelch der Hurn in der Offenbarung ] Apc 17,1-2, 5: Die große Hure, "die da an vielen Wassern sitzt ... trunken worden sind (sie) vom Wein ihrer Hurerei"; "Die große Babylon, die Mutter der Hurerei und aller Greuel auf Erden."
- bekamen ] bekommen, v. 'begegnen, entgegenkommen';[70] 'jm. begegnen, jn. treffen';[71]
- jn bereden wolt ] bereden, v. 'jn. (zu etwas) überreden';[72] 'jmdn. durch eindringliches reden zu etwas bewegen, überreden'[73] ; 'verführen', 'zu etw. (positiv Bewertetem) bewegen'.[74]
335
- erstöcket ] erstöcken, v. 'erlöschen', 'erstarren'; "unsicher, ob vom vorhergehenden [erstocken] abzuleiten oder für erstecken zu nehmen, die bedeutungen des verstockens und erstickens, dämpfens würden sich berühren" (DWB 3, 1017 f., mit dieser Stelle). Vgl. erstocken, v.;[75] 'starrsinnig, uneinsichtig werden, verschlossen sein' [76]; erstecken, v. 'ersticken machen'.[77]
- richtet jm Kindlob sein studium auf semliche weiß an/ daß er nit eine tagstund vnnützlich verzeret/ sondern all sein zeit in Schrifftgründung ... künste vnd übungen zubracht ] Vgl. oben zu den humanistischen Erziehungskonzepten, auf die sich Rabelais bezieht.
- Kindlob ] Variation von "Kundlob" (s.o. S. 332); viell. 'schätze das Kind!' (vgl. loben, v. DWB 12, 1081: loben 6).
- auff ein semlich weiß ] semlich, adj. 'ebenso beschaffen', 'solch'.[78]
- ein tagstund ] Tagstunde, f. 'tägliche Stunde'; 'Stunde des Tages'.[79] S. oben, Kap. 3, S. 76: "tagstunden".
- Schrifftgründung ] Garg.: "en lettres" ("mit den Wissenschaften") - Schriftgründung, f. 'Grundlagen der Wissenschaften' (durch die Schriften, Bücher der Alten). Nicht im DWB.
- dahin gewänet ] gewehnen, v., Nebenform von gewöhnen; dahin gewöhnen: '(durch Gewohnheit) zu etw. bringen';[80] s.o. Kap. 22, S. 300: "gewänt man die Pferd mit dem Geschütz". - dahin, adv. 'auf etw. hin'.[81]
- vmb vier vhren morgens erwachet ] Es handelt sich um die vierte der äquinoktialen Stunden des Tages (zwei mal 12 Stunden gleicher Länge), nicht die vierte Tagstunde der mittelalterlichen temporalen (nach Jahreszeit veränderlichen) Stundeneinteilung des Tages (die würde zwischen 7.30 und 10.30 Uhr heutiger Tagesezeit beginnen) und der Nacht.
- helffenbeinen Sträl ] Strähl, 'Kamm', s.o. Kap. 24, S. 309; helfenbeinen, adj. 'elfenbeinern', 'aus Elfenbein (geschnitzt)'.[82] Die Zinken des Kamms bestehen dann allerdings aus ganzen Elefanten-Stoßzähnen.
- Reißbürstlein ] Reisbürste, f. 'Bürste aus Reisern', wie Reisbesen (so DWB 14, 717, mit dieser Stelle); möglich auch die Ableitung von reißen: vgl. Reißkamm, m. 'Werkzeug zum Reißen der Wolle'.[83]
- mit verständlicher prononciation ] Garg: "avec pronunciation competente". - frz. prononciation, 'Aussprache'; nicht im DFWB.
- auß dem Land/ da man Kompt jhr grüsset ] nicht ermittelt. EXPERTENRAT
- Anagnostes ] gr. ἀναγνώστης, 'Vorleser'; ἀνάγνώσις, 'Vorlesen, Lesen', 'Wiedererkennen'. Im Namen steckt eine Methode, Wissen zu memorieren.
- des ] dester (dest, desto, des), adv., 'um so, desto' (FWB dester 1).[84]
- was der Mund annimpt zukawen/ daran hat der Magen zudauwen ] Wander: Mund 176 (als Quelle: Fischart); Kelley 1968, Nr. 569.
336
- darff ] dürfen, v. 'brauchen, nötig haben'.[85]
- Bettglöcklein ] Betglocke, f. 'zum Gebet rufende Glocke';[86] 'Glocke, die morgens und abends ... zum Gebet aufruft'.[87]
- Puff oder Stoßgebettlein ] Stoßgebet, n. 'kurzes in Angst und Erregung hervorgestoßenes Gebet';[88] Puffgebet, n. (nicht im DWB); vgl. Puff, m. 'Stoß, Schlag'.[89]
- Notpüff vnnd Notstöß ] Notpuff, m. 'in der Not ausgeteilter Schlag' ("Nothpuff" nicht im DWB, nicht im FWB); Notstoß, m. 'in Not ausgeübter Stoß' ("Nothstosz" nicht im DWB, nicht im FWB).
- Gebettformular ] n. 'Sammlung von Gebetformeln' (DWB 4, 1744, nur diese Stelle).
- Cantzelstand vnd Predigstulbeschreiter ] Umschreibung für den Prediger, Geistlichen (jedweder Konfession); Kanzelstandbeschreiter, m. und Kanzelstand m. (nicht im DWB), zu Stand, m. 'der feste Platz, den jemand in seinem Dienste oder Beruf hat';[90] vgl. Kanzelprediger, m.;[91] Predigtstuhlbeschreiter, m. 'ein Prediger, der die Kanzel betritt' (nicht im DWB); zu Predigtstuhl, m. 'Kanzel'.[92]
- zusamen klittert ] klittern, klüttern 1, v. 'klecksen, eilig und schlecht schreiben' (DWB 11, 1213); hier wohl nicht klittern, klüttern 2, v. 'klappern', 'basteln', 'verfertigen' (ebd. 1213 f.); "klittern brauchen noch neuere zuweilen von kleiner, knaupeliger arbeit, doch möchte daran Fischarts geschichtklitterung mehr antheil haben als mundartliche geltung des wortes" (ebd.).[93]
- damit er auch ... an Doctor Geßners Bibliothek oder ins Suppliment zugeflickt werde ] Konrad Gesner (1516-1565), Naturforscher, Lexikologe, Bibliograph. Er verfasste einen mehrbändigen Katalog aller bis dahin bekannten Schriftsteller von der Antike bis in seine eigene Gegenwart: Bibliotheca universalis. Zürich 1545 u.ö.; die Nachträge (Supplement) erschienen im Appendix bibliothecae. Zürich 1555.
- zugeflickt ] zuflicken, v. 'anflicken', '(hinten) anfügen'; "besonders von zuthaten zu schriftwerken".[94]
- aber sie werden mir im andern theyl zur Liberi noch wol bekommen/ vnd wird sie kein Lumroff schützen/ es sey dann ein frommul ] Fischart meint den Bücherkatalog aus Rabelais' Second livre, den er im Catalogus catalogorum bearbeitet hat. Darin sollen die "Gebettformular", die jeder "Predigstulbeschreiter zusammen klittert", aufgeführt werden; "Lumroff" wohl umgedrehtes 'Formul' (Umkehrung als Abwehrzauber); 'frommul', 'Frommes Maul'.[95]
- zur heimlichen reinigkeit ] Garg.: "es lieux secretz" ("auf das heimliche Örtchen"; Übers. Steinsiek) - nicht mit dieser Bedeutung (Ort der 'Reinigung') im DWB. [96]
/ 254
- däuungsmateri ] Kompositum aus Däuung, f. 'Verdauung'[97] und Materie, f. 'Stoff', 'Exkremente des Körpers'.[98]
- Preceptor ] Präzeptor, m. 'Lehrer, Lehrmeister; Erzieher', von lat. praecipere, 'vorschreiben; befehlen'.[99]
- inn was zeichen Sonn vnd Mon denselben tag gang ] Die astronomischen Beobachtungen gehören zum Quadrivium der gelehrten Bildung. Hier beobachtet Gargantua mit seinem Präzeptor die Sonnen- und Monddurchgänge durch die zwölf Tierkreiszeichen (Zodiak) entlang der Ekliptik (in der Dämmerung nach Sonnenuntergang und -aufgang beobachtbar).
- die Nörnbergischen lebendigen Äurlein ] Äurlein, n.; Diminutiv von Aur, 'Uhr' (DWB 1, 817, nur diese Stelle). [100] - Die Taschenuhren des 16. Jhs. mit Federwerk wurden als "Nürnberger Eier" verballhornt. Der Nürnberger Goldschmied Peter Henlein stellte die ersten, am Körper tragbaren Uhren her (Hinw. Nyssen).
- Vhrwerck im Mönster zu Straßburg ] Die astronomische Uhr im Straßburger Münster wurde nach Plänen von Konrad Dasypodius nach dreijähriger Bauzeit von den Uhrmachern Isaak und Josias Habrecht 1574 vollendet. Vgl. Konrad Dasypodius: Warhafftige Außlegung vnd Beschreibung des Astronomischen Uhrwercks zu Straßburg. Straßburg: Niclaus Wyriot 1580; darin wird die Entstehungsgeschichte des astronomischen Uhrwerks und der von Tobias Stimmer gemalten Tafeln der Uhr beschrieben; s. auch Fischarts (Verse) und Tobias Stimmers (Holzschnitt) Einblattdruck Eigentliche Fürbildung und Beschreibung des Newen Kunstreichen Astronomischen Vrwercks zu Straßburg im Münster (1574).
- Lit.: Paul Tanner: Die astronomische Uhr im Münster von Strassburg. In: Tobias Stimmer (Ausstellung 1984), S. 97-196; Wilhelm Kühlmann: Zum Ruhm eines Weltmodells. Fischart, Frischlin und die Publizistik zur Straßburger Münsteruhr (im Druck).
- angethan ] antun, v. 'anziehen, ankleiden'.[101]
- gestrält ] strählen, v. 'kämmen'.[102]
- außgebutzt ] ausputzen, v. "häufig von flitterhaftem anzug und staat" (DWB 1, 926: ausputzen 6); 'herausputzen, zurechtmachen, zieren, schmücken'.[103]
- geräuchert ] räuchern, v. 'einen Wohlgeruch durch Räucherwerk machen", mit Weihrauch räuchern.[104]
- mit dem nechsten pergamenseligen in den Himmel gefahren ] Pergamentseliger, m. Adhoc-Prägung Fischarts 'ein durch das Pergament selig Gewordener', ein mit dem (auf Pergament gedruckten) Ablassbrief (breve indulgentiarum) versehener Christ? "Fischart confirms that the sale and abuse of indulgences continued to annoy the Protestants at the end of the century" (Weinberg 1986, S. 74). Durch Kauf erworbene Ablässe wurden allerdings von Papst Pius V. bereits 1567 aufgehoben. - Oder ein durch päbstliche Seligsprechung (Beatificatio) ausgezeichneter Diener Gottes? EXPERTENRAT: Theologie
/ Absatz 2
- repetiert ] repetieren, v. "entlehnt aus lat. repetere 'von neuem verlangen, zurückfordern; wiederholen'.[105]
- repliciert ] replizieren, v. zu lat. replicare, 'zurückgeben', 'nachbilden', 'wiederholen'; diese Bedeutung nicht im DFWB 3, 323 f. - Nicht wie in Kap.23, S. 305: "Dagegen repliciert er ..."; dort 'erwidern, antworten' (ebd. zitiert).
- Lection ] Lektion, f. 'Leseabschnitt'; (best.) Aufgabe'.[106]
- im SchulSack verligen ] Schulsack, m. 'Sack, Beutel, worin die Kinder ihre Bücher tragen, wenn sie zur Schule gehen', hier in freierer Verwedung für Schulbesuch und Lernen überhaupt;[107] verliegen, v. 'liegen bleiben'.[108] Vgl. Wander: Schulsack 3: "Was man im Schulsack nicht soll verlieren, muss man wohl repetieren" (ohne Nachweis); Schulsack *14: "Er hat es im Schulsack verloren" (anschließend daran diese Stelle); Gerke III, 380; Kelley 1968, Nr. 760. - Vgl. Kap. 14, S. 247: "haßt den Schulsack wie schön er gemalt war".
- recitiert ] rezitieren, v. lat. recitare 'laut vortragen, (auswendig) hersagen'.[109]
- goß/ gründet vnd gab ... etlich Exempel ] gießen, v. 'etw. formen';[110] gründen, v. 'mit einem Fundament versehen', 'eine Grundlage geben'; 'festigen',[111] 'fundieren'; 'etw. nachweisen, beweisen', durch Aufführung von Argumenten stützen, glaubhaft machen, begründen; 'erläutern'.[112]
- von fürfallenden händeln ] fürfallen, v. 'vorkommen, sich zutragen, sich begeben';[113] Handel, m. 'Sache, Angelegenheit, Vorgang überhaupt'.[114]
- practicirt ] practicieren, v. 'ins Werk setzen, ausüben, handeln'.[115]
- eingnestelt ] einnesteln, v. 'einschnüren', die Nesteln (Stifte, die durch Schlaufen gesteckt werden) zuknöpfen;[116] s. Kap. 16, S. 261: "wie ich eingenestelt hie stehe".
- gefegt ] fegen, v. (sich) 'reinigen'.[117]
- gespeiztet ] speizen, v. 'Iterativbildung' zu speien, 'spucken'; "in die hände speizen ..., zeichen der lust zur arbeit" (DWB 16,2131, mit dieser Stelle). Vgl. oben Kap. 9, S. 196: "inn die Händ mächtig fertig speitzen".
- die Stümpff auffgebunden ] Stumpf, m. 'Halbstrumpf ohne Fuß'; s. oben Kap. 3, S. 70: "weder Stümpff noch Mäntel betreppen" u.ö. - aufbinden, v. 'hochbinden'.[118] Vgl. unser heutiges "sich auf die Strümpfe machen", "in die Puschen kommen", 'sich aufraffen'.
337
- ersteubert vnd erblasen ] erstäubern, v. 'lüften', 'reinigen';[119] 'vom Staub befreien'; vgl. oben Parat, S. 24: "Jch kan euch das Hirn erstäubern". - erblasen, v. 'abblasen, den Staub von sich abblasen',[120] 'auf etwas blasend einwirken'. [121]
- kam man ... auff den rechten butzen ] Butze, m. 'Propf'; "traf man den rechten fleck der sache" (DWB 2, 590: Butze 2 c, mit dieser Stelle), im übertragenen Sinne 'ein verborgenes Übel', 'Ursache' ("das ist der recht grund und butz"; "ein andrer butz oder maus darhinder"; "were ... der butz und wurzel heraus, so were es alles heil"; Belege ebd.).[122]
- Lection auff drey stunden ] Die lectio ordinaria umfasste am Vormittag drei Lehrstunden; s. oben Kap. 18, S. 280 "Ordinarylehren".
- giengen sie hinauß auff Ferripfatetisch ] nach Art der Peripatetiker/Aristotelesschüler; die Vorträge wurden beim Auf- und Abgehen (περίπατεῖν) in einem Garten des Lykeions (περίπατον τὸν ἐν Λυκείῳ) gehalten. Diogenes Laertios V,2: "wo er [Aristoteles] täglich ... auf und abwandelnd sich mit seinen Schülern in philosophischen Unterhaltungen ergangen habe. Daher der Name Peripatiker [περιπατητικὸν] (Herumwandler)." (Übers. von Otto Apelt). - ferripfatetisch, adj. zum Grundwort Pfad, mhd., fnhd. pfat, 'schmaler Weg', mit Bestimmungwort ferre, verre, adv. u. adj. 'weit', 'fern'.[123] (Hinw. Nyssen).
- conferierten ] konferieren, v. 'sich besprechen', lat. conferre.[124]
- einhalt ] Einhalt, m., 'Inhalt', lat. argumentum.[125]
- Lectur ] Lectur, f. "als gelehrtes Schulwort" aus mlat. lectura, 'Lesen'.[126]
- fügten sich ... auf das grün Bruch ] Garg.: "et se desportoient en Bracque ou es prez" ("und sie trieben Sport, entweder im 'Braque' oder in den Wiesen"; Übers. W. Steinsiek); "le grand Bracque" (dt. der Bracke, ein Spürhund) in Paris, das Ballspielhaus (Tennishalle), befand sich am Place de l'Estrapade in der Nähe der Sorbonne (Huchon, S. 1126, zu S. 65, A. 7) - Das Grüne Bruch (Le Marais vert), in der Nähe des Klosters bzw. Spitals St. Marx (später Johanniterkloster genannt) vor Straßburg gelegenes Wiesenland (Johann Andreas Silbermann: Local-Geschichte der Stadt Straßburg. Straßburg 1775, S. 134 (nach Daniel Specklin zum Jahr 1480 und 1570); vgl. Charles Schmidt: Straßburger Gassen- und Häuser-Namen im Mittelalter. Straßburg 1871, S. 45 (rue du Marais vert). - Bruch, m., n. 'Heide',[127] "wie aue, ein feuchter wiesengrund, der beweidet und betreten werden kann"; elsäss. Bruech, n., m. 'sumpfige Wiese'.[128]
- die Schweitzermatten/ die Reinisch Wisen/ vnd die Schwäbisch Au ] Matte,f. alem. 'Wiese';[129] Aue, f. 'Wiese';[130] vgl. DWB 1, 598: Au: "Fischart in der (unter au) angeführten stelle setzt das (niederrheinische?) grün bruch dem schweizerischen matte, rheinischen wiese, schwäbisch au an die seite" (ebd.).
- da spilten sie des Ballens ... fünff Sprüng der weitest ] Ein Nachtrag zum Spielekapitel, Kap. 25. Zu den Angaben im Genitiv (eines Spiels spielen) vgl. Kehrein: Grammatik der deutschen Sprache (1863), Tl. 3, S. 126 (§ 191): "Das Verbum spielen wird früher vielfach, heute fast nur noch bei Kinderspielen mit dem Genitiv verbunden".
- des Ballens ] Tennisspiel (frz. jeu de la paume).
- sprangen der Röck ] s. o. Kap. 24, S. 315: "Das heißt ein zil gesteckt/ ein Rock gelegt/ es springt hernach/ welchen gelust"; "bei volksbelustigungen wurden im 16. jahrh. röcke als preise für die siegerschaft in leibesübungen ausgesetzt" (DWB 14, 1096: Rock 4, mit dieser Stelle); vgl. noch Diederich von dem Werder: Die Historia Vom Rasenden Roland. Leipzig 1636, 1,11: "lieff schneller durch den wald her uber stumpff und stock, | als der halb bloße bawr umb einen roten rock" (zit. ebd.); s.u. S. 345: "Nachgehends lieff er ... der Röck"; "nicht des Rockspringens".
- stiessen der Böck ] "das stoszen der böck" (DWB 19, 547: stoßen VI, 2 a, diese Stelle, fehlerhaft zitiert, daher mit falscher Zuordnung); vgl. Bockstosz, Ausruf, "wenn unversehens zwei mit den köpfen an einander stoszen" (DWB 2, 208); s.u. S. 345: "sprang der Geiß".
- spilten sie ... des Handballens ] lederner Ball, der mit den Händen gespielt wird (DWB 10, 364: diese Stelle, jedoch falsch erklärt mit "ballen unter dem daumen der hand").
* des vberkreyßschenckens ] "beim spiele, tanze u.ä., wie noch vielfach bei kindern und sonst"; ein Spiel des 16. Jh. hieß "übern kreiß werfen" (DWB 11, 2147: Kreis 5)
- der Grubenkinder ] Bezeichnung eines Kinderspiels (DWB 9, 620, nur diese Stelle).
- des Rucksprungs ] Rücksprung, m. als Spiel (DWB 14, 1377, mit dieser Stelle); s. u. S. 345: "nicht des ... seit vnd rucksprungs". Von Rausch 1908, S. 78 als "Springspiel" erwähnt.
- des Häuschreckensprungs mit gleichen füssen fürsich ] Name eines Spiels (DWB 10, 1293 f.; nur diese Stelle); bei Rausch 1908, S. 78 als "Springspiel" erwähnt.
- des Jungfrauwurffs durch die Bein ] Name eines Spiels (DWB 10, 2394, nur diese Stelle). Rausch 1908, S. 68 Anm. 1 setzt dieses Spiel gleich mit den "Blindmeuß und Hütlinspiler", Parat, S. 24 und dem Spiel Nr. 549 in Kap. 25, S. 328: "Hütlin, hütlin durch die bein". - Vgl. Fickeler, m. "ein altes spiel, dessen nähere beschreibung entgeht: vickeler, sirumpis, est ludus cum quo puelle solent ludere subtractis pedibus. voc. 1482 kk5a ... Altswert nennt unter den spielen zwei spilten uber füezelîn | zwei spilten bein uber bein und Fischart Garg. 174a den jungfrauwurf duch die bein. s. hernach Keisersbergs ficken an den füszen." (DWB 3, 1617). Die Stelle aus dem Vocabularius teutonicus 1482, Bl. kk 5 r lautet korrekt: "Uickeler. sirumpis est ludus cum quo puelle solent ludere subtractis pedibus"; "Vickeler. "Wenn du durchbrichst" ist ein Spiel, mit dem die Mädchen mit weggezogenen Füßen zu spielen pflegen".
- der Barr ] Ein Spiel, das man "barre laufen, barlaufen" nannte (DWB 1, 1139: Barre 3, mit dieser Stelle); s.u. S. 345: "lieff er der Barr". - Vgl. Johannes Pauli: Schimpf und Ernst Nr. 165: "Wir lesen von dem grosen Alexander, da er ein knab was, da kam er auch vff ein matten, da lieffen die iungen edlen vnd burgers sün der herrenbar vnd hetten kurtzweil mit einander." (Ed. Österley, S. 115; Hinw. im DWB, ebd.). S. auch Barlaufen, v. (DWB 1, 1134), schon bei Wolfram von Eschenbach: Willehalm 187,8-29 (Wettspiele der Knappen), hier 187, 19: "so liefen dise die barre" ("wieder andere übten den Hürdenlauf"; Übersetzung Dieter Kartschoke). Die Belege zum "Barrlaufen" (ein Mannschaftsfangspiel) trägt Brigitte Bulitta: Zur Herkunft und Geschichte von Spielebezeichnungen. Untersuchungen am Beispiel traditioneller Bewegungsspiele. Kassel 2000, S. 146-156 zusammen; demnach ein Wettlauf- und Fangspiel auf einem von Schranken begrenzten Laufplatz.
- des einbeinigen Thurniers ] Rausch 1908 , S. 54 zu Spiel Nr. 406: "Unser Han der König, der streit ist gewonnen" (Kap. 25, S. 325a): "Es bilden sich zwei Parteien, die je einen 'Hahn' stellen, die sich nun, auf einem Beine hüpfend, die Arme über der Brust gekreuzt, bekämpfen müssen. Ist einer durch den Stoß gezwungen sich auf beide Beine zu stützen, so hat er verloren."
- der Garnwind ] Garnwinde (DWB 4, 1373, mit dieser Stelle, als "springspiel" bezeichnet; wohl unzutreffend). Bei Rausch 1908, S. 21 f.: Bewegungsspiel, "Da 'Haspel' auch die Garnwinde am Spinnrocken bedeutet und Fischart hier von dem Spiel 'der Garnwind' redet, das bei uns 'Garnwinden' und 'Schlängels' heißt ..."; "Die Kinder bilden eine Kette. Das Kind an einem Ende bleibt stehen, und die andern werden 'aufgewunden'. Das 'Abwinden' geht sehr schnell, wobei die Kinder oft zu Falle kommen".
- des Brennjagens ] Brennjagen, n. "scheint ein jagen durch die brenn" (DWB 2, 370, nur diese Stelle); vgl. Brenn, Brenne, f. 'Flamme, Feuer';[131] vgl. Kap. 47, S. "erlegt auch so vil/ vnd ließ sie so dapffer durch die Prenn lauffen/ daß jhm sein fochtel entzwey prach".
- der fünff Sprüng der weitest ] Vgl. Kap. 25, S. 331: "zehen paß fünff Sprung auff einem Fuß"; als "Springspiel erwähnt bei Rausch 1908, S. 78 und S. 21. - Vgl. den Dreisprung: "ja drei Sprüng auf einem Fuß, und auch drei Sprüng eines Sprunges, die beiden Sprüng mit zu laufen in die Weite, den gewann auch Herzog Christoph" (Joseph Maria Mayer: Das Regentenhaus Wittelsbach, oder Geschichte Bayerns. Regensburg 1880, S. 460); "uff einem Bein drei Sprüng" (beim großen Armbrustschießen zu Zürich 1465; H.F. Maßmann: Der Stein und die drei Nägel in der königlichen Residenz. In: Bayerische Blätter für Geschichte, Statistik, Literatur und Kunst. Nr. 24, 23. Mai 1832, S. 185-189, hier S. 187)
- weidlich ] adv. 'tüchtig';[132] vgl. Kap. 8, S. 192: "Netz weidlich", Kap. 23, S. 302 "fing ... weidlich an zulachen"; 'sehr' (Baufeld: Kleines FWB, S. 244).
- hörten gemeinlich auff/ wann sie vber den gantzen Leib vor schweiß tropfften ... oder sonst ermüdet waren ] nach Hippokrates: Epid. lib. VI (Ein Zeichen, daß man sich genügend körperlich ertüchtigt hat, ist der Schweiß) und Celsus: de medicina I,2,6: "Exercitationis autem plerumque finis esse debet sudor aut certe lassitudo ..." (LCL 292, S. 48); "Aber die (körperliche) Übung sollte mit Schweiß oder zumindest Mattigkeit enden ...".[133]
- Badschrepffer ] Badeschröpfer, m. 'der im Bad zur Ader lässt' (DWB 1, 1974, diese Stelle); vgl. Schröpfer, m., [134] und schröpfen, v. 'ritzen, zur Ader lassen'.[135]
- zogen frische hemder an/ neue kleyder vber alte Filtzläuß ] Filzlaus, f. [136]: Phtirus pubis, Parasit, der die Haare der Genitalien befällt. - Fischart versieht die Handlung (den Schweiß nur trocken abreiben, danach frische Hemden anziehen) mit ironischem Kommentar.
/ 255
- diuisierlicher ] divisieren, v. nach lat. divisus, prät. abgesondert, geteilt; frz. diviser, 'teilen, abteilen' (nicht im DFWB, nicht im ²DFWB).
- Discurirlicher ] vgl. diskurrieren, v. 'sich unterreden', lat. discurrere 'sich in Worten über e. Gegenstand ergehen'.[137]
- auisirlicher ] vgl. avisieren, v. 'Nachricht geben, mitteilen' zu Avis, Aviso, 'Anzeige', ital. avviso, 'Nachricht, Meldung'.[138]
- discutierung ] diskutieren, v. lat. discutere, 'erörtern';[139] Diskutierung, 'Diskussion, Erörterung'.[140]
- Antiquitteten ] Antiquitäten, pl. 'Denkmäler aus alter Zeit', lat. antiquitates.[141]
- Herr Happetit von Darmstatt vnnd Eßlingen ] Garg.: "monsieur l'appetit" - Happetit, m., das frz. appetit wird dem dt. Happe, Happen, m. 'Bissen'[142] anverwandelt; Fischart ergänzt dazu sprechende Ortsnamen.
- zureiten ] jdn. reiten, v. 'quälen, plagen'.[143]
338
/Absatz 3
- Lectur ] s. o. s. 337.
- zubesprachen ] besprachen, v. 'besprechen'.[144]
- nach form des Philosophischen Mensae ] Mensa philosopica (Buch I: Über Getränke und Speisen; in 32 Abschnitten); eine anonyme Stoff- und Exempla-Sammlung, zuerst in Köln bei Johann Koelhoff, um 1479/80 gedruckt (Hinw. auf die Fischart-Zitation bei W.J. <i.e. F.J.> Worstbrock: Mensa philosophica, ²VL 6,397); Mensa philosophica. Faksimile und Kommentar. Hrsg. von Erwin Rauner und Burghart Wachinger. Tübingen: Niemeyer 1995 (keine Übersetzung). Warum Fischart auf die 'Philosophische Mensa' weist, wird aus dem bei Rabelais beschriebenen Kontext deutlich: bei Tisch wird über die Eigenschaften und Natur der Speisen und Getränke, auch ihre Zubereitung gesprochen; aus der Vorrede der Mensa philosophica: "Videtur omnino expediens, vt sermo mensalis vel sit de natura rerum quibus vescimur et potamur vel de questionibus mensalibus quibus in mensa exercitamur vel de his et illorum moribus et condicionibus quibus in mensa sociamur vel de his iocis et solatiis honestis quibus in mensa recreamur et exhilaramur ... Primus erit de harum rerum natura quas per modum cibi vel potus in mensa sumimus ..."; "Es scheint überhaupt angebracht, daß bei Tisch die Rede ist von der Natur der Dinge, die wir essen und trinken, oder von Tischproblemen, an denen wir uns bei Tisch üben, oder von den Sitten und Lebensumständen dieser und jener Personen, mit denen wir bei Tisch zusammenkommen, oder von solchen ehrbaren Scherzen und Trostgründen, durch die wir uns bei Tisch erholen und erheitern. ... Der erste [Teil] wird von der Natur jener Dinge handeln, die wir bei Tisch in Form von Speise und Trank zu uns nehmen ..."; nach der Ausg. Heidelberg 1489 zit. u. übers. von Burghart Wachinger: Convivium fabulosum. Erzählen bei Tisch im 15. und 16. Jahrhundert, besonders in der 'Mensa philosophica' und bei Erasmus und Luther. In: Kleinere Erzählformen des 15. und 16. Jahrhunderts. Hrsg. von Walter Haug und Burghart Wachinger. Tübingen 1993, S. 256-286, hier S. 267 f.
- der Plutarchischen Gastreden oder Zechkallung ] Plutarch: Quaestionum convivalium libri VI et III (Symposiaka = Moralia VIII u. IX). Einen Großteil der Tafel-Gespräche Plutarchs widmet sich den bei Tisch aufgetragenen Speisen, Früchten, Gewürzen.
- Zechkallung ] Zechkallung, f. (DWB 31, 430, nur diese Stelle); vgl. kallen, v. 'laut u. viel reden', 'plaudern';[145] Kallung, f. 'lautes Gespräch' (DWB 11, 70, nur diese Stelle).
- auffs gesundest vnd nach dem Mentzischen Kochbuch ] (Zusatz B, 1582) - Fischart spielt an auf eine brandneue Erscheinung des Büchermarktes: Marx Rumpolt (Churfürstlich Meintzischer Mundtkoch): Ein new Kochbuch/ Das ist Ein grundtliche beschreibung wie man recht vnd wol ... kochen vnd zubereiten solle ... Frankfurt/M.: Sigmundt Feyerabendt 1581 (fast 2000 Rezepte).[146]
- Tischweiß ] Tischweise, f. 'Tischsitte' , 'Verhaltensweise bei Tisch' (Tischweise, Tischsitte nicht im DWB).
- örter vnd allegationen/ so zu disen sachen (angezogen und gefunden werden) ] Ort, m., Pl. Örter, "stelle in einer schrift, wo ein Satz, ein ausspruch sich befindet"; "das an einer solchen stelle enthaltene, die textstelle" (DWB 13, 1357 f.Ort III 8 u. 9); Allegation, f., 'Textbelegstelle', nach lat. allegatio, Zitat (Bibelstelle). DFWB?
- auß dem Plinio ... Eliano vnnd anderen ] Aufzählung der Botaniker und Tierkundler (alle bereits bei Rabelais). - Zu Plinius vgl. Kap. 6, S. 145.
- Atheneo ] Athenaios (Anf. 3. Jh.), Verfasser der Deipnosophistai ('Symposion der Gelehrten'), ein dialogisches Kompendium des gelehrt kommentierten Alltagslebens, inbesondere der Gastronomie, mit zahlreichen Zitaten aus der Literatur zur Kochkunst und der für die Zubereitung notwendigen Zutaten und Kräuter. Ausgaben: (u.a.) Deipnosophistarum sive Coenae sapientum Libri XV. (lat.). Venedig 1514;[147] Basel 1556.
* Dioscoride ] Pedanios Dioskurides, Arzt und Pharmakologe (1. Jh.), Verfasser eines Arzneimittelbuches, der Materia medica. Mit unterschiedlicher Titelgebung und in Übersetzungen gedruckt: Peri hylçs iatrikçs. De materia medica. Venedig 1499;[148] De medicinali materia libri sex. Frankfurt 1549; Pharmacorum Simplicium reique Medicae Libri VIII. Straßburg: Schott 1529. - Dt. u.d.T.: Kreutter Buch Des Hochberumpten Pedanij Dioscoridis ... beschreibung aller materien oder gezeugs der Artznei. Übersetzt von Johann Dantz. Frankfurt: Cyriacus Jacobus 1546.
- Polluce ] Iulius Pollux (Polydeukes; 2. Jh.), Verfasser eines nach Sachgruppen geordneten Wörterbuchs; Buch I, Cap. 12 ff. handelt vom Ackerbau, den Pflanzen und Gerätschaften, Buch IV, Cap. 1-13 von der Jagd. Besondere Bedeutung dürfte in der Aufzählung bei Rabelais aber das Buch VI (Cap. I-20) haben, das den Gastmählern, den dort aufgetragenen Getränken und Speisen und den verwendeten Gerätschaften und Gefäßen gewidmet ist: "De conuiuio, eius celebratione et super quae conuiuandum sit" (lat. Ausg. 1541, S. 261, Inhaltsverzeichnis des VI. Buchs). Es handelt sich um ein Universal-Lexikon, keineswegs nur um eines der Jagd und Fischerei (letztere kommt so gut wie gar nicht vor), "auteur d'un lexique grec sur la chasse et la pêche" (so Huchon, S. 1127, Anm. 7). - Ausgaben: Vocabularium. Venedig 1502; Florenz 1520;[149] Onomasticon (gr.). Hrsg. von Simon Grynaeus. Basel 1536; lat. Übersetzung: Julii Pollucis Onomasticon, hoc est instructissimum rerum et synonymorum Dictionarium, nunc primum latinitate donatum, Rodolpho Gualthero [Rudolph Gwalther] Tigurino interprete. Basel: Robert Winter 1541.[150]
- Galeno ] Galenos hat zahlreiche Traktate über die Ernährung geschrieben; Lefranc (II,23,42) nennt folgende Schriften : De attenuante victus ratione ('Von der verdünnenden Lebensordung', nur in lat. Übers. überliefert; enthält Diätvorschriften, um überschüssige Körpersäfte zu mindern bzw. auszugleichen); De sanitate tuenda [san. tuend. = Hygiene]; De alimentorum facultatibus [alim. fac.] ('Von den Kräften der Nahrungsmittel'); De probis et pravis alimentorum succis ('Von den guten und schlechten Säften der Nahrungsmittel') etc. - Zu Galen vgl. Vorrede, S. 14.
- Porphirio ] Porphyrios (2. H. 3. Jh.), Neuplatoniker, Schüler Plotins, Logiker und Verfasser von Kommentaren zu Schriften des Aristoteles; in seiner Schrift De abstinentia (ab usu animalium) ('Enhaltsamkeit vom Fleisch')[151] begründet er die Notwendigkeit einer fleischlosen (vegetarischen) Ernährung.[152]
- Opiano ] Oppianus von Korykos (um 200 n. Chr.), Verfasser einer Versdichtung über die Jagd (Kynegetika; ungesicherte Zuschreibung) und den Fischfang (Halieutika).[153] Da er in beiden Werken ausführlich auf die Vielfalt der Arten eingeht und die (griechischen) Namen der jagd- und fischbaren Tiere nennt, sind die Versdichtungen geeignet, um bei Tisch darüber zu sprechen. - Ausgaben: Oppianus: Alieuticon sive De Piscibus. C. Plinius: Naturalis Historia. Paulus Jovius: De Piscibus. Straßburg: J. Cammerlander 1534; Oppianus: De piscibus lib. V. De venatione lib. IV. L. Lippio interprete. Venedig 1517; De natura seu venatione piscium lib. V. Florenz 1515; De venatione lib. IV. cum Com. J. Bodini. Paris 1555.
- Polybio ] Polybos von Kos (5. Jh.), Schüler und Schwiegersohn des Hippokrates, dem die Traktate: De salubri diaeta lilbellus (sive victus ratione) (auch Hippokrates selbst zugeschrieben) und De principiis aut carnibus u.a. zugeschrieben werden.[154] - Ausgabe: Polybi, De Diaeta salubri, sive de victu Priuatorum libellus, Ex Graeco translatus ... per Iohannem Placotomum Murstadium. Item de tuenda sanitate & Disputationes quaedam Scholasticae & Philosophicae, Eiusdem. Antwerpen: Martinii Nutij Vidua 1561.
- Heliodoro ] Vgl. die Kompilation von Pierre Gilles, die einige der hier versammelten Autoritäten im Titel enthält: Ex Aeliani Historia Per Petrum Gyllium Latini Facti, itemque ex Porphyrio, Heliodoro, Oppiano ... libri XVI. Lyon: Seb. Gryphius 1533;[155] dass. 1535; vgl. (1535) S. 25: Der Übersetzer rühmt sich, nicht nur Aelians Historia animalium ins Lateinische übersetzt zu haben, sondern ergänzt dessen Abschnitte "ex Aeliano, Oppiano de uenatione, Athenaeo, Heliodoro, Porphyrio, ac caeteris omnibus qui scripserunt de natura animalium post Aristotelem". Der im Titelblatt genannt Heliodorus ist H. Emesenus (3. Jh.), der Verf. der Aethiopica, vgl. (1535), S. 160: "Decimo Aethiopicôn libro Heliodorus ait ...".[156]
- Aristotele ] Vgl. Aristot. De plantis; part. an., hist. an.[157] Die drei Schriften enthalten Beschreibungen von essbaren Pflanzen, Kräutern und Früchten wie von Wild- und Haustieren.
- Eliano ] Claudius Aelianus (ca. 170-240), versammelte in seiner 17 Bücher umfassenden Schrift De natura animalium Erzählungen (und Fabeln) über alle der Antike bekannten Tiere. Ausgaben: De Historia Animalium libri XVII. Lyon 1562. - Opera (gr./lat.). Hrsg. von Conrad Gessner. Zürich [1556].[158]
- angezogen ] anziehen, v. 'beibringen, anführen, zitieren';[159] 'etw. anführen, erwähnen, zitieren',[160] 'etwas vorbringen, darlegen', 'erwähnen'.[161]
- vergwissung halben ] Vergewissung, f. 'Sicherstellung'.[162]
- Catoniatconfect oder küttenlatwerglin/ mit korkraut <recte: Rorkraut> vermengt ] Garg.: "confection de cotoniat" (confiture de coings, Quittenconfiture). - A: Cotoniatconfect , 'Konfekt aus Quitten' (nicht im DWB), zu frz. cotoniat, cotignac, 'Quittenkonfitüre', nach lat. cotoneum, 'Quitte' und Confect, m. 'Konfitüre, Latwerge' (s. [gkl:kommentar:vorr|Vorrede]], S. 12: "mit kreutern/ salben/ träncken/ vnd confecten gerüst"). - Küttenlatwerge, f. 'Quittenlatwerge'.[163] - Korkraut (A); korkraut (B, C); Korkraut, n. (DWB 11, 1812, nur diese Stelle); die Versal-Buchstaben R und K sind in der Schwabacher Drucktype leicht vom Setzer zu verwechseln. Gemeint ist Ruhrkraut, n. "verderbt röhrkraut, Name verschiedener kräuter, welche man gegen die ruhr gebrauchte (DWB 14, 1471); vgl. "Ruercruydt/ ... Jn Latijn/ Gnaphalium vulgare, Filago, Centumculus. Jn Hoochduytsch/ Rurkraut ... ende schijnt te wesen Impia van Plinius" (Matthias de Lobel: Kruydtboeck. Antwerpen: C. Plantyn 1581, S. 565); Dasypodius: Dictionarium latinogermanicum 1536, Nomina herbarum, Bl. 472r: "Růrkraut. Gnaphalium, Centunculus"; vgl. ebd. Bl. 85v: "Gnaphalium, Rode kraut/ Rhurkraut. latinè Centunculus". - Zur Bezeichnung "Rohrkraut" vgl. Wilhelm Ulrich: Internationales Wörterbuch der Pflanzennamen in Lateinischer, Deutscher, Englischer und Französischer Sprache. 2. Ausg. Leipzig 1875, S. 100: Gnaphalium dioicum, "das zweihäusige Rohrkraut", ebd., S. 91: Filago vulgaris, "Rohrkraut"; Sumpf-Rohrkraut (Gnaphalium ulignosum) (Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft zur Erforschung der heimischen Flora. 1986, S. 48); "Rohrkraut, oder wenig Gnaphalium vulgare Agrimonia" (Anonym: Der wohlerfahrne Seifensieder und Kerzen- oder Lichterzieher. Grätz 1803, S. 177).
- fieng er an ... seine zän mit eim ... Gribelspißlein vom Mastichbaum zusteuren ] nach Plattard S. 215 folgt Rabelais hier Martial: Ep. XIV,22: "Lentiscum melius; sed si tibi frondea cuspis Defuerit, dentes penna levare potest"; "Besser ist Mastixholz; doch fehlt dir ein spitziger Holzspan, kann eine Feder ja auch dir deine Zähne befrein." (Übers. Rudolf Helm); die Zähne mit einer Mastixsprosse zu reinigen, muß doch wohl auch in späteren Zeiten üblich gewesen sein, muß man hierfür Martial bemühen? Vgl. Erasmus: Adagia I,8,33 ("Lentiscum mandere"); Pedanios Dioskurides: mat. med. I, 89 (92) (Pistacia lentiscus): "Cremia eius uirentia dentibus Calamistri uice atteruntur: exteruntque eos"; " Die grünen Holzsplitter, mit welchen statt Zahnstochern die Zähne gerieben werden, machen diese glatt." (Übers. Julius Berendes).[164] Defaux 240,19 verweist noch auf Erasmus: De civilitate morum puerilium, Opera omnia, Tom. I, 1035 E (i.e. die Seitenzählung der Ausg. Lyon 1704) [De gestibus corporis 35 ("Quod dentiscalpium est adhibendum")]: "non mantili eximendum est, sed vel lentisci cuspide vel penna, vel ossiculis, e gallorum aut gallinarum tibiis detractis". (De civilitate morum puerilium. Éd. par Fr. Bierlaire. In: Opera omnia. I,8. Leiden, Boston: Brill 2013, S. 299-341, hier S. 322).[165] / "auch nicht mit dem Salvet heraus zunehmen; sondern entweder mit einer Spitze von Mastix-Holtz/ oder einer Feder/ oder mit Beinlein/ so von der Hüner oder Hähne Füssen abgezogen worden." (Übersetzung Andreas Stübel). - Damit zeigt Gargantua eine verfeinerte Methode der Zahnreinigung, die er in Kapitel 25, S. 316 noch weitaus gröber ausführte: "stewret vnd grübelt in zänen mit eim kalten Kalbsfuß, mit Schweinen Kloen ... Disen Zansteurer befand er besser/ dann die so heut die Italiäner auß Mastixholtz spitzen".
- Gribelspißlein ] Grübelspießlein, n. (DWB 9, 618, nur diese Stelle), zu grübeln, v. Iterativbildung zu "graben",[166] z.B. mit dem kleinen Finger in der Nase oder den Ohren grübeln, 'bohren'; s. Kap. 25, S. 316: "stewret vnd grübelt in zänen".
- Mastichbaum ] Mastixbaum, m. lat. pistacia lentiscus (Pistazie).[167]
- zusteuren ] steuren, stüren, v. 'stochern', "besonders 'stochern' in den zähnen".[168]
- seine hend vnd augen mit frischem Wasser zuweschen ] Anweisung aus dem Regimen Salernitanum: "Lumine mane manus surgens gelida lavet aqua"; "apres qu lhomme est leue du matin il doit lauer ses yeulx deaue clere et froide" ("wenn der Mensch sich des Morgens erhebt, soll er sich die Augen mit klarem und kaltem Wasser waschen"), Regimen sanitatis en francoys. Lyon: Claude Nourry 1503, Bl. a iij v.[169]
- mit etlichen schönem Lobwasserischen/ Marotischen/ Mentzerischen/ Waldischen/ Wisischen etc. Psalmen vnd lidern ... danck zusagen ] Ambrosius Lobwasser (1515-1585) übersetzte die Psalmen von Clément Marots und Théodore de Bèze (Beza) ins Deutsche[170]: Der Psalter dess Königlichen Propheten Dauids. Leipzig 1573. - Psalmen Davids. Straßburg: Jobin 1586. 1589. Höpfner (1866), S. 27 weist darauf hin, dass die Psalmen-Übertragungen des Paul Schede Melissus (aus Marot-Beza, gedruckt Heidelberg: M. Schirat 1572 [VD16 M 1066]) nicht erwähnt werden. Fischart habe diese Psalmen "mit Gleichgiltigkeit ... gestraft". Vgl. den Seitenhieb auf Schede im Parat, S. 36: "Postimeliseisch ketzerei".
- Marotischen (Psalmen) ] Clément Marot (1496-1544) (vgl. Vorrede, S. 9) übersetzte die biblischen Psalmen in französische Verse,[171] zunächst 30 Psalmen (Trente Psaumes, 1541), und wurde hierfür u.a. vom Reformator Jean Calvin gelobt. Bei seinem Tod waren noch nicht alle Psalmen in Verse übersetzt; die restlichen wurde von Théodore de Bèze übertragen (Genfer Psalter). Drucke: [ohne Verf.-Angabe:] Aulcuns pseaulmes et cantiques mys en chant. Straßburg: [J. Knobloch d.J.] 1539 [VD16 M 1064]; Pseaumes de David traduictz en rithme francoise par Clement Marot. Straßburg: Remigius Guedon 1548 [VD16 ZV 10409].
- Mentzerischen (Psalmen) ] Johann Fischarts (gen. Mentzer) eigene Psalmen-Dichtungen in: Psalmen/ geistliche Lieder/ vnd Kirchengesänge (1573 u.ö.); vollständige Edition von Fischarts 36 Kirchenliedern bei Wackernagel: Das dt. Kirchenlied. Bd. 4 (1874), Nr. 1200-1235.
- Waldischen (Psalmen) ] Burkart Waldis (ca. 1490-ca. 1556): Der Psalter, in newe gesangsweise, vnd künstliche Reimen gebracht. Frankfurt/M. 1553.[172]
- Wisischen etc. Psalmen vnnd lidern ] Michael Weisse (Wiss, Weyss; um 1488-1534): Ein new Geseng buchlen. Jung-Bunzlau 1531 [VD16 XL 8]; Ein Gesangbuch der Brüder inn Behemen vnd Merherrn ... Nürnberg: Günther 1544 [VD16 W 1633] (diese Sammlung von Liedern der Böhmischen Brüder enthält auch Psalmen). Vgl. hymnary.org.
- mildgüte ] Garg.: "benignité divine" - nicht im DWB, vgl. mildgütig, adj.[173] Auch Ehzuchtb. 1578, P 3 r (Werke 1, ed. Hauffen, S. 301,27): "von Natürlicher mildgüte ... begabet"; Hinw. Leitzmann (1924), S. 59. Vor Fischart nur einmal belegt bei Luther: "aus päbstlicher Mildgüte". (Martin Luthers Sämtliche Schriften. Hrsg. von Johann Georg Walch. Tl. 15. Halle 1745, "Vorbericht von der Reformation überhaupt", Kap. 1, "von dem Tetzelischen Ablaßkram, 1. Abschnitt, Nr. 25 [Übersetzung eines Schreibens von Papst Julius II., 30.3.1512, Übersetzung Luthers (?) aus dem Lateinischen], Sp. 130).
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- geschwindigkeiten ] Geschwindigkeit, f. 'geistige Gewandtheit, Geschicklichkeit, Klugheit' (DWB 5, 4000 f.: Geschwindigkeit 4, nicht 5 ['Schlauheit, Listigkeit'], mit dieser Stelle)
- neuwe fündlin ] Fündlein, n. 'kleine und damit feine List', 'Kunstgriff', 'Erfindung'.[174]
- lustneigung ] Garg.: "en affection" - Lustneigung, f. (DWB 12, 1348, nur diese Stelle, ohne Deutung); 'Affektion', 'begehrende Zuneigung'.
- zalkunst ] Zahlkunst, f., 'Zahlenkunst, Rechenkunst'.[175]
- wann sie nur vil gelts zuzalen hetten: O rimpffen lehrt fein rechenen ] nicht bei Wander, nicht bei Gerke; Rümpfen, n., ein (Karten-)Spiel um Geld (DWB 14, 1496: rümpfen 3, mit dieser Stelle); dt. Bezeichnung für frz. 'piquet'?; "ein kartenspiel unter zweien (mit piketkarten), wobei man auf hundert pics (augen) spielt" (DWB 13, 1847, s.v. Piket); vgl. Kap. 1, S. 56: "der Rimpffer Martsch" (ital. marcio, entspricht dem "Matt" im Schach).
- Plätterkunst ] Blätterkunst? Vgl. Kartenblatt, n. 'einzelne (Spiel-)Karte',[176] Blatt, n., pl. Blatt u. Blätter, 'Spielkarte', 'Kombination aus mehreren Spielkarten'.[177]
- Augenrechnung ] (DWB 1, 809, diese Stelle, ohne Erklärung); vgl. Auge, n. 'die Punkte auf den Würfeln';[178] auch Punkte im Kartenspiel; 'Punkt auf dem Würfel, Wert einer Spielkarte oder eines Stiches in Punkten'.[179]
- Theoric und Practic ] NF für Theorie (u.a bei Paracelsus), 'philosophische Spekulation'.[180]
- ertürung vnd erprechung ] Ertürung, f. 'Eröffnung' (DWB 3, 1029, s.v. Erthürung, nur diese Stelle; vgl. erthüren, v. ebd.); 'Türenöffnung'; Erbrechung, f., vgl. erbrechen, v. (ein Tor) 'aufbrechen'.[181]
- Tunstal der Engelländer/ welcher weitläufig davon geschriben ] Cutbbert Tunstall (1476-1559), Bischof von Durham, Philosoph und Mathematiker, veröffenlichte das erste in England gedruckte Mathematikbuch (inspiriert von der Summa de Arithmetica Luca Paciolis): De arte supputandi [über die Rechenkunst] libri quatuor. London 1522. Paris: Robertus Stephanus 1529. 1538.[182] ─ De arte supputandi, libri quatuor. Cuthberti Tonstalli, hactenus in Germania nusquam ita impressi. Straßburg 1544 [VD 16 T 2282]. 1551 [T 2283].
- als inn Knifwendischer/ Frisischer/ vnnd alter Britannischer Wallischer sprach ] Garg.: "que le haut alemant", 'als Hochdeutsch'. - Aufgezählt werden schwierig zu verstehende bzw. zu erlernende Sprachen: eine slavische Sprache, das Friesische und das in der Bretagne und in Wales gesprochene (Insel-)Keltische. Zu knifwendisch vgl. DWB 11, 1435: "als wenig oder nicht bekannte sprache ... was ist das knif? es erinnert übrigens an kauderwelsch". Vgl. Kniff, m. 'Ränke, heimliche Künste' (DWB 11, 1434: Kniff 3 b); Wendisch als Geheimsprache? Vgl. wendisch, adj. "mitunter zur charakterisierung einer undeutschen, unverständlichen sprechweise schlechthin" (DWB 28, 1810 f.: wendisch 1 b). Erwähnt bei Frantzen (1892), S. 59 (ohne Erklärung) und Zitzmann (1935), S. 66 (ohne Erklärung).
- inn andern Matemathischen Weißheitkundlichkeyten ] hier für 'angewandte Mathematik' in den gleich im Anschluss genannten Disziplinen Geometrie, Astronomie und Musik? Vgl. weisheit(s)kundig, adj. zu Weisheit A 3: 'Lebensweisheit, Erkenntnis, Wissen' (DWB 28, 1138, mit einem Beleg aus Fischart: Werke, Ed. Hauffen 3, 181).
- erfarungskünsten ] Erfahrungskunst, f., ohne Deutung (DWB 3, 794); nicht im ²DWB; zu Erfahrung, f. 'Kenntnis, Wissen auf der Grundlage eigenen Erlebens, persönlicher Wahrnehmung, auch die einzelne Beobachtung, Feststellung' (²DWB 8, 1702: Erfahrung 2 b). - Bezeichnung der von mathematischen Berechnungen geprägten Disziplinen.
- verdäuung vnd Konkochsion ] lat. concoctio, 'Verdauung', hier mit 'Zusammenkochen' gedeutet.
- außwartet ] auswarten, v. 'warten, abwarten'.[183]
- Jnstrument ] Instrument, n. 'Gerät, Werkzeug', lat. instrumentum.[184]
- die Astronomysche Hauptregelen vnnd Canones ] canon, lat. 'Regel'. Seit dem Erscheinen von Nikolaus Kopernikus: De revolutionibus orbium coelestium (1543) haben sich zwar die Grundannahmen über die Himmelsbewegungen geändert, wenig jedoch an den mathematischen Berechnungen zukünftiger Ereignisse wie Sonnen- und Mondfinsternissen oder Planetenkonstellationen.
- so gut als het sie Gamnitzer ... entworffen (astronomische Tafeln) ] (Zusatz B) - Johannes Ganivetus (15. Jh.) war ein Franziskaner zu Vienne in Frankreich, Anf. des 15. Jhs., der die Medizin mit der Astrologie zu verknüpfen suchte; Kestner, Med. Lex., S. 330. Vgl. Geßner 1583, S. 441: "Ioannis Ganiueti ordinis minorum in conuentu Viennensi. Amicus medicorum, liber impressus Lugduni in quarto, anno 1508. cum opusculo quod Coeli ennarant ... & astrologia Hippocratis." - Jean Ganivet: Amicus medicorum. Lyon 1508. [BSB-AK]. Lyon: Rolletius 1550. - Amicus Medicorum: Continens Differentias, I. De numero coelestinum orbium etc. II. De distinctione Zodiaci etc. ... Directorium de figura coeli in Amicum Medicorum. Et Astronomia Hippocratis. Frankfurt: N. Hoffmann; J. Fischer 1614. [VD17 12:161044Q] (Astronomische Tafeln und Schaubilder passim). - Die Namensentstellung ist möglicherweise vom Setzer (Ausgabe B) verursacht, aber von Fischart nicht korrigiert worden ("Ganiuet(us)"?)
- Apian ] Petrus Apianus (P. Bennewitz, 1495-1552; Hinw. Nyssen), deutscher Astronom und Konstrukteur astronomischer Instrumente. (Lex. d. Renaissance 41). Er entwickelte z.B. das Torquetum weiter, ein Instrument zur astronomischen Beobachtung . Im Instrumentbuch beschreibt er die Herstellung eines verbesserten Quadranten zur Höhenwinkel-Messung und zur Bestimmung von Positionen von Himmelskörpern, aber auch die Anwendung einfacherer Instrumente wie Jakobsstab und menschliche Hand. - Quadrans Apiani astronomicus et iam recens inventus et nunc primum editus. Ingoldstadt: P. Apian 1532 [VD16 A 3110]. - Dt.: Instrument Buch. Ingolstadt 1533. [VD16 ZV 659].
- Lescher ] Von Georg Löscher, einem Mathematiker und Astrologen aus Plauen sind nur eine Praktik und eine Prognostik im Druck überliefert; astronomische Tabellen oder Instrumente, die er selbst beschrieben hätte, sind nicht erhalten. Vgl. Summarische Practic. Auff das jar ... 1579. Darinnen ordentlich alle natürliche krefften des Himels erzelet und begriffen. Eisleben: Petri 1578. [VD16 L 2304] - Prognosticatio. Oder Bedeutung vnd offenbarung/ warer Himlischer Influxion. Nemlich, der Finsternussen und bösen Aspecten/ der obern Planeten ... im 1583. Jar. Eisleben: Petri [1580] [VD16 L2303]. ─
- oder sonst ein Eisenmenger von Weil ] Samuel Eisenmenger (Samuel Siderocratis Brettanus; 1534-1585; Zedler 8, 635), war zur Studienzeit Fischarts (1564-66) in Tübingen Professor für Astronomie; er beschäftigte sich insbesondere mit der Berechnung von Sonnen- und Mondfinsternissen. Vgl. Libellus Geographicus, locorum numerandi intervalla rationem in lineis rectis & Sphaericis complectens: in Acacademia [sic!] inclyta Tubingensi collectus & dictatus à M. Samuele Siderocrate Brettano. Additae sunt locorum praecipuorum totius orbis terrarum longitudines & latitudines, secundum ordinem Alphabeti dispositae, vna cum tabula Sinuum. Tübingen: U. Morhards Witwe 1562. Dieses Werk enthält eine Tabelle der Längen- und Breitengrad-Angaben von zahlreichen Orten der Erde in alphabetischer Ordnung und eine Sinustabelle zur Berechnung von Winkelmessungen. - Die Herkunftsangabe "von Weil" (Weil der Stadt? Weil am Rhein?) passt jedoch weder zum Geburtsort (Bretten) noch zu den Wirkungsorten Eisenmengers.
/ Absatz 4
- Musicisch ... zufiguriren ] figurieren, v. "symphonia canere, den figural mit einandern singen" (DWB 3, 1630: figurieren 2); vgl. Figural, m. "concentus, symphonia" (ebd.). "Musick (Figural-) ... heisset diejenige Art der Musick, da eine oder mehr Stimmen, mit dazu gehörigen Instrumenten, auf unterschiedliche Weise eingeführet werden, und eine Note immer mehr als die andere gilt, ihre Zeichen auch so wenig gleich sind, als der Tact, als welcher bald geschwinde, bald langsam gehet. Selbige wird heutiges Tages auff fünff Linien verzeichnet. Es lehret aber solche Figural-Musick, wie man den vorgegebenen Gesang recht zierlich, künstlich und lieblich mit der Stimme singen, oder mit andern Instrumenten zusammen stimmen soll, also, daß dadurch das menschliche Gemüthe ermuntert, und das Hertz beweget werde" (Zedler 22, 1457). Musizieren nach Noten.
- allerlei Partes/ wie es Gernlachs Erben zu Nörnberg Trucken möchten ] Nach den Stimmen (Discantus, Altus, Tenor, Bassus, Vagans, Sexta vox) verschieden ausgefertigte Musikdrucke im Querformat der Buchdrucker- und Buchhändlerfamilie, Erben des Dietrich Gerlach (gest. 1575; von 15 Drucken dieses Jahres erschienen noch 12 unter seinem Namen; die Erbin Katharina Gerlach druckte seit 22. Oktober 1575). GND
- Gernlachs ] Druckfehler oder Verballhornung?
- die Baierisch Capell ] Orlando di Lasso war ab 1562 erster Capellmeister in München (Williams 1909, S. 15 f.); 1569-1573 war Ivo de Vento Capellmeister in München; vgl. seine Newe teutsche Lieder mit vier Stimmen. München 1571 (Williams 1909, S. 16 f.). - Zur Worterklärung: Kapelle, f. , 'Musikergesellschaft', ital. cappella (DFWB 1, 327).
340
- zuentrostigen ] entrostigen, v. (DWB 3, 588, diese Stelle); 'die Sängerstimme befreien'.
- ein gut gesetzlin ] Gesetzlein, n. 'ein Stückchen, ein bisschen' (DWB 5, 4080) 'ein wenig'; gutes Gesetzlein, 'angemessenes Quantum', 'eine gute Reihe von etw.', 'mehrere Strophen' (eines Liedes). - S. Parat, S. 35: "eyn gesetzlin gepfiffen"; Kap. 7, S. 158: "Laßt vns singen/ sauffen ein gesetzlin/ trincken ein mutet" (Motette).
- Bergreyen/ Bremberger/ Villanellen ] Bergreien, m. 'chorus, cantus montanus';[185] 'Bergmannslied'.[186] - Bremberger: hier Gattungsbezeichnung ("ein Bremberger", "Gaistlicher Bremberger", "Zwen new Bremberger"); Melodie: in Reinmar von Brennenbergs Hofton. Vgl. das Lied vom Bremberger: Ein hübsch lied von des Brembergers end vnd todt. Straßburg: Kistler 1500; auch Nürnberg: Neuber 1560 [VD16 ZV 8326] - Ein schön Bremberger. Nürnberg: Valentin Neuber (ca. 1550?); Zwen newe Bremberger. Nürnberg: Valentin Neuber o.J. (auch Nürnberg: Gutknecht 1530 [VD16 ZV 15686]). Vilanella, ital. "heist ein Bauren-Lied, dessen Verse oder Absätze sich immer auf einerley enden" (Zedler 48, Sp. 1365); nach ital. villano, 'ländlich'; aus Terzetten bestehende Liedform mit Refrain; volkstümlich gehaltene mehrstimmige Liedsätze. Vgl. Donna G. Cardamone: Art. Vilanella. In: MGG online.
* Literatur: Hanno Rüther: Der Mythos von den Minnesängern. Die Entstehung der Moringer-, Tannhäuser- und Bremberger-Ballade. Köln: Böhlau 2007. - Albrecht Classen: Deutsche Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Münster: Waxmann 2001. (mit Inhaltsangaben zu den Liedern) Digitalisat, Vorschau
- Winnenbergische Reuterliedlin ] Philipp von Winnenberg und Beilstein: Christliche Reuter Lieder. Straßburg: Jobin 1582 [VD16 W 3494] (MGG 4, 1421 ff.) (Hinweis Jutta Greiwe, Osnabrück). Auch 1586 [VD16 W 3495].
- zu gurgelen ] lautmalerisch vom Singen.
- Nachtigallisch ] adv. (DWB 13, 192, nur diese Stelle).
- zu dichten vnd zuvberwerffen ] im Hals dichten? Keine der Bedeutungsangaben im DWB zu dichten (DWB 2, 1058-1062) und überwerfen, v. (DWB 23, 645-650) kann hier überzeugen, am ehesten noch dichten, 'ersinnen, erfinden', 'nachahmen' (DWB 2, 1061: dichten 5); überwerfen, 'überlegen' (A 2).
- so singt man Mutsig nit Mutlig ] Mutsig, verballhorntes 'Musik', als 'Mut, der siegt' statt '(darnieder)liegt'?
/ Absatz 5
- Jnstrument der Music ] Instrument, n. 'Tonwerkzeug'.[187] Vgl. zur 'Liste der Musikinstrumente' Dietlind Möller: Untersuchungen zur Symbolik der Musikinstrumente im Narrenschiff des Sebastian Brant. Regensburg 1982, S. 99, spricht von einer "Pervertierung" der topischen Gegenüberstellung von Laute und Sackpfeife (Apollinisch versus Dionysisch = Saiteninstrumente vs. Blasinstrumente) bei Fischart: "Gargantua lernt nämlich alle diese Instrumente sowie etliche Fantasiegebilde gleichzeitig spielen [...] Die grobianische Groteske verzerrt auch diesen Topos in sein Gegenteil, die unvereinbaren Widerpartner werden in einem Atemzug hintereinander aufgezählt."
* Literatur: Herbert Riedel: Die Darstellung von Musik und Musikerlebnis in der erzählenden deutschen Dichtung. Diss. Bonn 1959 (S. 389-400 zu Fischart).
- so lernet er auff der Lauten spilen ] Die Laute eröffnet auch die Reihe der Musiziernden Frauen von Tobias Stimmer, mit Versen von Johann Fischart, gedruckt bei Bernhard Jobin in Straßburg (um 1573). Laute
- der Teutschen Zwerchpfeiff ] Zwerchpfeife, f. 'Querpfeife, -flöte'.[188] "Man verwandte ... das Beiwort 'deutsch' in ganz Europa zur Benennung des Instrumententyps und sprach also in den verschiedensten Nationalsprachen von der 'deutschen Flöte'." (Riedel 1959, S. 395). Vgl. Stimmer/Fischart: Musizierende Frauen 5: Querflöte. Querflöte
- dem Polnischen Sackpfeifflein ] Sackpfeife, f. bäuerliches Instrument aus Luftschlauch und Pfeife.[189] Es kommen "anderweitig auch Ausdrücke wie 'Polnischer Bock' und 'Polnischer Dudelbock' vor." (Riedel 1959, S. 395)
- den Braunschweiger Hermele/ die sie in die Aermel stecken ] Hermele, n. ohne Bedeutungsangabe im DWB 10, 1113, nur diese Stelle. "Über das in den Ärmel steckbare 'Braunschweiger Hermel' konnte ich nichts ermitteln. Vielleicht die Benennung einer kleinen Pfeifenart." (Riedel 1959, S. 395).
- der Cytthar ] Cither, f. nach griech. κιθάρα,Zupfinstrument, Harfe;[190] Vorläufer von Zither, Laute und Gitarre. "Unter der 'Cytthar' ist nicht wie in Fischarts Lobgedicht auf die Laute die antike Kithara zu verstehen ... so darf 'Cytthar' hier wahrscheinlich als Bezeichnung für die Guitarre aufgefaßt werden." (Riedel 1959, S. 395)Vgl. Stimmer/Fischart: Musizierende Frauen 3: Gitarre. Gitarre
/ 257
- dem Zincken ] Zinken, m. Blasinstrument aus Holz mit Tonlöckern, 'Kornett'.[191]. Vgl. Stimmer/Fischart: Musizierende Frauen 7: Harschhorn (Krummhorn, Zinken). Znken
- Posaunen ]] Vgl. Stimmer, Fischart: Musizierende Frauen 8: Posaune Posaune
- die HarschHörner ] Harschhorn, n. 'Heerhorn',[192] zu Harsch, Harst, m. schweizerisch 'Schaar, Haufe'.[193]
- der Flöten auff neun Löchern ] Blockflöten haben ebenfalls neun Löcher.
- des Hackprets ] Hackbret, n. 'Sambuca', Musikinstrument mit Drahtseiten auf doppelten Stegen, die mit Holzschlägeln gerührt werden.[194]. Vgl. Stimmer/Fischart: Musizierende Frauen 6: Hackbrett. Hackbrett
- der Sackebutte ] Sackebutte, f., frz. saquebute, Bassposaune (DWB 14, nur diese Stelle); Weidmann (1913), S. 15. "'Sackebutte' bezeichnet entsprechen dem frz. 'saquebute' ... die Zugposaune." (Riedel 1959, S. 396)
- Purgiert ] purgieren, lat. purgare, 'reinigen'.[195]
- Principalstudiren ] principal, adj. frz. principal, 'der erste, vornehmste'.[196] Kompositum (mit der Bedeutung 'Haupt-, Generalstudium') nicht aufgeführt im DWB.
- die alte Römische/ so man die Lombardisch nennet/ Schrifft ] Vgl. Neff: Schatzkammer 1549 (s. unten, S. 341), S. [17]: "Antiqui romani, iacenti modo" oder S. [25]: "L'escripture francoyse ... laquille on appelle Vieulle Romanie".
- zu arten ] arten, v. 'bilden, gestalten'.[197]
- zuformieren ] formieren, v. 'bilden', nach lat. formare.[198]
- mit rechtem Schreiberischem grund zugestalten ] schreiberisch, adj. 'nach Schreiberart';[199] Grund, m., 'Grundlage';[200] vgl. Kap. 27, 364: "da forscheten/ ergruͤndeten/ vnnd ersinnten sie eines jeden Kunstfertigkeit/ fund vnnd grund".
- die Fechter auff jrn Wehrn ] Plural zu Wehr, f. 'Kunstgriff, durch den man den Hieb abwehrt'? (DWB 28, 156 f.: Wehr I A a ä).
- schirmen mit Federklingen ... manchen auß dem Land ] schirmen, v. 'parieren, schützen'; auch allgemein 'fechten' (vgl. DWB 15, 215: "auch in der bedeutung des 'sich übens im parieren, fechtens' überhaupt"); Federklinge, f. Adhoc-Bildung Fischarts; die im übertragenen Sinn wie eine Klinge verwendete Feder; eine mit der Feder geschriebene heftige Kritik, Polemik.
- Lemmerkengeln ] Kengel, m. 'Röhre, Stengel', auch auf die Feder bezogen (DWB 11, 530: Kengel 2; FWB: "caulus pennae, der keil/ oder kengel der feder", Golius 1579); vorliegende Stelle im DWB als Beleg unter Kengel 3, 'Beinröhre' angeführt. Ein Schreibwerkzeug aus einem Lammknochen? EXPERTENRAT: Lexikologie
- wußt das Quadrangels Zirckels Eck/ der Circuls fläche gewunden ] wohl nicht: 'wusste die Quadratur des Kreises zu berechnen', sondern eine Schönschreibübung mit der Feder - Quadrangel, n. 'Viereck', lat. quadrangulum, 'Quadrat' (DFWB 3, 3) - Zirkel (nicht im DFWB). Oder doch eine geometrische Zeichenübung?
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- gewunden/ auffgezogen/ verlängt ] aufgezogen, 'den Umfang des Kreises als Linie dargestellt? verlängt: Flächenverdopplung des Kreises mihilfe eines Quadrats?
- die selberwölte/ die sichtige vnd vnsichtige Puncten ] selbsterwählt, selberwählt adj. 'durch eigne Wahl bestimmt'.[201] Sichtbare und unsichtbare Punkte. Was soll das sein?
- das geschweifft: das gebogen: das hol ] Hier scheinen die Übungen abgelöst durch Nachahmung von Schreibmustern.
- Schneckenliny ] Schneckenlinie, f. 'Spirale' (DWB 15, 1219, nur spätere Belege).
- die gelegte/ die gebrochene (Schrift) ] gelegt, adj. 'kursiv'; gebrochen, adj., lat. 'fractus', die Frakturschrift. Schriftprobe und Alphabet bei Neff: Schatzkammer, Bl. [4], "Die duppel Fractur vff gelegte arth".
- Current Schrifft ] Kurrentschrift, f. 'liegende, eigtl. laufende (lat. currens) Schrift, Schreibschrift'.[202] Vgl. die Schriftprobe und Alphabet bei Neff: Schatzkammer 1549, S. [5], S. [31] "Ein Current so Jnn Kayserlicher Maiestat Canntzley gebrucht wirdett".
- Versal und Canon ] Versal (nicht im DFWB), Schriftart, die nur aus Majuskeln besteht; Kanon, m. 'Schriftart bei den Buchdruckern'.[203]
- ein Dintenklitteriger GuldenSchreiber vnnd Schlangen zügmaler ] dintenklitterig, adj. 'von Tintenflecken beschmutzt' (DWB 2, 1182, mit dieser Stelle); hier eher ironisch: die sorgfältig malenden Schreibmeister werden wohl kaum ihre Blätter mit Tintenklecksen beschmutzt haben. - Guldenschreiber, 'Schreib-, Rechenlehrer'.[204] - Schlangenzug, 'Schlangenlinie', hier Plural, 'verschlungene Schriftzüge', mit dieser Bedeutungsangabe nicht im DWB.
- als hets jn der Nef von Cölln ... gelehrt ] Caspar Neff (C. Neffe; 1514-1580), Schreibmeister in Köln und Verfasser eines oft aufgelegten Schreibmusterbüchleins (ADB 23, 389; Hinw. Nyssen). Drucke: Kunstreich Buch mit vilerley zyrlichen Schrifften der Jugendt zu gutem. Köln 1549. 1571; Ein kostliche Schatzkammer der schreibkunst vnd Cleinott Der Cantzley vnnd ander schreiber. Köln 1549. 1558. 1571. 1576. 1580 (VD16 N 448-450, ZV 11425, ZV 29179; Hinw. Jutta Greiwe); vgl. Bonacini 1953, Nr. 1264-1267 (Caspar Neff). ─ Hinweise auf auf die einschlägigen Bibliographien von Bonacini und Doede, die Kataloge der Ornamentstichsammlung in Berlin, die Kataloge des Gutenbergmuseums Mainz, den Katalog der Hofer Collection (s. u. unter der Literatur) verdanke ich Katharina Maehler, Wolfenbüttel.
- Neudörffer ] Johann Neudörffer d.Ä. (1497-1563), berühmter Schreib- und Rechenmeister, Verfasser von Schreibmusterbüchern.[205] - Fundament durch Johann Neudörffer Rechenmeister vnd Modist zu Nürnberg seinen Schülern zu einer vnterweysung gemacht. Nürnberg 1519 (Schreibmusterbüchlein); Ein Gesprechbüchlein zweyer schuler Wie einer den andern jm zierlichen Schreyben vntherweyst. Nürnberg 1549 [VD16 N 562]; Eine gute Ordnung vnd kurtze vnterricht der furnemsten grunde aus denen die Jungen Zierlichs schreybens begirlich mit besonderer kunst vnd behendigkeyt vnterricht vnd geubt mögen werden. Nürnberg 1538. Vgl. Werner Doede: Schön schreiben, eine Kunst. Johan Neudörffer und die Kalligraphie des Barock. München 1988. (Hinweis Jutta Greiwe, Osnabrück). Vgl. Bonacini 1953, Nr. 1271-1279.
- Prechtel zu Nörnberg ] Franz Joachim Brechtl, Bürger und Schreibmeister zu Nürnberg. Einziger Druck zu Lebzeiten (?): Künstliche und artliche fürweißung Vielerley verwanndlung Teutscher schriefften. 1588. (Nürnberg, GNM, 35468). - Vgl. Stephan Brechtel (Prechtel, Prechtl d.Ä.; 1523-1574), Kalligraph, Rechenmeister in Nürnberg, Schüler Johann Neudörffers d.Ä. Seine kalligraphischen Werke wurden erst 1602 und 1613 (durch den Sohn: Christoph Fabius Brechtel: Schöne zierliche Schrifften. Nürnberg 1613) gedruckt (Thieme/Becker 4, 559-561). - Den Hinweis auf Stephan und Christoph Brechtel verdanke ich Jutta Greiwe, Osnabrück. Vgl. Bonacini 1953, Nr. 262-263 (Christoph F. Brechtel).
- Lit.: Claudio Bonacini: Bibliografia delle arti scrittorie e della calligrafia. Firenze: Sansoni 1953; Werner Doede: Schön schreiben, eine Kunst. Johann Neudörffer und die Kalligraphie des Barock. Müchen: Prestel 1988; Werner Doede: Bibliographie deutscher Schreibmeisterbücher von Neudörffer bis 1800. Hamburg: Hauswedell 1958.
* Links: Ornamentstichsammlung Kunstbibliothek Berlin; Gutenberg-Bibliothek, Online-Katalog; The Philip Hofer Collection, Houghton Library
/ Absatz 6
- Die folgenden Leibesertüchtigungen (außer Reiten und Schwimmen) zählen zu den Disziplinen des Fünfkampfs: Fechten, Ringen, Springen, Laufen, Werfen.Vgl. das Sprichwort "Valere pancratice", "Gesund wie ein Fünfkämpfer" (Erasmus: Adagia II,8,86). "Plautus in Bacchidibus, Valere pancratice dixit: pro eo quod est, firma esse valetudine ..."; "Plautus spricht in den Bacchiden: 'Gesund wie ein Fünfkämpfer', für das, was man 'von kräftiger Konstitution' heißt" (August Faselius: Latium. Weimar 1859, S. 266. Die Stelle bei Plautus: Bacchides, V. 248 etwas abweichend). - Vgl. zu den klassischen Sportarten Girolamo Mercuriale: De arte gymnastica libri sex. In quibus exercitationum omnium vetustarum genera, loca, modi, facultates, et quidquid ... ad corporis humani exercitationes pertinet, diligenter explicatur. 2. ed. aucti, et multi figuris ornato. Venedig: Giunti 1573 Digitalisat.
- offtgedacht ] gedacht, part. 'erwähnt'.[206]
- Kammerjung ] Kammerjunge, m. 'Page'.[207]
- Kampkeib/ sonst genant Gymnastes ] vgl. Kap. 42, S. 469: "Kampfkeib".
- Federfechter ] m., 'Freifechter von der Feder'; "es ist nicht recht klar, warum sich dieser verein nach der feder nannte ...; doch in dem von Rudolf II der gesellschaft verliehenen (oder bestätigten?) wappen erscheinen zwei mannsarme, die ihre hände in einander falten und darin eine schreibfeder halten" (DWB 3, 1399); "oft aber standen zwei gesellschaften einander gegenüber, die federfechter oder freifechter von der feder und die Marxbrüder" (DWB 3, 1390 s.v. Fechter).
- schickten sie sich inn ein andern bossen ] 'trieben sie ein anderes Spiel'; vgl. Kap. 18, S. 278 "inn den Bossen geschickt".
- verwechselten ] verwechseln, v. 'auswechseln'.[208]
- Schulsack ] s. o. S. 336, "im SchulSack verligen".
- ein licht Roß ] A: "leichtroß"; B: "Leichtroß" (nicht im DWB) - ein leichtes Ross, palefridus, dagegen dextrarius ein schweres Streitross (Mecklenburgisches Urkundenbuch. Bd. IV: Register. Schwerin 1867, S. 462).
- kürißPferd ] Kürispferd, n. 'gewappnetes Pferd'.[209]
- Harttraber ] ein harttrabendes Pferd (DWB 10, 520, nur diese Stelle; vgl. ebd. harttrabend, part.).
- Hochheber ] "bezeichnung eines pferdes, nach seiner gangart" (DWB 10, 1623, nur diese Stelle).
- Hochstampffer ] "bezeichnung eines rosses nach seiner gangart" (DWB 10, 1633, nur diese Stelle).
- Sanfftzeltner ] "bezeichnung eines reitpferdes von ruhiger, gleichmäsziger gangart" (DWB 14, 1788, nur diese Stelle); Zeltner, m. Nebenform von Zelter.
- ein Jungfraudiener ] Ein im Passgang gehendes Pferd, Zelter.
- ein Rennroß ] Rennpferd (DWB 14, 814, nur diese Stelle).
- stach ers an ] anstechen, v. (mit der Gerte) 'antreiben'.[210]
- treischlagen ] dreischlagen, v. 'zelten', Gangart des Pferdes.[211]
- gengen ] gängen, v. gegen einander 'anlaufen' (?).[212]
- Passen ] passen, v. 'den Passgang gehen, zelten'.[213]
- Hässiren ] hasieren, häsieren, v. "von einer gangart des pferdes" (DWB 10, 542, mit dieser Stelle), von frz. hasier, m. 'gestreckter Trab' (Hinw. Nyssen).
- Zabelen ] zappeln, v. 'mit kurzen, schnellen Schritten gehen' (vgl. DWB 31, 275-279 und 31, 6-11: zabeln).
- Lufftspringen ] nicht im DWB.
- Außspringen ] 'über den Graben, den Zaun setzen'.[214]
/ 258
* auflänen ] auflehnen, v. 'aufstützen' oder sich 'widersetzen' (vom Pferd)? (DWB 1, 685 ohne Aufschluss); 'sich aufwerfen, erheben' (FWB s.v. aufleinen); hier vielleicht 'aufbäumen'.
- Schweiffen ] schweifen, 'tanzen, tänzeln' (DWB 15, 2416 ohne Aufschluss); vgl. Fischart: Praktik A, Bl. A iijr (= SW 1, S. 302,11) "Mercurius würd schweiffen/ wie ein Nepolitanisch pferd dantzt"; Praktik B, C iiij v (= SW 1, S. 349,37): "Mercur ... schweifig/ wie die Neapolitanische pferd danzen".
- hacken ] hacken, v. 'schlagen'? (vom Pferd) (DWB 10, 103-106, ohne Aufschluss)
- Klimmen ] klimmen, v. 'steigen', "eig. wol vom bäumen beim ansprunge, daher auch vom bespringen der thiere, das auch steigen, besteigen heißt" (DWB 11, 1164: klimmen I 1 e, mit dieser Stelle).
- vber den Pfal ] ein in den Boden geschlagener Pfahl als Hindernis beim Springreiten.
- vber die Schrancken ] Schranke: ebenfalls als Hindernis beim Springreiten.
- vber Eppelins Heuwagen ] Episode aus dem Lied; s. Ein schön New Lied/ von dem Eppele von Geylingen. Augsburg: Franck o.J. [um 1565] [VD16 ZV 14054] (Hinw. Hauffen 1908, S. 279).[215] Der Sprung über acht (Heu-)Wagen Str. 34-36; Williams (1909), Nr. 124. S. unten S. 343: "inn den Meyn sprengen/ die stiffel zu Nörnberg holen". - Spengler (1969), S. 471: "der den Nürnbergern entwischte, als sie ihn hängen wollten, wovon sich die Redensart herleitete: 'Die Nürnberger hängen keinen, sie hätten ihn denn zuvor'".
- Lit.: Werner Schoger: Raubritter Eppelein von Gailingen und seine Zeit. Ein Leben zwischen Dichtung und Warhheit. Insingen: Degener 2008, S. 14 zum Heuwagensprung (populärwiss.)
- Albrecht von Rosenberg hat ein Rößlein, das kan wol reuten vnnd traben etc. ] Albrecht von Rosenberg (1560), Str. 6 des Lieds ("... kan wol rennen vnd traben"; Hinw. Hauffen 1908, 279: Ausgabe o.O. u. J.).[216]
- Eng in eim ring lincks vnd rechts vmbekehren ] Es folgen hier die Dressurreiter-Stücke (Bahnfiguren).
- sich Zäumen: Sperren: Prangen: feldschreyen: Feldmütig: Forstrutig ] sich zäumen, v. 'lenken, zügeln'.[217] - sich sperren, v. 'sich strecken' (von den Gliedmaßen).[218] - prangen, v. 'erschallen sich hören lassen', 'sich stolz hören lassen'.[219] - feldschreien, v. 'wiehern im Feld, vom Pferd' (DWB 3, 1489, diese Stelle). - feldmütig, adj. "von einem kühnen reiter, der sein pferd im feld umtreibt" (DWB 3, 1487, diese Stelle). - forstrutig, adj. (DWB 4, 6; bloßer Verweis auf diese Stelle); vgl. strutig, adj., 'rossig', zu Strute, 'Stute'.[220]
- geradigkeit mit Pferden ] Geradigkeit, f. 'Behendigkeit, Gewandtheit', "besonders im reiten und im kampf zu ross, 'reiterstückchen' " (DWB 5, 3559: Behendigkeit 5 b, mit dieser Stelle).
342
- Schäfftlin (brechen) ] Diminutiv (nicht im DWB) zu Schaft, m. 'Lanze', die im Turnier verwendet und zerplittert wird.
- Spißbrechen ] dass. wie Speerbrechen.[221]
- Rumpellantzen ] "scherzhaft gebildetes verb" (DWB 14, 1488, nur diese Stelle); wohl Fehldeutung, eher nach dem frz. rompre la lance (Hinw. Nyssen) verkürztes "rumpel die Lanze", 'stoße die Lanze'; vgl. rumpeln, v. etw. 'mit Geräusch bewegen, stoßen'.[222] Vgl. Garg. ebd. "Là rompoit non la lance ... 'J'ay rompu dix lances en tournoy ou en bataille'."
- Scharmützel ] Scharmützel, n. (kleineres) 'Gefecht'.[223]
- Rennsper ] Rennspeer, m. 'im Turnier (Rennen) benutzte Lanze' (DWB 14, 814, nur diese Stelle).
- ein handel für Schreiner ] Die Schreiner machten bei vielen zerbrochenen Lanzen ein gutes Geschäft.
- Jnn der Faßnacht brechen die Fischer auch kolben Stangen im Schiffthurnier ] das sog. Fischerstechen (Kurzartikel ohne Beleg DWB 3, 1685); Kolbenstange, f. 'Stange mit einem Kolben am Ende' (DWB 11, 1610, nur diese Stelle); Schiffturnier nicht im DWB.
- vermeint groß Fisch mit zufangen ] 'Beachtung, Anerkennung finden', 'Eindruck schinden'. Vgl. die sprichwörtl. Redensarten bei Wander: Fisch 255, 260; nicht bei Gerke.
- Allgäuische Deller ] Die Stelle zitiert Birlinger (1880), S. 266, ohne jede weitere Erläuterung. Sind diese 'Allgäuer Teller' besonders robuste Töpferwaren?
- Affenwerck ] Affenwerk, n. 'Possen';[224] 'Narrenspiel, alberne Posse'.[225]
- Rhumswerd ] ruhmeswert, adj. 'lobenswert'.[226]
- Rennspieß ] m. (DWB 14, 814, nur diese Stelle), 'Turnierspeer, -stange'; vgl. oben "Rennsper".
- Rennstang ] Rennstange, f., 'starke Tunierlanze'.[227]
- zerspilten ] zerspalten, reduplizierendes stv.[228]
- stutzten an eim baum ] stutzen, v. 'anstoßen';[229] vielleicht auch stutzen (2), 'Äste, Zweige und dergleichen vom Baum schneiden'. [230]
- beharnischt vnd bekürißt ] beharnischen, v.,[231] 'in einen Harnisch gekleidet'; bekürissen, v., [232] 'mit einem Küriss versehen, ausstatten'.
- Pferdgespreng ] nicht im DWB; vgl. Gesprenge, n. 'Ansprengen der Reiter oder Pferde'.[233]
- trabschencken ] Trabschenken, n. nicht im DWB; lies: "trabschrencken" (?); vgl. schränken, 'kreuzweise setzen' (DWB 15, 1640, schränken 3); vgl. Ehzuchtbüchlein, "schrencket ... die füß" (530 ).
- libtraben ] Liebtraben, n. nicht im DWB. EXPERTENRAT: Lexikographie
- zaumdäntzelen ] vgl. tänzeln, v. 'im Tanze hüpfen machen', 'hin und her bewegen'[234] (des Pferdes am Zaum). Vgl. Kap. 15, S. 253: "da mußt sie der jung Reuttersknalb anführen vnd ... dentzelen".
- Pferddummeler vnd Roßbereuter von Ferrar ] nach Steinsieck zu 81,33 "wohl allgemeine Anspielung auf italienische Kunstreiter". (??) - Lefranc II,23,90 nennt einen Kunstreiter/Zureiter Cesare Fiaschi aus Ferrara, von denen die Chroniken der Zeit berichten (ohne sie zu nennen). Vgl. Cesare Fiaschi: Trattato del modo dell'Imbrigliare, Maneggiare, & ferrare caualli diviso in tre parti. Di M. Cesare Fiaschi Gentil'huomo Ferrarese. In Vineggia, Per Francesco de Leno 1563. Digitalisat Zuvor schon 1539 (? Erste Ausg.) und in Bologna 1556 erschienen. - Pferdetummler, m. 'Pferdezähmer';[235] Rossbereiter, m. 'einer, der ein Pferd zureitet'.[236]
- Desultorios/ Zu vnnd absprüngling ] lat. desultorius, adj. zu desultor, m. 'Kunstreiter' (Hinw. Nyssen); Absprüngling, m. 'equus desultorius' (DWB 1, 125, nur diese Stelle). Vgl. Zusprung, m. 'Ansprung'.[237]
- O hettens die gekrönten Pfauwenschwentzige helm inn der Sempacherschlacht gekent, die Vnbeschnittenen Schweitzer hetten so vil nicht erlegt ] Vgl. u.a. Stumpff: Gmeiner Eydgnosschafft Chronik (1548), Buch VII, Kap. 35, fol. 240v f. (kurzer Bericht über die Sempacher Schlacht; Hinw. Hauffen 1908, S. 283) ; im Text jedoch findet sich kein Aufschluß zu den 'unbeschnittenen Schweizern' und den pfauenschwänzigen Helmen. "Schlacht bei Sempach am 9. Juli 1386; nur etwa 1500 schweiz. Eidgenossen besiegten hier das an die 4000 Ritter zählende Heer Herzog Leopolds II. [III.!] v. Österreich." (Nyssen z.St.) Die Pfauenfedern (Pfauenstoß) waren das Feldzeichen der Herzoge von Österreich. "Pfauenschwanz" wurde danach zum Schimpfnamen für die Parteigänger der Habsburger (Johann Conrad Vögelin: Die Schweizer Geschichte für Schulen. Zürich 1836, S. 38) Der großformatige, zusammengesetzte Holzschnitt von Hans Rudolf Manuel (1525-1571), "Schlacht von Sempach" (Abb. bei Theodor von Liebenau: Die Schlacht bei Sempach. Luzern 1886, S. 413) zeigt in den vorderen Reihen der Habsburgischen Ritter einige Helme mit dem sog. Pfauenstoß oder -schwanz als Helmzier. Vorbild ist der Holzschnitt aus der Chronik von Stumpff, wo die vier Pfauenstöße ebenfalls erkennbar sind. S. 240 Auch das Gemälde in der Schlachtkapelle Sempach, 1554 renoviert von Hans Rudolf Manuel, zeigt in den Reihen des österreichischen Heeres sieben Pfauenstöße als Helmzier in der vorderen Schlachtreihe. Schlachtkapelle Sempach (Den Hinweis auf den habsburgischen Pfauenstoß verdanke ich Michael Schilling).
- die Vnbeschnittenen Schweitzer ] unbeschnitten, part.-adj. 'unverschnitten' (DWB 24, 342 f.) 'nicht kastriert', 'unfügsam, aufsässig'.
- die glän ] Gläne, f. 'Lanze', 'Schaft'.[238]
- das Pferd besitzen ] besitzen, v. 'auf Tieren sitzen, reiten';[239] 'als Reiter ein Pferd beherrschen'; 'sich im Sattel halten'.[240]
343
- on sattel alle sprüng außstehen ] ausstehen, v. 'aushalten, ertragen' (DWB 1, 985 f.); 'etw. leidend überstehen' (FWB, ausstehen 9), hier die Sprünge des Pferdes.
/ 259
- warff die hinderste Füß nach den Rappen ] nach den Rappen werfen? Um den Reiter abzuwerfen, stößt das Pferd seinen Kopf ziwschen die Beine und hebt die Hinterhufe hoch in die Luft. Vgl. 'den Rappen laufen lassen, machen' (DWB 14, 116: Rappe 3); EXPERTENRAT: Lexikographie.
- die staffelen hinauff ] Staffel, f. 'Stufe einer Treppe'.[241]
- den Schonbachischen Hirtzsprung ] Die Sage vom Hirschsprung wird für mehrere Orte bezeugt: Hirschsprung bei Buchenbach im Höllental (Schwarzwald), bei Dreieich etc. Es handelt sich meist um eine enge Schlucht, die von einem gejagten Hirsch übersprungen worden sein soll. Vgl. Erasmus Alber: Die Fabeln. Hrsg. von Wolfgang Harms, Ludger Lieb, Herfried Vögel. Tübingen: Niemeyer 1997, S. 102, V. 63 ff. ("Der Hirtzsprung"), dazu Komm. S. 322. Beim Hirschsprung in der Nähe von Dreieich/Sprendlingen handelt es sich um eine Felsformation. Vgl. Adam Lonicer: Kräuter-Buch. Ulm 1703, S. 603: Hirsche "thun gewaltige Sprünge/ wie auß dem Hirtz-Sprung vor dem Wald/ eine Meile Weges von hinnen/ unfern von dem Dorff Sprendlingen/ der Augenschein bezeuget/ der gantze Sprung/ welchen ein Hirtz über einen geladenen Wagen mit Heu gethan/ indem er auß dem nächsten Wald gejaget worden/ mit zwenn aufgerichteten Steinen abgezeichnet".[242] - Im Elsass: Hirtzsprung (saut du cerf) bei Ribeaupierre. S. Charles Schmidt: Wörterbuch der Strassburger Mundart. 1901, S. 25.[243] Ungeklärt: Schonbach
- inn den Meyn sprengen, die stiffel zu Nörenberg holen ] Die Heldentaten finden sich in dem Lieddruck: Eppele von Geylingen (um 1565),[244] hier "inn den Meyn sprengen" in Str. 21, die Stiefel zu Nürnberg holen in Str. 13-17 und 23 (Williams 1909, Nr. 124). S.o., S. 341: "vber Eppelins Häuwagen". Schoger (2008) erwähnt S. 13 den Sprung in den Main und S. 11 den Sprung über die Nürnberger Stadtmauer (im Lied nicht erwähnt).
- wagstück sind krigsstück ] Wagestück, n. 'gefahrvolle, kühne Tat' (DWB 27, 487, mit dieser Stelle); Kriegsstück, n. 'kriegerisches Kunststück' (DWB 11, 2295, diese Stelle).
- macht ein feins schnabelschühig S. Jörgen füßlein ] vgl. Schnabelschuh, m. 'vorn spitz, schnabelartig zulaufender Schuh' (DWB 15, 1149), modischer Schuh des Spätmittelalters, wie er auf bildnerischen Darstellungen des heiligen Georg zu sehen war. EXPERTENRAT: Kunstgeschichte (gibt es eine weit bekannte Darstellung? (z.B. wie im Chorgestühl des Basler Münsters?)
- ein Plappart vnverruckt ... im Stegreiff führen ] ein besonderes Reiterkunststück: ein in den Stegreif gelegter Plappart (Weißpfennig) wird vom Schuh des Reiters an Ort und Stelle gehalten.[245]
- in vollem renn wie die Jrrländer ein Pfeil auß der Erden ziehen ] Renn, m. 'das Rennen, schnelle Reiten'.[246] ungeklärt: irisches Reiterspiel.
- sich in Stegreiff stellt zustallen ] stallen, v. 'urinieren' (meist vom Pferd), hier jedoch "in grober oder niedriger sprechweise auf den menschen angewendet" (DWB 17, 616-619, hier Sp. 618: stallen 3, mit dieser Stelle); s. Kap. 14, S. 249: "that auch wie deß Keisers Roß/ welchs im wasser stallet"; Kap. 39, S. 454: "Unter des stallet sein Lybisch Maulthier die blaß zuentlähren".
- kont wie ein Egyptischer Mameluckischer Gwardyknecht eim Gaul inn vollem lauff ein Sattel gürten ] Franck: Weltbuch 1542, Bl. 184v: "Ettlich heben in vollem lauff ein hůt von der erd auff/ etlicher sitzt in vollem lauff auf ein ander pferd so er an der hand füret/ etlicher gürt sein sattel auff in vollem lauff/ thůt jn herauß auff des ross hals vnd wider vndersich gegürtet."
- Mameluckischer ] mameluckisch, adj. (nicht im DWB), zu Mameluck, m. Angehöriger der Leibwache des ägyptischen Sultans.
- Postiern/ viel tag ohn ein Postküssen ] postieren, v. 'als Kurier reisen';[247] Postkissen, n. pulvillus veredarius (Kissen des Kuriers oder Boten; DWB 13, 2031), Kissen, das man als Reisender in der Postkutsche mit sich führte?
- die Gäul ... im Wagen auffrecht strack wie die Müller ... regiern ] im Wagen stehend lenken.
- Kärchen ] Karch, m. 'Karren'.[248]
- übt er sich mit breit Beiheln/ als ob er inn der Mameluckenschul inn Egypten wer ] Mameluckenschule, f. (nicht im DWB); Franck: Weltbuch 1542, Bl. 184v: "dann sy [die Mammalucken] üben sich gleich wie auff einer fechtschůl/ in der ritterschafft vnd ritterstucken". Versteckter Hinweis bei Hauffen 1908, S. 283.
- mit Bömischen Hacken ] wohl kaum Haken, m. als eine besondere Form des Hakenpflugs,[249] sondern Waffe: "An Waffen (hauptsächlich im Büchsenhause) ... 24 (metallene oder eiserne) Sturmhaken, 22 Doppelhaken, 22 böhmische Haken, 25 Hellebarden, 17 Aexte, 12 Schlachtschwerter" [Inventar von 1620] (Aus dem Amte Ritzebüttel IV. In: Mitteilungen des Vereins für Hamburgische Geschichte Bd.6 [umfassend die Jahrgänge XVI, XVII, XVIII 1893-1897]. Hamburg 1898, S. 93-95, hier S. 94.[250]
- mit Wurffgewehr ] Wurfgewehr, n., 'Schleuderwaffe'.[251]
- Fausthämmern ... Kutschen/ Knotsen ... Helleparten ] Diese Waffen sind auch gemeinsam genannt bei Hadrian Junius: Nomenclator 1567, S. 303 f: "Ein hallebarten ... Reit oder fausthamer ... Kudse/ knodse".[252] Fausthammer, m. 'malleus bellicus',[253] 'Streithammer'; "Kudse, Kodse, Kolve, Club, Cudgel" (Henry Hexham Dictionarium, ofte woordenboeck [nl./engl.] 1678, Bl. Kk r), "Knodse, A Short Club" (ebd., Bl. Hh r).
- Harnischprechern ] Harnischbrecher, m. (nicht im DWB). Vgl. Panzerbrecher, m. "ein deutscher dolch zum durchbrehcen der schwachen stellen der rüstung".[254]
- Knebelspießen ] Knebelspieß, m. 'Spieß mit einem Knebel hinter dem Eisen' (um das weitere Eindringen des Stoßes zu hindern); s. Parat, S. 31.
- fertig ] fertig, adv. 'rasch, behend'.[255]
- Passiret ] passieren, v. 'gelten, für etw. angesehen werden'.[256]
- Cesthändschuch ] lat. caestus, 'Schlagriemen' (Hinw. Nyssen). Vgl. "Cestische ... Bärentapen", Kap. 5, S. 131.
- wurff Eisene Lantzen wie die alten Frisen ] "Es haben auch die alten Friesen in jhren Kriegen ... nicht viel Schwerter gebraucht, ... sondern gemeinglich lange Spiesse" (Johannes Rau: Cosmographia, Das ist: Ein schöne Richtige und volkomliche Beschreibung. Frankfurt/M. 1597, S. 572). Albert Krantz: Saxonia 1580, S. 248 erwähnt zum Jahr 1256 die Taktik der friesischen Bauern, die Gräben mit ihren langen Lanzen zu überwinden ("circunfusus ab hostibus, qui longis hastilibus transuolare fossata didicerant"; "umgeben von den Feinden, die mit langen Lanzen die Gräben zu überwinden gelernt hatten"). Vgl. die dt. Ausgabe 1582, Bl. 181v ("mit langen Spiessen vber die Graben zu setzen"). Vgl. Walther Lammers: Die Schlacht bei Hemmingstedt. Freies Bauerntum und Fürstenmacht im Nordseeraum. Heide in Holstein 1953 (auch 1982) über die Schlacht bei Hemmingstedt am 17. Februar 1500. Die Dithmarscher Bauern käpften hier erfolgreich gegen das dänische Heer unter König Johann von Dänemark, Norwegen und Schweden, hier S. 87 "Wald von langstarrenden Spießen"; "Tausende von Friesen ... mit langen Spießen bewaffnet" und S. 115: "Beim Treffen in Friesland stehen die Spießerhaufen der Friesen mehrere tausend Mann stark und mehrere Glieder tief ... Eigenart der friesischen Bewaffnung ... Die Spieße des friesischen Bauernaufgebots waren länger als die ..."
autopsieren: Z 4870-28
- Ließ jhm, wie der groß Keyser Carl, einen Kürisser auff die Hand stehn, vnnd hub denselben stracks mit dem einigen arm auff biß zu seinen achsseln, vnd stellt jn darnach wider nider ] Ps.-Turpin: Gesta beati Caroli, Cap. XX,12: "Militem armatum rectum stantem super palmam suam a terra usque ad caput suum sola manu velociter elevabat." ('Einen auf seiner Handfläche stehenden bewaffneten Krieger hob er vom Boden bis zu Haupteshöhe schnell empor.' Ed. Hans-Wilhelm Klein. München 1986); vgl. unten, S. 349 (wo Fischart Cap. XX,11 zitiert).[257]
344
- Kürisser ] Kürisser, Kürassier,m. mit einem Brustpanzer geschützter Soldat, Reiter.[258]
- Reißspiß ] Reisespieß, m. 'Kriegsspieße, welche von Reitern getragen wurden', 'hasta equitum';[259] Fischart: Praktik C, Vorrede, A 6 v (SW 1, S. 333,22): "wie die Landsknecht den Sammat/ mit Reisspisen vnd klaftern ausmessen".
- schrancksweiß (setzen) ] wie schränkweise, adv. 'schräg, kreuzweise'.[260]
- Federspiß (schießen) ] Federspieß, m. 'Spieß, daran Eisen mit langen Federn geschlagen sind'.[261]
- meyet mit den Fochteln ] meien, v. 'mähen'; Fochtel, f. 'Breitschwert'.[262]
- Rapiren ] Rapier, n. 'langer Degen'.[263]
- durchstrich mit den Sebelen ] durchstreichen, v. 'durchschneiden'.[264]
- stupfft ] stupfen, v. 'stoßen', 'stechen'.[265]
- jtz mit Bucklen/ flugs mit Tartschen ... mit Rondelen ] Diese Schilde werden gemeinsam aufgezählt bei Hadrian Junius: Nomenclator (1567), S. 280: "Targe ... Ein kleine rondelle ... Bueckeleer ... Bouclier".[266]
- Bucklen ] Buckeler, m. 'Schild', nach frz. bouclier.[267]
- Tartschen ] Tartsche, f. 'Reiterschild'.[268]
- Rondelen ] Rondell, n. frz. rondelle, Schild. Die hier vorliegende Bedeutung (Rundschild?) nicht im DFWB (vgl. Gkl., Kap. 15, S. 256: "eine grosse Rundel"; dazu Rondell, n. in DFWB 3, 483, 'Rundschanze, runder Turm [einer Festung]').
- mit Armgewundenen Mänteln ] armgewunden, adj. (DWB 1, 559, nur diese Stelle).
- Weiter lehrnet vnser Gargantuischer Wolffditerich von seim Gimnastischen Hertzog Bechtung ... Bogenschiesen: wettlauffen ] Bechtung ist der Fechtmeister Wolfdietrichs; Heldenbuch ca. 1483, Bl. [84]v: "Hie lört herczog Bechtung die iungen herren Wolfdieterich vnd die andern seine zwei brüder/ fechten/ schüssen/ springen/ ringen/ werffen/ vnd alle geschicklicheit zů kempffen vnd zů streiten in yeglicher gewöre."[269] Vgl. Kap. 11, S. 228: "mit des Wolffditerichs Lindwürmen vnd Trachen ergraben". S. auch unten, S. 345: "Bechtungisch Messerwerffen".
/ 260
- zubestehen ] bestehen, v. 'standhalten';[270] 'es mit jm. aufnehmen'.[271]
- Baurenhebel ] Bauernhebel, m. 'Stange eines Bauern' (DWB 1, 1181, beide Stellen aus Gkl.); vgl. Hebel, m. (DWB 10, 719 f.).
- die Stein zuschlingen werffen/ mit dem stahel zuschiesen ] schlingen, v. 'schleudern'; [272] mit dem Stahl (die Steine?) schießen: vgl. Stahl, 'stählerner Bogen einer Armbrust';[273] Schießstahl, m. 'Armbrust'.[274]
- Plättelen/ Rädelen/ Ritschen auf den Reutschuhen ] plätteln, v. 'mit flachen Steinen oder kleinen eisernen Platten nach einem Ziele werfen';[275] rädeln, v. 'im Kreise drehen';[276] vgl. "redleten", Kap. 7, S. 154 , "rädelt wol hundertmal herumb" Kap. 38, S. 451; ritschen, v. 'rutschen' (DWB 14, 1050, mit dieser Stelle), "wol 'schlittschuhlaufen'" (ebd.); Reutschuh, 'Reitschuh' (nicht im DWB); vgl. die Stelle unten, S. 347: "wie die Schweden auff Reiß vnnd Reutschuhen zusamen fahrn". - Vom Steineschleudern kommt Fischart über das Schlittern und Rutschen (auf dem Eis) unversehens zur Schneeballschlacht.
- im Schnee wie S. Frantz vmbwaltzen ] Jacobus de Voragine: Legenda aurea (Übers. Richard Benz 1955, S. 771): Der Teufel schickt Franciscus eine fleischliche Anfechtung, der wirft sich nackt in den Schnee und formt aus Schnee ein Weib und Kinder; vgl. Fischart: Dominici Leben (SW 1,202, Marg. zu 2035): "Wenn dem Frentzlin [S. Franciscus] ward nach frauwen wee/ So sties er sein fleisch in den Schne/ Vnd sagt zun frauwen seht jr freund/ das ich kein Gott bin wie jr meint."
- Schneballengschütz/ öpffelkrieg: wie die jungen König in Franckreich sich üben ] "Einst war es die Freude des französischen Adels ein Fort von Schnee zu bauen und es mit Schneebällen zu beschiessen. So kommandirte 1546, wie uns de Thou erzählt, der damalige Dauphin die Belagerungsarmee eines solchen Forts, welches auf der andern Seite Franz von Bourbon Herzog von Enghien vertheidigte." (Johann Christoph Friedrich Gutsmuths: Spiele zur Uebung und Erholung des Körpers und Geistes, für die Jugend. 3., verb. Aufl. Schnepfenthal 1802, S. 216). Digitalisat "König Franciscus hette sein Winterläger zu Rosche-Suryon an der Seni gelegen/ vnnd wahr dazu mahl ein sehr tieffer Schnee/ vnnd durch diese gelegenheit kamen die vornembsten iungen Edelleute mit jhrem Obersten dem Delfin/ dem Herzogen von Aumale vnd dem von S. Andrea/ vnd belägerte ein Castell daselbst/ aber Franciscus von Borbon Herr zu Anguien vertheidigte dasselbige/ nach aller Kriegsleute gebrauch." (Jacques Auguste de Thou: Historische Beschreibung deren Namhafftigsten Geistlichen und Weltlichen Geschichten. Frankfurt am Main 1621, S. 66. VD17 23:230755E Vgl. den frz. Wikipedia-EintragFrançois de Bourbon (1519-1546.
- barhaupt im Winter reisen ] s. unten S. 344 zu König Masinissa.
- außheben wie Samson die Statthor zu Gaza ] Richter 16,1 u. 3: "Simson ging hin gen Gasa/ vnd sahe daselbs eine Hure/ vnd lag bey jr. [...] Simson aber lag bis zur mitternacht/ Da stund er auff zu mitternacht/ vnd ergreiff beide Thür an der Stadtthor/ sampt den beiden pfosten/ vnd hub sie aus mit den rigeln/ vnd legt sie auff seine Schuldern/ vnd trug sie hinauff auff die höhe des bergs fur Hebron."
- noch (die Tore) außwinden/ wie Grunbach die zu Würtzburg ] Wilhelm von Grumbach, fränkischer Edelmann (1503-1567), überfiel am 4. Okt. 1563 die Stadt Würzburg (Hinw. Nyssen). - Vgl. den Bericht des Guardian Anton Sauer vom 11. Nov. 1563 an den Provinzial Huldrich Ludescher: "in Vigilia Sancti Francisci, des morgens zwischen 3 und 4 orh ist die stadt veraten gewest, und die feindt Mit namen Wilhelm von krumbach, und Wilhelm von Altenstein, haben ein thor aufgeseget, oder geöffnet an den Meyn und etliche Burger erschossen und erstochen."[277] - Auch im Lied: Wilhelm von Grumbach (1566), Str. 22: "Jm grossen Nebel früe vor tag/ | Lies er diebisch auffsegen/ | Ein pfort am Meyn wie ich euch sag | Durch ein böswicht verwegen/ | Niemand in der der Stadt wards gewar".[278]
* Literatur: Edwin Hamberger: Wilhelm von Grumbach, ein fränkischer Reichsritter. Rimpar: Freundeskreis Schloss Grumbach 2007 (Rimparer Geschichtsblätter Bd. 5) (S. 36-44: Der Überfall auf die Stadt Würzburg). - Stefan Römmelt: Wilhelm von Grumbach (1503-1567), Reichsritter. In: Fränkische Lebensbilder 21 (2006), S. 71-102 (S. 82-83 "Die Eroberung Würzburgs am 4. Oktober 1563", ohne Aufschluss zur Stelle).
- Stirnschnallen mit Pantzerhändschuhen ] Stirnschnalle, f. 'Stoß auf die Stirn';[279] Panzerhandschuh, m. 'gepanzerter Faust- oder Fingerhandschuh als Teil der Rüstung'.[280]
- Stirnböcket mit den Herman Leithämmeln ] böcken, v. (DWB 2, 204), 'prellen, zusammenstoßen' ; vgl. bocken, v. 'cornibus ferire, petere' (mit den Hörnern zusammenstoßen).[281] Hermann heißt der "streitbare widder, der eine herde anführende bock" (DWB 10, 1113: Hermann 1, mit dieser Stelle).
- Ein Adler het auch ein Mörschneck auff seim Schedel/ wie auf des kalen tropffen kopff entzwey geworffen ] Valerius Maximus IX,12, ext. 2 erzählt dies vom Tod des Aischylos: Ein Adler, der eine Schildkröte [testudo] in den Klauen hielt, ließ sich vom Glanz der Glatze täuschen, die er für einen Stein hielt. Um den Panzer der Schildkröte zu brechen, ließ er sie auf den vermeintlichen Stein fallen.[282]
- Mörschneck ] Meerschnecke, f. 'im Meere lebende Schnecke';[283] eher 'Auster', 'Muschel', hier jedoch 'Schildkröte'; Testudo wird im Voc. opt. (Ed. Wackernagel 1847) XL,58 mit "Mer snek" wiedergegeben.
- tropffen ] Tropf, m. 'einfältiger, bedauernswerter Mensch' (DWB 22, 853-858).
- wie einer vom König Masinissa schreibt: kein reg in darzu bracht noch kält/ daß er sein haupt je decken wölt/ vnd war sein lob so trucken doch/ als ob er all sein hitz het noch/ auch neunzigjährig gieng er so sehr/ das er keins rosses achtet mehr/ vnd wann er ritt/ stieg er noch ab/ als ob er müd wer worden darab ] Leitzmann 1924, S. 16: "Die Stelle hat in der Fischartliteratur viel Staub aufgewirbelt: Meusebach (Fischartstudien S. 150. 216) nahm mit Rücksicht auf ähnlich eingeführte Selbszitate an, Fischart beziehe sich hier auf eine verlorene Schrift über Masinissa; Wendeler (Archiv für Literaturgeschichte 7, 371) fand diese auch sonst unwidersprochene Annahme einer solchen Schrift, 'seis auch nur ein Bilderbogen', mit Recht gewagt und mochte darin höchstens 'eine gelegentliche Ausführung in irgend einem seiner noch nicht entdeckten Werke', 'etwa ein Gleichnis, wie er so viele hat', erkennen, ohne Goedeke (Dichtungen S. XXVII Anm.) zu überzeugen, in dessen Grundriß der 'Masinissa' seine besondere Nummer erhielt. Fischarts Quelle, der in diesem Falle trotz seiner bei Selbstzitaten gebräuchlichen Formel einmal nicht sich selbst zitiert, ist inzwischen zutage gekommen: er entnahm die Verse fast wörtlich der straßburger Überarbeitung von Brants Narrenschiff von 1494 (vgl. über sie Zarncke S. LXXXII), aus der sie in Brandes' Ausgabe des niederdeutschen Narrenschiffs S. 268 gedruckt sind. Sie stellen, wie auch bereits Brandes (S. 270) gesehen hat, nicht anderes dar als eine freie Übersetzung einer Stelle aus Ciceros Cato major 34: 'Audire te arbitror ... Masinissa quae faciat hodie nonaginta annos natus: cum ingressus iter pedibus sit, in equum omnino non ascendere; cum autem equo, ex equo non descendere; nullo imbri, nullo frigore adduci, ut capite operto sit; summam esse in eo corporis siccitatem.' " - ("Ich nehme doch an ... daß du schon gehört hast, wie es Masinissa heute noch, mit seinen neunzig Jahren, zu halten pflegte: Wenn er einen Fußmarsch angetreten hat, besteigt er nie ein Pferd; ist er aber zu Pferd aufgebrochen, so steigt er nie ab; kein Platzregen, keine Kälte kann ihn dazu bringen, sein Haupt zu bedecken"; Übersetzung Max Faltner); vgl. oben, S. 344: "barhaupt im Winter reisen" und Kap. 26, S. 356: "wie König Masinissa".
345
- wie heut vnsere GutschenJungherrn/ darüber Marx Fucker inn seim Buch vom Gestud klaget/ daß seidher man auff die Gutschen gefallen/ man kein rechte ReutPferd mehr inn Teutschland ziehe ] Marx Fugger: Wie vnd wa man ein Gestüt von gůtten edlen Kriegßrossen auffrichten ... soll. Augsburg: Schönig 1578, Vorrede, Bl. ( iij v (Ende des 1. Absatzes): "Was ist aber die vrsach? das man die Gestüt vnd Roßzucht vberall hat lassen abgehn ... Es kompt nichts mehr herfür (ich red diß orts von vnsern teütschen Rossen/ ... ) das man für ein Hauptroß halten möchte/ sonder allein Klepper/ vnnd Wagen oder Gotzj Rossz/ die seind auch in einen sollichen auffschlag kommen/ das sy nun mehr theuwrer seind/ als vor Jaren die gůtte edle Rossz." Dazu: "das wir gantz vnnd gar von der gůten Reütterey kommen/ begibt sich jederman nur auff Klepper/ vnd auff die faulheit der Gotzj/ die seind in wenig Jaren so gar gemain worden in der gantzen Christenheit/ das man sich der gůtten Rossz nit mehr achtet ...".[284]
- GutschenJungherrn ] Kompositum aus Jungherr und Kutsche, Gutsche, f. 'Reisewagen', aus ungar. kocsi, 'Reisekarosse', "eigtl. 'Wagen aus Kocs in Ungarn', vgl. unser Landauer" (DFWB 1, 416).
- die Gleiß oder Wagenlaist nicht reformieret ] Gleis, n. 'Wagenspur, Wagenfurche';[285] Wagenleist, f. 'Spur des Wagenrades'.[286]
- nötlichkeit ] Nöthlichkeit, f. 'Notwendigkeit'.[287]
- auff nächsten Tag fürzupringen ] (auf dem Reichstag) in Vorschlag zu bringen; fürbringen, v. 'darlegen'.[288]
- die alt Troianisch weiß auff den Bigis zustreiten ] bigae, lat. 'Zweigespann' (Georges), Zweispänner, Streitwagen. - Homer: Ilias 16,378 f. unter die Räder Stürzten die Männer vom Wagen, es krachten im Fallen die Körbe [δίφροι]. Über den Graben hinweg nun setzten die eilenden Renner [ἵπποι]; Übers. Hans Rupé); Zahlreich sind die Stellen, an denen die Wagen, meist in der Formel ἅρμα καὶ ἵπποι, Wagen und Pferde, erwähnt werden, z.B. Ilias 2, 390; 6, 37; 10, 438; 11, 533: "ἅρμα μετὰ Τρῶας καὶ Ἀχαιούς"; 12, 58 u. 120; 17, 458; 23, 334 f.: "ἅρμα καὶ ἵππους". In den lateinischen Kommentaren und Übersetzungen der Ilias wird dies mit bigae wiedergegeben.
- Gargantobel ] nur hier belegte Namensvariante; zu tobeln, v. Iterativ zu toben (DWB 21, 528).
- schwingen ] schwingen, v. 'schleudern',[289] einen Schlag führen.[290]
- verträhen ] verdrehen, v. (DWB 25, 241 f.), keine der angegebenen Bedeutungen passt zu dieser Stelle. Zu mhd. draejen, v. 'drehend bewegen, wirbeln' (Lexer, Mhd. WB I,457).
- Zilschiesen ] zielschießen, v. 'schießen nach dem Ziel'.[291]
- den Schafft ziehen ] ziehen, v. (den Pfeil) 'spannen'.[292]
- den Küriß schrauben ] Vgl. Kirchhoff: Wendunmuth 1565, Nr. CLIII. Von einem Burgermeister vnd seinem Küriß: "Nach dem aber alle Schrauben vnd Band/ wie sich gehöret/ verschlossen vnd zugemacht ...".
- Aber daß Baderisch vnnd Bechtungisch Messerwerffen ... ließ er Sant Velten haben ] Vgl. Heldenbuch, ca. 1483, Bl. [71]r: "Hie lert Bechtung wolfdieterichen stechen fechten/ streiten werffen mit den messern/ vnd sich in harnasch waupen/ vnd alle ritterliche spil." (auf [71]v ein Holzschnitt, der eine Messerwurf-Szene darstellt).[293] Vgl. oben, S. 344: "Hertzog Bechtung". - Etw. Sant Velten haben lassen: s. Kap. 9, S. 195: "laßt den Bauch S. Velten haben".
- Baderisch ] baderisch, adj. (DWB 1, 1074), zu Bader, 'Barbier'.[294]
- Scharsach schiesen ] Scharsach, n. 'Schermesser'.[295]
- das Fischgarn kempffen ] Fischgarn, n. 'Netz'.[296] Eine der Kampfarten der Gladiatoren.
- ölgeschmiert ringen ] Die antiken Ringer wurden vor Beginn des Kampfes mit Öl eingerieben (Gerhard Löbker: Die Gymnastik der Hellenen. Münster 1835, S. 40).[297]
/ 261 / Absatz 7
- lieff er der Barr ] bereits oben, S. 345 unter den Freiluftspielen.
- der eyer (laufen) ] Eierlauf. Vgl. Paul Geiger, Richart Weiss: Atlas der schweizerischen Volkskunde. Atlas de Folklore suisse. Tl. II. Lfg. 2. Basel [1952], Karte II, 182 und Kommentar II, S. 170: enthält "alle spiele, die course aux œufs, jeu des œufs, Eierlauf, ... heissen"; A. P[fleger]: Der Ostereierlauf. In: Elsassland 17 (1937), S. 65 f. (Fischarts Gkl. ältestes Zeugenis).
.
- des Hirtzes ... des Fasanen ] hier wohl dem Wild nachlaufen (dazu intermittierend, konterkarierend: der Hürdenlauf, Eierlauf und um einen Rock zu gewinnen).
- der Röck (laufen) ] bereits oben, S. 345: "sprangen der Röck" (zwei unterschiedliche Wettbewerbe um einen Rock als Preis: Wettlauf und Weitsprung)
- sprang der Geiß ] wie eine Geiß?
- sprang vber das Gälglin ] Hürden- oder Hindernislauf? Diminutivform nicht im DWB.
- klettert auff Maximilianisch oder Teurdanckisch/ der Gemsen ] Maximilian I: Theuerdank. Nürnberg: Hans Schönsperger 1517, Bl. e4v: "Wie Fürwittig den Edlen Tewrdannck auf ein Jembsen ieyd füren liess" (der Holzschnitt zeigt die Kletterer). - Die Ehr vnd mannliche thaten ... des streitbaren ritters ... Tewerdanck ... new zugericht (von Burkhart Waldis). Frankfurt 1553.[298] Vgl. Kap. 27, S. 361: "Maximilian steigt nach Gemsen".
- spielt des grossen Ballens ] Luftball, Spielball, Ballon. Vgl. Friedrich Ludwig Karl Weigand: Deutsches Wörterbuch. Bd. 1. Gießen 1878, S. 135: "bereits im 16. Jahrh. niederl. balloen".
- mit trei Passen ein sprung ] Dreisprung; als "Springspiel" bezeichnet von Rausch 1908, S. 77.
- des hinckebincke Knapfuß ] Hinkebink, m. 'Spottname für einen Hinkenden' (DWB 10, 1444, mit dieser Stelle: "wie es scheint, auszerhalb grammatischer fügung, in interjectionelle weise verwendet"); Knappfuß, m. (DWB 11, 1349, nur diese Stelle), zu knappen, v. 'hinken', mit dem Fuß einknicken.[299]
- des Rockspringens/ seit vnd rucksprungs ] s. oben S. 337: "des Rucksprungs" (Schübler 1992, S. 138).
- des Böhmischen sprungs ] Garg.: "non au sault d'Alemant" (zur Ersetzung: Frantzen 1892, S. 59).
346
- auff eim Fuß schupffen ] schupfen, v. "von einer tanzenden, hüpfenden bewegung";[300] als "Springspiel" bezeichnet von Rausch 1908, S. 78.
- sein Abrichter Wolhinan ] Garg.: "Gymnaste" (A: Gymnaste) - s. oben Kap. 21, S. 292: "seinen Hoffmeyster/ Wolhinan Kampffkeib". Abrichter, m. (nicht im DWB), 'praeceptor'.
- Reißspiß ] A: Raifspis; B: reiff spiß C: Reiffspiß - s. o. S. 344: "schwang er den Reißspiß/ setzt jn gerad/ setzt jhn schrancksweiß"; Kap. 55, S. 547: "sechs Landsknecht mit Reißspiessen". Der Druckfehler hat es im DWB zu einem eigenen Artikel gebracht: Reifspiesz, m. "darnach also eine, hier als springstock benutzte stange; wie reifstecken und reifstab unten." (DWB 14, 635, nur diese Stelle).
- Getter ] Gätter, Getter, n. 'Fenstergitter'.[301]
- die zwär (schwimmen) ] Zwer, Nebenform von Zwerch, f. 'Querrichtung'.[302]
- ein Liechtstöcklin (schwimmen) ] Lichtstöcklein, n. 'kleiner Leuchter', "als name für eine besondere art des schwimmens" (DWB 12, 892, nur diese Stelle), ein dreiarmiger Leuchter, candelabrum: 'toter Mann' (?).
- (Schwamm) den einen arm vbersich streckend/ vnnd ein Buch darinnen tragend ... seinen Mantel inn den Zänen nach ziehend/ wie Julius Caesar inn Alexandria etwann gethan ] Garg. 1559, S. 90: "Nageoit ... vne main en l'air, en laquelle tenant vn liure ... & tirant par ses dens son manteau, comme faisoit Iules Cesar" - Die Stelle entspricht genau Suetonius: De vita caesarum, Divus Julius 64: "Alexandriae ... cum desiluisset in mare, nando per ducentos passus evasit ad procimam navem, elata laeva, ne libellli quos tenebat madefierent, paludamentum mordicus trahens, ne spolio poteretur hostis." / "Zu Alexandria sprang er ins Meer; er schwamm zwei hundert Fuß, entkam zu dem nächstgelegenen Schiff und hielt dabei in seiner linken Hand stets einige Briefe (oder: ein Buch), während er seinen Mantel mit den Zähnen mitzog, um die Feinde daran zu hindern, ihn als Trophäe in die Hand zubekommem." (Übers. U.S.) [303]
- wie die Spanier bei Mülhausen vber die Elb thaten ] Schlacht bei Mühlberg am 24. April 1547 (nicht Mühlhausen!), zwischen dem Heer des Schmalkaldischen Bundes unter Führung des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und dem des Kaisers Karl V. Unweit der Kleinstadt an der Elbe unternahm ein Vortrupp von Spaniern, ungefähr 1000 Mann, die Elbe schwimmend zu überqueren, den Degen im Munde haltend. Sie konnten aus Schiffen und Wägen eine Schiffbrücke errichten, über die das kaiserliche Heer ans andere Ufer ziehen konnte. Vgl. Spangenberg: Mansfeldische Chronica (1572), Cap. 381 (S. 454); Sleidanus: De statu religionis (1562), lib. XIX, S. 237: "Ibi pedites aliquot Hispani, nudi et gladios transuersos ore deferentes, in flumen sese conjiciunt, et quum natando peruenissent in ulteriorem ripam, nauigia illa ... sistunt ... et adducunt." ("Da sprungen etliche nackende Spanier/ so jhre Schwerter vberzwerch in den Meulern trugen/ ins Wasser/ vnnd als sie hinüber geschwommen/ hemmeten sie die Schiffe ... brachten sie auch darvon", Sleidanus: Warhaftige Beschreibung [1559], Bl. ccliij v).
- schwam auf Türckisch vnterm Wasser/ wie die inn newen Jnsuln/ wann sie die Spanier fliehen ] Franck: Weltbuch (1542), Bl. 98v: "Jch gschweig hier der übernatürlichen kunst vnder vnd ob dem wasser zuschwimmen/ ein so langen weg vnd zeit"; Vasco Díaz Tanco: Türckische Chronica. Dt. von Heinrich Müller. Frankfurt 1577 [VD16 D 1389], Cap. XXV, S. 34v (über ein Bassin, "in welchem die jugendt lehrnt vber vnd vnder dem Wasser schwimmen"); Münster: Cosmographia (1546), Von den neüwen inseln, Bl. dcclxxi (Ausg. 1550, S. Mclxxxix): "Sie können trefflich wol schwimmen" (über die Einwohner von Parias). - suchen: Neuwelt-Bericht über Indianer, die sich durch Tauchen und Schwimmen den Spaniern entziehen, die sie versklaven wollen.
- dorfft sich nit wie der groß Alexander in ein glaß schrauben lassen ] die Tauchfahrt Alexanders wird überliefert von (Pseudo-)Kallisthenes: Historia Alexandri. Ed. Guilelmus Kroll. Berlin 1926 (gr. Text), Buch 2, Kap. 38 (116): Alexander läßt ein Faß von Glas machen, in dem er sich auf den Meeresboden herabläßt, um die Meerwunder sehen zu können. Dt. Übersetzung von Heinrich Weismann: Alexander, Gedicht des zwölften Jahrhunderts. Bd. 2. Frankfurt/M. 1850, hier S. 130-132. - Prüfen: Pseudo-Callisthenes: The Book of Alexander the Great: A Life of the Conqueror. Transl. Richard Stoneman. London, New York 2012, S. 141 f. (diving bell); auch bei Johannes Hartlieb: Das buch der geschicht des grossen Allexanders wie die Eusebius beschriben. Straßburg: Hüpfuff 1514, Bl. LXXX v.
- Hielt das Schiff mit den Zänen/ wie jener Griech/ da jhm beide Hand abgehawen waren ] Iustinus: Epitoma historiarum Philippicarum, II,9: "Cynegiri quoque, militis Atheniensis, gloria magnis scriptorum laudibus celebrata est, qui post proelii innumeras caedes, cum fugientes hostes ad naves egisset, onustam navem dextra manu tenuit nec prius dimisit, quam manum amitteret; tum quoque amputata dextera navem sinistra conprehendit, quam et ipsam cum amisisset, ad postremum morsu navem detinuit. Tantam in eo virtutem fuisse, ut non tot caedibus fatigatus, non duabus manibus amissis, victus, truncus ad postremum et velut rabida fera dentibus dimicaverit." / "Die Hystorien schreiber preisen auch vber auß die mannheyt Cinegri des Ritterlichen mans von Athen/ Nemlich als der selbig nach dem feldstreyt inn der flucht zů den schiffen vnzalbare feynde erschlagen/ hat er ein volls wolgeladens schiff mit seiner rechten hand ergriffen/ vnd das nit von statt lassen wöllen/ vntz jm die hand am schiff abgehawen/ daraff ward dasselb schiff mit seiner lincken hand ergriffen/ Da jm nu die selbig auch abgeschlagen/ ist er mitt den zenen daran gefallen/ vnd hat dz auff gehalten", Justinus: Warhafftige Hystorien. Dt. von Hieronymus Boner (1531), Bl. X v.[304]
- spilt des Tauchentlins ] Tauchente, f. dim. Tauchentlin, 'Taucherente';[305] vgl. in der Aufzählung von Vögeln S. 462: "Dauchentlin"; hier gemeint das 'Entenschwimmen' (?).
- darunter (holen) ] darunter, adv. 'unterdessen'.[306]
- Flotz ] Flotz, m. 'Floß'.[307]
- auff dem Dielen ] Diele, f., auch swm., 'Brett'.[308]
- bürtzelt vmb ] burzeln, bürzeln, v. 'purzeln'.[309]
- Mörkälber ] Meerkalb, n. 'Seehund'.[310]
- Mur ] Mur, n. 'Sumpf, Moor'.[311]
- ploch ] Bloch, n. 'Holzklotz'.[312]
- wie die Kinder in Egypten am Nilfluß/ welchen man nit ehe das Brot gibt/ man werffs jhnen dann in mitteln stram ] Wenn man von Reschid auf dem Nil nach Al-Kairo fährt, so sieht man viele arabische Dörfer neben dem Nil. Wenn denn die Kinder sehen, daß ein Schiff daher fährt, laufen sie am Gestade demselben nach, betteln um ein Brot. Alsdann schreien die Schiffsknechte in dem Schiff auf arabisch : "He ke, ... Da werfen ihnen denn die Türken auf dem Schiff Brot hinaus ins Wasser, sie schwimmen hinein und holen sich's mit dem Maul. Also lernen sie schwimmen und verdienen ihr Brot damit", Johann Wild: Reysbeschreibung eines Gefangenen Christen Anno 1604. Nürnberg: Ludwig Lochner 1613. Hrsg. von Karl Teply. Stuttgart Steingrüben 1964, Digitalisat, S. 301. - Die Kinder wie auch erwachsene Knechte vnd Mägde/ pflegen beiderseits des vfers/ Fademnackend den Schiffen nachzulauffen/ vnnd Brot zu betteln/ nicht allein auß armut/ sondern auch wegen der gewonheit vnd vorwitz frembd Brot zu essen. Wann man jnen lacca zuschreyet ... Da jhnen das Brot ins Wasser geworffen/ dürffen sie gantz vber den Nilum (so an etlichen orten so breit oder breiter als der Rein) schwimmen/ auch allein wegen eines stück Brots/ wol eine gantze welsche meils wegs/ den Schiffen nachfolgen, Hans Jacob Breüning von und zu Buochenbach: Orientalische Reyß. Straßburg: Johann Carolus 1612, S. 134; vgl. die Aufzählung der Authores, Bl. );( 6 r: Belleforest und andere Orientalische Reyß beschreibungen. noch ersetzen durch zeitgenössischen Beleg
=== 347 ===
/ 262
- vnsere Barbehund ] frz. barbet, m. 'Pudel'; Barbehund, m. (DWB 1, 1125, nur diese Stelle: "zum barbenfang abgerichteter hund"). A. Birlinger: Zu Schillers Wallenstein. Das Lager II. In: Alemannia 8 (1880), S. 29-37, hier S. 29, Anm. 3 zu dieser Stelle: Barbehund = "Pudel, schreibt eine Hand des 17. Jhds. an den Rand meines Ex." - "Barbel (frz. barbé) ... Art zottiger, langohriger Wasserhunde, nam. bei der Jagd von Wasservögeln benutzt, auch B.-hund ... falsch erklärt bei Grimm" (Daniel Sanders: Wörterbuch der deutschen Sprache. Bd. 1, 1860, S. 83).[313]
- müssen das Hembd vnnd den Mantel wie ein Türckischen bund vmb den kopff winden ] (die Kinder in Egypten); türkischer Bund: "um das haupt gebundnes tuch, ... ein türkischer, persischer bund" (DWB 2, 516).
- weil der Nil stäts nach dem Monliecht außlaufft ... zum andern schwimmen ] Wurde die jährliche Überschwemmung missverstanden? Hier wird so etwas wie eine Springflut beschrieben, die bei Neumond den Nil anschwellen lässt. Vgl. Münster: Cosmographey 1588, S. Mccccv f.: Den Stetten vnnd Fläcken geschicht nichts: dann sie ligen auff erhebtem Erdtrich dz sie das Wasser nicht erreichen mag. Ligen im Wasser gleich wie die Jnseln im Meere/ vnnd man mag von keinem Fläcken zu dem andern kommen dann mit Schiffen.
- wie die Schweden auff Reiß vnnd Reutschuhen zusamen fahrn ] Vgl. Olaus Magnus: Historien der Mittnächtigen Länder (1567), Buch 4, Kap. 12: "Darmit aber die Pferdt auff solche Schneestrassen gewehnet vnd abgerichtger werden/ so führt man die ... mit kleinen Körben an die füß gebungen/ [sic!] ... also haben auch die Führer Körb an den füssen/ vnd steüren sich an einem stab der vnden breit ist ..." (S. cxxvij) - Reiseschuh, m. 'Schuhe, die man auf Reisen anzieht';[314] Reitschuh, m. (nicht im DWB).
- Mörbinssen ] Meerbinse, f. 'Juncus marinus'; "Oxyschenon Marinum/ Meerbintzen" Hieronymus Bock: Kreutterbuch 1572 Bl. 226 v (zit. im DWB 12, 1846).
- Gargantzuwol ] Variante, die auf "zu wol" ('zu gut', s. S. 305 und 452) rekurriert; vgl. Kap. 23, S. 304 "Gargantzumol und Kap. 27, S. 362 "Gargantzumal".
- gestad ] Gestade, n. 'Ufer'.[315]
- hielt den Haußrhat ] (Metapher); vgl. "hausrat verblümt für penis" (DWB 10, 696); 'Penis'.[316]
- darnach wider vber sein Schiff/ welchs der Fischer da anhieng/ auff daß des Müllers Esel drein gienng vnd drinnen vntergieng/ auff daß man ein rechtfertigung drauß anfieng ] Der juristische Streitfall De asino et navicula wurde nach Melanchthons Lobrede auf das Recht breit rezipiert. S. Philipp Melanchthon: De legibus oratio. Ed. Theodor Muther. Weimar 1869, hier S. 39 f. Solebat apud nos [apud Tubigenses] doctus quispiam homo istorum ineptias festiuo commento ridere. Non procul oppido quodam, aiebat [doctus homo apud Tubingenses], ad flumen pistrinum, ex quo cum non ita multo ante aquatum asinus descendisset, cum in extrema ripa seu lutulenta seu tenuior aqua flueret, quam ut os imbuere posset, in proximam cymbam forte pergit, unde uberiorem iusti amnis aquam hauriret. Porro cum inscendisset nauiculam, impetu detorquet a ripa in medium flumen, quo cum esset excepta, secundis uentis in scopulum defertur. Hic postquam impegit, fracta est, et imperitus ille Nauclerus in undis perijt. Doluit molitori ubi rem resciuit iactura et piscatorem in ius uocat, damnum dedisse accusat, quod ejus nauigio iumentum auectum sit. Contra ille factam ab asino pauperiem seque damnum accepisse exclamat, quod nauigium amiserit, in flumen ab asino impulsum. Vtrinque acerrime a conductitijs rabulis certatum est ...; Vom Esel und Kahn. Ein gelehrter Mann pflegte bei uns die Abstrusitäten der Formaljuristen mit einem witzigen Einfall lächerlich zu machen. Unweit einer Stadt, sagte er, befand sich am Fluß eine Mühle, aus der, da es dort nicht gerade reichlich zu trinken gab, ein Esel weggelaufen war. Weil nun aber das Wasser am Uferrand entweder schmutzig oder zu seicht war, als daß er sein Maul hätte hineintauchen können, kletterte er kurz entschlossen auf den nächsten Kahn, um von dort aus der offenen Flut besser seinen Durst zu stillen. Als er nun aber mit großem Ungestüm den Kahn bestiegen hatte, löste sich dieser vom Ufer und geriet in die Mitte der Strömung, von wo er, den Winden hilflos preisgegeben, einer Felsenklippe zugetrieben wurde. Gegen diese geschleudert, kenterte er, und der unerfahrene Schiffer kam in den Fluten um. Den Müller schmerzte der Verlust, als er die Sache erfuhr; er zog den Fischer zur Verantwortung und erhob Klage gegen ihn, weil ihm in dessen Boot sein Lasttier weggeführt worden sei. Jener hingegen rief aus, er sei durch den Esel arm gemacht worden, und weil ihm das von dem Esel in den Fluß gestoßene Boot verlorengegangen sei, habe der andere die Schuldzuweisung zu akzeptieren. Zugunsten beider Seiten wurde von den beauftragten Anwälten auf das heftigste gestritten ... (Lat. Text u. Übersetzung bei Adalbert Elschenbroich: Die deutsche und lat. Fabel in der Frühen Neuzeit. 1990, S. 271-273). [317]
- schalt es: regierets ] schalten, v. ein Schiff 'bewegen', 'fortstoßen';[318] regieren, v. 'lenken, steuern'.[319]
- Affenspiel ] Affenspiel, n. 'Narrenwerk, Gaukelwerk'.[320]
- stelt den Setzbären ] Setzbär, m. "ein fischergerät?" (DWB 16, 642, nur diese Stelle); Setzberen, Setzberren, m. "quadratförmiges, an zwei sich kreuzenden Bogen ausgespanntes Netz" (ElsWB 2, 78; Hinw. Nyssen).[321]
- Fischergere ] Fischerger, m. 'tridens piscatoris'.[322]
* die Tridenten/ die trei Zänig Elger/ die Füscingabel ] lat. tridens, adj. 'dreizähnig'; pl. tridentes, 'Dreizacke'; dreizähnig, adj.; Elger, f. 'Aal-Ger', nl. elger, aalgeer, Wurfpieß zum Fangen der Aale;[323] lat. fuscina, 'Dreizack', davon gebildet das dt. umgelautete Adjektiv 'füscin': eine füscine Gabel ist ein Dreizack. - Vgl. Sebizius: Siben Bücher (1580), S. 563: "Zum fischen prauchet man die Fischergeren oder Tristachel/ die Elger".[324]
- Reuschen ] Nebenform von Reuse, f. 'Fischreuse',[325] 'Fangkorb'.
- Seilleiter ] nicht im DWB; vgl. Strickleiter, f.;[326] Erstbeleg nach Fischart: Levinus Hulsius: Warhafftige Relation. Der dreyen newen, unerhörten, seltzamen Schiffart. Nürnberg 1598, S. 71: "der Jung aber steig auff die Seilleiter". Digitalisat
- am bort (des Schiffes) ] Bord, m. 'Rand des Schiffes'.[327]
- auff der spitze (des Schiffes gehen) ] Spitze, f. 'Spitze eines Schiffes, Schnabel'.[328]
- wickelt vnd wackelt: justiert vnnd richtet den mörquadrant ] wickeln (3), v. 'wackeln';[329] justieren, v. 'richtig machen',[330] 'einrichten, ausrichten'; Meerquadrant, m. nicht im DWB; vgl. Quadrant, m. 'Winkelmesser'.[331]
348
- Nachsteuerruder ] nicht im DWB; vgl. nachsteuern, v. "mit hilfe des steuerruders nachschiffen, nd. naastuuren, (zu schiffe) nachsenden" (DWB 13, 140).
- hett also sein flechten vnd fechten ] diese Doppelformel ist sonst nicht belegt.
/ Absatz 8
- inn alle macht ] in alle Macht, 'mit, aus aller Macht, ganzer Macht'.[332]
- erklettert die Bäum wie ein Katz/ sprang von eim zum andern wie die Eychhörnlin/ oder wie die Jlophagi ] Diodorus Siculus III, 24: "In der Nähe dieses Volks [der Rhizophagi] leben die Hylophagi [Ὑλοφάγοι] ... Diese klettern auf die Bäume und ernähren sich von den zarten Ästen. Und dieses ihr Klettern sogar zu den obersten Ästen führen sie infolge steter Übung so gut aus, dass einer kaum glauben kann, was sie tun. In der Tat springen sie wie Vögel von einem Baum zum nächsten und laufen auf den schwächsten Zweigen, ohne sich je in Gefahr zu bringen."; auch bei Sebastian Franck: Weltbuch 1542, Bl. 13v über merkwürdige Völker in Ethiopien: "An dise [Ryzophagi] stoßt ein volck/ Ilophagi genant/ ... vnd auß täglicher übung des steigens/ so gwiß vnd fertig werden/ dz sy wie die vögel oder Eychorn ... von eim baum zum andern springen".[333]
- schlug die grosse äst herab wie ein anderer Milo ] Aulus Gellius XV, xvi berichtet über das Ende des Athleten Milo von Croton: Nach Beendigung seiner Karriere reiste er durch Italien. Abseits der Straße sah er eine von Keilen gespaltene Eiche, an der er sich erproben wollte, ob er noch über die alte Stärke verfügte. Er konnte sie in der Mitte außeinander reißen, doch als er nachließ, klemmte der Baum seine Hände ein und hielt ihn gefangen. Schutzlos war er den wilden Tieren ausgeliefert, die ihn in Stücke rissen. Die ausführlichste Schilderung aller Proben seiner Stärke und sein Ende bietet Pausanias VI,14,5-8: er wurde anschließend von Wölfen gefressen.[334] Vgl. auch Kap. 3, S. 72: "der Kämpffer Milo".
- wußt die Türckisch geschicklichkeit sich von Bergen zulassen ] Franck: Weltbuch (1542), Bl. 98v: "Jch gschweig hier der übernatürlichen kunst vnder vnd ob dem wasser zuschwimmen/ ein so langen weg vnd zeit/ die gschicklicheit sich von den bergen zulassen." S.o. S. 346: "schwam auff Türckisch vnterm Wasser".
- soff wie die Masegetischen Teutschen seins Pferds Blut mit Milch ein auff das kalt Bad ] Herodot berichtet I,216 über die Massageten, dass sie Milch trinken und der Sonne, die sie als Gott verehren, Pferdeopfer bringen. Nach Statius: Achilleis I, 307 mischten die Massageten Blut mit Milch in ihren Bechern ("lactea Massagetae veluti cum pocula fuscant sanguine"). Fischarts Aussage am nächsten steht Franck: Weltbuch 1542, Bl. 92v: "Massagete ... trincken ihrer ross blůt/ sampt der milch jres vichs/ die Sunnen achten sy für Gott." Aber wird über die Germanen Ähnliches berichtet? EXPERTENRAT: Klass. Philologie
- Meyländischen Schweitzertölchlin ] Schweizerdolch und Schweizerdegen sind erkennbar an der besonderen Grimmform mit halbmondförmig gebogener Papierstange und Knauf. Vgl. Franz Egger. In: Historisches Lexikon der Schweiz Schweizerdolch. Warum aber kommen die Schweizerdolche aus Mailand? Vgl. zum Diminiutiv von Dolch Kap. 5, S. 125: "hencken jhnen [den Kindern] Toͤlchlin an".
- Lit.: Hugo Schneider: Der Schweizerdolch. Waffen- und kulturgeschichtliche Entwicklung mit vollständiger Dokumentation der bekannten Originale und Kopien. Orell Füssli, Zürich 1977;
/ 263
- wolgestahelten Reuterböcken ] gestählt, part. adj. zu stählen, v. 'in Stahl und Eisen gehüllt';[335] Reiterbock nicht im DWB; Reiter, m. 'spanische Reiter', "grosze balken, durch welche spitze mit eisen beschlagene pfähle gesteckt sind, deren je zwei ein schiefes kreuz mit einander bilden" (DWB 14, 780, Reiter g); Bock, m. 'hölzernes Gestell'.[336]
- Klemmet er zum höchsten Hauß hinauff ] klemmen, Nebenf. von klimmen, v. 'klettern'.[337]
- gleichwagung ] Gleichwagung, f. 'Erhaltung des (körperlichen) Gleichgewichtes' (DWB 7, 8260, mit diese Stelle: Erstbeleg).
- Fußsatz ] Fußsatz, m. "ein satz den man mit den füszen macht" (DWB 4, 1040, nur diese Stelle).
- schlimms ] schlimms, adv. 'schief',[338] 'von der Seite', quer und flach (über das Wasser).
- wurff Stein hindersich wie die Pilger von Mecha/ den Teuffel damit zusteinigen ] Münster: Cosmographie 1550, 1123 f. (Mecha) "vnd ist alwegen eine grosse menge der bilger do ... Vnd als bald darnach der teüfel noch ein mal begegnet dem Jsahac vnd zů jm redt die vordrige wort/ antwurt jm Jsahac zornigliche vnd hub auff stein vnnd warff sie dem teüfel in das angesicht. Vnnd wan die Heiden ghan für das selbig ort/ werffen sie auch stein dohin/ den teüfel do mit zů versteinigen." (nicht "hindersich"). - Auch bei Franck: Weltbuch 1542, Bl. 186r (auch nicht "hindersich").
- wurff auch zum ziel wie die Cynischen Hundsphilosophi ] Cynische Hundsphilosophen: Umschreibung für die philosophische Schule der Kyniker. - Diogenes Laertius VI,104 "Daher auch die Bezeichnung des Kynismos als eines kurzen Weges zur Tugend" - als Werfen (von Steinen) nach einem Ziel gemeint, als körperliche Übung? Diogenes Laertios VI,74 f.: "Eubulos berichtet in seinem Verkauf des Diogenes, wie die Erziehung von Xeniades' Kindern vor sich ging. Nach dem Unterricht in den anderen Fächern lehrte er sie reiten, mit Bogen und Schleuder schießen und Speere werfen." [!]; Ders. VI,45: "Ein Jugendlicher bewarf ein Kreuz mit Steinen. "Sehr gut", sagte Diogenes, "du wirst dein Ziel erreichen" (Übersetzung Georg Luck). [FbAdB]
- Englisch Beihel ] Wurfaxt; L[udwig Lindenschmit: Handbuch der deutschen Alterthumskunde. Tl. 1. Braunschweig: Vieweg 1880-1889, S. 189-204 ("Das Beil"), hier S. 204: "Eine Andeutung, dass die Wurfaxt in England länger im Gebrauche blieb, erhalten wir durch Fischart (Gargantua), welcher diese Waffe als englisch bezeichnet"; W. Rose: Das mittelalterliche Wurfbeil. In Zeitschrift für Historische Waffenkunde 2 (1902), S. 239-246, hier S. 243 (diese Stelle, nach Lindenschmit).
- schlenckert den Spiß ] schlenkern, v. 'mit der Schlenker, der Schleuder werfen', 'schleudern'.[339]
- warff Hacken an ] 'warf Enterhaken aus' (das Wort Enterhaken ist erst seit dem 18. Jh. belegt).
- Bengelin ] Benglein, n. 'kleiner Bengel, Knüppel'; s. Kap. 4, S. 92: "wurff bengelein nach dem Kappaunen".
- hefftet auff Saulisch den Spieß ] 1 Sam 18,10-11: "Vnd Saul hatte einen Spies in der Hand/ vnd schos jn/ vnd gedacht/ Jch will Dauid an die wand spiessen." (auch 19,9-10); 1 Sam 20,33: "Da schos Saul den spies nach jm/ das er jn spiesset."
- dartet den sparren/ schoß zum zweck ] darden, v. frz. darder, 'werfen';(DWB 2, 770, nur diese Stelle) vgl. Dard, m. 'Wurfspieß';[340] Sparren, m. 'Stange';[341] Zweck, m. der Pflock oder Nagel in der Mitte der Zielscheibe (vgl. DWB 32, 956 f.: Zweck B ).
- trug den schweresten Palcken auff eim Daumen, wie des Pompeij Gwardiknecht seine gefangene ] Plinius: nat. hist. VII, 81 über Beispiele außergewöhnlicher Stärke (nach Varro) erwähnt den Sohn eines gewissen Tritanus, Ritter Pompeius' des Großen ("filiumque eius militem Magni Pompei"), der einen Feind zum Zweikampf herausforderte, ihn ohne Waffen besiegte und schließlich auf einem einzelnen Finger vom Feld davon trug: "etiam hostem ab eo ex provocatione dimicante inermi dextera superatum et postremo correptum uno digito in castra tralatum"; "[E]r soll auch einen Feind, den er zum Kampfe herausgefordert hatte, mit seiner unbewaffneten Rechten besiegt, schließlich festgehalten und mit einem Finger ins Lager geschleppt haben." (Übersetzung nach Roderich König, mit Umstellung von "uno digito").[342]
- ketschet einen baum ] ketschen, v. 'schleppen, mit Mühe ziehen'.[343]
349
- das er sich darunter buckt wie Simon vnter dem kreutz ] Mt 27,32: "Vnd in dem ... funden sie einen Menschen von Kyrene/ mit namen Simon/ den zwungen sie/ das er jm sein Creutz trug." (Mc 15,21; Lc 23,26).
- die Giganten/ da sie die Berg auff einander setzten ] Die Giganten sind die zweite Generation der Söhne der Gaia, die sie gegen Zeus und die Götter in den Krieg schickte (Gigantomachie) "so schleppeten sie die Berge Oeia, Pangäus, Athon, Ossa, Rhodope und andere zusammen, und suchten damit, auf denselben dem Himmel näher zu kommen." (Hederich, Sp. 1153). Ausführlich bei Claud.: Gig. (Shorter Poems LII: Battle of the Giants. In: LCL 136, S. 280-291); vgl. Ov.: met. I, 151 ff. ("altaqu congestos struxisse ad sidera montes"; "türmten Berge zuhauf empor zu den hohen Gestirnen"; Übers. Erich Rösch).[344]
- stieß den Stein/ viel schwerer als den Turnus dem Aenea nachwurff ] Aus dem Schluss der Aeneis, dem Kampf von Turnus und Aeneas. Vergil: Aen. XII,897-901: "nec plura effatus saxum circumspicit ingens, | saxum antiquom ingens, campo qui forte iacebat | limes agro positus, litem ut discerneret arvis. | vix illud lecti bis sex cervice subirent. |qualia nunc hominum producit corpora tellus: | ille manu raptum trepida torquebat in hostem"; Turnus "Sprach nicht weiter und sah sich um nach riesigem Blocke, riesigem, alten Block, der zufällig im Gefild als Grenzstein der Feldmark gesetzt, den Streit um die Flur zu entscheiden. Kaum brächten zwölf mit dem Nacken ihn hoch, erlesen aus allen Männern, wie jetzt sie an Körperkraft die Erde hervorbringt. Turnus packte ihn hastig und schwang ihn wider den Gegner." (Übers. J. Götte).
- hätschiert mit der Hallenpart ] hätschieren, v. "ein hatschier thun" (DWB 10, 559, nur diese Stelle); vgl. Hatschier, m. ital. arciero, 'Leibwächter, Spießgeselle';[345] mit der Hellebarde bewaffnet Wache stehen.
- Kerles ] Kerles, m. 'tapferer Mann', s. Kap. 1, S. 40.
- wie des Keysers Valentinian Vatter Gratian/ so deßhalben der Seyler ward genannt ] Ammianus Marcellinus XXX,7,2: "Gratianus maior ... cognominatus est a pueritia prima Funarius, ea re quod nondum adultus, venalem circumferens funem, quinque militibus eum rapere studio magno conatis, nequaquam cessit: aemulatus Crotoniaten Milonem"; "Sein Vater, Gratian der Ältere, ... wurde der Seiler genannt, weil, als er noch nicht ganz erwachsen war und ein Seil zum Verkauf trug, und fünf Soldaten mit aller Macht versuchten, es ihm zu entwenden, gab er in nichts nach; daher wurde er dem Milo von Croton verglichen". - Auch bei Sextus Aurelius Victor: epit. Caes. 45,2: "Huius pater Gratianus ... Funarius appellatus est, eó quod venalitium fundem portanti, quinque milites nequrent extorquere"; übersetzt von August Cloß. Bd. 3. Stuttgart 1838, Nr. 45: Valentinianus und Firmus, S. 316: "Sein Vater Gratinaus ... bekam den Namen Funarius, weil ihm fünf Soldaten ein auf den Verkauf verfertigtes Seil nicht aus den Händen winden konnten."
- er ließ jhm ein Ampoß auf die Brust setzen/ vnnd darauff Hemmern/ wie Firmus der Römisch Regent ] Firmus, Gegenkaiser unter Valentinian I. (ca. 372-376; Hinw. Nyssen); die Anekdote findet sich in der Historia Augusta 29, IV,3 (Firmus): "mente firmissimus, nervis robustissimus, ita ut Tritannum vinceret, cuius Varro meminit. nam et incudem superpositam pectori constanter aliis tundentibus pertulit, cum ipse reclinis ac resupinus et curvatus in manus penderet potius quam iaceret." (LCL 263, 392); "Er hatte einen entschlossenen Willen, mit starken Gliedern, so dass er selbst Tritannus überragte, über den Varro berichtete. Denn er hielt stand, wenn man einen Amboss auf seine Brust setzte und Männer darauf schlugen während er eine Brücke schlug, das eigene Gewicht mit Händen haltend, anstatt sich hinzulegen." (Übers. U.S.) Vgl. Julius Barbarano: Promptuarium rerum quam plurium. Venedig 1567, S. 116 Nr. 17; auch bei Petrus Crinitus: De honesta disciplina. Basel: Henricus Petrus 1532, Lib. VIII, cap. VI, S. 137 (über die Stärkeproben des Milo von Croton, Maximinus und Firmus).
- Er kont mit der Faust eim Roß die Zen einschlagen/ vnnd oben die Schenckel entzwey stossen/ vnnd mit beiden Henden ein Roßeisen von einander reissen/ wie der ReißEisen Keiser Maximin/ so Acht Schuh lang war ] Julius Capitolinus: Maximini duo (Scriptores Historiae Augustae), VII,8: "Erat praeterea, ut refert Cordus, magnitudine tanta ut octo pedes digitis sex diceretur egressus, pollice ita vasto ut uxoris dextrocherio uteretur pro anulo. iam illa prope in vulgi ore sunt posita, quod hamaxas manibus adtraheret, raedam onustam solus moveret, equo si pugnum dedisset, dentes solveret, si calcem, crura frangeret, lapides toficios friaret, arbores teneriores scinderet, alii denique eum Crotoniaten Milonem, alii Herculem, Antaeum allii vocarent."; "He was of such size, so Cordus reports, that men said he was six inches over eight feet in height; and his thumb was so huge that he used his wifes bracelet for a ring. Other stories are reported almost as common talkthat he could drag waggons with his hands and move a laden cart by himself, that if he struck his horse with his fist, he loosened its teeth, or with his heel, broke its legs, that he could crumble tufaceous stone and split saplings, and that he was called, finally, by some Milo of Croton, by others Hercules, and by others Antaeus." (Übers. David Magie; LCL 140, 327) - Petrus Crinitus 1532 (s. o. zu Firmus), Lib. VIII, cap. VI, S. 137: "Itaque Maximinum ... Milonem Crothoniaten uulgo appellarunt, quòd is manibus hamaxas traheret, rhedam onustam propelleret, aliaque supra fidem permulta efficeret, de quibus et Iunius Cordus, et Capitolinus scripserunt"; "Und so titulierten sie Maximinus vor aller Welt ... als Milon von Crothon, darum, dass er Lastwägen mit den Händen zog, beladene Reisewagen vorwärts stieß und viele andere kaum glaubliche Dinge ausführte, von denen sowohl Junius Cordus als auch Capitolinus geschrieben haben." (Übers. U.S.); Aelius (Junius) Cordus, ein (fiktiver) römischer Historiker, Gewährsmann der Historia Augusta.- Fischart scheint hamaxa, gr. ἅμαξα, '(Last-)Wagen' missverstanden zu haben (Lastwägen mit den Händen herbeiziehen); Rosseisen, n., 'Hufeisen' (DWB 14, 1257).
- kont wie der groß Keyser Karl (von dem es Bischoff Turpin schreibt) vier newer Huffeysen von einander reissen ] Pseudo-Turpin (12. Jh.): Historia Karoli Magni et Rotholandi, Cap. XX,11: "Quatuor ferros equi simul manibus leviter extendebat." ('Vier Hufeisen bog er mit seinen Händen mühelos gerade.' Ps.-Turpin: Die Chronik von Karl dem Grossen und Roland. Ed. Hans-Wilhelm Klein. München 1986). - Gargantuas körperliche Geschicklichkeit und Kraft wird mit zahlreichen Exempeln aus Literatur und Historie in Beziehung gesetzt. Fischart führt bei deren Aufzählung auch die sagenhafte Kraft Kaiser Karls des Großen an, hier jedoch im Unterschied zu den übrigen Exempeln mit Nachweis der Quelle. Die Chronik finden sich in: Germanicarum rerum quatuor celebriores vetustioresque chronographi. Ed. Simon Schardius. Frankfurt/M.: Georg Rab 1566, Bl. 1-13, hier Bl. 8v.
- Krümmet sich wie ein Spartiatischer Bub nit/ wann man jn schon schlug ] Plutarch: Instituta Laconica 40 (Moralia 239D): Die spartanischen Jungen wurden den ganzen Tag vor dem Altar der Artemis Orthia mit Peitschen geschlagen, oft bis zum Tod, aber sie hielten es stolz aus, und Sieger war derjenige, der bei dieser alljährlichen Flagellation am längsten aushielt.[346]
- Spartiatischer ] spartiatisch, 'spartanisch'; seltene Adjektivbildung zu dem verbreiteten Spartiater, m. 'Spartaner'; vgl. lat. spartiaticus; dt. vor 1700 nur (?) belegt bei Fischart und Aegidius Albertanus ("Spartiatische Knaben"; Hauspolicey 1602, S. 25); zahlreiche Belege sind erst im 18. u. 19. Jh. zu finden.
- ein Strapekorden wol außstehn können ] Strapekorde, f. aus ital. strappata di corda, 'Anziehen, Folterung mit dem Strick', strappacorda, 'Schnell- oder Wippgalgen'.[347]
- wie auch der Spartaner/ so den Gestolnen Fuchß under dem Mantel versteckt/ vnnd jhm ehe die halb Seite wegfressen ließ/ ehe er schreien vnnd sich verrhaten wolt - Die Anekdotewird von Plutarch in den Apophthegmata Laconica, Varia Nr. 35 (Moralia 234A) erzählt: Ein spartanischer Junge bekam in der Zeit, wo die Jugend stehlen durfte, was immer sie bekam (ohne sich erwischen zu lassen) von seinen Gesellen einen gestohlenen Fuchs zum Bewahren. Er versteckte ihn unter seinem Gewand, aber der Fuchs biß ihn in die Seite. Ohne Bewegung und Schreien erlitt er es, bis die Gefahr der Entdeckung vorüber war. Seine Devise war lieber zu sterben als aus Schwachheit entdeckt zu werden. (LCL 245: 404) Kürzer erzählt dieselbe Geschichte Plutarch noch in Lyk. XVIII,1 (51B; LCL 46, 260). ─ Dass. bei Erasmus: Apophthegmata II, Sprüche ungenannter Spartaner 32 (lat. Ausg. 1534, S. 109; Ausg. 1558, S. 120 f.) und Hondorff: Promptuarium (1574), S. 272 (7. Gebot, Diebstahl Nr. 19).
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- verschwur ] verschwören, v. "einem versichern, dasz man etwas lassen will" (DWB 25, 1232, verschwören 12, b α, mit dieser Stelle),
- Angster ] Angster, m. Trinkgefäß mit engem Hals.[348]
- stangenbaum ] Stangenbaum, m. (DWB 17, 811, nur diese Stelle); vgl. Stangenholz, n. 'Rüstbaum, Rüststange'.[349]
- Holtzflötzhendler bei jhrn Holtzmerckten ] nicht im DWB; vgl. Holzflöße, f. 'Anstalt, wodurch Holz weiter geflößt oder geschafft wird';[350] Holzmarkt, m.[351]
- Gleich wie inn Balearischen Jnsuln die Muter dem Kind ein zil steckt/ vnnd ein stuck Brots ... aufs zilholtz bindet ] Lucius Annaeus Florus: Epitoma I, XLIII: Bellum Balearicum (III,8): "Tribus quisque fundis proeliantur. Certos esse quis miretur ictus, cum haec sola genti arma sint, id unum ab infantia studium? cibum puer a matre non accipit,1 nisi quem ipsa monstrante percusserit." "They fight with three slings apiece; and who can wonder that their aim is so accurate, seeing that this is their only kind of arm and its employment their sole pursuit from infancy? A boy receives no food from his mother except what he has struck down under her instruction." (Übersetzung E. S. Forster; LCL 231, 198-199). - Auch bei Alexander ab Alexandro: Geniales dies II,25 (Paris 1565, Bl. 97v)und Franck: "Die müter [auf den balearischen Inseln] stecken yn [den Kindern] für ein zil auff ein holtz ein stuck brot/ das dörffen sy ee nit essen/ dann sy es an einem anstal herab werfen." Franck: Weltbuch 1534, Bl. XIX r (so DWB 1, 472 s.v. Anstall). Schwarz (1885), S. 38 erwähnt die Stelle als Beleg für geradezu störend hinzugesetzte Vergleiche.
- zilholtz ] Zielholz, n. (DWB 31, 1092, nur diese Stelle).
- anstall ] Anstall, m. (DWB 1, 472, mit dieser Stelle, ohne Deutung); im FWB ohne passende Deutung; am ehesten 'Aufbau, Gerüst'.
- spannt von Freier sperriger hand des Herculis Armprost ] Herodot IV, 8 ff.: Herakles kam in das Land, das später Scythia genannt wurde, erzeugte mit einer Kreatur (halb Schlage, halb Jungfrau) drei Söhne, denen er bevor er weiterzieht, einen seiner Bogen hinterlässt. Beim Abschied trägt er der Mutter auf, dem die Herrschaft über das Land zu geben, der den Bogen zu spannen vermag. Agathyrsus und Gelonus versagen, der jüngste Sohn Scythes aber kann den Bogen etwas spannen und wird König des nach ihm benannten Landes Scythia (auch bei Zwinger: Theatrum 1572, Magistratum electio, Sp. 1034). Vgl. Hederich, Sp. 968 (Echidna; bei Herodot namenlos). - Seneca d. J.: Hercules (furens), V. 1197 ff.: "quis potuit arcum flectere aut quae dextera sinuare nervum vix recedentem mihi?" "Wer hätte diesen Bogen beugen können, welche Hand die Sehne spannen, die mir kaum nachgibt?" (Herkules erkennt, dass er es selbst getan hat). Zit. nach Seneca: Hercules furens. Einleitung, Text, übersetzung und Kommentar von Margarethe Billerbeck. Leiden 1999. Vgl. Seneca: Hercules Oetaeus, 1400 f.: "aliquis mihi intendat arcus - nuda sufficiet manus"; "Man reiche mir meinen Bogen - nein, die bloße Hand reicht aus"; in älteren Editionen: "ni tendat arcus, nuda sufficiet manus"; "wenn man nicht den Bogen spannt, eine bloße Hand reicht aus". - Zur Armbrust (statt des Bogens): Simon Schaidenreisser: Odyssea Homeri (1537), Bl. XXXIIr: Ulysses sagt von seiner Treffsicherheit, daß ihn allein "Philoctetes in der kunst mit dem armbrost übertroffen" habe (Odyss. 8,224 u. 11,606).
350
- von ... sperriger hand ] sperrig, adj. 'gespreizt, von der Hand'.[352]
- den Türckischen Flitschbogen ] Flitschboge, m. 'Flitzebogen'; Kurzbogen, mit dem man Pfeile (Flitschen) verschießt.[353] - Vgl. Franck: Germaniae Chronicon. Augsburg 1538, Bl. . CXXXVIv: (die Türken) "schussen täglich vil hundert flitschen" (in das Heer der Kreuzfahrer); Franck: Chronica 1536, S. cclxxxiij über die Belagerung von Wien 1529 durch die Türken: "vil manch tausent flitschen pfeyl schussen sie in die statt". S. u. Kap. 39, S. 455: "so dick in einander wie die Tuͤrcken Flitschē/ daß er kein Himmel sahe/ vnnd jhm den Lufft verschlug Atham zu schoͤpffen".
- Bürstbüchssen ] Birschbüchse, Bürschbüchse, f. 'Jagdbüchse' (auf der Pirschjagd).[354]
- Toppelhacken ] Doppelhaken, m. "ein schweres schieszgewehr das beim abfeuern aufgelegt wird"; 'Hakenbüchse', 'Doppelbüchse', frz. arquebuse à croc (DWB 2, 1264); 'aufbockbares schweres Gewehr'.[355]. S. o. S. 103 (scherzhaft; im übertragenen Sinn), S. 389: "Toppelhacken auff Boͤcken", S. 455 "Falckonetlin vnnd Toppelhacken" - Vgl. Ordenliche Beschreibung 1588, S. 16: Bei dem Straßburger Empfang für die Verbündeten wurde "auff dem Schießrein mit Doppelhacken gewaltig biß nahe inn die nacht geschossen"; "der Doppelhaken, ein großes Rohr, das auf einem bockartigen Gestelle befestigt war, welches vorn zwei Räder hatte ... Das Rohr ruhte in einer Gabel und konnte so mit Leichtigkeit in beliebiger Richtung bewegt werden" (Gustav Friedrich Klemm: Allgemeine Culturwissenschaft: Werkzeuge und Waffen. Leipzig 1854, S. 353).
- Eßlingische Handror ] Handrohr, n. 'Handbüchse', kleine Feuerwaffe;[356] Handrohre wurden aus Bronze gegossen und konnten von einem einzelnen Mann getragen werden. Geschossen wurde mit Bleikugeln von ca. 3-4 cm Durchmesser. In Esslingen war der Geschützgießer Lienhard Seidler tätig (Erich Egg: Der Tiroler Geschützguss 1400-1600. Innsbruck: Wagner 1962, S. 111); vgl. Otto Wurster: Esslinger Heimatbuch. Esslingen 1931, S. 139 über den Glocken- und Büchsengießer Pantlion (Pantaleon) Sydler; die Handrohre taufte er "Narrenkopf".
- Gasconische Musceten ] Muskete, f. (lat. sclopetum), Hand-Gewehr mit langem Lauf, das Kugeln größeren Kalibers abfeuern kann; wird mit einer Lunte, nicht mit dem Feuerstein gezündet (Zedler 22, 1492). Die französische Provinz Gascogne stellte im 16. und 17. Jahrhundert zahlreiche Söldner und Musquetiers (Musketenschützen). "Jns besonder ist von denen Gasconiern zusagen, daß sie treffliche Soldaten, und von guter Courage sind, auch viel vertragen können." (Zedler 10, 371). Sind die Städte (Pau, Bordeaux, Toulouse, Bayonne) als Produzenten von Waffen bekannt?
- Hispanische Muscatnuß auff gäbelen ] Muscatnuß: Verballhornung für Muskete. "Spanische Flinten, sind die vornehmsten, und besonders wohl gemacht" (Zedler 38, 1166). Schwere Vorderlader, die auf eine Gabel gelehnt abgefeuert wurden. Vgl. Art. Musketen-Gabel, frz. fourchette (Zedler 22, 1493).
- mit toppelem Lot ] Lot,n. 'Stück Blei, Gewicht', hier als Geschoss.[357]
- mit trippeler ladung ] tripel, adj. frz. triple, 'dreifach';[358] Ladung, f. hier in Bezug auf Feuerwaffen,[359] mit dreifacher Menge an Pulver.
- Ladpulffer ] Ladpulfer, n. "schieszpulver für die eigentliche ladung, im gegensatz des zündpulvers, das gewöhnlich auf die pfanne geschüttet wird" (DWB 12, 53, nur diese Stelle).
- nach des Daumens absehens ] 'über den Daumen gepeilt' (DWB 2, 845 f. mit dieser Stelle; ohne Erklärung); absehen, v. 'abschätzendes, messendes Sehen' (²DWB 1, Sp. 909: absehen 1, mit dieser Stelle).
- mit einer Nörnbergischen geschraubten Büchssen ] Die Nürnberger Büchsenmacher fertigten Gewehre mit Radschloss ("Feuerschloss") als Zündvorrichtung. Da das Reibrad sich um eine feste Achse dreht, muss die Zündvorrichtung sorgfältig verschraubt werden. Diese Erfindung erlaubte das Abfeuern der selbstzündenen Büchse ohne Lunte oder Schwamm. S. Wilfried E. Tittmann: Die Nürnberger Handfeuerwaffen vom Spätmittelalter bis zum Frühbarock. 2 Bde. Graz: Adeva 2018 (zugleich Diss. Bochum 2015), Kap. 2.3: Die Innovation des Feuer- oder Radschlosses zu Beginn des 16. Jahrhunderts (S. 162-166). Zu den geschraubten Nürnberger "Büchsen" um 1570/80 vgl. die Abb. 126 und 184-186 ebd. (Pirschbüchse mit Radschloss; Bockpistole mit Doppelradschloss).
- die Neuner hettens jm auch zugesprochen ] Neuner, m., Pl. 'ein aus neun Mitgliedern bestehendes Collegium, Schiedsgericht' (DWB 13, 681, mit dieser Stelle); "besonders die neun sachverständigen schiedsrichter beim scheibenschieszen" (ebd.).
- schlug bald an ] anschlagen, v. '(eine Waffe beim Schießen an die Wange) anlegen';[360] den Schuss vorbreiten;[361] s. Anschlag, m. "Das gewehr, die armbrust, flinte wird, um zu zielen, an die wange geschlagen, gehalten, angelegt, und anschlag heiszt sowol der angelegte theil des gewehrs selbst, als vorzüglich das zielen" (DWB 1, 440 f.); 'Anlegen einer Waffe an die Wange zum Zweck sicheren Schießens'.[362]
- baut nit lang ] bauen, v. 'Zielen, Richten beim Abschießen' (DWB 1, 1174: bauen 4 k, nur diese Stelle); 'behutsam zielen (mit der Waffe)';[363] Balthasar Han: Außred aller Schützen (hrsg. von Wassmanndorff 1887; s. unten S. 351: "Jm stechen verlor ers nimmer"), V. 126 ("Der Erst, der hat zuuil gebawt"), hierzu S. 20, Anm. 17 ("zu lange im Anschlag liegen ... so daß das Armzittern ... den Schuß unsicher macht") u. V. 472 ("Es will Jm manicher selbs nicht trauen, | So Er thut an dem anschlag Pawen"); Grob 1603, S. [15], Nr. 48: "Es wil jhm mancher selbs nit trawen/ deß thut er an dem anschlag bawen".[364] Mit der Armbrust wurde freihändig geschossen, "auffrecht mit freyem schwebenden arme", die Säule durfte nicht die Achsel und der "Schlüssel" nicht die Brust berühren (Wassmannsdorff 1887, S. XIX, nach einem gedruckten Münchner Schützenbrief von 1485).
- acht nit das Aermelpopperle ] ). Er beachtete den Kobold/das Zittern im Ärmel nicht. 'Poperle', das Zittern, Tremor.[365]
- truckt schnell ab ] abdrucken, v. 'abschießen (durch Loslassen der gespannten Schießvorrichtung)'.[366]
- hub nicht viel ab ] Han: Außred, V. 185: "ainer hat zuuil abgehaben"; abheben, v. "in der schützensprache": 'eine Flinte, mit der man gezielt hat, nicht mehr angelegt halten' (²DWB 1, 379 f. nach dem Schweiz. Id. 2, 891: abheben 1 e, es folgt diese Stelle).
- kont daß Geschoß wol stechen ] stechen, v. 'das Spannen des Stechschlosses durch leises Andrücken des Stechers'.[367]
- trang den Anschlag nicht zu viel ] Han: Außred, V. 193: "Einer hat den anschlag trungen" (übereilt, zu hastig ausgeführt); dringen, v. 'zwingen, erzwingen';[368] Anschlag, 'Vorbereitung zum Abschießen' (s. o. "schlug bald an"); "schießposition einer waffe, auch schießbereite stellung eines schützen" (²DWB 2, 1286, Anschlag 5 a); 'Anlegen einer Waffe an die Wange zum Zweck sicheren Schießens', 'der Teil des Büchsenschaftes, der an die Wange angelegt wird' (FWB 1, 1404, Anschlag 3; dort wird auch zitiert Brant: Narrenschiff 75,11: "Vnd duͤg syn anschlag nit zuͤr yl".
- hilt recht aus ] Han: Außred V. 194, V. 194: "Einer hat zuuill ghallten aus" (zu lange mit dem Anschlag gewartet).
- verwart das Treff ] verwahren, v. 'sichern';[369] Treff, m. n. 'Ziel', oder 'Korn' "oder eine andere zielvorrichtung am gewehr" (DWB 21, 1581: Treff 2c, mit dieser Stelle); vgl. tref, m.n. 'Hieb', 'Schlag' (LEXER II, 1500); S. unten, S. 351: "oder der Treff nicht recht kam" (Endstück am Bolz); Han: Außred V. 201: "Der achtet [achte] thet dz treff nicht verwarn". EXPERTENRAT: Lexikologie; hist. Waffenkunde
- Feldgeschütz ] n. 'tormenta bellica' (DWB 3, 1483, ohne Beleg); '(leichte) Artilleriewaffe'.[370]
- Zweckvogel ] m. (DWB 32, 969, nur diese Stelle, ohne Erklärung); ein mit dem Zweck (Nagel, Pflock) befestigter hölzerner Vogel als Ziel für die Schützen. Vgl. Vogelschieszen, n.[371]
- hindersich wie die Parthen (schießen) ] Garg.: "en arriere, comme les Parthes" - Nicht erklärt bei Lefranc, Defaux und Huchon. - Die Kriegslist der Parther, bei der Flucht mit ihren Bögen auf die Verfolger Pfeile abzuschießen, scheint allgemein bekannt gewesen zu sein. Vgl. Plutarch: Crassus XXIV "Denn die Parther schossen (ihre Pfeile), als sie flohen und außer den Skythen machen sie das am wirksamsten; und es ist eine sehr schlaue Sache, im Kampf noch Sicherheit zu suchen und die Schande von der Flucht zu nehmen." (Übers. nach Bernadotte Perrin; LCL 65, 389). Horaz: Oden II,13,17 f.: "miles [timet] sagittas et celerem fugam Parthi"; "der Soldat fürchtet die Pfeile der Parther und ihren schnellen Rückzug" (Übers. U.S.); Seneca d.J.: Oedipus 118 f.: "vidit et versas equitis sagittas, terga fallacis metuenda Parthi"; "Sie sahen die Reiter mit den zurückgeschickten Pfeilen, die gefährlichen Rücken der listigen Parther" (Übers. nach John G. Fitch; LCL 78,43); Stat.: Theb. 6, 596 f.: "credas e plebe Cydonum Parthorumque fuga totidem exsiluisse sagittas"; "Du könntest denken, dass so viele Pfeile aus einer cydonischen (kretischen) Menge oder aus einer Flucht von Parthern entsprungen sind." (Übers. nach D.R. Shackleton Bailey; LCL 207, 370, mit der Anm. "Shooting behind them as they retreated"); Val. Fl.: Argonautica VI, 697: "nunc fuga conversas spargit mentita sagittas"; "dann in vorgetäuschter Flucht streut er sich umkehrend Pfeile aus" (Übers. nach J. H. Mozley; LCL 286, 352)
- vnd das Thier Beuasus ] Fischart könnte mit dem rätselhaften Tier (Zusatz in B) das Stachelschwein meinen (vgl. -sus als Grundwort). Vgl. Claud.: carm. min. IX: XLV): De hystrice, 20 f.: "evolat excusso nativum missile tergo. interdum fugiens Parthorum more sequentem vulnerat"; "es schleudert die fliegenden Geschosse aus seinem eigenen Rücken. Verwundet bisweilen wie die fliehenden Parther seine Verfolger"; 46 ff. "hinc reor inventum, morem hinc traxisse Cydonas bellandi Parthosque retro didicisse ferirer prima sagittiferae pecudis documenta secutos"; "Von ihm (dem Stachelschwein) haben die Kreter gelernt zu schießen und die Parther während sie flüchten, anzugreifen. Diese folgten jedoch dem Beispiel des Tieres, das mit Pfeilen bewaffnet ist." (Übersetzung nach M. Platnauer; LCL 136, 180). Plin. nat. VIII, LIII (125) über das Stachelschwein, das seine Stacheln verschießen kann. - Oder erlaubt sich Fischart einen Scherz? Vgl. "beva", ital. 'trink!' (Prüfen!); auch dieses 'Tier' schießt auf der Flucht zum Abort hinten aus.
- nach dem höltzenen Zweckman ] etwas ähnliches wie der Zweckvogel, ein "Pappkamerad"? (Dieses Wort kam erst in den 30er Jahren des 20. Jhs. in Gebrauch; nicht im DWB).
- nach dem kopff vnnd Latz ] wohl genauere Zielangaben auf dem "Zweckmann"; Latz, m., Hosenklappe oder -kapsel; s. Kap. 9, S. 201.
- Zündrut ] Zündrute, f. 'Stange, an deren Spitze eine glühende Lunte angebracht war'. [372]
- Zündlunten ] Zündlunte, f. 'Zündschnur'.[373]
- da waren kein fäler/ eitel Treffer/ es wer im rechten Berg oder versuchrein ] Vgl. Balthasar Han: Außred aller Schützen (s. unten, S. 351: Jm stechen verlor ers nimmer), V. 61-66: "Ich hört da einen herfür brechen, | der thet all sein schüss wol treffen | Im versuech reyen, wie er was gestelt; | Im Rechten wz er gar gefelt: | Der versuech reyen hat mich betrogen, | Oder hat der Rechte Bergk gelogen." (Hinw. Schaer 1903, S. 34). Um sich für den rechten Berg (das gezählte Wettschießen) einzuschießen, wurde im Versuchrain ein Probeziel aufgestellt; "die Treffer auf dieser Scheibe wurden natürlich nicht in Rechnung gebracht" (Wassmanndorff 1887, S. 20, Anm. 7).
- im rechten Berg ] der rechte Berg (Rain), vom aufgeworfenen Erdhügel, später Lehmwand hinter dem Ziel (vgl. Wassmannsdorff 1887, S. XXXIII: "Die Wand selbst, die auch Berg, Rain, Bruch, ferner Bachen ... genannt wird").
- versuchrein ] neben dem Schießrain (DWB 15, 51) oder Armbrustrain (DWB 1, 557) gab es den Versuchrain: ein abgegrenzter Raum für Probeschüsse (vgl. Wassmannsdorff 1887, S. XXXIII f. ).
- on quadrant ] Quadrant, m. eigentl. 'Viertelkreis', lat. quadrans, 'Viertel', hier Zielvorrichtung der Armbrust, ein auf dem Schaft "beweglich angebrachter Diopter [Visiereinrichtung] mit zwei rechtwinklig sich schneidenden Haaren" (Wassmannsdorff 1887, S. XXIX; diese Bedeutungsangabe nicht im DFWB 3, 3). Han: Außred, V. 196: "Der Dritt hat den Quadrant verlorn".
- ohn Sattelschlagen ] Sattelschlagen, n. (DWB 14, 1828, nur diese Stelle, ohne Erklärung). "Am oberen Teile der Armbrust-Säule befindet sich der Sattel. Er kreuzt dieselbe und hat eine halbkreisrunde Aushöhlung für den Oberteil des Bolzens." (Wassmannsdorff 1887, S. XXV); Han: Außred, V. 128: "Der viert hatt den Sattel gschlagen" und V. 210: "Dem dritten schlug der Sattel zu sehr".
- kein Pöltz giengen vberzwer ] überzwerch, adv. 'überquer', 'in die Kreuz und Quer';[374] 'in die Quere, abseits'; Han: Außred, V. 211: "Dem vierten gienng der Poltz die zwer".
- sie pfiffen dan/ oder waren jm versehrt vnd zerschossen ] pfeifen, v. "von etwas durch die luft sausendem" (DWB 13, 1648: pfeifen 6e); Han: Außred, V. 108: "Mein Poltz, den hat man mir zerschossen".
- trugen zu weit auf die seit ] Han: Außred, V. 237: "Der hat Jn weit auf die Seitten tragen".
- man schwang jhm nimmer die Gärten ] "Der Zieler deutet mit dem Hin- und Herschwingen seiner Gerte (Zeigrute) das Fehlen der ganzen Schieß-Wand an" (Wassmannsdorf 1887, S. IX, Anm. z. St.)
- vmbspringens vnnd auffschreibens werd ] Bei den Schützenfesten wurde penibel Buch geführt, nicht nur über die gemeldetetn Schützen, ihre erzielten Treffer und Fehlschüsse, auch musste jeder Bolz einzeln registriert werden (vgl. Wassmannsdorff 1887, S. XVIII ff.). - umspringen, 'jdn. springend umgeben',[375] um den Schützen zu feiern?
- schoß eim ein Pomerantzen vom Kopff/ wie Histaspes vnnd Wilhelm Dell den Apfell seim Kind ] Hystaspes, Ὑστάσπης, Vater oder Sohn des Dareios?[376] Oder königl. Förderer u. Schüler Zarathustras? Oder Dareios I. (549-486 v. Chr.), Sohn des Hystaspes selbst? EXPERTENRAT (Klassische Philologie) Dareios I. bezeichnete sich als Meister in allen Künsten wie Reiten, Bogenschießen und der Jagd. (Strabo 15,3,8 über die Inschrift am Grab des Dareios; LCL 241, 166; das Epitaph auch bei Athenaeus X, 434d, jedoch abweichender Inhalt). Vgl. hierzu Rüdiger Schmitt: Achaimenideninschriften in griechischer literarischer Überlieferung. In: Acta Iranica. Encyclopedie permanente des études Iraniennes. Deuxième série: Hommages et opera minora. Leiden: Brill 1988 (Acta Iranica 28), S. 17-38, hier "Dareios I.: Grab", S. 26-30. Die von ihm geprägte Münze, der Dareikos, zeigt ihn als König und Bogenschützen (τοξότης); vgl. Carsten Binder: Plutarchs Vita des Artaxerxes. Ein historischer Kommentar. Berlin: de Gruyter 2008, S. 149. Über die Erziehung der Perser äußert sich Herodot I,136 wie folgt: "Sie erziehen ihre Knaben im Alter von fünf bis zwanzig Jahren so, dass sie ihnen nur drei Dinge lehren: Reiten, Bogenschießen und die Wahrheit sagen." (Übers. nach A.D. Godley, LCL 117, 176). - Zu Wilhelm Tell vgl. Münster: Cosmographia 1550, S. 430 f.: "daß er ... dem kind den öpfell härab schoß" - mit einem Holzschnitt, der diese Szene darstellt; auch bei Hondorff: Promptuarium 1574, Bl. 355r (nach Münster); Rivander: Promptuarium 1581, 239v. Vgl. noch Franck: Weltbuch 1542, Bl. 184v: die Mamelucken sind so "künstlich mit schiessen/ also dz einer eim ein Pomerantzen .xii. oder .xv. schritt vom haupt scheußt ongefar". Zum Motiv: Stith Thompson: Motif Index, F661.3 "Skillful marksman shoots apple from man's head"; Hans Joachim Stein: Schützenkünste. In: EM 12, 267-272; Regina Bendix: Tell, Wilhelm. In: EM 13, 347-352; W. Eckehart Spengler: Apfelprobe. In: EM 1, 626-628. Im HWA wurde der Artikel "Meisterschuss", auf den dreimal verwiesen wird, schlicht vergessen.
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- Sein Geschoß war aller Ehren werd ... solcher faulen außreden müsig zustahn ] Wacker, Liste 43: "Reihe von Ausreden wegen versagender oder schlechter Schüsse".
- dz mans mit trummen vnnd Pfeiffen aufftrug ] fehlt in A; auch B hat hier "aufftrug" (Druckfehler) - mit Trommeln und Pfeifen auftragen (vgl. FWB auftragen 1-12, 'übertragen, darreichen') ergibt keinen Sinn; gemeint ist: austragen, 'unter die Leute tragen'; s. FWB austragen 7 'etw. unter die Leute tragen, herumerzählen, ausschwatzen'.
- Jm stechen verlor ers nimmer, es wer dan die senn zerstochen, verruckt oder zerprochen ... oder het den schuß verschufft: oder hets auff die büchsen trufft ] Nach Hauffen 1908, S. 282 erweitert aus Sebastian Brant: Narrenschiff. Basel 1494, Kap. 75: "Von bosen schutzen" (unzutreffend: keine Übereinstimmungen, außer im Thema); Zarncke (1854) druckt S. 419 die Stelle aus der Gkl. vollständig ab. - Zu den zahlreichen Ausreden des Schützen, nicht getroffen zu haben, vgl. Lucas Osiander: Abfertigung Der vermeindten Replic Christophori Rosenbusches/ Jesuiters. Tübingen 1587, S. 10: "Da er jme dann (wie man im Sprichwort sagt) siben vnd sibentzig außreden (wie ein Armbrustschitz) bevor behelt". - Nur in Handschriften überliefert ist ein Gedicht von Balthasar Han (1505-1578), Bürger zu Frankfurt; s. Balthasar Han's Ausreden der Armbrust- und Büchsenschützen. Aus einer Handschrift des 16. Jahrhunderts hrsg. von Karl Wassmannsdorff. Heidelberg: K. Groos 1887, nach der Hs. Wolfenbüttel, HAB Cod. Guelf. 1.2.1.Aug.2°, Bl. 224r-237v; eine weitere Hs. in Erlangen UB, Ms. 1620, Bl. 186r-195v (geschrieben um 1570/77 in Augsburg). Wassmannsdorff druckt die Stelle aus der Gkl. (S. VIII-X) ab mit Verweisen auf die Verszahlen bei Han. Wassmannsdorf vermutet (wohl zu recht), dass Fischart das 548 Verse umfassende Gedicht aus einem (verlorenen) Druck kannte, der nach 1560 und vor 1568 erschienen sein dürfte. Das Gedicht von Han ist wiederum etwas verändert und erweitert für den Druck aufbereitet worden von Hans Heinrich Grob: Ein Lobspruch der Schützen Darinnen die außreden/ vnd fürwort der loblichen Büchsenschützen. [Holzschnittvon Tobias Stimmer (?)] [Zürich:] Rudolf Weissenbach 1603 Digitalisat. Neudruck Zürich: Orell 1854; zuvor in ZfdA 3 (1843), S. 239-266.
- Jm stechen verlor ers nimmer ] das Stechen verlieren: "wenn zwei schützen, welche beim scheibenschieszen gleichen erfolg gehabt haben, mit einem letzten schusz stechen, d.h. eine endgültige entscheidung herbeiführen; ein ausdruck der vom stechen um den preis beim turnier entlehnt ist" (DWB 17, 1267: stechen 18b); Han: Außred, V. 143: "Der Neunt sprach: 'Ich hab offt gstochen | auff vilen hauptschiessen vmb dz besst' ".
- im Folgenden ist der Text der Schützenfehler vollständig zitiert; nach Abschluss der Erklärungen und Parallelstellensuche einkürzen!
- es wer dann die senn zerstochen/ verruckt oder zerprochen ] Han: Außred, V. 168 f.: "ainem war die Seen zerprochen; | Dem anndern war ein Stich drein gstochen". Bricht die Sehne, kann ein Nachschuss gewährt werden (Wassmannsdorff 1887, S. XIX u. XXI). "Den Ausdruck V. 169: ein in die Senne gestochener Stich - vermag ich nicht zu deuten" (ebd., S. XXV).
- oder das Schloß hett gelasen ] Han: Außred, V. 170: "Einem hett dz schloß gelassen"; Grob 1603, S. [13], Nr. 20 "Dem dritten hatt das schloß gelassen" und S. [16], Nr. 76: "das schloß zfrüh glassen". - lassen, v. von Dingen, die nicht zu halten sind, "die armbrust läszt, wenn die sehne weicht und daher das geschosz davon fliegt" (DWB 12, 213: lassen 2), unvermutet 'losgehen'.
- oder ein Wind hett jhn angeplasen ] Han: Außred, V. 208: "Einem ist der wind zu groß"; Grob 1603, S. [14], Nr. 31: "Eym anderen ist der Wind zu groß".
- oder einer hett jhn gestossen ] Han: Außred, V. 171: "Der aine hett den anndern gstossen, | Damit dz er nicht troffen thett".
- oder der Stul wer verritscht ] Han: Außred, V. 176: "ainem ward der Stuell verruckht"; verritschen, v. 'rutschen machen', 'verrutschen'.[377]
- oder der Stand war vneben ] vgl. Schießstand, m. "der abgesteckte platz, wo der schütze beim scheiben- oder vogelschieszen steht" (DWB 15, 52).
- oder hett was vmb das Jnbeyn geben ] Han: Außred, V. 173: "ainer sein Inbain verloren hett". Inbein, n. (DWB 10, 2104, diese Stelle, ohne Erklärung). Möglicherweise ein inneres Teilstück des Schlosses aus Bein (Knochen) geschnitzt (Gegenstück zum Zünglein).
- oder die Sen war zu lang: daß ihm der Schuß nidersanck ] Han: Außred, V. 174 f.: "Dem anndern war die Seen zu lanng, | damit sein Schiessen Nidersannckh".
- oder hett den Bogen gehengt ] Han: Außred, V. 178: "ainer hat den Bogen gehenngt"; vgl. Wassmannsdorff 1887, S. XXV: "Hängen (Schief-sein) des Bogens", wenn der Stahl nicht recht eingebunden ist, hängt er auf einer Seite, und die Schüsse gehen zur Seite. Vgl. hängen, v. 'nachgeben'; 'niederlassen'.[378]
- oder die Seul zersprengt ] Han: Außred, V. 179 "der annder hat Jn [den Bogen] gar zersprenngt" u. V. 181: "ainem war die Sewl zerspalten". Wenn Bogen oder Säule (Schaft) zerbrechen, können zwei Nachschüsse gewährt werden (Wassmannsdorff 1887, S. XIX).
- oder die Nuß war zu klein ] Nuss, f. "eine rundlich ausgehöhlte kerbe in einem beweglichen stück eisen (dem kern), worin die gespannte sehne ruht und mittels eines die nusz zurück ziehenden drückers losgeschnellt wird" (DWB 13, 1014: Nuss II 1). Teil des Abzugsschlosses der Armbrust, in welchen beim Spannen die Sehne gezogen wird. Die Nuss ist mit einer Kimme oder Kerbe versehen, in der das untere Ende des Bolzens ruht (Wassmannsdorff 1887, S. XXVII; Hinw. Barthold (1847), S. 175). Han: Außred, V. 182: "ainem war die Nuss zu klain".
- oder der Poltz nicht rein ] Han: Außred, V. 183: "Dem anndern war der Poltz nicht rain".
- oder einer neben jhm auffstund ] Han: Außred, V. 186: "einer thet neben aim aufstan".
- oder die Nuß gieng nicht vmb sehr rund ] Die Nuss muss sich glatt bewegen lassen für das Auslösen des Schusses. Han: Außred, V. 189: "einem nicht vmbgienng die Nuß".
- oder die Wind wer vberrungen ] Winde, f. Vorrichtung zum Drehen, Spannen der Armbrust.[379] Han: Außred, V. 191: "Einem thett die windten Prechen".
- vberrungen ] überringen, v. die Winde 'im Übermaß spannen', nicht im DWB; vgl. ringen, v. 'winden, zusammendrehen'.[380]
- das Beyn abgesprungen ] Aus Knochen (Bein) sind mehrere Teile der Armbrust gefertigt: Nuss, Zünglein, Treff u.a.; vgl. Barthold (1847), S. 175. Han: Außred, V. 192: "Einem ward dz Pain abgesprungen".
- Oder hett zu vil eingeleimet ] Han: Außred, V. 199: "Der Sechst hat zuuil eingelaümbt". - einleimen, v. 'glutine inserere';[381] 'mit Leim einfügen, befestigen', 'in den Leim legen' (von Tischlerarbeiten);[382] ob hier zutreffend? Vielleicht von den Federn des Bolzens, die in die Vertiefung eingeleimt wurden.
- oder den Poltz nicht recht eingereimet ] einräumen, v. 'an die (rechte) Stelle setzen'; [383] Han: Außred, V. 200: "Dem Sibenten thet der Poltz nit farn".
- oder daß schloß nicht gehangen ] Druckfehler (Schon in A: "oder das schloß nicht gehangen") lies: "schloß het gehangen"; Han: Außred, V. 202: "Der Neunte hat dz schloß gehanngen"; Grob 1603, S. [14], Nr. 28: "Dem eilften war das schloß gehangen".
- Oder jhm zweymal war gangen ] Han: Außred, V. 203: "Dem zehenten ist es zway mal ganngen".
- Oder war jhm zu Hart ] Han: Außred, V. 204: "Dem ailfften ist dz schloß zu hartt".
- oder der Bock zu krumm (beim Schießen) ] Han: Außred, V. 206: "Einem ist der Bock zu krumb". Der Bock kann nicht das hölzerne Gestell sein, auf dem die Hakenbüchsen aufruhten, da es noch um die Fehler der Armbrustschützen geht. Geht es um die Bezeichnung des Gestells, auf das man sich zum Schießen stellt? Vgl. DWB 2, 204: Bock 10.
- Oder der Pfeil zu stump ] Han: Außred, V. 207: "dem anndern ist der Polcz zu stumb". Vgl. stumm, adj. von Dingen im Sinne von 'geräuschlos'.[384] Weil der recht abgeschosse Bolz pfeifen müsste?
- oder das Geschoß zu groß ] Han: Außred, V. 209: "Dem andern ist zu schwer sein gschoß".
- oder die wartz jhm abschoß ] Han: Außred, V. 214: "ainem ward die wartz abgeschossen". Warze, f. an Geräten, 'warzenförmiger Ansatz am Geschoß', 'Flügel'; erhöht die Treffsicherheit.[385] Dann müsste abschießen bedeuten 'davon springen', 'abplatzend davon fliegen'; diese Bedeutungsangabe weder im DWB noch FWB.
- oder der Treff nicht recht kam ] Treff, m. n. vgl. oben, S. 350 "verwart das treff" (dort eher 'Ziel'); hier: "scheint das untere Ende desselben zu sein, an das die losschnellende Senne anschlägt; dieses Endstück des Bolzens besteht aus einem an dem Holz des Bolzens angebrachten Stück Bein" (Wassmannsdorff 1887, S. XXX); Han: Außred, V. 216: "einem kam dz treff nit recht"; Grob 1603, S. [14], Nr. 39 "Der zehendt hat das treff nit recht".
- oder der Windenschlupff jhm entkam ] Windenschlupf, m. Seilring "an der Winde, der über das Schaftende bis zu dem durch die Säule gehenden Stahlzapfen geschoben wird, an dem er während des Spannens Halt findet" (Wassmannsdorff 1887, S. XXXII); Han: Außred, V. 218: "Dem dritten prach der windenschlupff". Zu Schlupf, m. 'Schlinge, Schleife, Strick, Schlaufe'.[386]
- oder der Windfaden gewichen ] Han: Außred, V. 222: "Einem ist der windfad gewichen"; vgl. "der wyndfad ist geschmyert" (Brant 75, V. 17). Die Sehne der Armbrust besteht aus einer Anzahl von 'Fäden', "um die ein 'Windfaden' geschlagen (d.h. gewickelt ...) wird", der sie zusammenhält (Wassmannsdorff 1887, S. XXV; DWB 30, 298 f).
- oder die Nuß entzwei gestrichen ] Han: Außred, V. 220: "Dem Fünfften war die Nuss entzway". Beim Brechen der Nuss kann ein Nachschuss gewährt werden (Wassmannsdorff 1887, S. XIX u. XXI). - unklar, was 'entzwei streichen' hier bedeuten soll EXPERTENRAT: Lexikographie.
- oder der Poltz hett sich gestrichen ] Han: Außred, V. 223: "dem anndern hat sich der Polcz gestrichen". - streichen, v. 'sich davonmachen';[387] 'ausreißen'.[388]
- oder het das messen vergessen ] Han: Außred, V. 225: "der annder hat das messen vergessen". Was bedeutet das Messen beim Schießen? Das Abschätzen der Entfernung zum Ziel?
- oder das Reißbein gieng jhm auff ] Han: Außred, V. 226: "Einem gienng dz Reißbain auf". Reißbein, n. "beingerät an der armbrust, wahrscheinlich zum spannen der sehne" (DWB 14, 753); wohl eher nicht, sondern aus Knochen geschnitzter Teil des Schlosses; dasselbe wie das Zünglein oder zwischen demselben und der Nuss befindlich? Der Schuss löst sich dann verfrüht von selbst.
- oder das Zünglin kroch vnnd hieng ] Züngelein, n. Teil des Schlossmechanismus' der Armbrust, Abzugsfeder. Mit dem Druck auf das Zünglein dreht sich die Nuss im Schloss und gibt die Sehne frei (Wassmannsdorff 1887, S. XXVIII). Han: Außred, V. 231: "Dem Fünfften dann das zunglein kreucht"; Grob 1603, S. [14], Nr. 46: "dem anderen dann das Zünglin kreücht". Wenn das Zünglein kreucht, ist es "zu tief in den hiefür bestimmten Einschnitt der Säule eingedrungen" (Wassmannsdorff, ebd.).
- oder ein feuchter lufft gieng ] Han: Außred, V. 230: "Dem vierten ist der lufft zu feucht"; Grob 1603, S. [14], Nr. 45: "Dem eynen ist der Luft zu feücht"
- oder der berg wär zu weich/ daß der Poltz zu tieff hinein schleich ] Han: Außred, V. 232 f. "Einem ist der Bergk zu weych; | Dem anndern der Polcz zu Tieff nein schleich". Der Berg ist aus Lehm gefertigt, der die Bolzen abfängt, wenn sie durch die Scheibe dringen. Ist der Lehm noch nicht genug getrocknet, verschwindet der Bolz völlig im Berg; schleichen, v. 'gleiten', auf Dinge übertragen.[389]
- oder giengen die Federn ab ] Han: Außred, V. 234: "Einem gehn die federn ab".
- oder der windfad ein streich gab ] Han: Außred, V. 236: "Einer ließ ain Windfaden schlagen"; s. oben: "Windfaden". Ist der Windfaden gelöst, könnte er dem Bolz einen zusätzlichen Streich (Schlag) geben, der ihn ablenkt.
- oder die senn erließ sich ] Han: Außred, V. 241: "dem anndern thut sich die seenen strecken"; erschlaffte (von der Sehne); eine "längere Zeit benützte Senne wird 'mat' (matt)' (Wassmannsdorff 1887, S. XXV; DWB 3, 390: erlassen 6 b, diese Stelle).
- oder vergieng jhm das gesicht/ daß er zu weit ins windloch sticht ] Han: Außred, V. 242 f.: "Einem wirt zu Plöd dz gsicht, | Dz Er ganncz weit Jns wintloch sticht"; die Beeinträchtigung des Sehvermögens; Grob 1603, S. [15], Nr. 47: "Jehnem wirt zu blöd das gsicht/ daß er neben dScheiben sicht" (Hinw. Wassmannsdorff 1887, S. 21, Anm. 29). Vgl. Windloch, "scherzhaft: ins windloch stechen, daneben schieszen" (DWB 30,312).
- oder het im zuviel herab geprochen ] Han: Außred, V. 473: "ainer hat zuuil herab gebrochen". - herab brechen: vgl. abbrechen, v., refl. 'sich einschränken, sich mäßigen'.[390]
- oder das gesicht verstochen ] Han: Außred, V. 474: "der annder hat dz gsicht verstochen"; Grob 1603, S. [15], Nr. 50: "dem dritten hatt das gsicht verstochen". Vgl. verstechen, v. "versagt den Dienst, wenn es dem schützen vor den augen flimmert" (DWB 25, 1636: verstechen 3 b, mit dieser Stelle).
- Oder bey der Büchssen hat er nicht wol gewischt ] (Zusatz C: "bey der Büchssen") - Ab hier sind die Büchsenschützenausreden aufgezählt; Han: Außred, V. 475: "Der aine hat nicht recht gewischt"; Grob 1603, S. [15], Nr. 54: "Der eine hat nit recht gewischt". - Vgl. Wischer, m. "fachsprachlich. kriegstechnisch bürstenstange zum reinigen des geschützrohres und gewehrlaufs" (DWB 30, 723: Wischer 2 b).
- oder das Puluer het gepflitscht ] (A, B: gepfischt) - Han: Außred, V. 476: "dem anndern hat dz Puluer Pfischt"; Grob 1603, S. [15], Nr. 55: "dem anderen dann das bulfer pfischt"; hierzu Wassmannsdorff 1887, S. 26, Anm. 71: "pfitscht; d.h. es ist abgeblitzt, ohne daß die Büchse sich entladet". Vgl. flitschen, v. 'flattern', vom Geräusch des abgeschossenen Pfeils, "Flitsche";[391] pfitschen, v. 'aufjucken, verpuffen'.[392]
352
- oder der schuß versagt ] Han: Außred, V. 477: "ainem hat der Schuß versagt"; Grob 1603, S. [15], Nr. 56 "Jehnem hat der schutz versagt".
- oder jhn verwagt ] verwagen, v. 'verwackeln';[393] Han: Außred, V. 478: "der annder ist zuuil verzagt".
- oder nit recht eingeraumpt ] einräumen, s. o. "den poltz nicht recht eingereimet"; Han: Außred, V. 480: "der annder nicht recht eingeraumbt"; Grob 1603, S. [15], Nr. 59: "nit recht eingeraumpt".
- oder der filtz versaumt ] Der Filz wurde vermutlich zum Reinigen des Laufs oder Zündlochs verwendet; Han: Außred, v. 481: "ainer hat den Filtz vergessen".
- oder dz Puluer wer zu feucht ] Han: Außred, V. 483"ainem ist dz Puluer feucht"; Grob 1603, S. [15], Nr. 63: "das bulfer ist dem siebenden zfeücht".
- oder das futertuch zu leicht ] (Pflaster); Hinw. Barthold (1847), S. 175. Vgl. Han: Außred, V. 487: "ainer hett zu grob futtertuech"; Grob 1603, S. [15], Nr. 65: "Der neündt hat zu grob futter tuch/ geh heim vnd dir ein reiners such". - Futtertuch, n. 'ein Tuch etwas hineinzuschlagen' (DWB 4, 1097: Futtertuch 2; nur diese Stelle). Gemeint ist ein besonders leichtes, feines Tuch zum Reinigen der Kugeln, vgl. die im FWB unter Pfund 1 zitierte Stelle aus Baumann, Bauernkr. Rotenb. : "kain leychter tuch ... ausgenomen futertuch weys". Ist das Tuch zu leicht, wird die Kugel nicht genug gereinigt, ist es zu grob, wird die Kugel nicht glatt genug poliert.
- oder der schwam nit prent ] Han: Außred, V. 489: "ainem will der Schwamm nicht brennen"; Grob 1603, S. [15], Nr. 66: "Dem zehenden wil der schwum nit brinnen".
- oder die Sonn plent ] 'blendete'.
- oder daß schloß war verrürt ] verrühren, v. 'durch Rühren unbrauchbar machen' (DWB 25, 1028); doch wohl eher zu verrühren 3: 'verschieben, in falsche Lage kommen' (ebd.).
- oder hett nit vor der kugel gschmirt ] Han: Außred, V. 496: "vnnd hat nicht vor die Kugl gschmiert"; Grob 1603, S. [15], Nr. 67: "vnd nit zuvor die kugel gschmirt".
- oder der han schlug nit ein ] Han: Außred, V. 497: "Einem schlueg der Han nicht ein"; Grob 1603, S. [15], Nr. 69: "Jehnem schlug der Han nit eyn".
- oder felet schmär: das ist gut wein ] Es fehlt an Schmiermittel, d.h. Wein für den Schützen; vgl. Han: Außred, V. 498: "der annder het zuuill des Wein" und V. 504: "Der annder hat vergessen dz Schmer"; Grob 1603, S. [15], Nr. 68: "Der zwölft hat zuvil gladen weyn" und S. [16], Nr. 75: "der selb vergessen hatt das schmer". Fischart verbindet beides: zu wenig Fett (um die Kugeln zu schmieren) und ein wenig Wein (um die Gurgel des Schützen zu schmieren).
- oder het den schuß verschufft ] verschupfen, v. 'verdrehen';[394] Han: Außred, V. 507: "ainer hat den Schuß verschupfft".
- oder hets auff die büchsen trufft ] Han: Außred, V. 508: "dem anndern hats auf die Puchssen trupfft" (getropft).
- der sagt jm hinwider solcher faulen außreden müsig zustahn ] Vgl. Han: Ausreden (s.o.).
- wann der jäger kompt vnnd sag. Wer daß nit gewesen etc. so pringt er keinen Hasen ] "Wann der Jäger sagt: 'Wann das nicht gewesen wer', so bringt er kein Hasen heim." (Wander: Jäger 70); wohl von Fischart.
/ 266
- des Nisi konnt ich nie geniessen ] nisi, lat. 'wenn nicht', 'außer', 'es sei denn'; genießen, v. 'Nutzen ziehen'. Nicht bei Wander (s.v. Nisi).
- wie kein kunst ... leben ohn keib ] (Ein Priamel). Wander: Ding 1148 (ohne Nachweis). [Stelle gefunden beim Aufschlagen des Buchs] und Wander: Kunst 69 (mit Nachweis); nicht bei Gerke.
- (mit) geschraubten oder gezogenen Büchssen wol schissen ] Diese Stelle zitiert bei Winfried E. Tittmann: Die Nürnberger Handfeuerwaffen (2018), S. 261 f.; s.o. S. 352. Die Innovation des gezogenen Laufs erlaubte eine besonders präzise Geschossführung und wurde daher bei manchen Schützentreffen als unerlaubter Vorteil verboten.
- faule schnacken ] faule Ausreden; vgl. Schnack, m. Schnacke, 'Geschwätz, Geplapper, dummes Gerede'.[395]
- man hab zuviel am backen (haben) ] Han: Außred, V. 501: "Einer het zuuil am Backen".
- oder die büchß hab gestossen ] Han: Außred, V. 509: "ainen hat die Buchs gestossen".
- Glockengeck ] Glockengeck, Adhoc-Kompositum: von einem Narren, der beim Klang der Glocke erschrickt; Geck, m. 'Narr, Tor'.[396]
- Bist Härings Art/ stirbst vom Plitz/ oder Krebsart/ stirbst vom Donnerknall ] Vgl. Christoph Lehmann: Florilegium Politicum auctum. Tl. 1. Frankfurt/M.: Johann Gotfried Schönwetters Erben, 1662, S. 251, Furcht 16: "Ein Furchtsamer ist wie ein Hering/ er stirbt vom Blitz/ wie ein Krebß stirbt vom Donnerknall."; Justus Georg Schottel: Ethica, die Sittenkunst oder Wollebenskunst. Wolfenbüttel: Paul Weiß 1669, Lib. 2, Cap. 13. De timore, S. 225: "Ein solcher Furchtsamer ist wie ein Hering/ er stirbet vom Blitz/ wie ein Krebs stirbt vom Donnerknall." Johannes Jabocus de Weingarten: Prodromus Speculum Judicum. Prag: Johannes Arnolt 1674, (94): "Ein Forchtsamer ist wie ein Hering/ er stirbt vor dem Blitz/ wie ein Krebs vor dem Donner." Wander, Heringsart: "Er ist Heringsart, er stirbt vom Blitz". Wohl alles nach Fischart! Kelley 1968, Nr. 325; nicht bei Gerke.
- Förchst nicht: wanns Tonnert/ ein Tron werd vom Himmel fallen? ] Tron, 'Klotz'; Nebenf. von Trumm, n. 'Holzklotz, Baumstumpf';[397] vgl. Tronk, m. frz. tronc, lat. truncus, 'Baumstumpf'.[398] Bei Kelley 1968, Nr. 117 als Sprichwort gelistet.
- laut kecklich ] lautet, v. '"auf sinn und gehalt des lautgemachten betonung legend" (DWB 12, 374, lauten 7); kecklich, adv., 'kühn', 'furchtlos',[399], zu keck, adj. 'lebendig', 'kühn'.[400]
- Die Gethischen völcker/ wanns donnert/ Schossen sie inn all macht mit Pfeilen dargegen/ dem Jupiter solchen trotz zuwehren/ seine rumpelende steinfässer vmzukern ] Herodot berichtet (4, 94) anlässlich der Unterwerfung der Geten durch Dareios I (513/512 v. Chr.) über ihren Götterglauben an den Gott Salmoxis: "Eben dieselben Thraker schießen auch mit Pfeilen in die Luft gegen Donner und Blitz und bedrohen den Himmelsgott [i.e. Zeus], weil sie glauben, es gebe keinen anderen Gott als ihren eigenen." (Übers. Theodor Braun/Hannelore Barth). - Die rumpelnden Steinfässer, mit denen der Donner erzeugt wird, sind Fischarts Zutat. Auch bei Zwinger: Theatrum vitae humanae 1565, S. 976: "Getae Thraciae populi, dum tonat fulguratque, in coelum sagittas excutiunt, Deo minitantes, quòd nullum alium praeter suum Zamolxim esse arbitrantur. Herod. lib. 4".
- steinfässer ] 'mit Steinen befüllte Fässer' oder 'Fässer aus Stein'? (nicht im DWB); vielleicht sind hier die zwei Fässer (πίθοι) gemeint, aus denen Zeus den Menschen abwechselnd oder zugleich Gutes und Böses verabreicht (Homer: Ilias 24, 527 ff.; Platon: Politeia 379d).
353
- kugelklemmer ] Adhoc-Bildung; "wie es scheint, leute die die kunst besitzen wollten, geschossene kugeln aufzuhalten, zu klemmen?" (DWB 11, 2542, diese Stelle). Wohl unzutreffend, vgl. hingegen die Methode, eine Kugel in das Geschütz einzuklemmen, um es dem Feind unbrauchbar zu hinterlassen: "Hat man länger Zeit, so kann bei Kanonen eine Kugel, mit einer passenden Filzplatte zur Hälfte umgeben, in die Seele bis an dne Boden gedrückt werden, so daß die Platte unten liegt. Ein solches Geschütz ist nur dadurch in Stand zu sezten, daß man es so lange glüht, bis der Filz verzehrt ist." (F. von Bentheim: Leitfaden zum Unterricht in den Kriegswissenschaften. Berlin 1840, S. 87, "Momentanes Unbrauchbarmachen von Geschützen"). Mit solchen Geschützen kann dann nicht mehr gedonnert und geblitzt werden.
- meher als ein Löenmut ja vber Basiliscenmut ] Die heutigen Leute sind mutiger alsder Löwe und Basilisk, da diese ja den Hahnenschrei und ein Geräusch vom Wiesel fürchten, die Leute aber sich vom Kanonendonner keineswegs schrecken lassen.
- dann die Löen förchten ein Hanengeschrey/ die Basiliscen ein geräusch vom Wisel ] Plinius: Nat. hist. 8,52: "atque hoc tale tamque saevum animal ... et gallinaceorum cristae cantusque etiam magis terrent" / "Und dieses so gewaltige, so furchtbare Tier [der Löwe] fürchtet sich ... vor dem Kamm und noch mehr vor dem Krähen des Hahnes" (Übers. Roderich König); Aelian, De nat. animal. 3, 31; Lucr. 4, 710-714; Corpus fabularum Aesopicarum (= Aes.) Nr. 292 (Der Löwe beklagt gegenüber Prometheus seine panische Furcht vor dem Hahn). Vgl. Aesop Nr. 82 (Esel, Hahn und Löwe): "Beim Lärm des krähenden Hahnes bekam der Löwe aber einen gewaltigen Schrecken - es heißt nämlich, dass die Löwen vor dem Geschrei der Hähne Angst haben - und wandte sich zur Flucht." (Übers. Rainer Nickel) (Nr. 82, S. 86/87). - Auch bei Johannes Geiler von Kaysersberg: "Der Löwe fürchtet einen weißen Hahn [...] er fürchtet seinen Kamm und sein Krähen" (Johannes Geiler von Kaysersberg: Ausgewählte Schriften 1: Der höllische Löwe. Trier 1858, S. 48). - Der Basilisk wird vom Geruch (!) des Wiesels getötet: Plinius, Nat. hist. VIII, 79: "necant illae simul odore moriunturque" / "die Wiesel töten sie durch ihren Gestank und sterben gleichzeitig selbst". Auch bei Isidor: Etym. XII, IV, 6 f.
- Lit.: Jochem Küppers: Der Löwe in der antiken Fabel und Novellistik. In: Die Romane von dem Ritter mit dem Löwen. Hrsg. von Xenja von Ertzdorff. Amsterdam 1994 (Chloe 20), S. 95-117, hier S. 110. Digitalisat; Thomas Hofmeier: Basels Ungeheuer. Eine kleine Basiliskenkunde (Basiliskologie). Bd. 2. Berlin, Basel 2009.
- Puluerscheissenden vnd Salpeter furtzenden höllenfund ] Pulver und Salpeter explosionsartig von sich gebend; Höllenfund, m. 'Erfindung der Hölle' (nicht im DWB); vgl. Fund, m.[401]
- Teuffelsgeschrey ] nicht im DWB.
- mit den Püchssen Pröllen ] 'mit dem Brüllen der Büchsen'; s. brollen, bröllen, v. 'brüllen',[402], und prollen, pröllen, v.[403]
- bey totzend ] 'im Dutzend' (une douzaine), im DWB nur ein Beleg mit der Präp. "bei dutzenden" (DWB 2, 1773).
- Erdbidems ] Erdbidem, n. 'Erdbeben'.[404]
- Also daß Granich recht schreibt ... als lieff einer mit nassen Stroschauwen gegen jhnen ] (daß die Kriegstechniken der Antike von Hannibal, Pyrrhus, Alexander, Antiochus, Caesar die heutigen Leute nicht mehr schreckt) - Niccolo Granucci (1522-1603) schrieb über die antike und die gegenwärtige Kriegsführung: "il modo del militare di quei tempi era del nostro men periglioso ... che Annibale non passerrebe piu i monti con la spauento de fuochi sulle corne de' Tori, perche hoggi gli huomini si ritrouano, che non hanno paura del diauolo, non che fussero ingannati dalle grosserie di quei tempi"; "die Kriegsführung jener Zeit war weniger gefährlich als in unserer ... so dass Hannibal nicht mehr die Berge passieren würde mit dem bloßen Schrecken vor den Feuern auf den Hörnern der Stiere. Denn heute finden sich Männer, die weder Angst vor dem Teufel haben noch sich hinters Licht führen ließen von der Einfalt jener Zeit" (Übers. U.S.; La Piacevol notte 1574, Bl. 18v). Wenig später heißt es , "che se risuscitassero Antioco, Pirro, Alessan. Mag. et Cesare, co' loro Elefanti, Carri falcati, Arieti, Falci, Torri, et altre Macchine da guerra; et uedessero le nostre Artegliarie ... resterebbero affrontati, et sospesi"; "wenn sich Antiochus, Pyrrhus, Alexander der Große und Caesar wieder erheben würden, mit ihren Elefanten, Sichelwagen, Sturmböcken, Mauerbrechern, Türmen und anderen Kriegsmaschinen, und unsere Artillerie erblickten .. würden sie entehrt und verzweifelt zurückbleiben." (ebd., Bl. 19r)
/ 267
- Hannibald mit seinen Ochssen ] Eine Kriegslist, die er gegen Quintus Fabius Maximus im Falernischen Gebiet anwandte; Cornelius Nepos: Vitae, Hannibal 5: "namque obducta nocte sarmenta in cornibus iuvencorum deligata incendit eiusque generis multitudinem magnam dipalatam immisit. quo repentino obiecto visu tantum terrorem iniecit exercitui Romanorum, ut egredi extra vallum nemo sit ausus."; "Nach Einbruch der Nacht ließ er nämlich jungen Stieren Reisbüschel auf die Hörner binden und anzünden, und eine große Menge solcher Tiere, die sich dann nach allen Richtungen zerstreute, auf ihn zutreiben. Durch den Anblick dieser plötzlichen Erscheinung setzte er das Römische Heer so in Schrecken, daß kein Mann es wagte, aus der Verschanzung herauszugehen." (Übers. Johann Dehlinger, Stuttgart 1827, S. 179); auch bei Plutarch: Fabius Maximus 6: die mit Fackeln umherziehenden zweitausend Rinder werden wild und vom Feind für Krieger Hannibals gehalten. Auch bei Frontinus: Stratagemata I,28 "noctu boves, quibus ad cornua fasciculos alligaverat sarmentorum, subiecto igne dimisit"; "Demnach band er brennende Reisigbündel an die Ochsenhörner und ließ die Tiere nachts los", die wildgeworden mit Lichtern umherrennen und die Römer unter Fabius Maximus in Panik versetzen (Übers. nach C. E. Bennett, Mara B. McElwain; LCL 174, S. 51); Polyainos: Strategika VI, 38 (Hannibal), 8.
- Pyrrhus mit seinen Elephanten ] Plutarch: Pyrrhos 21: "den entscheidenden Erfolg aber erzielte er durch die Kraft und Wucht der Elefanten, gegen welche die Römer außerstande waren, ihre Kampftüchtigkeit zu bewähren, und vielmehr gleichsam dem Anrollen einer Meereswoge oder einem alles niederreißenden Erdbebenstoß ausweichen zu müssen ..." (Übers. Konrat Ziegler). Frontinus: Stratagemata II, 13: "Pyrrhus Epirotarum rex pro Tarentinis adversus Romanos eodem modo elephantis ad perturbandam aciem usus est."; "Pyrrhus, König der Epiroten, der im Auftrag der Tarentiner gegen die Römer kämpfte, beschäftigte gleichfalls Elefanten, um die römische Armee in Verwirrung zu bringen." (Übers. nach C.E. Bennett, Mara B. McElwain; LCL 174, S. 131); Frontinus/Tacius 1573, II, Cap. 4, Bl. CCXLVIII v.
- Alexander mit seinen höltzinen rädergengigen thürnen ] Belagerungstürme auf Rädern wurden von Alexander bei der Belagerung der Hauptstadt der Mazagae eingesetzt; Quintus Curtius: Alexander VIII, X, 31: "Praecipue rudes talium operum terrebant mobiles turres, tantasque moles, nulla ope quae cerneretur adiutas, deorum numine agi credebant"; "Insbesondere die beweglichen Türme erschreckten die Männer, die solche Geräte nicht kannten, und sie glaubten, dass solche gewaltigen Bauten, getragen von unsichtbaren Kräften, durch den Willen der Götter bewegt wurden." (Übers. nach J.C. Rolfe; LCL 369, S. 322); vgl. Curtius: Alexander IV, IV, 10 f. (Belagerung von Tyrus); ebd. IV, VI, 9 (Einsatz, ohne Erfolg, bei der Belagerung von Gaza). Bei der Belagerung von Myndus setzt Alexander die hölzernen Belagerungs-Türme - πύργων τῶν ξυλίνων - ebenfalls ein (Arrian: Anabasis I, 20,8 u. 21,5). Nicht bei Frontinus: Stratagemata.
- Antiochus mit seinen hauenden hackenkarren ] Antiochos I. Soter setzte in der Schlacht bei Sardes 262 v. Chr. sichelbewehrte Streitwagen - δρεπανηφόρα τε ἅρματα - ein, die Eumenes I. fürchtete; Appian XI Syr., VI, 32: "(Antiochus) setzte auch Sensen tragende Streitwagen in den Raum zwischen den Armee, um die Schlacht zu beginnen, mit dem Befehl, nach dem ersten Ausfall sich zurückzuziehen." ebd. 33: "Als Eumenes dies wahrnahm, ignorierte er den Rest der feindlichen Streitmacht und fürchtete nur den Beginn der Sensen tragenden Streitwagen, die überwiegend gegen ihn gerichtet waren" (Übers. nach Brian McGing; LCL 3, 167). Vgl. Plutarch: Demetrius XLVIII über die gegen Demetrius geführten Sichelwagen - τῶν δρεπανηφόρων - des Seleucus (des Vaters von Antiochos Soter). Nicht bei Frontinus: Stratagemata.
- Caesar mit seinen Feurigen Bergablauffenden fässern ] Eine Kriegstaktik der von Caesar belagerten Uxelloduner: De bello gallico, VIII,42: "oppidani cupas sebo, pice, scandulis complent; eas ardentes in opera provolvunt"; "die Bürger füllten die Fässer mit Fett, Pech und Schindeln und richteten sie brennend auf die (Belagerungs-)Werke" und Bellum Civile II,11: "Cupas taeda ac pice refertas incendunt easque de muro in musculum devolvunt"; "Sie setzten Fässer mit Kiefernholz und Pech in Brand und rollten diese von der Wand auf die Bresche" (Übers. nach H.J Edwards und Cynthia Damon; LCL 72, 571 u. LCL 39, 141) - an beiden Stellen lassen seine Gegner vom Berg herab brennende Fässer herabrollen. Nicht bei Frontinus: Stratagemata.
- Stroschauwen ] Strohschaube, f. 'Strohbündel'.[405]
- sie füren heut ... Berg vmb die Stätt/ geleyten Mör darumb/ ja graben abgründ darumb ] Vgl. Fronsperger: Kriegßbuch/ Dritter Theyl 1573, Bl. CXXIIII v-CXXXI v ("Ein kurtzer Bericht/ wie man Schantzen verordnen soll", darunter auch solchen, die an einem Fluss angelegt werden, von dem aus man die Schanz-Gräben fluten kann, Bl. CXXVI r ff.). EXPERTENRAT: Fortifikation und Belagerungstechnik
- heut da man die Sündbrunst besorgt/ bauet man in die tieffe in die Wasser ] nicht ermittelt
- Sündbrunst ] (nicht im DWB); vgl. Brunst, f. 'Feuerbrunst';[406] analog zur Sündflut wird die große Feuersbrunst befürchtet (s. besorgen, 'befürchten' FWB, besorgen 1); möglicherweise von F. erstmals geprägt. [407] Schank (1974), S. 222 (spricht von neun vergleichbaren Komposita-Paaren; deren erster Teil [= Bestimmungwort] gleich ist), prüfen - Vgl. das geläufigere (letzte) "Weltbrunst, Welt-Brunst", f. (letzter) 'Weltenbrand'; 'Armageddon' (nicht im DWB; Belege 1659, 1677, 1685, 1690, 1698, 1733, 1735, 1762 u.ö.).
- Lit.: Almut Agnes Meyer: Heilsgewissheit und Endzeiterwartung im deutschen Drama des 16. Jahrhunderts. Heidelberg 1976 [MS]; Hartmut Lehmann: Endzeiterwartung im Luthertum im späten 16. und frühen 17. Jahrhundert, in: Die lutherische Konfessionalisierung in Deutschland. Hrsg. von Hans-Christoph Rublack, Gütersloh 1992, S. 545558 Vorschau; Endangst und Erlösung. Hrsg. von Peter Koslowski. München, Paderborn 2009 [MS]; Jean-Paul Clébert: Histoire de la fin du monde. Paris 1994 (Uni BI); Norman Cohn: Cosmos, chaos, and the world to come. New Haven 1993 (MS) autopsieren
- kombt doch etwan ein Goldbeschlagener vnd goldbeladener Esel darein ] Nero (bzw. seine Gattin Poppea) ließ seine Maultiere mit Silber beschlagen: Sueton: Nero XXX, 3: "soleis mularum argenteis"; "seine Maultiere ließ er mit Silber beschlagen"; Plinius XXXIII, 49 (140): "nostraque aetate Poppaea coniunx Neronis principis soleas delicatioribus iumentis suis ex auro quoque induere iussit"; "noch in unserer Zeit war es so, dass die Frau des Kaisers Nero, Poppaea, die Idee hatte, ihre geliebten Maultiere sogar mit Gold beschlagen zu lassen" (Übers. nach H. Rackham; LCL 394, 105). Daraus wird dann in späterer Wiedererzählung auch einmal ein goldenes Hufeisen: "Er [Nero] ließ die Maulesel mit guldinen Hufeisen beschlagen" (Caspar Diebolt: Historische Welt 1715, S. 93). - Als Apophthegma König Philipps von Makedonien wird bei Cicero: Epistulae ad Atticum, I, 16, 12 überliefert, dass goldbeladene Esel belagerte Festungen öffnen können: "quibus Philippus omnia castella expugnari posse dicebat, in quae modo asellus onustus auro posset adscendere"; "mit jenem Mittel, das nach Philipps Ausspruch die Tore jeder Burg öffnet, wenn nur ein goldbeladener Esel sie erklimmen kann." (Übers. Helmut Kasten). Vgl. Hor.: carm. III, 16, 14 f. (Anspielung); vergleichbar Apul.: Met. IX,18 "quod pecuniae cunctae sint difficultates perviae auroque soleant adamantinae etiam perfringi fores"; "dass alle Schwierigkeiten mit Geld überwindbar sind und dass Gold selbst diamantene Türen sprengt." Statt Cicero wird oft Plutarch: Apoph. reg. et imp. als Quelle für den Ausspruch Philipps angegeben, doch findet er sich nicht in heutigen Ausgaben der Regum et imperatorum apophthegmata. Vgl. etwa Georg Scherer: "Als ... König Philippus einest ein Hauptvöstung einzunemmen fürhabens war/ vnd die außspeher jm relation theten/ Es sey nit allein schwer sonder auch vnmöglich diser Vöstung zů bekommen. Fraget er sie/ Ob so vil raum vnd ort sey einen mit Gold beladnen Esel hin zubringen." Marg. "Plutarch. in Apo. Regum et imperat." (Teutsche Oration vnd Leichtpredig (auf Graf Karl von Mansfeld). Augsburg [1595], Bl. C ij r). - Im Fastnachtspiel von Hans Rosenplüt: Des künig von Engellant hochzeit bekommt selbst der schlechteste Turnierteilnehmer einen Esel mit tausend silbernen Schellen geschenkt: "Der esel ist vorn und hinden beschlagen | Mit vier güldein hufeisen, die muß er tragen | als lang, als der hof und di hochzeit wert." (Keller: Fastnachtspiele, Bd. 2, Nr. 100, S. 765,25).
- oder schießt Gulden Ketten hinein ] nicht ermittelt - Vgl. allenfalls Polyainos 4,16 (Antiochos, Sohn des Antiochos): als er eine thrakische Stadt belagerte, schmückte er edle Thraker, die er mit sich führte, mit goldenen Ketten. Die Belagerten warfen ihre Waffen weg, um ebenfalls unter Antiochos dienen zu dürfen. - Auf dem Einblattdruck "Geld/ regirt die Welt" sieht man eine Belagerungszene, in der Geld und eine Kette in die belagerte Stadt geschossen wird (Nürnberg: Paul Fürst 1652; vgl. Harms: Dt. Ill. Flugbll. I, Nr. 156)VD17 23:675014B (Den Hinweis verdanke ich Michael Schilling).
- oder schickt Bestechgold in eim Faß mit Wein ] nicht ermittelt - Bestechgold, n., lat. 'aurum, quo corrumpitur' (DWB 1, 1664, nur diese Stelle).[408]
- dz Hurrlebausisch geschütz ] hurlebausisch, Adjektivbildung zu Hurlebaus, m. Lärmen, Tumult, mhd. hurlebûs (Lexer 1, 1396, BMZ 1, 734b); ein malendes wort, das sich an das unten folgende hurlen und an bausen (theil 1, 1200) anschlieszt; dann auch auf das lärmen machende kriegsinstrument, die büchse oder kanone, übertragen (DWB 10, 1967); hurlebausisch, adj. u. adv. (DWB 10, 1967, beide Stellen aus Fischart, Gkl.). Vgl. Kap. 39, S. 455: "hurlebausisch wider das Schloß" (stürmen). - Nach Hauffen 1908, S. 279 aus: Das Liedt von dem Bentzenawer. Nürnberg: Valentin Neuber (um 1555): "Die erst Büchs thu ich nennen/ die heyst der Burlabauß" (Str. 9, Bl. Aij v). Ein Geschütz namens Hurlebuß gibt es jedoch schon bei Murner: Luth. Narr 79 ("die büchs, der hurlebuß").
- ein Weck vff in die andacht gebracht ] Weckauf, m. 'etwas, das aufweckt', 'Wecksignal' ; wohl zuerst als Geschützname ("Weckauff von Österreich"). [409]
- Heiligenehrsam ] Ableitung von Heiligenehre, f. 'Ehre, die den Heiligen gegenüber erwiesen wird';[410] etwa 'eifrig in der Verehrung der Heiligen' (den Namensgebern der Geschütze). Wohl kein Kompositum aus "ehrsam", 'honorabilis', 'angesehen' und den Heiligen.
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- eins andern Heiligen begevatterter Maurbrecher ] Geschütze wurden auf die Namen von Heiligen getauft (hier S. Peter, S. Marcus); begevattern, v. 'zum Taufpaten ernennen, wählen'; zu Gevatter, m. 'Taufpate'.[411]
- vom Berg Sina mit jhnen das Gesatz redet ] vgl. 5 Mose 5, 19.
- vor Welterstorbener demut ] welterstorben, adj. 'der Welt entsagend' wie "weltabgeschieden", 'weltfern, abgesondert von der Welt'.[412] Vgl. die weitverbreite Wendung "der Welt erstorben sein" (nicht im DWB), "der Welt absterben" (vgl. DWB 1, 131).
- wie die Moscowiter Legaten/ die den kopff zur ehrerbietung wider die Erd stossen ] Vgl. Sigmund von Herberstein: Rerum Moscovitarum Commentarii. Basel 1551. S. 138: "se inclinant, demittuntque, ut fronte terram contingant."; Herberstein: Moscouiter wunderbare Historien. Dt. von Heinrich Pantaleon. Basel 1567, S. CXXXXI f.: "Wann sy [die Legaten] dem Großfürsten für ein wichtigen handel wellend dancksagen/ oder ettwas ... begerend/ neygend sy sich dermassen vnnd lassend sich harnider/ das sy mitt der stirnen | die erden berürend."
- O wie bucken sich die Königische vor dem Rochellischen Euangelio ] Die Hafenstadt La Rochelle war die Hochburg der französischen Protestanten; ein Jahr nach der Bartholomäusnacht sollte die Bastion der Hugenotten auf Anordnung von König Karl IX. geschleift werden. Die Stadt wurde vom Februar bis Juni 1573 vergeblich belagert, ein halbes Dutzend Versuche, die Mauern zu stürmen, scheiterten. Die Königlichen Truppen gaben am 26. Juni die Belagerung auf. Vgl. Discours et recueil du siege de la Rochelle an l'annee 1573. Lyon: Jean Saugrin 1573Digitalisat (aus Sicht der königl. Belagerer).
- die Ingolstadische vor dem Protestantischen verbo ] Im Schmalkaldischen Krieg zog Ende August 1546 das Heer des Bundes unter Führung des Landgrafen Philipp von Hessen und Herzog Johann von Sachsen vor Ingolstadt, wo sich das Heer Kaisers Karl V. zum Schutz der Stadt und Festung gelagert hatte. Drei Tage lang ließ der Landgraf die Stadt beschießen: "Den andern September/ Haben die Vnsern ... So hefftig ins Keysers leger geschossen/ Das der Keyser mit all den seinen/ mit grosser Eil/ Jnn die Stadt hat fliechen mussen". Sebastian Schertlin von Burtenbach fiel ins kaiserliche Lager ein, eroberte 4 Büchsen und das kaiserliche Zelt, danach ließen "die Vnsern ins Keysers Leger/ Schiessen on vnterlas/ tag vnd nacht in die Stadt/ vnd haben ein solch Geschutz vnd Kriegesrustunge/ Desgleichen kein Man/ sein lebenlangk beyeinander gesehen hat." (Ein kurtzer bericht/ Was sich mit Keyserlicher Mayestat ... vor Jngelstadt ... von dem xxiiij. Augusti/ bis auff den ii. Septembri/ zugetragen hat. o.O. u. J., Bl. A iij v). Zwei Wochen nach ihrem Beginn wurde die Belagerung jedoch abgebrochen. Vgl. Ein schön Newes Lied gemacht zů lob vnd Eer/ Römischer Kayserlicher Mayestat/ Wie Sy Jm 1546. Jar vor Ingolstat widern Landgrauen von Hessen/ vnnd Hertzog Hansen von Sachsen/ zů veldt gelegen. o.O. u. J. [1546] Digitalisat.
- die Tordesillische Junckern vor des Bischofs Gweuare Zamorischen Pfaffen geweiheter Kreutzbüchß/ der kondt sie Beicht hören/ vnnd also gefirmt par gen Himmel schicken ] (mit doppeltem Genitiv zu lesen: vor der Kreuzbüches des zamorischen Pfaffen des Bischofs Guevara; "des Bischofs Gweuare" ist Zusatz von B) - Tordesillas, Stadt im span. Königreich Leon, Schauplatz der Schlacht von Tordesillas im September 1520. Antonio de Guevara (1480-1545) schrieb in den Epistolas familiares (Goldenen Sendschreiben, Tl. 3, zit. nach d. Ausg. 1599, S. 19: "Daß auß Soldaten Priester werden gehet hin/ aber wann auß Priester Soldaten werden/ solches ist ärgerlich ... Dann es ist wissentlich/ daß jhr von Zamora habt dreyhundert Priester nach Tordesillas verordnet/ ... dieselbige Statt wider den König zuuerthätigen ... Jn der Schlacht/ welche der Adl zu Tordesillas wider die ewrigen gehalten (hab ich mit meinen eignen Augen gesehen/ daß ein Priester hinter einem Baum stundt/ vnd eilff Personen mit einer Moßketten nidergeschossen/ vnd es kam mir gantz lächerlich für/ daß/ wie er sich richtete zum schiessen/ er sie zuvor mit der Moßketten segnete/ aber mit der Kugel vmbbrachte." ("An Don Antonio de Acunna, Bischoffen zu Zamora, darinn der author demselben starck verweist/ das er sich wider den König auffgeleint vnd ein Rädlführer der Rebellen ist worden"). Vor 1575 erschienen vom 3. Teil der Goldenen Briefe Guevaras nur Ausgaben in spanischer, italienischer und französischer Sprache. Die früheste deutsche Übersetzung (von Aegidius Albertinus) erschien 1599, die erste (?) lateinische Fassung (von Kaspar Ens) in Köln 1614. Fischart dürfte seine Leser mit dieser Anspielung zunächst überfordert haben, daher setzte er ab der zweiten Ausgabe der Gkl. den Verfasser des Exempels (etwas ungeschickt) hinzu. Fischarts Version entspricht am ehesten der französischen Übersetzung des Signeur des Guterry: "Il y a quelque raison de faire d'vn Soldat vn Prestre: mais de faire d'vn Prestre vn Soldat c'est vn faict de tresmauuais exemple ... car vous leuastes trois cens Prestres à Zamora, pour les mener à Tordesillas ... pour les y mettre en garnison contre le Roy ... A l'assault que les Gentilzhommes des Tordesillas donnerent aux vostres, ie vy de mes yeux vn de voz Prestres tuer vnze hommes auec vne arquebouze au coin d'vn Crenau, & ce qui plu me scandaliza, |fut que ce prestre voulant prendre mire, faisant le signe de la croix, auec son Arquebouze, sur ceux qu'il tuoit auec le boulet." (Tl. 3, Paris 1573, S. 2 f.; frz. Ausgaben auch 1558, 1570). Vgl. die lat. Übersetzung von Kaspar Ens: Epistolarum ac Dissertationum Pars Tertia: "Quod ex militibus nonnumquam clericis fiant, ferri potest; at ex clericis milites fieri, non bonis tantum moribus ... trecentos insuper clericos è dioecesi tua Tordesillam traduxisti ... ut urbem contra Regem defendant ... In conflictu nuper ad Tordesillam meis oculis sacerdotem vidi, stantem pone arborem, qui diuersis vnius sclopeti ictibus vndecim interfecit. Illud vero pulcrum inprimis ac paene ridiculum mihi videbatur spectaculum, quod idem eis quos globi ictu interficiebat, sclopeto decussatim in crucis formam ducto, prius benedicebat." (Ausgabe 1614, [Tl. 3], S. 31). - Vgl. Kap. 24, S. 310: "Bischoff von Gwewara".
- Kreutzbüchß ] Adhoc-Prägung, vgl. "in crucis formam ducto", "faisant le signe de la croix" bei de Guevara.
- gefirmt ] firmen, v. lat. confirmare, 'stärken', 'trösten'; Firmung, Gabe des heiligen Geistes an den Gläubigen: eines der sieben Sakramente der katholischen Kirche; Vgl. Gkl. Kap. 30, S. 399: "Wann einer floh/ firmt er jhm zur letz so ein troͤstlichen streich ... das jm der kopff zu stucken dort hinauß stibet".
- par ] bar, adv. 'sogleich, sofort'.[413]
- wie lieffen die Mäuß vor dem Frantzösischen geschütz auß Terowan ] Vermutlich verwechselt Fischart hier die Belagerten (obwohl auch diese über Geschütze zur Verteidigung verfügten) mit den Eroberern: Thérouanne wurde im 16. Jahrhundert zweimal erobert, einmal von den Engländern 1513, das zweite Mal von Karl V. (mit deutschen, niederländischen und spanischen Söldnern) 1553. Vgl. Sleidanus: Warhaftige Beschreibung 1559, Buch XXV, Bl. ccclj über den Anlass: Kaiser Karl V. hatte, weil er in Metz ohne Erfolg blieb, mit einem Heer die Stadt Terowan (Thérouanne, lat. Tarvenna) in Flandern seit dem 11. April 1553 belagert und am 20. Juni erstürmt, geplündert, abgebrannt und geschleift, wobei der Sohn des frz. Connétable, François de Montmorency, gefangen wurde. Vgl. Zedler 42, Sp. 1064 s. v. Terouane: "Und in eben diesem Jahrhunderte nehmlich 1553 ward sie nochmahls von dem Kayser Carl V, angegriffen, aus Rache, weil er die Belagerung vor Metz hatte aufheben müssen. Er eroberte sie auch den 20 Jun. mit Sturm, nachdem der Commendant darinnen, [André de] Desse[-Montalembert], umkam, und die Wälle durch 142000 Canonen-Schüsse gantz niedergelegt waren, und ließ sie fast gäntzlich zerstöhren, so daß man nichts mehr als die Ueberbleibsel davon übrig siehet." Vgl. François Eudes de Mézeray: Abbregé chronologique ou extraict de l'histoire de France. Tome V. Paris: Denys Thierry 1677, S. 611: "les remparts ayant esté mis en poudre par 142000. coups des canon". Also liefen die Mäuse wohl eher vor den deutschen (oder spanischen) Geschützen aus Thérouanne davon. - zeitgenössische Flugblattliteratur?
- zu Quintin liessen sich die Ratten zwen Monat nit sehen/ vnnd starben vor schrecken ] In der Schlacht bei Saint-Quentin (ital. Rotta dei Franzesi à S. Quintino) besiegten die spanischen, deutschen und englischen Truppen unter Philipp II. die Verteidiger von Saint-Quentin und den Connétable von Frankreich am 10. August 1557 im Krieg zwischen Habsburg und Frankreich und eroberten am 27. August die Stadt. Vgl. Henricpetri: General Historie 1577, S. clxxxv (Schlacht bei Saint-Quentin), S. ccj (Eroberung der Stadt nach der Belagerung), ccciij (Nutzen der Eroberung Saint-Quentins für König Philipp), und clxxxvj: "Die Fürsten von Oestereich haben seidher der Schlacht/ darinn König Franciscus im Thiergarten zu Paphy gefangen worden/ kein herrlichern Sieg [als den bei Saint-Quentin] wider die Frantzosen erlanget/ auff welche auch die eroberung Sanct Quintin vnd anderer Frantzösischer Stetten erfolgt ist." Vgl. Die Kriegshandlung So zwischen dem König von Hispanien vnd Engellandt/ vnnd dem König von Franckreich/ vom xiiij. Hewmonats an/ biß zů ende des Augstmonats nechst versehynen/ in eroberung der Statt Sanct Quintin verloffen/ vnd zůgetragen/ eygentlich beschrieben. M.D.LVII. [S.l., 1557] (VD16 K 2391); Newe Zeyttungen von eroberung der Statt zů Sanct Quintin in Franckreich [...] beschehen den 27. Augusti im Jar M.D.LVII. Wien: Michael Zimmermann 1557(VD16 ZV 30498; vgl. VD16 ZV 11786; VD16 ZV 557; VD 16 G 3585). - Die Verteidiger von S. Quentin wurden getötet oder gefangen genommen, Frauen und Kinder in die nächste Stadt verbracht. - Sind die geflohenen Ratten vielleicht in einem Lied erwähnt (vgl. die Lieddrucke VD16 R 3145 (Druckort Straßburg); ZV 27794 (Druckort Straßburg); ZV 27802)?
- die Hasen lieffen im Land Lützelburg auß den Hecken ] Auf welches Ereignis sich diese Bemerkung (Zusatz von C: "im Land Lützelburg") bezieht, ist unklar. In den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Habsburger und dem König von Frankreich wird Luxemburg öfter Schauplatz von Gefechten, Belagerungen und Eroberungen. Vgl. Sleidanus: Warhaftige Beschreibung 1559, Bl. cxcvj v: Nach dem beendeten Reichstag 1544 ist Karl V. auf Metz gezogen, "da jetz schon all sein Kriegs volck inn Lothringen an den Frantzösischen grentzen versamlet war/ vnd zů end des Meyens Lützelburg so sich ergeben/ eingenommen." (Register: Lutzelburg von den Frantzosen gewunnen cxcvj; Lutzelburg vom Keyser belägert, cxcvj; Lutzelburg von den Keyserischen eingenommen, ccij) - Oder Ebd., Bl. cccxl r: (Mai 1552) "wie daselbs die hauffen [des französischen Heeres] wider zusammen geschickt/ rücket er [der König von Frankreich] wider am fünff vnd zwenzigsten tage des Maien fort/ kame vber die Mosel/ vnd so bald er das Land zu Lützenburg erraicht/ verheret er mit plündern vnd brennen/ was er nur antraffe ..."; danach nimmt er (im Juli) die Städte und Festungen Estenay, Danvillier und Ivois ein (vgl. Bl. cccxlv r: "etliche Lützenburgische Stätte vnd Flecken"). - Oder: Als 1558 die Franzosen mit dem gesamten Heer vor Diedenhofen im Herzogtum Luxemburg zogen, wagten die Belagerten einen Ausfall und haben "mächtig angefangen zu schiessen/ das der Rauch/ vnd getümmel/ so auß den grossen stucken giengen/ eynem erschrockenlichen vngestümmen Wätter vnd Blitzen gleich gesahe"; Henricpetri: General Historie 1577, S. ccxlv. - zeitgenöss. Flugblattliteratur?
- fehrt Sant Johans Kugel inn dich/ so bist wol vor dem Teuffel gesegnet ] HWA?
- Schreibt doch Lemnius inn seyner verborgenheit (die doch heut jeder mag lesen) die Lantzknecht inn Flandern vmb Tornay haben mit puluergestanck die Pestilentz weggeschossen ] Levinus Lemnius: De Miraculis occultis naturae libri IIII. Antverpiae: Plantin 1574, Lib. II, cap. X, S. 168: "... cum apud Nervios, quos Tornacenses modo vocant, morbus popularis crudeliter saeviret, totaque urbe grassaretur. Milites siquidem praesidarii, qui in arce excubitas agebant, machinas, tormentaque bellica pulvere bombardico ... urbi obverterunt, eaque sub diei, noctisque, crepusculum incenso funali explodi curabant: quo effectum est, vt sonitu violento fuamantique odore aeris contagium discuteretur, ipsaque Ciuitas à peste facta sit immunis, ab libera"; "damit ... die aus Flandern/ im Tornawer Bisthumb/ jhre Pestilentz/ die da beyde in der gantzen | statdt/ vnd vntter allem volck sehr eingerissen war/ vertrieben haben/ Die Landsknechte/ welche auff dem Schloß in der besatzung damals gelegen/ haben alles geschütz mit büchsenpuluer allein ... gegen die Stadt gerichtet/ vnd mit gantzer macht/ wie sich tag vnd nacht scheidet/ abgeschossen ... das durch das hefftige schiessen vnd grossen gestanck des büchsenpuluers die vergiffte lufft sich geender/ vnd die Stadt von der Pestilentz erlöset worden." (Lemnius/Horst 1572, Bl. X v r/v). - Vgl. Kap. 16, S. 262: "das mag Leuinus Lemnius von natürlichen heymlichkeiten erkündigen".
* ein besser Meisterstück als Hippocratis/ der die Wäld deßhalben (der Pest wegen) anzündet ] Dass Hippokrates eine große Seuche von den griechischen Städten abgewendet habe, erzählen Plinius, nat. hist. VII, (XXXVII) 123 und Varro: rust. I, IV,5 jedoch nichts davon, mit welchen Mitteln. - Die Bewahrung Athens vor der Pest durch Abbrennen der Wälder ist eine im 16. Jahrhundert sehr oft nacherzählte (und ausgeschmückte) Rettungstat des Hippokrates, und sie wird auch sogleich im Anschluss an die beiden vorigen Stellen angeführt von Lemnius 1574, S. 168 "Neque enim minus praesentaneum est hoc remedium in dissipandis nebulis, infectique aeris contagijs, quam quod Hippocratem factitasse legimus, extructis pyris, congestisque sarmentis ac fascibus, per compira ignes excitare"; Marg. "Ignis aeris contagia dissipas"; Lemnius/Horst 1572, Bl. X v v: "Fürwar dieses meisterstück/ zuuertreiben die vergifften Nebel vnd gefahr der verdechtigen lufft/ ist nicht weniger zuloben als vnsers höchsten Artztes deß Hipocratis, von dem wir lesen/ das er ein grosse Pestilentz durch brandt vnd anzund fewer aus holtz/ wälden/ vnd allerley reisig abgewandt vnd weggebracht." [414]
- eben disses Lemnij/ da er mit gestanck ... von Leder vnd Hörnern die Pest wolt vertreiben ] Levinus Lemnius: De miraculis (1574), lib. II, cap. X, S. 167: "Hinc plebej nostrates Corij cornuque praesegmina atque ossa subuvida in ignem conjiciunt, eoque nidore suas casas ac tuguria suffumigant, quo morborum contagia dispellant, ac se suasque aediculas a pestilenti aura tutas praestent. Atque hinc manavit proverbium, Cornua inibi aduri."; "Denn also sehen wir/ das der gemeine Man die abschniedling von leder vnd horn ins fewer werffe/ vnd mit solchem gestanck die heuser vnd gemach ausreuchere/ wenn sie die Pestilentzische lufft vertreiben wollen/ vnd sich wieder die anfellige kranckheiten verhüten/ Daher ein sprichwort worden ist/ Man brennete hörner daselbst" (Lemnius/Horst 1572, Bl. X v r).
- Abschnidling ] Abschnittling, m. 'Abgänge, Abfälle' (DWB 1, 108); 'Abgeschnittenes, Abfall'.[415]
- als ob die Leut die Bärmuter hetten ] Wenn sich die Nachgeburt nicht aus der Gebärmutter löst oder dieselbe schmerzt bzw. entzündet ist, empfiehlt die geburtshelferliche und frauenärztliche Ratgeber-Literatur eine Räucherung der Unterleibs (meist mit schwelenden Kräutern). Albertus Magnus: Die Heymlichkeytenn Alberti Magni/ Allen Hebammen vnd kindtbaren Frawen dienlich. Frankfurt/M. 1531, Bl. V r: "So das belglin darin das kindt gelegen (gebürtlin genant) nit von der můter wil ... Mach ein dampff von hüner federnn/ laß sie drob sitzen/ das der dampff zů ir gang."; Rößlin: Rosengarte 1541, Bl. E ij v: "Jtem ob das büschlein [Nachgeburt] der bermůter so fest angebunden oder angehefft were ... so soll sich dye fraw bereüchen vnden auff mit schwebel/ ephaw bletter/ vnnd garten kreß ... Jtem alle ding die wol riechen/ als ambra/ bisem ... soll die fraw auff kolen legenn/ vnnd sich damit vndenn zů den gemächten bereüchen ..."; Bl. E iij r: "Jtem die fraw soll sich bereüchen zů den gemächten ob dem rauch von esels hůffen gemacht/ vnnd wiewol der rauch vbel reuchet/ so hat er von natur die aygenschafft/ das er ... außzeücht ... das büschelin."; Bl. E 4 r: "Wann nun der frawen jr blůtfluß nach der gepurt nit volkommenlich kompt ... so soll man jr helffen mit ... Rauch zů machen zů den gemächten"; Ryff: Rosengarten 1569, Bl. 111r f.: "Esel oder Maulthiers Klawen auff ein glütlin geworffen/ vnnd von vnden auff darmit beräuchert" (fördert die Abstoßung der Nachgeburt); Ruf: Hebammenbuch 1600, Buch 3, Kap. 4, S. 61 (zur Beförderung der Nachgeburt): "Saffran/ Bibergeil/ Myrrhen vnd Zimmet ... auff eine kleines Kolfeurlein in ein Pfännlein schütten/ vnter die Frauwen/ dieweil sie noch am Stul sitzt/ stellen/ vnd sie mit Tüchern vmbschlagen vnd vermachen/ damit der Rauch nicht vbersich dringe".
- es hilfft nicht ein jeden das Lorberkränzlein für den Donner/ wie Keiser Tiberium ] Tiberius Claudius Nero (42 v.-37 n. Chr.), als Tiberius Iulius Caesar Augustus röm. Kaiser 14-37; Sueton: Tiberius 69,1: "tonitrua praeter modum expavescebat caelo numquam non coronam lauream capite gestavit, quod fulmine afflari negetur id genus frondis."; "Er hatte übertriebene Angst vor dem Donner und wann immer der Himmel sich zuzog, trug er stets einen Lorbeerkranz, weil gesagt wird, daß dieser vom Blitz nicht getroffen werden könne". Vgl. Plin. nat. hist. 2,55; hier wird gesagt, dass der Lorbeerbaum und der Seehund niemals vom Blitz getroffen werden. Aus diesem Grund trug Augustus stets ein Seehundfell überall bei sich als Schutz gegen den Blitz (Sueton: Divus Augustus 90); vgl. Kap. 11, S. 178.
- Claus Narr sagt/ daß seyen die besten Schützen die fählen/ denn sie schiessen niemand tod ] Wolfgang Bütner: Claus Narr. 1572, Tl. 15, Nr. 33: "Guter Schütz. Er sahe einen nach einer Tauben schiessen/ der fehlet/ vnd sprach: Ey du bist ein recht guter Schütz/ du soltest nach Leuten schiessen/ weil du so gewis gehlen/ vnd neben hin schiessen kanst. Claus den ein guten Schützen heist Der fehlt wenn er nach Menschen scheust ..."; vgl. Kap. 4, S. 97 "wie Clauß Narr seine Gäns".
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- Durstgurgeler ] Garg.: "lui", i.e. Gargantua - einer, der von Durst wegen den Rachen spült ("Durstgurgeler" auch Kap. 46, S. 498).
- Kamelseyl ] Garg. : "câble" - Kamelseil, m. (nicht im DWB, FWB), 'Schiffstau, Kabel'; Fischart nutzt für seine Neuwortschöpfung beide in den Wörterbüchern seiner Zeit angegebenen Bedeutungen des Homonyms "Camel". Vgl. Petrus Dasypodius: ΛΕΞΙΚΟΝ Graecolatinum in usum iuventutis. Straßburg: Wendelin Rihel 1539, S. 123: "κάμηλος, ὁ, ἠ, camelus, iumentum, funis nauticus"; Lexikon trilingue ex Thesauro Roberti Stephani et dictionarii Ioannis Frisii ... collectum: Et de nouo Graecarum vocum significationibus ... auctum. Cum praefatione Ioannis Sturmii. Straßburg: Rihel 1587, Bl. Q6 v: "Camelus ... Eyn Kamel/ kamelthier. Est & Camelus, funis nauticus. Das dicke schiff-seyl."[416]
- das Gesicht darob vergieng ] vergehen, v. 'schwinden' (durch plötzlichen Schrecken, Erstaunen; vom Sehvermögen).[417]
- haspelt ] haspeln, v. 'Garn auf eine Haspel wickeln', in übertragener Bedeutung 'drehende Bewegungen machen'.[418]
- Gabelgalgen ] Garg.: "perche" ('Stange') - Gabelgalgen, m. (nicht im DWB); vgl. Gabel, m. 'Galgen'[419] - An der in zwei Astgabeln aufgehängten Stange vollführt Gargantua Turnübungen (wie heute etwa den Felgaufschwung), was aussieht wie ein am Spieß gedrehter Braten.
- gesperret ] sperren, v. 'durch Sparren, Balken festhalten, hemmen',[420] 'festklemmen'.
- sich steuren ] steuern, v. (sich) 'stützen'.[421]
- Kaufmännische Bilantz ] Kaufmannswaage, it. bilancia, f. 'Waage'.
- gebrüst vnd gelüng ] Gebrüst, Gebrüste, n. 'das Brustwerk';[422] Gelüng, Gelünge, n. Kollektivum zu Lunge (Lunge, Leber, Herz), ein Metzger- und Küchenwort (DWB 5, 3109 f.; auf den Menschen bezogen nur diese Stelle genannt), 'Eingeweide, Innereien, Lunge und Leber'[423].
- exercieret ] exercieren, v. 'etwas wiederholt üben', 'sich körperlich bewegen, sportliche Übungen abhalten', 'trainieren'.[424]
- im Heckelberg ] Münster: Cosmographei 1553, S. vij über Vulkane ("in Jßland ist der Heckelberg"); dazu S. dcccclxxxv über den Hecla: "Bey dem Heckelberg ist ein mechtige tieffe/ de nitt ergründt mag werden"; auch bei Olaus Magnus 1558, lib. 2, Bl. 12v-13v: Abbildung des Mons Hecla und Beschreibung; dass. in dt. Übersetzung 1567, Buch 2, Cap. ij, S. xlvi: "Ein Berg ligt darinn ... gleich wie Etna stätigs brennende/ Etliche meinen es sey daselbst ein Fegfeüwr/ das ist ein ort der Peen vnd Bůß". - Vgl. Gkl. Kap. 11, S. 228: "Künstler ... auß dem Heckelberg"; Praktik C, "feur im Heckelberg" (SW 1, 405,29).
- spießjungen Wolbeiart ] Garg.: "Eudemon" - Vgl. S. 282: "sampt dem Eudemon dem Hofjungen"; als Figur eingeführt Gkl., Kap. 18, S. 277. - spießjunge, m. 'Page, Diener', "der vor einem herrn einen spiesz führt" (DWB 16, 2469).
- Sanct Vitorsporten ] Garg.: "la porte Saint Victor" - Das Tor von S. Victor befand sich bei der Abtei gleichen Namens im Universitätsviertel von Paris (Defaux 248, 43).
- inn der schlacht wider die Hutzelbutzen/ auff dem Lechfeld hort man jhn schreyen biß gehn Langweit ] In der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg am 10. August 955 besiegte Otto der Große die Ungarn (Hinw. Nyssen). Vgl. darüber Johannes Cuspinianus: Ein außerlesene Chronica 1541, S. ccccxlv. - Langweid am Lech, Gemeinde im Landkreis Augsburg (es bleibt unklar, woher Fischart die Ortskenntnis bezogen hatte). - Hutzelbutze, vgl. Butze, m. Popanz, Teufel;Referenzfehler: Für ein
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-Tag.. Hier herabsetzend für 'Ungarn'. - etwas neher als das Geschütz von Metz/ welchs man vber Rein Teutsch Laureto oder Lor gehört hat ] Die vergebliche Belagerung (mit heftigster Beschießung) von Metz durch Kaiser Karl V. vom 22. Oktober 1552 bis 2. Januar 1553 (Melanchthon: Chronica 1566, S. CLXXXI, "Metz belägert"); vgl. Westphal: Geschichte der Stadt Metz. Tl. 2 (1875), S. 40-53; "Albrecht von Brandenburg ... deckte den Rücktransport des kaiserlichen Geschützparks nach Diedenhofen. Dabei machte er sich das Vergnügen, seine überflüssige Munition aus 16 Geschützen gegen die Stadt zu verschießen" (Westphal, Tl. 2, S. 58). - Teutsch Laureto: vermutl. Lahr (oder Lohr; s. Zedler 16, 243 f.) in der Ortenau (Mortenau); dieser Ort liegt von Metz aus gesehen "vber Rein", gegenüber Straßburg; Lohr (Bas Rhin) in der Grafschaft Hanau-Lichtenberg kommt hierfür nicht in Frage. - Noch ermitteln: auch Lauretum genannt? Kanonendonner ist gut über 100 km zu hören - die Luftlinie Metz-Lahr beträgt etwa 140 km. Vgl. Johann Heinrich Albers: Geschichte der Stadt Metz nach den zuverlässigsten Chroniken. Metz 1902, S. 85 f. über die Belagerung von Metz mit mehrtägiger Beschießung zwischen dem 31. Oktober und 2. November: "Am 23. November begann die Beschießung der Stadtmauer mit anfangs 300 Kugeln den Tag, welche Anzahl sich aber bis zum 28. November auf ca. 1000 steigerte ...". Die vergebliche Belagerung mit hohen Verlusten wurde am 26. Dezember beendet.
- Der berümbt Stentor hett lang kein solche stimm inn der schlacht vor Troi ] Homer: Ilias V, 785 f. : Hera/Juno ruft so laut wie Stentor, der kräftige Mann mit der ehernen Stimme, der so laut wie fünfzig andere zu schreien vermochte. - Vgl. Erasmus: Adagia II,3,37 "Stentore clamosior" / "Lauter als Stentor".[425] Der 'berühmte' Stentor hat in der Schlacht vor Troja selbst nicht seine Stimme erhoben (zumindest nicht bei Homer). Vgl. Pantagruel, Kap. 28 , wo Carpalim lauter als Stentor rufen soll, "qui fut ouïe par sur tout le bruit de la bataille des Troyans" / "die man durch allen Waffen-Lärm des Trojanischen Kriegs vernehmen konnt" (Übers. Regis; Pantagruel, Ausg. Lefranc, S. 288 und Huchon S. 1323, nur in den Lesarten: [Lyon] 1537).
- Demosthenes/ der stein inn mund nam vnnd am Mörvfer in den Wind ruffet ] Valerius Maximus VIII, Ext. 1 "ac vadosis litoribus insistens declamationes fluctuum fragoribus obluctantibus edebat, ut ad fremitus concitatarum contionum patientia duratis auribus uteretur. Fertur quoque ori insertis calculis multum ac diu loqui solitus, quo vacuum promptius esset et solutius." / "stellte sich an seichte Gestade und hielt Übungsreden gegen das Getöse der Wellen, um seine Ohren gegen den Lärm aufgeregter Volksversammlungen ausdauernd abzuhärten. Er soll auch die Gewohnheit gehabt haben, mit Steinchen im Mund viel und lange zu sprechen, um ohne sie schneller und freier reden zu können." (Übers. Ursula Blank-Sangmeister). - Offenbar nicht die unmittelbare Quelle Fischarts (Stein/Steinchen; Wind/Brandung). Nicht bei Plutarch: Demosthenes 11 (850) (nur Steine im Mund)
- als ob jhm der Halß ab wer ] 'wie wenn er keinen Hals hätte'; wer den Mund weit öffnet um laut gegen den Lärm zu schreien, verdeckt den Hals völlig; und bei Aussprache eines tiefen "r" verkürzt sich der Halsmuskel, so dass auch hier der Sprecher als halslos gesehen wird.
- zusteiffen ] 'stärken'.[426]
- Bleiene Kugeln/ grösser als die Margraff Albrecht inn Franckfort geschossen ] Gemeint ist die Belagerung von Frankfurt am Main im Juli 1552, an der Markgraf Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Ansbach (1522-1557) auf Seiten Kaisers Karls V. gegen den Schmalkaldischen Bund beteiligt war. Vgl. Sleidanus: Beschreibung aller Händel 1559, Bl. cccxliij v - cccxlvj zur Belagerung von Frankfurt; "Den ganzen Tag bis in die späte Abenddämmerung ließ Albrecht ohne Unterlaß die Belagerten durch funfzig Stück Geschütz in Angst und Schrecken setzen" (Johannes Voigt: Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach. Bd. 1. Berlin 1852, S. 324); er war mit "sechs großen Mauerbrechern aus Nürnberg und der ihm gelieferten Kriegsmunition versehen" (ebd., S. 322); "Der Feind hielt mit Schießen an; eine drei Centner schwere Steinkugel fiel auf das deutsche Haus; eine ähnliche auf den Dom" (Julius Bernhard Engelmann: Der erneuerte Merian oder Vorzeit und Gegenwart am Rhein. Heidelberg (1826), S. 162); am 4. August erlitt der Markgraf einen bedeutenden Verlust: Ein "aus Frankfurt ausfallender Reiterhaufe [bemächtigte] sich nicht nur des sämmtlichen Geschützes, des Drachen, einer 18 Fuß langen Nothschlange, des Bundes, des Bauers, der Bäuerin, der Jungfrau oder Sängerin, des Bären, der Treuen und der bösen Else, sondern auch über funfzig Tonnen Pulvers und einer großen Menge Kugeln" (Voigt, S. 338 f.). Am 9. August wurde die Belagerung abgebrochen.[427] Ungeklärt bleibt die Größe der (bleiernen?) Kugeln, die Albrecht auf Frankfurt geschossen hat.[428] In der Regel waren für die Mörser (Mauerbrecher) Steinkugeln, für die Feldschlangen eiserne Vollkugeln (Kaliber 14 cm) und nur für die Musketen Bleikugeln (Gewicht 60-70 g) als Geschosse vorgesehen.[429]
* Artilleriewerk: Discurso del Artilleria del Invictissimo Emperador Carolo V. 1552 [Handschrift, ca. 1587](darin Bleikugeln im Gewicht von 1 Quentchen bis 125 Pfund). Digitalisat * Ein schön newes Kriegs Lied/ wie Marggraff Albrecht für Franckfurt gezogen ist. Ausgpurg: Michael Manger [um 1580] (VD16 ZV 31122); Zwei hübsche newe Lieder/ Das erst/ Wie Marggraff Albrecht für Franckfort gezogen ist. Basel: Johann Schröter 1600. VD16 W 2595 * Quintalpfund ] Garg.: "quintaux" - Quintal, Gewichtseinheit von 100 Pfund (DRW X, 1511); Quintalpfund (ebd., nur diese Stelle).
- welche er Alteratzen vnd Zuckander nennet ] Garg.: "lesquelles il nommoit alteres" -lat. halteres, 'Hanteln'. [430] Von Fischart nicht verstanden und als lat. alteratio, 'Wechsel, 'Abwechslung' gedeutet; zum zweiten Namen vgl. lat. succanere, 'die zweite Stimme singen, begleiten' und dt. zucken, v. 'packen, ergreifen'; [431] Zuckander, "geräth zu leibesübungen (art hanteln?)" (DWB 31, 281 (nur diese Stelle); eher: 'packe als Zweiter zu'.
356
- vnnachzuthunige stärck ] Garg.: "une force inimitable" - Eine nicht einholbare, nicht zu überbietende (körperliche) Stärke.
- Spielt mit den Glingstangen ] Garg.: "Jouoit aux barres"; s. o. "spilten der barr" S. 337 und S. 345. - Glinke, Klinke, f. [432] vgl. Klinke, f. 'Schlagbaum, Fallriegel'. [433]
- Sperrbäumen ] Sperrbaum, m. 'Balken zum Sperren eines Weges'.[434]
- Handspacken vnd Sperrlingen ] Handspake, f. 'Hebebaum für Schiffer';[435] Sperrling, m. 'Gerät zum Sperren, Riegel',[436], 'Schranke'.
- riß mit den aller stärckesten ] sich mit anderen im Reißen messen; reißen, v. sich mit jdn. r. 'sich balgen, prügeln'.[437].
- wann es zu dem fall kam ] Garg.: "quand le poinct advenoit" / "wenn es darauf ankam" (Steinsieck). - 'wenn der Fall eintrat'.
- stund er so fest auff den füssen ... wie vorzeiten faustbeheb Milo that: Nach dessen Exempel pflegt er ein Granatapffel inn die Hand zunemmen/ vnnd schanckt jn dem/ der jhn jhm auß der Handt kondt bringen ] Galen: Hygiene 141K (LCL 535, S. 206): "Der berühmte Milo übte sich in der Weise, dass er manchmal ... einen Granatapfel oder etwas anderes in seinen beiden Händen hielt, und es jedem anbot, der es ihm wegnehmen konnte." - Plinius: Nat. hist. VII, (XX), 83: "C. Milonem athletam, quum constitisset, nemo vestigio educebat, malum tenenti nemo digitum porrigebat" / "Wenn Milo der Athlet eine festen Stand einnahm, konnte niemand seinen Fuß bewegen und wenn er einen Apfel in seiner Hand hielt, konnte ihm niemand auch nur einen Finger bewegen"; auch bei Ammianus Marcellinus, XXX, 7,2 (im Vergleich zu Gratianus, s.o. S. 349).[438] Johannes Heyden: Plinii Bücher 1571, Tl. 1, Kap. XXII, S. 38: Wenn der Ringer Milo Crotoniates sich stellen wolte, kondte jhn niemandt von der Stett dringen/ So er auch einen Apfell in der Faust hielte/ vermocht jhm keiner einen finger strecken.
- Waghals ] 'einer der den Hals, das Leben riskiert'; Wagehals, m. 'tollkühner, verwegener Mensch'.[439]
- außbot ] sich jdn. ausbieten, v. 'provocare ad certamen',[440] 'zum Wettkampf herausfordern'; 'jn. zu etw. reizen, herausfordern, provozieren'[441]; vgl. Glückhaft Schiff, 664: "Im zu dem wettlauf auszubieten".
- faustbeheb ] faustbeheb, 'manu fortis' (DWB 3, 1381, nur diese Stelle); vgl. beheb, adj. 'fest, stark'; 'standhaft';[442] behäbe, adj. 'von festem Charakter, der Anfechtung trotzend'.[443]
/ 269
- wie König Masinissa/ der durch gleiche weiß sich erjunget wie ein Adler/ daß er auch neuntzigjärig einen Son erzielet ] Zur körperlichen Ertüchtigung des Masinissa s. oben, S. 344. Dass er im Alter von über 86 Jahren noch einen Sohn zeugte, erzählt Plinius VII, 61 (XIV) als wohlbekannte Tatsache; vgl. App. Rom. VIII, XVI, 106 (als er mit 90 Jahren starb, hinterließ er einen vierjährigen Sohn); Val. Max. VIII, ext. 1;[444] Diod. XXXII, 16; Solin. 1, 59.
- erjunget wie ein Adler ] Physiologus 6: Aquila (nach Ps. 103,5); vgl. Physiologus Theobaldi II De aquila (Über den Adler): "Esse ferunt aquilam super omne volatile prima, | Que se sic renovat, quando senecta gravat ..." / "Sie sagen, der Adler sei der Erste aller Fliegenden, und wenn das Alter schwer wird, erneuert er sich auf folgende Weise ..." (V. 1 f.); vgl. Wolfgang Maaz: Art. Hieronymus. In: EM 6, 997-1011, hier 1002 (In Isaiam 12,40, 27-31); HWB 1, 180 s.v. Adler; Tubach, Nr. 1837 ("Eagle renews youth in sun"); Mot. B 758 "Eagle renews youth". Vgl. Henkel/Schöne S. 775-777.
- kont 14 tag Postlauffen ] postlaufen, v. 'als Postläufer, Bote laufen' (DWB 13, 2031, nur diese Stelle).
/ Absatz 10
- zettelt er ... heim ] zetteln, v. 'einzeln gehen', 'langsam, schlendern gehen';[445] vgl. Fischart: Eulenspiegel, V. 85 "allgemach so hin gezettelt".
- krautbare Oerter ] krautbar, adj. 'Kraut, Kräuter tragend'.[446]
- da hat er sein Gesprech von Feldbaulichen Sachen, von des Liebalti Meyerhoff, erfragt der Bienen Policei und Regiment ] Vgl. den Titel des Ersten Buchs: "Von dem Feldbaw/ vnd Ordenlicher Anstellung einer Meyerey/ oder eines Bekömmlichen Meyerhofs" in: Jean Libaut (Joh. Libaltus): Siben Bücher von dem Feldbau. Etwan von Carolo Stephano vnd Johanne Liebhalto ... frantzösisch beschrieben (dt. von Melchior Sebizius). Straßburg: Jobin 1579. 1580. u.ö. (Hinw. Nyssen). Fischart steuerte zu dieser Ausgabe sein "Fürtreffliches artliches Lob/ des Landlustes" bei, nach der 2. Epode des Horaz (Bl. ):( 5r-6r).
- Feldbaulichen Sachen ] feldbaulich, adj. 'zum Feldbau gehörig' (DWB 3, 1480, nur diese Stelle).
- der Bienen Policei vnd Regiment ] vgl. Libaut, Buch II, Kap. CXI-CXIX: "Von den Binen oder Jmen".
- erwog/ wie Stigelius an eim jeden kräutlein Gottes fürsehung ] Johannes Stigelius (1515-1562), neulateinischer Poet. Vgl. Rivander: Promptuarium 1581, 62v: "Daher Magister Iohannes Stigelius ein christlicher Poet/ zu vnsern zeiten recht geschrieben/ daß ein jedes Blat vnd Kraut/ vnsern Herrgott/ vnd seine Göttliche Krafft vnd Gegenwertigkeit zeige vnd weise. Praesentem que refert quaelibet herba deum. Das ist: Ein jedes Kräutlein vnd sein Safft/ Bezeugen Gottes Macht vnd Krafft." Stigelius verwendet den alten Spruch (= Walther: Proverbia 22211a-b 22212), der ihn zu dem Gedicht anregte, erstmals in der Leichpredigt auf Graf Albert von Schwarzburg 1555,S. 22: "Praesentem ostendit quaelibet herba Deum". Vgl. noch Erasmus Alberus: Der Holdseligen Blummen der Treifeltigkeyt bedeutung/ Nützlich zu lesen/ Gott dem Herrn zu ehren. Magdeburg 1550, VD16 ZV 328, Bl. 6 r, am Ende der Seite: "Stigelius. Praesentemque refert quaelibet herba Deum. Alberus. An allen Kreutern spürt man fein | Das Gott mus gegenwertig sein | Gott lest in allen Kreütern sich | Frei sehn vnd mercken öffentlich. Anno 1550." Das ganze Gedicht zit. Camerarius in der Vorrede zu Mattioli: Kreutterbuch 1586, Bl. ):( ij v: "Aut mihi planta suis numen demonstrat in herbis, | Praesentemque refert una uel herba Deum. | Aut operis series autorem tota recenset. | Qui facit, & laeto cuncta vigore fouet. | Emicat ex ipsis diuina potentia campis, | Et leuis est cespes qui probet esse Deum." / "Auch zeigt mir jeder Setzling unter seinen Kräutern die göttliche Macht, und jedes Kraut selbst den gegenwärtigen Gott. So wie die ganze Reihe des Werkes den Urheber herzählt, der es bewirkt und alles begünstigt mit fruchtbarer Lebenskraft. Die göttliche Macht entspringt diesen Feldern und selbst ein unbedeutendes Rasenstück erweist die Anwesenheit Gottes." (Übers. U.S.).[447]
- Kräuter/ die heut etwas zweifels haben ] Die empirische Überprüfung der Heilkräfte und Wirkungen der Kräuter in den botanischen Lehrwerken des 16. Jahrhunderts führte zu Zweifeln an der Zuverlässigkeit der antiken Autoritäten. Vgl. hierzu Bulang 2010b, speziell S. 374 zur Wirkungslosigkeit der oben erwähnten Kur mit der schwarzen Nieswurz Mitteleuropas, die keineswegs die hirnreinigende oder tödliche Wirkung zeige, die ihnen von den antiken Schriftstellern zugeschrieben wurde: "Behauptet Fuchs, die Wirkung sei ähnlich, aber die Beschreibung bei Dioskurides stimme nicht mit der Pflanze überein, so konstatiert Bock die Beschreibung passe recht gut zur Pflanze, die Wirkung aber unterscheide sich erheblich."
- hielt sie gegen der Alten Bücher/ die dauon geschriben/ als Theophrast ] Garg.: "les conferons avec les livres des anciens qui en ont escript, comme Theophraste, Dioscorides, Marinus, Pline, Nicander, Macer et Galen". - Theophrast: Gemeint ist das botanische Werk des Theophrastos von Eresos (ca. 372-287 v. Chr.): De causis plantarum.[448] Theodor Gaza übersetzte es aus dem Griechischen ins Lateinische und Julius Caesar Scaliger kommentierte es ausführlich (Commentarii, et animadversiones, in sex libros de causis plantarum Theophrasti. Genf: Johannes Crispinus 1566 Digitalisat).[449]
- Dioscorid ] Vgl. dieses Kapitel, oben, S. 338: "auß dem ... Dioscoride".
- Marin ] Marinos von Alexandria (1. H. 2. Jh.), wird von Galen mehrfach als Anatom genannt, als Botaniker ist er unbekannt - Lefranc II,23,171 nimmt an, daß Rabelais den antiken Marinos mit den über Kräuter und Simplicia schreibenden neueren Ärzten verwechselte: er nennt Andrea Marini und Pietro Marini; vgl. Schrader, S. 474. Vgl. etwa Andrea Marini: Annotationes in simplicia. In: Mesue: Opera, quae extant omnia. Venetiis 1561; Pietro Marini (Übersetzer) von Palladius: De re rustica et hortensi. Venedig 1528. - Von Fischart wird der Name unbesehen übernommen.[450]
- Plinius ] Einschlägig sind hier die Bücher XX-XXVII (Pharmakologie: Heilmittel aus Gartengewächsen, Pflanzenreich, Kulturpflanzen, Wildkräutern). Hinw. von Nyssen auf den Autor und seine Historia naturalis.
- Nicander ] Nikandros von Kolophon (wohl 2. Jh. v. Chr.); Nyssen: "Dichter u. Grammatiker, vielleicht auch Arzt". Verfasser der Theriaka und Alexipharmaka, Lehrgedichte über Gifte und Vergiftungen;[451] Vgl. die Ausgaben: Theriaka, Alexipharmaka (und andere Werke, gr.). Venedig 1499. (Lefranc) Venedig 1522. (Schrader); Alexipharmaca cum scholiis Interprete Iohanne Lonicero. Köln 1531 [VD16 N 1421].
- Macer ] Aemilius Macer (gest. 16 v. Chr.) wird bei Ovid, Plinius und in den Disticha Catonis als Autor erwähnt, der u.a. auch über die Kräfte der Kräuter geschrieben habe. Von seinen Werken sind jedoch nur Fragmente überliefert. Der von Odo von Meung (Odo Magdunensis, 11. Jh.) sehr viel später verfasste Macer floridus (De viribus herbarum) wurde im 15. und 16. Jh. dem antiken Autor zugeschrieben. Vgl. [Odo von Meung]: De herbarum virtutibus. Neapel 1477;[452] Aemilius Macer [Odo von Meung]: De Herbarum virtutibus ... scholiis Joannis Atrociani. Basel 1527 [VD16 O 269]; Aemilius Macer [Odo von Meung]: De Materia Medica lib. V versibus conscripti, per Janum Cornarium ... emendati ac annotati. Frankfurt/M. 1540. [VD16 O 275].
- Galen ] vgl. Vorrede, S. 14. - - Vgl. die Ausgabe Omni Cl. Galeni Pergameni summi in arte medica viri opera. 10 Tle. in 4 Bdn. Basel: Froben 1542, VD16 G 127, hier in Tomus V: "De simplicium medicamentorum facultatibus libri undecim", Tomus VIII: Ps.-Galen: "Liber de simplicibus medicaminibus ad Paternianum" und "Liber de virtute centaureae".[453]
- simplicien ] "Simplicia ... in der Medicin, sind einfache und noch nicht zusammen gesetzte Artzneymittel, so ... ohne einzige Zubereitung oder Vermischung bleiben; dergleichen sind Wurtzeln, Kräuter, Blumen, Saamen, Säfte, Gemmen, Theile der Thiere" (Zedler 37, 1512).
- ein junger Knab/ Rhizotomus genant/ vnd von Würtzburg bürtig ] gr. ῥίζα, 'Wurzel' und τέμνω, 'schneiden' (Defaux 250, 49); Fischart fügt den sprechenden Herkunftnamen (lat. Herbipolis) hinzu.
- warten ] 'behüten, versorgen, pflegen',[454] 'sich kümmern um'.
- mit Hackengraben ... vnnd anderm Gartnerszeug ] Aufzählung unterschiedlicher Werkzeuge eines Gärtners (Garg.: "instruments requis à bien arboriser").
- Hackengraben ] Kompositum, nicht im DWB; Grabe, f. hölzernes, spatenförmiges Gerät[455] zum hacken, v. 'das Erdreich bearbeiten'.[456]
- Karstlen ] Karstel, n. (nicht im DWB), 'kleiner Karst'; Karst, m. 'Hacke mit zwei Zähnen', "im feld- und weinbau gebraucht" (DWB 11, 231 f.), Gerät zum karsten, v. 'hacken, brechen' (der Erdschollen).[457]
- Rattenkloen ] Rattenklaue, f. (DWB 14, 206, nur diese Stelle); Instrument in Form einer Rattenklaue, dreizinkig.
- Hebzapffen ] Hebezapfen, m. Gartengerät (DWB 10, 733, nur diese Stelle).
- Jetthauen ] Jäthaue, f. ,[458], 'Gerät zum Jäten'[459]; Gerät zum Jäten (Ausreißen) von Unkraut.
- Grabstickeln ] Grabstichel, m. "bezeichnung eines ackergeräts. für die gartenhacke oder -haue; vgl. bipalium, ein hauwen, grabschaufel, oder grabstickel Frisius dict. (1556) 157a" (DWB 8, 1649); 'kleine Hacke'.[460]
- Eggezincken ] Eggezinken, m. (nicht im DWB); vgl. Zinken, m., Zinke, f. 'Spitze, Zacke' aus Metall[461] an einer Egge.
- Gerthauen ] Gerthaue, f. (DWB 5, 3746, nur diese Stelle); dass. wie Gerter, m. "hippe in gestalt eines starken, langen, breitschneidigen, vorn gekrümmten messers zum abschneiden und zerhacken von reisig" (DWB ebd.); Gerte(l), f. 'Astbeil, Hippe'.[462]
- Hippen ] Hippe, f. , 'Messer von sichelartiger Gestalt für Gärtner und Winzer'.[463]
- Pickeln ] Bickel, Pickel, m. 'Spitzhacke'.[464]
- ZänGäblin ] Zähnegäblein, n. 'Gärtnergerät' (DWB 31, 155, nur diese Stelle).
- Gerteln ] Gertel, m. 'Astbeil, Hippe', "breitschneidiges, vorne gekrümmtes Haumesser" (FWB; vgl. DWB 5, 3745: Gertel 1).
- Bindmessern ] m., ohne Erklärung (DWB 2, 35, nur dieser Beleg); 'Hackmesser' (Schneidmesser, Rebmesser).[465]
- Hagmessern ] Hagmesser, n., 'Messer zum Beschneiden des Hags';[466] mit Verweis auf Hag, 'Umfriedung, Zaun, Umzäunung'.[467]
- Häplin ] Häplein, Häpel, n. 'krummes Winzermesser';Referenzfehler: Für ein
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-Tag. - Raupenhecklin ] Raupenhäcklein, n. "kleine hacke zum vertilgen der raupen" (DWB 14, 300, nur diese Stelle).
357
- Gartnerszeug ] 'Werkzeug eines Gärtners'; nicht im DWB.
- zuarborisieren ] Garg.: "à bien arboriser"; zu lat. arbor, 'Baum', arborator, 'Baumgärtner'; als Lehnwort erwähnt bei Weidmann (1913), S. 30.
- zuherbieren ] frz. herber, zu lat. herba, 'Pflanze, Gewächs, Kraut'. Lehnwort, jedoch hier nicht von Rabelais übernommen (Weidmann, 1913, S. 31).
- zubeltzen ] belzen, pelzen, v. 'propfen'.[468]
- zuschripffen ] Nebenform (DWB 15, 1754, nur diese Stelle) zu schräpfen, v. "die spitzen eines und des andern getraides, wenn solches ... zu geil wächset, oben mit der sichel abschneiden" (DWB 15, 1648) und schrupfen, v. "früchte, die zu üppig stehen, mäßig abschneiden' (DWB 15, 1809).
- zujetten ] jäten.
- zuschneutzen ] zurückschneiden (DWB 15, 1326: schneuzen 5: diese Stelle); vgl. Kap. 27, S. 360: "Cyrus schneutzt die Bäum".
- zupfrupffen ] pfropfen, v. dass. wie belzen.
- zuschröten ] beschneiden; schroten, v. 'schneiden'.[469]
- sinnschöpfften ] v., 'aus der Erinnerung wiederholen (?)' (DWB 16, 1201, diese Stelle).
- Disciplin ] Disziplin, f. 'geistliche Züchtigung, Zucht', lat. disciplina, 'Erziehung, Zucht';[470] 'Aufsicht, Unterweisung'.[471]
- nüchtern ] adj. 'mäßig im Genuss von Trank und Speisen', lat. sobrius;[472] "nüchter, mäszig in essen und in trinken, zimlich in speisz und trank, sobrius" (Frisius, DWB ebd.).
- widerspennigen aufflauff ] widerspänig, adj. 'widersetzlich', 'rebellisch';[473] Auflauf, m., 'Tumult, Aufruhr';[474] vgl. Parat, S. 39: "im Bauch ein aufflauff".
- darumb haben die Alten ... den Mittagjmbiß zu acht Vhren nur für ein Morgensupp (gehalten) ] Abfolge der Mahlzeiten in der Antike? 8 Uhr: Zeitrechnung? EXPERTENRAT: Klassische Philologie
- Ein Abend ist frölicher dann vier Morgen ] "Drei Abende sind besser denn sieben Morgen. Das Nachtessen war bei den Alten das Hauptmahl", Wander: Abend 21; ebd. Nr. 22 (nach Fischart); Gerke 1954, Nr. II,2; Kelley 1968, Nr. 2.[475] - Christoph Rösler: Gemeinnützige Blätter zur Belehrung und Unterhaltung: als gleichzeitige Begleiter der vereinigtenOfner und Pester Zeitung 9,1 (Ofen 1819), S. 628: "Altdeutsche Sprichwörter ... Ein Abend ist fröhlicher als vier Morgen. (Ein bitterer Vorwurf für das menschliche Lebens.)"
- Was auch der Troß ... vieler vngehöfelter vnerbeutelter vnd schüpiger Artzet ... halten vnd rhaten ] In A ging voraus: "diweil er so vil zu jm nam/ als jm zu nötiger vnterhaltung vnd narung seines leibs dinet. Welchs die ware Diaet/ durch die kunst der gerechtesten vnd sicheresten Arzenei forgeschriben ist/" - ohne diese Passage ist die Invektive gegen die Ärzte kaum verständlich.
- vngehöfelter/ vnerbeutelter vnd schüpiger Artzet ] ungehobelt, adj. 'ungeschliffen, unhöflich';[476] unerbeutelt, part. adj. zu erbeuteln, v. 'durch den Beutel sieben' (DWB 3, 718, die zwei folgenden Stellen aus der Gkl.), vgl. Kap. 1, S. 41 "erbeutelt vnd remembrieret"; andere Bedeutung: Kap. 37, S. 445 "ein beut zu erbeuteln"; schuppig, adj. 'mit Schuppen bedeckt'; 'räudig, grindig'.[477]
- in der Sophisten Werckstatt ] Sonst abwertend auf Scholastiker und Theologen bezogen, hier auch auf Ärzte der alten Schulmedizin bezogen.
- abgerollet vnnd gewalblochet ] walblochen, v. 'mit dem Walbloch bearbeiten' (DWB 27, 1070, nur diese Stelle); Walbloch, n. 'schwere Walze zum Einebnen der Äcker',[478], 'Walzzylinder'. Die Ärzte (vom Format des Meister Theodor Lilgenkol, s.o.) sind zuvor in der Werkstatt der Sophisten abgerollt und plattgewalzt, d.h. gleichförmig gemacht worden (?).
/ 270
- die Lection zum Morgenjmbiß ] Die Lektüre für den nächsten Tag wird begonnen - jedoch ist in der Beschreibung des Tagesablaufs sowohl bei Rabelais wie Fischart zwischen Ankleiden und lectio ordinaria (S. 336/337) das Frühstück unerwähnt geblieben.
- Musickartlich ] Kompositum (nicht im DWB) aus Musik und artlich, adv. 'kunstvoll', 'zierlich', 'lieblich'.[479]
* zugestimpten ] zustimmen, v. "mit instrumenten mittönen", 'in Zusammenstimmungen bringen' (DWB 31, 853, mit dieser Stelle).
- quatuor, trium ] Vgl. Johann Mattheson: Criticae musicae Tomus Secundus, Pars V, St. 14. Hamburg 1725, S. 64: "Es ist sonst ein quatuor, wobey der Alte mit dem Baß/ und der Tenor mit dem Discant/ Octavenweiß einhergehen." Vier- und dreistimmiger Satz; vgl. Ludwig Fischer: Art. Quartett I. In: MGG online; ders.: Art. Tricinium. In: MGG online.
- Muteten/ Vilanellen ] Motette, Lied mit mehreren Stimmen und Texten; vgl. Laurenz Lütteken: Art. Motette B IV: 15. und 16. Jahrhundert. In: MGG online; Vilanelle, s. o. S. 340: "Bergreyen/ Bremberger/ Villanellen".
- kurtzweilchen ] Garg.: "de ces petitz passetemps" - Kurzweilchen, n. 'kleines oder hübsches Spiel, Unterhaltung' (DWB 11, 2860, nur diese Stelle und einer weitere aus Fischarts Praktik); vgl. Fischart: Praktik C, Bl. J ij r): "die gailartische kurzweilchen/ tausenterlei freudenspil" (Fischart SW 1, S. 402,33).
* gutgeschirrig ] Garg.: "faisans grand chere" - gutgeschirrig, adj. 'fröhlich, ausgelassen' (DWB 9, 1426, nur diese Stelle); vgl. DWB 9, 1278, gut III A 5 c, hier "guter Dinge sein" und DWB 5, 3893: Geschirr 20: "gut (ge)schirr machen" als Entsprechung zu frz. faire bonne chère, nl. goed chiere maken, "namenlich bei gelagen, lustig schmausen oder zechen".
358
- Poetas, die einen vnsterblich machen können ] Weitverbreiter Gedanke dass die Feder des Poeten des Nachruhm dauerhafter sichert als steinerne und eherne Denkmale, seit dem Selbstzeugnis des Horaz, Carmina 3,30,1: "Exegi monumentum aere perennius" ("Ich habe ein Denkmal geschaffen, dauerhafter als Erz") und 6 "Non omnis moriar" ("Ich werde nicht gänzlich sterben"). - Solange man Bücher schreiben und lesen wird! Vgl. Erasmus: De ratione conscribendi epistolas, De exhortatoria epistola (das ehrenvolle Gedenken der Nachwelt kann man auch durch ein tugendhaftes Leben erreichen; hierzu wird die Horaz -Stelle zitiert); Ausgewählte Schriften. Bd. 8. Übers. Kurt Smolak. Darmstadt 1995, S. 178.
- Jambisch oder Heroisch ] jambischer Trimeter und Hexameter und Daktylus als klassische Versmaße (noch in der Barockpoetik wird mitunter zwischen jambisch, trochäisch und heroisch, i.e. daktylisch unterschieden). Vgl. Michael P. Schmude: Art. Metrik. In: Hist. WB der Rhetorik 5, Sp. 1223-1232, hier 1225 (mit Verweis auf Arist. Rhet. 1409a4-6; Quint. IX,4, 46 f.): Aristoteles unterscheidet heroisch-daktylisches und jambisch-trochäisches Versmaß.
- Carmen amat quisquis carmine digna gerit: Wer Lobswürdig kan thun vnd beweisen/ der liebet die so einen können loben vnd preisen ] Weinrich bei Nyssen 270,14: "Jeder liebt das Lied, der mit dem Lied etwas Wertvolles ausführt (Pentameter)." (?) - das Zitat stammt von Claudianus 23,6 (Leitzmann, S. 17); Claudian. Vol. I. Transl. M. Platnauer. Cambridge 1922, S. 38 (LCL 136). - Cl. Claudiani ... Opera. Lugduni 1535 [Wolfenbüttel, HAB: 121.1 Poet.], S. 266 f.: Claud. Tertiae paneg. in laudes Stiliconis praefatio: "Maior Scipiades, Italis qui solus ab oris/ In proprium vertit Punica bella caput ... [5 f.] Gaudet enim virtus testes sibi iungere Musas: / Carmen amat, quisquis carmine dígna gerit."; "Der ältere Scipio, der mit eigener Hand die Punischen Kriege von den Küsten Italiens in ihre eigene Heimat zurückwarf ... Tapferkeit nämlich ist immer bereit, das Bündnis mit den Musen zu suchen, damit sie ihre Tagen bezeugen können. Dessen Haldentaten ein Lied verdienen, der liebt Lieder." (Übers. nach Maurice Platnauer, U.S.).
- besprachten ] besprachen, v. 'sich besprechen, unterreden',[480] 'sich unterhalten'. Vgl. oben S. 338: "fiengen sie an kurzweilig sich mit einander zu besprachen".
/ Absatz 11
- Figuren/ leger/ gelegenheit ] Garg.: "les figures, situations" - Figur, hier 'Sternbild'; Lager, Nebenform Leger, Läger, m. 'Aufenthaltsort', 'Lage';[481] Gelegenheit, f. 'Lage'.[482]
- Aspect ] Aspecten, pl. 'Aussichten', "Eigtl. nämlich ein Terminus der mittelalterl. Astronomie: aspectus 'Stellung der Sterne am Himmel'", "zunächst 'das Schauen der Sterne (lat. aspectus 'das Hinsehen')" (DFWB 1, 54); "Stellung, Korrelation der Himmelskörper" (²DFWB 2, 323-327, hier S. 323: Aspekt 1a).
- Oppositzen ] Opposition, f. 'Gegensatz', lat. oppositio, 'Entgegensetzung', "in bes. Verwendung in der Astrologie" (DFWB 2, 255 f.).
- conjunctionen ] Konjunktion, f. "Bezeichnung einer 'Verbindung' von Sternen (lat. coniunctio), d.h. ihrem Zusammentreffen in dem gleichen Zeichen des Tierkreises" (DFWB1, 379: Konjunktion²).
- Darauff recapitulirt/ vnnd vberschlug er kurtzlich auff Pythagorische weiß mit seinem Lehrweiser alles was er die gantze Tagzeit durch gelesen/ gesehen/ erfahren/ gehört/ gethan vnnd vernommen hat ] Rabelais folgt hier den Empfehlungen Ciceros, das Gedächtnis frisch zu halten, in Cato maior de senectute XI,38,: "Pythagoriorumque more, exercendae memoriae gratia, quid quoque die dixerim audierim egerim commemoro vesperi." ;"nach der Weise der Pythagoreer überdenke ich, um mein Gedächtnis zu üben, jeden Abend alles, was ich tagsüber gesprochen, gehört und getan habe" (Übers. Max Faltner; vgl. die Übersetzung von W.A. Falconer; LCL 154, S. 46).[483]
- recapituliert ] rekapitulieren, v. 'etwas zusammenfassen, (noch einmal) überschlagen', 'sich etwas (in gedrängter, zusammengefasster Form) vergegenwärtigen' (DFWB 3, 263).
- trutiniert sich ] lat. trutina, 'Waage'; trutinare, 'abwägen'; das davon abgeleitet Verb trutinieren, '(gegeneinander) abwägen', begegnet vor 1700 vor allem in der Rechtssprache. Vgl. Wilhelm Hoffmann: Allgemeines Fremdwörterbuch. Neue Ausg. Leipzig 1865, S. 339; Jakob Heinrich Kaltschmidt: Neuestes und vollständigstes Fremdwörterbuch. 7. Aufl. Leipzig 1870, S. 829. Nicht im DFWB.
- legt sein Leben vnnd wandel ... auff die Wag des Vergilischen Vir bonus et sapiens &c. ] ─ Nach Hauffen (1908) S. 280: Magnus Ausonius, 16. Idyllion. In: Ausonius: Opera 1575, S. 185 (ohne Klärung, warum Fischart es, der damaligen Zuschreibungspraxis folgend, Vergil zuschreibt); in der Ausg. 1588, S. 173; = Ekloge III: De viro bono πυθαγoρικη απoφσις: "Vir bonus et sapiens, qualem vix repperit unum | milibus e cunctis hominum consultus Apollo ..." ("The upright man and wise - Apollo, when invoked, could scarce find one amongst all the thousands of mankind ..."; Übers. Hugh G. Evelyn-White, LCL 96, S. 169, Ekloge III); der ganze Tagesablauf wird in Gedanken am Abend noch einmal reflektiert und bewertet (V. 14 f.: "Non prius in dulcem declinans lumina somnum, | omnia quam longi reputaverit acta diei"; "He suffers not sweet sleep to weigh down his eyelids until he has pondered over all things done in the long day's course"; Übers. Evelyn-White, S. 171). Die Zählung bei Ausonius ist sehr wechselhaft: Leitzmann nennt es das 30. Gedicht des Ausonius (S. 17; mit Hinweis auf die Zuschreibung an Vergil u. auf das Narrenschiff. - Es handelt sich um den Ps.-Vergil-Text: De institutione viri boni, der 1502 von Sebastian Brant in dessen Vergil-Ausgabe übernommen wurde (vgl. Nikolaus Henkel: Deutsche Übersetzungen lateinischer Schultexte. München 1988, S. 314, der allerdings nicht die Identität des Textes mit dem 16. Idyll von Ausonius erwähnt) und mit dessen Übersetzung Brant das Narrenschiff beschließt (Capitel 112: "Der wis man").[484]
Literatur zu diesem Kapitel
- Arnstedt (1872) (Monographie über dieses Erziehungs-Kapitel bei Rabelais und Fischart)
- Bachorski 1995, S. 277 (zu 333 Theodor Lilgenkol, Priscianus vapulans, "prügelnder Priscian"), S. 440 (zu 334 Clistierwurz).
- Bulang (2010b) (Nieswurz-Diskurs)
- Kellner (2008), S. 165 f. (Theodor Lilgenkol)
- Schank (1974), S. 3 (Theodor Lilgenkol)
- Schilling (2011), S. 80 (Nieswurz-Diskurs).
- Schlossbauer (1998), S. 132 (Theodor Lilgenkol)
- Seelbach, S. 162, 350 (Theodor Lilgenkol)
- Weinberg (1986), S. 74 (Religosität); 132 (Theodor Lilgenkol).
- Wacker (Liste 39).
Mitarbeit an diesem Kapitel
Hinweise zu Einzelstellen: Jutta Greiwe, Harald Haferland, Katharina Maehler, Michael Schilling.
FbAdB = Fund beim Aufschlagen des Buches, Zufallsfund.
- ↑ DWB 32, 273
- ↑ DWB ebd.
- ↑ Nach Plattard, S. 85 (u. Lefranc II,23,3) liegt hier der erste (recte: 55ste!) Grundsatz des Regimen Salernitanum zugrunde; zit. wird dort nach der franz. Ausg.: Regimen Sanitatis en français. Lyon: Claude Nourry 1518 (dass. auch 1514): "Lorsqu'on veut changer et parmuer la diète, il ne faut pas le faire subitement mais petit à petit, car toute mutation subite nuit grandement ..." (wohl ungenau zitiert, entspricht in der Ausg. 1514, Bl. g 5 r: " ... neccesaire de les corrigier et parmuer non pas subitement/ mais petit a petit/ car toute mutation subite nuyt grandement ... ); Lefranc: "Omnibus assuetam jubeo servare dietam" (= Ausg. 1514, Bl. g iiij r) und "Ces mutations subites blessent nature comme dit Galien en la glose d'un afforisme".
- ↑ DWB 6, 5216: Gewaltsame 2 b
- ↑ vgl. Gewaltsamkeit, DWB 6, 5217-5220
- ↑ DWB 1, 881, mit dieser Stelle
- ↑ FWB
- ↑ DWB 12, 1287
- ↑ DWB 12, 1287; ElsWB 1, 584b
- ↑ DWB 11, 2586
- ↑ Hinw. Schank 1974, S. 3, Anm. 9 u. S. 375); s. auch: Frischlin. Sämtliche Werke III,1 (2003).
- ↑ DWB 31, 285 f.: zart 3 c
- ↑ Weinberg (1986), S. 132 rechnet hingegen Meister Theodor zu den "Latin-sensitive, humanistic teachers, who wish to restore the language to its original (Lilii-white) purity" (was vom Wortlaut der ironischen Bemerkungen der Figur des Priscianus im 2. Akt wohl wiederlegbar ist). - Nyssen bringt eine volksetymologische Deutung von lat. latinisator ins Spiel (vgl. hierzu oben Kap. 22, S. 300: "Latinisirer oder Lantinisator"), angebl. eine Bezeichung der Dunkelmännerbriefe für die Humanisten. Gleichwohl kann das Verb latinisare zu Fischarts Wahl von latinzart geführt haben; vgl. Gemma gemmarum 1520, Bl. O r: "Latinizare i. more latinorum se habere vel loqui, latin reden." In den Epistolae obscurorum virorum kommt latinisare in Tl. I, Brief 11 vor: "qui sciunt tantum latinisare" (Ed. Bömer, S. 22, Z. 19 f.); vgl. auch Tl. II, Brief 10 (S. 109, Z. 34).
- ↑ DWB 11, 1573
- ↑ DWB 12, 1287
- ↑ Bei Hans Folz: Der Quacksalber (Ed. Fischer Nr. 14) V. 53-85 (2. Episode) verhilft die Purgatz einer Krämerin (nicht einem Bauern), ihren Esel wiederzufinden. Auch in Cent nouvelles nouvelles 79: "L'asne retrouvé".
- ↑ DWB 10, 1327
- ↑ DFWB 2, 738 f. s. v. purgieren
- ↑ DWB 13, 1785, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 10, 1969 f., mit dieser Stelle
- ↑ Hinw. Hauffen 1908, S. 284
- ↑ DWB 32, 719: zurüsten 2 c, mit dieser Stelle; vgl. 4
- ↑ DWB 21, 280, mit dieser Stelle
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,8. Zu Anticyra auch Plinius 25,21; Dioscorides IV,145, 146 (Hinw. Lefranc ebd.); Erasmus: Adagia (Bibe Elleborum I,8,52; Naviget Anticyras I,8,53; Hinw. Lefranc ebd.; Defaux 236,4 vertauscht die Nummern der Adagien); Ovid: Pont. IIII,4,54
- ↑ DWB 25, 1025 f., mit dieser Stelle, jedoch falsch zugeordnet und fehlerhaft zitiert
- ↑ DWB 25, 1282, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 25, 1181
- ↑ DFWB 1, 28: alterieren 2
- ↑ ²DFWB 1, 405-408; zu alterieren 1, 'anders machen', Alterierung 1, f. 'Veränderunge', Belege S. 406, mit dieser Stelle
- ↑ DFWB 1, 149: Disposition 2, mit dieser Stelle
- ↑ ²DFWB 4, 699-708: Disposition 2, Belege S. 706 f. , mit dieser Stelle
- ↑ DWB 24, 2198, mit dieser Stelle
- ↑ Vgl. wesentlich, adj. 1 c: 'richtig, vollständig' (DWB 29, 594).
- ↑ DWB 15, 356 f.: schlagen I 3 b
- ↑ Wiederholt bei Zwinger: Theatrum vitae humanae 1587, Vol. III, S. 688: "Melampus uates, poeta & medicus excellentissimus, filius Amythaonis, sic dictus, quòd nigris fuerit pedibus. Nam cùm eum mater peperisset, in loco arboribus denso exposuit: in quo cùm pedes minus obtegerentur, sole sunt nigri facti. Theocriti interpres in tertio Eidyllio."; dass. 1565, S. 1374 (nicht "S. 2856", falsche Seitenzahl bei Seelbach 2000, S. 190).
- ↑ DWB 11, 762, mit dieser Stelle
- ↑ FWB
- ↑ DWB 25, 1926 f.: vertragen I, 1
- ↑ DWB 1, 1034 f., mit dieser Stelle
- ↑ FWB ausserhalb 3
- ↑ LCL 79, 268-269
- ↑ DWB 32, 645
- ↑ DWB 32, 640, 642: zurecht 4 c
- ↑ DWB 15, 2341
- ↑ ElsWB 1, 669a
- ↑ Vgl. noch Plinius lib. XXV, xxi (51): "postea tam promiscuum, ut plerique studiorum gratia, ad pervidenda acrius quae commentabantur, saepius sumptitaverint. Carneaden responsurum Zenonis libris ..."/"später wurde sie so üblich, daß sehr viele sie der Studien halber häufiger einnahmen, um das, was sie durchforschten, schärfer zu erkennen. So Karneades, der auf die Bücher Zenons antworten wollte ..." (Übers. Roderich König; Hinw. Bulang 2010b, Anm. 70).
- ↑ DWB 11, 1309
- ↑ Hinw. Hauffen 1908, S. 284
- ↑ DWB 30, 2395 f.; vgl. Würzer, m. 'Kräutersammler, Kräuterkundiger';(DWB 30, 2388).
- ↑ DWB 20, 79
- ↑ FWB
- ↑ DWB 14, 1363
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,10; Steinsieck zu 78,7
- ↑ Hinw. Schrader, S. 472; Plattard, S. 173: "II,23"; ebenso Lefranc II,23,10
- ↑ Nach Plattard S. 184 u. 246 (Lefranc II,23,10) findet sich dass. auch (Quintilian folgend) bei Guillaume Budé: Annotationes in Pandectas (in XXIIII. pandectarum libros). Lyon: Seb. Gryphius 1541, S. 474: "Propter quod (inquit Fabius [= Quintilian]) Timotheus clarus in arte tibiarum, duplices (ut ferunt) ab ijs quos alius instituisset, solebat exigere mercedes, quàm si rudes traderentur."; in der Ausg. Paris 1536, "Ex lege, Si vt certo", Bl. C v; Ausg. 1527, S. 347.
- ↑ DWB 11, 2711, künstlich 1 b; vgl. 2b
- ↑ DWB 12, 575
- ↑ DWB 28, 1104, Weiser 1 a u. b
- ↑ FWB, abgewinnen 2
- ↑ ²DWB 1, 309: abgewinnen 1, mit dieser Stelle
- ↑ FWB 5, 2847-2849: entlehen, entlenen 2
- ↑ DWB 3, 819; ²DWB 8, 1760 f.
- ↑ FWB: begierlich 2 und 4
- ↑ DWB 3, 3110 f.: gelust 2 a, mit dieser Stelle
- ↑ FWB
- ↑ DWB 16, 156 f.
- ↑ FWB; DWB 1, 1276 f. s. v. begaben
- ↑ DWB 1, 290, mit dieser Stelle
- ↑ FWB
- ↑ DWB 1, bekommen 4
- ↑ FWB: bekommen 2; ²DWB 4, 888: bekommen A 3 b.
- ↑ DWB 1, 1493 f.: bereden 2
- ↑ ²DWB 4, 1008 f.: bereden 3 b
- ↑ FWB: bereden 4
- ↑ DWB 3, 1017
- ↑ ²DWB 8, 2222
- ↑ DWB 3, 1005 f.
- ↑ DWB 16, 559
- ↑ DWB 21, 86
- ↑ DWB 6, 6522: gewöhnen 2 b á 1
- ↑ DWB 2, 686: dahin 4
- ↑ DWB 10, 958
- ↑ DWB 14, 764; vgl. Kratzbürste, f. (DWB 11, 2072), (hölzerner) Kamm
- ↑ Diese Form nicht im ²DWB (6, 779 f.: desto).
- ↑ DWB 2, 1725: dürfen 2
- ↑ DWB 1, 1698, ohne Belege
- ↑ FWB
- ↑ DWB 19, 553 f.
- ↑ DWB 13, 2208 f.
- ↑ DWB 17, 691 f.: Stand 4b
- ↑ DWB 11, 178
- ↑ DWB 13, 2085 f.
- ↑ Vgl. zusammenklitschen, v. 'zusammenklatschen' (DWB 32, 751), klettern, v. 'kleckern' (DWB 5, 1155) und beklittern, v. 'beflecken, beschmutzen' (FWB).
- ↑ DWB 32, 357: zuflicken 2
- ↑ Ein obszöner Nebensinn könnte in "Lumroff" hineingelesen werden mit dem Verb ruffen, roffen, 'Unkeuschheit treiben', 'kuppeln' (DWB 14, 1408) und dem Bestimmungswort Lumme, f. , 'Riegel' (DWB 12, 1289), aber was hätte dies hier wohl für eine Funktion (wohl keine!).
- ↑ Vgl. Abort (DWB 1,82); Sekret, n. 'heimliches Gemach, Abtritt' (DWB 16, 404: Sekret 3); Profei (DWB 13, 2159); Sprachhaus (DWB 16, 2759). Vgl. FWB s.v. laxieren, v.: "der brust oder lungen raynigkeit ['Reinigung']suchen vnd den leib laxiren" (Gesundheitsl. 1502/30).
- ↑ DWB 2, 857
- ↑ DWB 12, 1751
- ↑ DFWB 2, 652 f.
- ↑ Vgl. Aur, f. 'Uhr' (DWB 1, 817); Auer, f. 'Uhr' (DWB 1, 602); Ührlein, n. 'Taschenuhr' (DWB 23, 738).
- ↑ DWB 1, 498: anthun 2; FWB: antun 1
- ↑ DWB 19, 804 f.
- ↑ FWB: ausbutzen 2
- ↑ DWB 14, 247: räuchern 3
- ↑ DFWB 3, 320
- ↑ DFWB 2, 17 f.
- ↑ DWB 15, 1967 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 25, 791
- ↑ DFWB 3, 441 f.
- ↑ "übertragung auf geistiges ist selten", DWB 7, 74110: gieszen C 2 b â
- ↑ DWB 9, 783: gründen II A 2 a β und FWB gründen 3
- ↑ FWB gründen 4. - Andere (und falsche) Zuordnung: "vergleichbar ist ganz selten auftretendes concretes gr. im sinne ' bis auf den grund erschöpfen, ausleeren' (DWB 9, 777 diese Stelle, zu gründen I A 2
- ↑ DWB 4, 725: fürfallen 5, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 10, 369: Handel 2
- ↑ DWB 13, 2051
- ↑ DWB 3, 240, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 3, 1415: fegen 13; vgl. 1413: fegen 4; ²DWB 9, 242: fegen 1a
- ↑ FWB aufbinden 1
- ↑ DWB 3, 998, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 3, 728: erblasen 5, nur diese Stelle
- ↑ ²DWB 8, 1612: erblasen 2 a
- ↑ Andere Zuordnung im FWB (Butze 1): 'Larve, Maske, Popanz', "den rechten butzen ('wahren Grund')" herauslassen (Zimmerische Chronik, Barack 4, 259,20).
- ↑ DWB 3, 1540-1546
- ↑ DFWB 1, 375 s. v. Konferenz
- ↑ DWB 3, 194
- ↑ DFWB 2, 18 f. s. v. Lektüre
- ↑ DWB 2, 410, mit dieser Stelle
- ↑ ElsWB 2, 180a
- ↑ DWB 12, 1761-1763
- ↑ DWB 1, 601 f.
- ↑ DWB 2, 364 und 2, 304 s.v. Bränne
- ↑ DWB 28, 605 f.
- ↑ Hinw. Plattard, S. 140
- ↑ DWB 15, 1771
- ↑ DWB 15, 1769 f.: schröpfen 2
- ↑ DWB 3, 1637, mit dieser Stelle
- ↑ DFWB 1, 148; ²DFWB 4, 669-675 s. v. Diskurs b, discurrieren
- ↑ DFWB 1, 66 f.; nicht im ²DFWB
- ↑ DFWB 1, 148, mit Verweis auf diese Stelle
- ↑ ²DFWB 4, 680 f., mit dieser Stelle
- ↑ DFWB 1, 39, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 10, 472
- ↑ DWB 14, 776 f.: reiten III 3 d
- ↑ DWB 1, 1639 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 68
- ↑ Reprint Leipzig 1976.
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,39; Nyssen
- ↑ genannt bei Lefranc II,23,40
- ↑ genannt bei Lefranc II,23,41
- ↑ Hinw. Plattard, S. 245; Nyssen
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,43; Schrader, S. 472
- ↑ Nyssen nennt zuerst den Philosophen Porphyrios (232-304 n.C.), dann aber: "hier aber wohl eher Pomponius Porfyrio (3. Jh. n.C.), lat. Grammatiker" (und Verf. eines Horazkommentars).
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,44; Schrader, S. 472
- ↑ Lefranc II,23,46; so auch Schrader, S. 472 und Steinsieck zu 80,1; nicht Polybios (um 200-ca. 120 v. Chr.), Historiker (so Nyssen
- ↑ Plattard, S. XXVIII. - [Mikrofiche-Ausg.: München 1990, Bibliotheca Palatnia E651/E653]
- ↑ Nach Geßner (1583), S. 320 wurde ein Heliodoros als Gewährsmann von Galen, Athenaeus und Plinius angeführt, ein Arzt gleichen Namens von Stobaeus zitiert: "Heliodorus ... citatur à Galeno qui ea quae de compositis venenis scripsit reprehendet: Citatur etiam ab Athenaeo ... Plinius lib. 33 ... Scripsit etiam Heliodorus medicus ... Stobaeus citat in sermone de morbo." Vgl. hierzu Der Neue Pauly (online) Heliodoros [2] Perieget, nach 175 v. Chr. (bei Athenaeus u. Plinius), [4] aus Athen, Tragiker (bei Galen), [5] griech. Chirurg, hell. Zeit (bei Juvenal u. Stobaeus), [8] [Emesenus] Verf. eines Romans (s.o.) (genannt bei Lefranc II,23,46, Schrader, S. 472). [9] Grammatiker, 7. Jh. (genannt von Nyssen). - Der Kommentator der aristotel. Ethik, Heliodorus aus Prusa/Prosa, Schüler des Aristoteles, wurde von Konstantin Paleokappa (16. Jh.) erfunden (nicht im Neuen Pauly).
- ↑ Lefranc II,23,47
- ↑ Lefranc II,23,48 nennt noch die Varia historia ('Bunte Geschichte') und die Epistulae rusticae ('Ländliche Briefe').
- ↑ DWB 1, 528: anziehen 5
- ↑ FWB: anziehen 12
- ↑ ²DWB 3, 110: anziehen 6 b α
- ↑ DWB 25, 431, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 2904, mit dieser Stelle); vgl. Latwerge, f. 'Arznei in Breiform', lat. electuarium (DWB 12, 281 f.).
- ↑ Lefranc zit. die franz. Übers. von Martin Mathée. Lyon 1553, p. 41a
- ↑ Dazu Erläuterung zu 127-128: "Voir Adag. 733 (ASD II,2, pp. 254-256): "Lentiscum mandere"; Martial. III, 82, 8-9 et XIV,22, 1-2. [...] Diosc. I, 70, 2 [...] Gargantua se curait les dents au moyen d'un tronc de lentisque (Rabelais, Gargantua, 23).
- ↑ DWB 9, 612 f.: grübeln 1 a
- ↑ DWB 12, 1718
- ↑ DWB 20, 574 f.: stüren 2
- ↑ Auch bei Johannes Sulpicius Verulanus: Libellus de moribus in mensa servandis. Lyon 1542 (ohne Angabe von Ausgabe und Seite bei Plattard, S. 142, der noch Stellen aus Avicenna ohne Nachweis zitiert). Vgl. Sulpicius, ebd. S. 54: "Le matin, quand tu seras leué, tu diras deuotement l'oraison ... Nostre pere, qui es es cieulx et caet." ('Am morgen, wenn du dich erhebst, sprich demütig das Gebet Vater unser etc.'). Verwechslung also mit dem gleich folgenden gesungenen Gotteslob? Eventuell einfach streichen!
- ↑ Hinw. Nyssen
- ↑ Hinw. Nyssen
- ↑ Hinw. Nyssen
- ↑ DWB 12, 2212
- ↑ DWB 4, 544 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 31, 61, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 241; Redewendung "ein gutes Blatt haben"
- ↑ ²DWB 5, 355
- ↑ DWB 1, 800: Auge 24
- ↑ ²DWB 3, 879: Auge C 1
- ↑ DFWB 5, 238-242, hier S. 239 und 241 f. (Belege): "das weitgehend gleichbed. Subst. Theorica, dann auch Theorik" (mit dieser Stelle).
- ↑ DWB 3, 735
- ↑ Hinw. Regis II,1,113; Lefranc II,23,58; Nyssen; Schrader, S. 472 f.
- ↑ DWB 1, 1009
- ↑ DFWB 1, 298 f. Instrument 1
- ↑ DWB 1, 1516 s.v. Bergreie
- ↑ FWB
- ↑ DFWB 1, 298 f. Instrument 2
- ↑ DWB 32, 1092
- ↑ DWB 14, 1625
- ↑ DWB 2, 627
- ↑ DWB 31 1412 f.: Zinken II A 3
- ↑ DWB 10, 497, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 10, 497
- ↑ DWB 10, 99
- ↑ DFWB 2, 738 f.
- ↑ DWB 13, 2129; nicht im DFWB
- ↑ DWB 1, 573, mit dieser Stelle
- ↑ DFWB 1, 223 f.; ²DFWB 5, 1010-1020, s. v. Form; formieren: S. 1015 f. [Belege]
- ↑ DWB 15, 1701 f.
- ↑ DWB 9, 704: Grund IV A 2 b
- ↑ DWB 16, 469
- ↑ DFWB 1, 414, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 169, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 9, 1068, mit dieser Stelle
- ↑ ADB 23, S. 481-484 (Hinw. Nyssen).
- ↑ DWB 4, 1926
- ↑ DWB 11, 122
- ↑ DWB 25, 2146
- ↑ DWB 11, 2811, zu Küris 3 b, mit dieser Stelle; vgl. Kürisser, Kürisserhengst (ebd.).
- ↑ DWB 1, 477
- ↑ DWB 2, 1390, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 4, 1246: gängen 3
- ↑ DWB 13, 1484
- ↑ DWB 1, 980, mit dieser Stelle
- ↑ Vgl. Grimm, Dt. Sagen, Nr. 130 (spätere Quellen: Sprung über den Häuwagen); Eppele von Gailingen, fränkischer Ritter, enthauptet 15. Mai 1381; vgl. das Lied: "Es was ein frisch(er) freier reutersman", das aber nicht alle Taten Eppelins, von denen Fischart berichtet, enthält.
- ↑ Williams (1909), Nr. 137 verweist auf Liliencron: Hist. Volkslieder IV, S. 258, Nr. 511 (Abdruck nach dem Ambraser Liederbuch 1582, Nr. 61); Arthur Kopp: Die Osnabrückische Liederhandschrift vom Jahre 1575 (Berlin, Kgl. Bibl. Mgf 753). In: Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen 111 (1903), S. 1-28, 257-274, hier S. 258 f. (Nr. 55); Einzeldruck : o.O.u.J. [Vatikan; Stevenson, Invent. II 2, Nr. 2811eee]. Ambraser Liederbuch 1582, A 61, 1584, B 19.
- ↑ DWB 31, 405 f.: zäumen 2, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 16, 2180: sperren B 2 b
- ↑ DWB 13, 2064 f.
- ↑ DWB 20, 150
- ↑ DWB 17, 2454
- ↑ DWB 14, 1491
- ↑ DWB 14, 2208-2212
- ↑ DWB 1, 184
- ↑ FWB
- ↑ DWB 14, 1451, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 14, 814, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 31, 770-773
- ↑ DWB 20, 761, stutzen C 1, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 20, 771, stutzen, 'beschneiden' 2
- ↑ DWB 1, 1328, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 1, 1434, nur diese Stelle
- ↑ DWB 5, 4167
- ↑ DWB 21, 121
- ↑ DWB 13, 1691, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 14, 1253
- ↑ DWB 32, 840
- ↑ DWB 7, 7595
- ↑ DWB 1, 1625 f., besitzen 1
- ↑ FWB, besitzen 2
- ↑ DWB 17, 517, Staffel II 1 a
- ↑ Nach Hauffen 1908, 279 stammt der Schonbachische Hirschsprung aus dem Lieddruck: Eppele von Geylingen. Augsburg o.J.; dort nicht enthalten; Williams 1909, Nr. 124, m.e. ebenfalls unzutreffend: "den Schonbachischen Hirtzsprung thun, Hirschsprung ist zugleich wortspiel mit Wiesent und anspielung auf Eppeles sprung zu pferde über diesen strom."
- ↑ Vgl. zum selben Ort Grimm: Weisth. 5, 383, 22 (els., 15. Jh.): Wir sollen auch das bejegde haben vom Spitz untz an den Hirtzsprung (Beleg zit. nach FWB). Dieser Teil im Bd. 5 wurde von Hanauer gesammelt (Weisthümer des Elsaß).
- ↑ Abdruck: Liliencron: Hist. Volksl. Nr. 28; Böhme: Liederbuch, Nr. 365; Uhland: Schriften 4, S. 160-165
- ↑ Vgl. Plaphart, m. (DWB 13, 1895).
- ↑ DWB 14, 806, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 13, 2018, postieren 1, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 207-209
- ↑ DWB 10, 178, Hake 3
- ↑ Vgl. Haken 7, DWB 10, 179: Feuergewehr mit Haken am Schaft (was in die Aufzählung hier schlecht passt).
- ↑ DWB 30, 2178, mit dieser Stelle
- ↑ Hinw. Weidmann 1911/12, S. 121
- ↑ DWB 3, 1383
- ↑ DWB 13, 1429
- ↑ DWB 3, 1551, fertig 10
- ↑ DWB 13, 1488, gelten 4
- ↑ Auch bei Joh. Stumpff: Gmeiner Eydgnosschafft Chronick. Zürich 1548, Buch III, Kap. 88, fol. 214r (Hinw. Hauffen 1908, S. 283 ohne Ang. der Stelle). - Dieselbe Anekdote wird von Peter Lew berichtet: "Der hett ein solche große sterk, |daß er nam ein gwapneten mann | auf sein hand von der erd hindann, | mit seinem arm ganz frei gestreckt | er auf den tisch hat gehebt. | Auß diser sterk ihn Lew man hieß" - History Peter Lewen/ des andern Kalenbergers ... in Reimen verfaßt durch Achilles Jason Widman von Hall. Frankfurt/M.: Weygandt Han [ca. 1558], V. 64 ff. - Ed. Felix Bobertag: Narrenbuch. Berlin 1884, S. 87-140).
- ↑ DWB 11, 2811
- ↑ DWB 14, 741
- ↑ DWB 15, 1642
- ↑ DWB 3, 1408
- ↑ DWB 3, 1864, mit dieser Stelle; s. Fuchtel, f. 'Degen mit breiter Klinge' (DWB 4, 358).
- ↑ DWB 14, 113-117
- ↑ DWB 2, 1696, durchschneiden 1 e
- ↑ DWB 20, 559
- ↑ Hinw. Weidmann 1911/12, S. 121
- ↑ DWB 2, 485 f.
- ↑ DWB 21, 146-150
- ↑ Hinw. auf das Heldenbuch 1509 bei Hauffen 1908, 278
- ↑ DWB 1, 1667, bestehen 6
- ↑ FWB, standhalten 12
- ↑ DWB 15, 731, schlingen II 1 b), zu Schlinge, f. 'Schleuder' (DWB 15, 724, Schlinge I).
- ↑ DWB 17, 550, Stahl II 3 b
- ↑ DWB 15, 52
- ↑ DWB 13, 1910, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 14, 46
- ↑ Dom[inicius] Grammer: Zur Geschichte des Ueberfalls von Würzburg durch Wilh. von Grumbach und seine Helfer am 4. Oktober 1563. In: Archiv des historischen Vereins von Unterfranken und Aschafffenburg 26 (1882), S. 421-423, hier S. 422.
- ↑ Vgl. Ignaz Gropp: Wirtzburgische Chronick Deren letzteren Zeiten, Erster Theil. Würzburg: Stahle 1754, S. 250: "VI. Wie Wirtzburg eingenommen worden": "ALs es am Tag S. Francisci den 4. Octobris [1563] Frühe um 4. Uhr gantz dunckel, ... seynd Wilhelm von Grumbach, Ernst von Mandesloe, Wilhelm von Stein ... für die Stadt Wirtzburg kommen, und einen ungewöhnlichen Fuhrt und Weeg durch den Mayn, vor dem Pleicher-Thor ... geritten, welches Thor sie alsbalden mit Sägen und anderen darzu bereiten ungewöhnlichen, seltzamen Instrumenten heimlich geöffnet."
- ↑ DWB 18, 3209, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 13, 1430 f.
- ↑ DWB 2, 204
- ↑ Auch bei Aelian: De nat. anim. VII,16; Plinius: Nat. hist. X,III,7 (ohne Erwähnung des kahlen Kopfes); Vita Aesch. 9 (ohne Erw.); Stobaeus: Floril. XCVIII,9 (Sotades: "Testudine cum scriberet Aeschylus cadente", ohne Erw. d. kahlen Kopfes); Stobaeus/Frölich 1551, S. xxxlxvij f., Spruchrede xcviij ("ain gewölb" statt Schildkröte; dies erklärt sich durch die Benutzung der Gemma gemmarum (1520, Bl. LL ij v) oder anderer Wörterbücher, die Testudo u.a. mit "gewelb" übersetzen; vgl. Voc. opt. Ed. Wackernagel 1847, S. 16, IV,76, Anm.). Vgl. Henkel/Schöne 1165.
- ↑ DWB 12, 1858
- ↑ 2. Ausg. u.d.T. Von der Gestüterey/ Das ist Ein grundtliche beschreibung wie vnnd wa man ein Gestüt von guten edlen Kriegsrossen auffrichten/ vnderhalten/ vnd ... erziehen soll ... Frankfurt/M.: Sigmund Feyrabends 1584, Vorrede, hier Bl. ) iij r. (bibl. Hinw. auf beide Ausgaben bei Nyssen, ohne weitere Angaben zur Stelle).
- ↑ DWB 7 8286
- ↑ DWB 27, 460, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 13, 947
- ↑ DWB 4, 670, fürbringen 7
- ↑ DWB 15, 2696, schwingen II 4 a
- ↑ DWB 15, 2698, schwingen II 5
- ↑ DWB 31, 1097 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 31, 947, ziehen I A 6 a, mit dieser Stelle
- ↑ Hinw. Hauffen 1908, S. 278: Das Heldenbuch. Hagenau (Straßburg) 1509.
- ↑ DWB 1, 1073
- ↑ DWB 14, 2220 f.
- ↑ DWB 3, 1685
- ↑ Wolfgang Decker: Ringen. In: Der neue Pauly (online), ohne Aufschluss.
- ↑ Diese Bearbeitung wohl von Nyssen gemeint.
- ↑ DWB 11, 1346, knappen I, 6
- ↑ DWB 15, 2006, schupfen 1, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 4, 1507, Gätter 2 c
- ↑ DWB 32, 1987
- ↑ Abweichend erzählt dieselbe Anekdote Plutarch: Caesar 49(,4): Caesar "schwamm um sein Leben. Er entkam mit knapper Not. Dabei hatte er, wie man erzählt, eine Menge Papiere in der Hand, welche er nicht fahren ließ, wiewohl er beschossen wurde und öfters untertauchen mußte. Hartnäckig hielt er sie mit der einen Hand über das Wasser empor, während er die andere zum Schwimmen brauchte." (Übers. Konrat Ziegler) - Hinw. (nur auf Plutarch): Lefranc II,23,119; Schrader, S. 473; Plattard, S. 235 (ohne Stellenangabe); Defaux 246,37 (ohne Stellenangabe); Steinsieck zu 82,19 und Michel Anm. 73, S. 210.
- ↑ Justinus schreibt von aim ritter/ der also manlich was/ do die Athener stritten wider die Persier vnd die Athener oblagen/ also dz sy die veind darůz brachten dz sy jren schiffen zů lieffen. Diser ritter ergraiff dz ain schif das da wol geladen was mitt der rechten hande/ vnd ließ das nit biß er die hand verlor darnach do jm die gerecht handt was abgehowen/ ergriff er das schiff mit der lincken hand/ do jm die auch ward abgehawen/ zů letzt viel er daran mitt den zenen. Das was ain grosse manlichait/ das er sich nit ließ abtreiben. Johannes Geiler von Kayserberg: Das Schiff der penitenz. Augsburg: Otmar 1514, Die xxi. aigenschaft, Bl. LXXI r.
- ↑ DWB 21, 183
- ↑ FWB, darunter 2
- ↑ DWB 3, 1826, mit dieser Stelle
- ↑ Lexer 1, 432
- ↑ DWB 2, 555, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 12, 1852
- ↑ DWB 12, 2712
- ↑ DWB 2, 135 f.
- ↑ Vgl. "Ein kleiner Barbe-Hund ist Hanauer Chaussee 16 zugelaufen. Der Eigenthümer kann sich daselbst melden" (Intelligenz-Blatt der freien Stadt Frankfurt Nr. 98, 1. Beilage, Donnerstag, 25. April 1861, Anzeige 269).
- ↑ DWB 14, 741, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 5, 4175
- ↑ FWB, Hausrat 2
- ↑ Die Rede auch in Andrea Alciati: Libellus de Ponderibus (1530), Bl. Dii r bis Fv v, hier Fij v. - vgl. Aurifaber: Tischreden Martin Luthers (1566), Bl. 571v: "Mart. Luth. erzelete Anno 1546. zu Eisleben/ diese Fabel/ Das ein Müller hette ein Esel gehabt/ ...". Diese Version wird auch von Englert/Bolte (1927/28), S. 105 f. in extenso zitiert, aber in ihr fehlt, daß der Fischer das Boot angebunden hatte und dass der Esel ertrank. Sie verweisen auf Goedeke (Schwänke des 16. Jahrhunderts 1879, Nr. 201) und seine Nennung von Parallelen: Melanchthon: (s. o.) und Camerarius: Historia Aesopi 1544, S. 340 = Fabulae Aesopi 1564, S. 314 (freie Nacherzählung nach Melanchthon); Kirchhof: Wendunmuth 4, 276 [ist nach Fischarts Gkl. erschienen] und nennen ferner: Hans Sachs: Die Krebs im Esel 1545, 1563 und 1569 (Fabeln und Schwänke von Goetze 2, Nr. 307 u. 380, 3, Nr. 186). Prüfen wir die genannten Quellen, ob sie mit Fischarts Version übereinstimmen (hinzu kommt Flöhhatz A 1106 f., B 2831 ff., wo der Esel ebenfalls ersäuft): Hans Sachs: Ein Schwank: Der müeller mit den krebsen in seim ertruncken esel (gedruckt in der Nürnberger Folioausgabe A; Goetze 2, Nr. 307) stimmt mit Fischart überein: der Kahn ist (schlecht) angebunden; der Esel ertrinkt, Fischer und Müller streiten sich darum, wer den Schaden (Verlust des Kahns und des Esels) bezahlen soll - daß Fischart den Krebsfang mit dem toten Esel nicht erwähnt, spielt hier keine Rolle (Nr. 380 und 3, Nr. 186 ganz analog; beide sind jedoch im 16. Jh. ungedruckt geblieben [?]); bei Camerarius wird über das Schicksal des Esels nichts berichtet und ihm bleibt der Fall wie bei Melanchthon ungelöst (s.o. 1544, S. 341).
- ↑ DWB 14, 2101: schalten II b
- ↑ DWB 14, 531, regieren 5
- ↑ DWB 1, 184
- ↑ Vgl. Zirbel, m. n. (DWB 31, 1572); Hermann Stoetzer: Lorey's Handbuch der Forstwissenschaft. Bd. 2. Tübingen: Laupp'sche Buchhandlung 1903, S. 531: "Die ... lokalen Bennungen sind folgende: .... Zirbel oder Hebegarn an der Mosel, Setzbär, Setzbeer, Ducker in Süddeutschland"; Urs Amacher: Zürcher Fischerei im Spätmittelalter. Realienkunde, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Fischerei im Zürcher Gebiet. Zürich: Rohr 1996, S. 39: "Bären sind eine Art Fischreusen", dazu S. 40 "Setzbären und Storrbären" (vgl. S. 244).
- ↑ DWB 3, 1684, mit dieser Stelle), 'Dreizack' (hier Plural
- ↑ DWB 3, 414, mit dieser Stelle
- ↑ DWB ebd.
- ↑ DWB 14, 846
- ↑ DWB 19,1585-1587
- ↑ DWB 2, 238; Bord 3
- ↑ DWB 16, 2587: Spitze 2 a α
- ↑ DWB 29, 847, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 10, 2406
- ↑ DWB 13, 2296
- ↑ DWB 12, 1398, Macht 3 c, mit dieser Stelle
- ↑ Strabo: Geogr. XVI,9 situiert die Hylophagi am Zusammenfluss von Astaboras und Astapos, erwähnt jedoch nicht deren Kletterkünste.
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,134. Dass. bei Val. Max. IX,12, ext. 9; auch in aller Kürze bei Ovid: Ibis, V. 609 (Milo, der die Eiche spaltete, doch darin gefangen wurde); auch Strabo VI, 263 (LCL 182, 44). - Auch bei Sebastian Brant: Aesop-Additiones, 1501, S. 376, Nr. [113]; Rivander: Promptuarium 1581, 390r (nach Val. Max.). - Schrader, S. 473: "von dem Athleten Milon aus Croton wurde Gegenteiliges berichtet; er kam elend um, als er einen Baum zu spalten versuchte und mit den Händen eingeklemmt wurde" (ohne Nachweis). Defaux 246,40: "Pline parle de lui dans son Histoire naturelle" (ohne Stellenangabe); das ist richtig, aber Plinius, nat. hist. VII, 83 (XX) spricht über sein Stehvermögen und dass ihm keiner einen Apfel aus der Hand winden konnte (s. u. S. 356); Henkel/Schöne 1171 ff. (nennen außer den oben erwähnten Autoren noch Juv. sat. X,10 f., eine Anspielung auf sein Ende, ohne dass der Name genannt würde).
- ↑ DWB 5, 3177
- ↑ DWB 2, 204, Bock 10
- ↑ DWB 11, 1163 f.
- ↑ DWB 15, 722, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 15, 636
- ↑ DWB 2, 769
- ↑ DWB 16, 1947, mit dieser Stelle
- ↑ Hinw. Hauffen (1908), 280 (ohne Stellenangabe). Auch bei Solinus 1,75 (Tritannus); Sebastian Brant: Aesop-Additiones, 1501, S. 384, Nr. [119], Johannes Heyden: Caii Plinii Secundi, Des Weitberümbten ... Bücher vnd Schrifften/ von Natur ... aller Creaturen. Frankfurt/M. 1571, Das XXII. Cap. Von etlicher leuth stercke vnd geradigkeit, S. 38 (ohne Erwähnung des einzelnen Fingers).
- ↑ DWB 11, 628 f., mit dieser Stelle
- ↑ Bei Apollod. I,6,1-3 hingegen schleudern die Giganten Berge und brennende Bündel von Baumstämmen gegen den Himmel, vom Übereinandertürmen wird nichts berichtet. Zur bildlichen Darstellung in der Emblematik s. Henkel/Schöne: Emblemata 1711 f. ("Giganten türmen Felsen zum Himmel"). - Anspielung auf die Gigantomachie auch bei Kirchhof: Wendunmuth I,27 (S. 41): "als die giganten berg auff einander tragen".
- ↑ DWB 10, 559
- ↑ In der Ausgabe von Frank Cole Babbitt. London 1961, LCL 245, S. 442 u. 444, Anm. a wird auf weitere Zeugnisse dieser Praxis verwiesen: Plut.: Lyk. XVIII,1 (51B); Plut.: Arist. XVII,8 (329D); Lukian: Anach. 38; Philostr.: Apoll. VI,20; Cic.: Tusc. II,XIV (34). Auch bei Zwinger: Theatrum vitae humanae 1565, S. 1167A: "Dolores et tormenta. Spartiata olim pueros suos ... uirgis caedebant ..."; "Schmerzen und Marter. Die Spartaner schlugen einst ihre Knaben mit Ruten ..."; nach "Pontan. libro 2. capite 7. de Fortitudine", i.e. Giovanni Pontano: Opera. De fortitudine libri duo (u.a.). Lyon: B. Troth 1514, Bl. E 5 r.
- ↑ DWB 19, 879, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 1, 360 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 17, 814 f.
- ↑ DWB 10, 1772
- ↑ DWB 1, 1777
- ↑ DWB 16, 2187, sperrig 2 a, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 3, 1804; vgl. Flitsch, f. 'Geschoss, Pfeil'
- ↑ DWB 2, 41; 2, 549); pirs(ch)büchse, f. 'Jagdgewehr' (FWB); vgl. die Belege im DWB 13, 1867 s.v. Pirsch.
- ↑ ²DWB 6, 1247 f.
- ↑ DWB 10, 413
- ↑ DWB 12, 1204: Loth 1
- ↑ DWB 22, 633, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 12, 53
- ↑ FWB anschlagen 7
- ↑ DWB 1, 441: anschlagen 2
- ↑ FWB Anschlag 3
- ↑ FWB: bauen 16
- ↑ Hinw. Wassmanndorff, S. 26, Anm. 70
- ↑ Zu Popper I m. 2, Schweizerisches Idiotikon IV, 1420, mit Hinw. auf das im DWB 2, 557 "unrichtig aufgefasste" Ärmelpopperle Fischarts). S. auch "das Poperlein oder der Familiar Spiritus", eine Art Kobold oder Teufel, in der Dämonomanie 1586, S. 658 (1591, S. 256a; hierzu DWB 13, 2000) und pöperlen, v. '(leise) klopfen, hämmern' (FWB .) Han: Außred, V. 140 f.: "Das popperle Jnn dem Ermel dein, | Dz will auch warlich bey mir sein"; V. 303 f. "Dz Popperle, thue Ich sagen | Bracht Im Ermel manichen schaden"; vgl. Grob 1603, S. [12], Nr. 13: "Das Poperle im Ermel dein das wil auch jetzund bei mir sein" (Hinw. Wassmannsdorff, S. 20, Anm. 18
- ↑ FWB abdrucken 4; Han: Außred, V. 177: "ainer hat zu bald getruckt".
- ↑ DWB 17, 1267: stechen 18a); Han: Außred, V. 190: "Einer kund dz gschoß nit stechen" und V. 235: "Einer sein Schloß nit gestochen hab"; Grob 1603, [S. 14] "Der neündt das schloß nit kont gestächen" (Hinw. Wassmannsdorff, S. 21, Anm. 24). Die Erklärungen von Wassmannsdorf 1887,S. XXVIII f. zum Stechen der Schlosseinrichtung sind unklar.
- ↑ FWB 5.1, 1437-39 dringen 4
- ↑ DWB 25, 2076 f.: verwahren 4
- ↑ ²DWB 9, 314.
- ↑ DWB 26,422
- ↑ DWB 32, 564 f.
- ↑ DWB 32, 563, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 23, 693-695
- ↑ DWB 23, 1164: umspringen 2
- ↑ Alle Stellen zu Hystaspes in LCL überprüft: ohne Ergebnis
- ↑ DWB 25, 1016, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 10, 451: hängen 8
- ↑ DWB 30, 276: 1 Winde D 1 b; Hinw. Barthold (1847), S. 175
- ↑ DWB 14, 1003 ringen I 1
- ↑ DWB 3, 226
- ↑ Schweiz. Id. 3, 1268
- ↑ vgl. DWB 3, 246: einraumen 2
- ↑ DWB 20, 384 stumm C
- ↑ DWB 27, 2203: Warze 7 b
- ↑ DWB 15, 841: Schlupf 5
- ↑ DWB 19, 1192: streichen A 3a
- ↑ ebd. 3b
- ↑ DWB 15, 566: schleichen I 3
- ↑ FWB: abbrechen 11
- ↑ DWB 3, 1805
- ↑ Schweiz. Id. 5, 1204; vgl. DWB 13, 1707
- ↑ DWB 25, 2072, diese Stelle, zu 1 wagen 8; vgl. DWB 13, 393
- ↑ DWB 25, 1181
- ↑ DWB 15, 1151 f. Schnack 1
- ↑ DWB 4, 1914
- ↑ DWB 22, 1341 f., Trumm A 3 a
- ↑ DWB 22, 850, nur Belege seit Mitte des 19. Jh.
- ↑ DWB 11, 379
- ↑ DWB 11, 375-379
- ↑ DWB 4, 530: Fund 3
- ↑ DWB 2, 396, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 13, 2164
- ↑ DWB 3, 748 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 18, 1677
- ↑ DWB 2, 437
- ↑ Nur ein späterer Beleg: "förchte dir nit: du wirdest in diser Welt- und Sünd-Brunst nit sterben" (Victor Mayr: Concionator panegyrico-moralis ... Sittliche ... Predigen. Tl. 2. Regensburg 1756, S. 20b).
- ↑ Die Lemmata 'bestechen, Bestechung' wurden im ²DWB 5 (zwischen Beste und Besteck) vergessen!
- ↑ DWB 27, 2793 f.); vgl. Fischart: Reveille matin, Bl. B 2 r: "der weckauf vnd früweckerinn" (Kurz 3, 74).
- ↑ vgl. DWB 10, 839
- ↑ vgl. DWB 6, 4645
- ↑ DWB 28, 1522
- ↑ FWB: bar 5
- ↑ Weitere zeitgenössische Wiedergaben der Anekdote bei Carion: Chronica 1540, Bl. XLIIII r; Jacob Ebel: Ein gar kurtz vnd notwendiges Regiment für den jetzschwebenden Presten der Pestilentz. Mainz: Franciscus Behem 1541, Bl. C r; Philipp Melanchthon: Neuwe vollkommene Chronica. Frankfurt/M. 1566, Bl. LIIII r. - Nicht bei Soranos' von Ephesos: Hippokrates-Vita.
- ↑ ²DWB 1, 857; diese Bedeutung nicht im FWB
- ↑ S. auch Johan W. Fuchs, Olga Weijers: Lexicon latinitatis Nederlandicae medii aevi. Bd. 2: C. Leiden: Brill 1978, S. 539-1234, hier S. 539: "cabella, ae, f. (kabellus, camelus, camellus) kabel; ... EX QUO camelus, funius (sic) nauticus". Vgl. gr. κάμῑλος, arab. jummal, 'Schiffstau'; belegt in Suda (kappa 282): "Κάμιλος δὲ τὸ παχὺ σχοινίον" ("Doch Kamilos ist ein dickes Seil") und in den Scholien zu Aristoph. vesp. 1035; vgl. Liddell/Scott: A Greek-English Lexicon 1940 Perseus; hierzu auch Büchmann/Hofmann, S. 43 zu Mt 19,4: "Zur Deutung hat man auf eine mögliche Fehlübersetzung (κάμηλος = Kamel statt κάμιλος ) verwiesen".
- ↑ DWB 25, 400 mit dieser Stelle.
- ↑ DWB 10, 545: haspeln 3b, mit dieser Stelle.
- ↑ DWB 4, 1121: Gabel 4. Vgl. Dasypodius 1536, S. 327 v: "Gabel. Furca, Furcula, Furcilla, ... galgen/ oder creütz. Crux."
- ↑ DWB 16, 2174: sperren II B 1
- ↑ DWB 18, 2639.
- ↑ DWB 4, 1878, mit dieser Stelle
- ↑ FWB
- ↑ ²DFWB, 406, Belege 408, auch von Athleten gesagt
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,159; Schrader, S. 473; Defaux 248, 44.
- ↑ DWB 18, 1832
- ↑ Anders Spengler, S. 471 (die Erklärung Nyssens korrigierend): "ist ... der 'Große Kardinal' Markgraf Albrecht von Brandenburg gemeint, Erzbischof von Magdeburg, Kurfürst von Mainz u.a.m. (1490-1545), der im Schmalkaldenschen Krieg auch gegen die Freie Reichsstadt Frankfurt zog und sie beschoß".
- ↑ Achilles August von Lersner: Nachgeholte, vermehrte und continuirte Chronica der ... Stadt Franckfurt am Mayn. Frankfurt 1734, Bd. I, S. 386: die Kugeln wurden aus Nürnberg geliefert; Rudolf Ernst Jung: Frankfurter Chroniken. 1888, S. 440: "bleierne kugeln zun doppelhacken und falkenetlein".
- ↑ Vgl. Armin Schöne: Die Erzbischöfe von Bremen und ihr Haus und Amt Langwedel. 2. korr. Aufl. Bremen 2016, S. 255.
- ↑ Baldinger, S. 33; FEW 4,378b: Haltēres [gr.].
- ↑ DWB 32, 283: zucken 4 a.
- ↑ DWB 8, 121, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 1195: Klinke I, 3
- ↑ DWB 16, 2170, mit dieser Stelle.
- ↑ DWB 10, 418, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 16, 2189, mit dieser Stelle.
- ↑ DWB 14, 759: reiszen 3 a ζ
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,165 u. 167; Schrader, S. 474 ("VII,20"); Steinsieck zu 84,12. - Defaux verweist 248,46 ohne Stellenangabe auf Pausanias: "Milon de Crotone, dont Pausanias nous raconte les exploits" (s. Pausanias VI,14,5-8). - Ferner Aelian: Varia historia 2.24: Wenn Milon von Croton einen Granatapfel in der Hand hielt, so konnte kein Gegner denselben ihm entwinden, außer seiner Freundin (körperlich stark, aber willensschwach).
- ↑ DWB 27, 371-375
- ↑ DWB 1, 831
- ↑ FWB
- ↑ Schweiz. Id. II, 869 f.
- ↑ FWB behäbe 5
- ↑ Hinw. Hauffen 1908, 280
- ↑ DWB 31, 821 f., mit dieser Stelle
- ↑ DWB 11, 2112, mit dieser Stelle
- ↑ Das Gedicht ist nicht enthalten in Stigelius: Poematum liber II. continens sacra. Jena 1566. (Camena); nicht in: Poematum liber tertius, continens elegiarum libros tres. Jena 1567. - Nicht gefunden in: Poematum editio tertia. Jena 1600. - Der Hinweis von Nyssen auf "Goedeke II,94" geht fehl: dort sind nur die Werke des Stigelius aufgeführt, nicht die hier gemeinte Stelle.
- ↑ auch Historia plantarum; Hinw. Lefranc II,23,169; Schrader, S. 474
- ↑ Es handelt sich nicht, wie Hauffen 1908, S. 284 (und Nyssen 269,15 mit Verweis auf "8,39") angibt, um Theophrast Bombast von Hohenheim, gen. Paracelsus. Vgl. Kap. 4, S. 100: "Theophrasti kunst".
- ↑ Nicht in Frage kommt der von Nyssen genannte "Marinos v. Tyros (2. Jh. n.C.), Geograph".
- ↑ Lefranc II,23,172; Schrader, S. 474
- ↑ Hinw. Lefranc II, 23, 173
- ↑ Lefranc II,23,173 nennt an einschlägigen Schriften: De simplicibus medicamentis ad Paternianum; De plantis; De virtute centaureae.
- ↑ DWB 27, 2140: warten D 3, von Pflanzen
- ↑ DWB 8, 1543-1545
- ↑ DWB 10, 104: hacken 4
- ↑ DWB 11, 232
- ↑ DWB 10, 2268
- ↑ FWB
- ↑ FWB: grabstickel 2
- ↑ DWB 31, 1405: Zinken 3
- ↑ FWB
- ↑ DWB 10, 1552
- ↑ DWB 1, 1808; DWB 13, 1838, mit dieser Stelle
- ↑ FWB
- ↑ DWB 10, 156
- ↑ FWB, Beleg aus Dasypodius 1536
- ↑ DWB 1, 1456 u. 13, 1536
- ↑ DWB 15, 1786: schroten 3a
- ↑ DFWB 1, 151: Disziplin²
- ↑ ²DFWB 4, 759: Disziplin 1b
- ↑ DWB 13, 971: nüchtern II 4 b
- ↑ DWB 29, 1222: widerspän(n)ig 1 c, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 1, 682, mit dieser Stelle
- ↑ Laut Hauffen 1908, 279 aus: [Hans Ott:] Hundertundeinundzwanzig neue Lieder. Nürnberg: Hieronymus Andreae 1534; falsche Angabe.
- ↑ DWB 24, 710-712
- ↑ DWB 15, 2026: schuppig 2, mit dieser Stelle
- ↑ DWB 27, 1070
- ↑ DWB 1, 574 f.
- ↑ DWB 1, 1639 f.
- ↑ DWB 12, 56: Lager 9 und 67: Lager 22
- ↑ DWB 5, 2938 f.: Gelegenheit 1 c.
- ↑ Hinw. Lefranc II,23,192; Schrader, S. 474; Steinsieck zu 85,21: "VI,38" - diese Stelle kann es im Cicero-Text gar nicht geben, da die römische und die arabische Zählung voneinander unabhängig laufen: Abschnitt 38 entspricht einem Abschnitt von XI.
- ↑ Friedrich Zarncke druckte das lat. Gedicht (nach Brants Vergil-Ausgabe) in seiner Ausgabe von Brants Narrenschiff (1854) in den Anmerkungen zum 112. Kapitel ab (S. 469), mit Zitierung der Fischart-Stelle ("Ueber diese pedanterei macht sich Fischart lustig im Gargantua 358"), aber ebenfalls ohne Hinweis auf die Identität mit dem Ausonius-Gedicht. - Nach Nyssen: "Cic. F. III, 64: De finibus bonorum et malorum" - mit diesem Text Ciceros, wo lediglich die Formulierung 'vir bonus et sapiens', fin. III,64 u. V,93 begegnet (sie findet sich auch bei Horaz, Epist. I,7,22 u. I,16,73), hat die Fischart-Stelle nichts zu tun!