Gkl:kommentar:parat
Parat
(Gargantua, Prologue de l'auteur)
Zusammenfassung
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Absatz 1
- Vnd du mein Gartengesellschafft vom Rollwagen/ vom Marckschiff/ von der Spigeleulen ] vgl. den Titel der Ausgabe 1567 von Montanus' Wegkürtzer: "Das dritte theil des Rollwagens ... in Wägen/ Schiffen/ Gärten/ Zechen vnd sonsten lustig zulesen" - erst durch Fischarts Formulierung angeregt, schuf Marx Mangold die zwei Teile einer Schwanksammlung, die er Markschiff nannte: Marx Mangold: Marckschiff, oder marckschiffer gespräch, von der Franckfurter meß. 1596 u. Marckschiffs Nachen ... mit naupentheurlichen [!] Schwencken und Bossen. O.O. 1597.; vgl. [[gkl:kommentar:vorr#7|Vorrede, S. 7 ('Eulenspiegelische und Wegkurtzerische art bucher').
- Pflastertretter ] vgl. De generibus ebriosorum (1557), B4v.
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- Rauchverkeuffer ]
- Blindmeuß vnd Hütlinspiler ] vgl. J. Nas: V. Centurie, 364v: "wolt Luther mit seiner Käten auch nimmer der blinden mäüß spielen."; Nas: Gasinus Nasi 1571, 3v: "Ich wolt mit jnen der blinden Meuß spilen."; Wander: Maus Maus 262.
- Hildenbrandsstreichige ] vgl. Kap. 27, 366: "braucht ... Hildenbrantsstreich, siben klaffter in die Erd".
Absatz 2
- Geraten jr mir zu Zuhörern/ so wird gewiß dort die Weißheit auff der Wegscheid vmbsonst rufen ] Herkules am Scheideweg.
Absatz 3
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- so sollt jr zu eingang wissen/ daß der Atenisch Krigsfürst Alkibiad in des Preyten Plautischen Oedipischen Platons gespräch/ dessen vberschrifft die Zech/ als er vnder anderem sehr will loben seinen Lehrweiser Socrat/ (welcher ohn alle einred vnd streit/ alle Philosophen oder Gernklugen/ der erste anführer war) spricht er/ Er sey gleich vnnd änlich gewesen den Schilenden Silenis oder Seullänen. Was ist aber das für ein Teuffel in der Höll/ der also heist? ] (Garg:) - Platon: Symposion 215a-217b, 221a-222c (Lefranc I, Prol. 7; Steinsieck zu 9,2: verweisen auf die Rede des Alkibiades, der Sokrates in diesem Dialog mit den Silenen vergleicht). Alkibiades Lob des Sokrates setzt ein mit den Worten: "Also den Sokrates zu loben, ihr Männer, will ich so versuchen, durch Bilder; er wird nun wohl vielleicht glauben, spöttischerweise, aber gerade zur Wahrheit soll mir das Bild dienen und nicht zum Spott. Ich behaupte nämlich, er sei äußerst ähnlich jenen Silenen in den Werkstätten der Bildhauer, welche die Künstler mit Pfeifen oder Flöten vorstellen, in denen man aber, wenn man die eine Hälfte wegnimmt, Bildsäulen von Göttern erblickt." (Symposion 215a; Übers. Friedrich Schleier-macher). Auch bei Xenophon: Symposion IV,19 wird Sokrates mit den Silenen verglichen (Lefranc I, Prol., 7).
- des Preyten Plautischen Oedipischen Platons ] plautus, lat. adj.: platt, breit, plattfüßig. Oedipus, nach d. antiken Etymologie: Schwellfuß" (Weinrich 20,22) - 'breit, plautisch, oedipisch' sind etymologische Deutungen des Namens Platon (Schank 1974, S. 407), sie spielen an auf die etymologische Verwandtschaft des Namens Platon mit den Namen Plautus und Oedipus (i.e. 'Breitfuß'). An anderer Stelle nennt der Erzähler das Symposion "Sammenpausen oder Symposi"; dort wird der Werktitel ebenfalls übersetzt, allerdings mit einem Neologismus, der sich an den Klangkörper des Originaltitels anlehnt. Der Spott, der hier mit Platons Symposion getrieben wird, passt ganz vorzüglich zu den Stellen, auf die sich der Erzähler bezieht.
- gespräch/ dessen vberschrifft die Zech ist ] "Zeche" übersetzt den lat. Werktitel Symposium.
- Silenis ] Nach Delaruelle (so Plattard, S. 222; vgl. Lefranc I, Prol., 27 u. 32; Defaux 80,3) ist das folgende, soweit es schon bei Rabelais steht, eine Übersetzung des Adagiums "Sileni Alcibiadis" von Erasmus (Adagia III,3,1). Desiderius Erasmus von Rotterdam: Adagiorum chiliades quatuor. Basel 1574, S. 538 ff.: "Videbatur ineptus ad omnia reipublicae munia ...".
Absatz 4
- Sileni ... waren etwann die wundergestalte Grillische, Grubengrotteschische, fantästische krüg ] (Garg.) - vgl. Sebastian Franck: Morie Encomion von Erasmus, Kommentar (Ausg. Knauer, Bd. 4, S. 42): "Sileni waren Götzen oder Bild/ welche außwendig (also gemacht) spöttlich waren an zůsehen/ aber inwendig vnd auffgethan ein Göttlich Bild vnd form anzeygten/ wie man bei vns nuß vmbher tregt/ also ein schlecht ding/ das auch die kinder damit spilen/ inwendig etwa ein Passion darinn geschnitzt".
- Grillische ] vgl. Kommentar zu S. 28: "Ein solcher Grillus vnd Silenus".
- wie sie auß Pandore büchs fligen ] Pandora öffnete die von den Göttern mitgegebene Büchse, aus der alle Übel über die Menschheit kamen; nach Hesiod: Erga (Tage und Werke) 60 ff. und Theogonia 570 ff. (LdaW s.v. Pandora); vgl. Hyginus: Fabeln 142; vgl. Henkel/Schöne: Emblemata 1787 ff. (nennen noch Pausanias I,24,7 u. Apollodor: Bibl. I,46).
- (wie sie auß) der Grillen Römischen Mül stiben/ gesellen die im hafen schlecken/ vnd haben die Kertz im hindern stecken ] Die Grille Krottestisch Mül/ zu Römischer frucht. [Straßburg: Jobin] 1577: Einblattdruck mit Versen Johann Fischarts (Vorläuferdruck ohne Titel ca. 1573).
- (Teufel) wie sie Dantes inn der fegfewrigen Höllen beschreibet ] Dante Alighieri (1265-1321): Divina commedia, Hölle, 21. u. 22. Gesang (rabenschwarze Teufel mit sprechenden Namen).
- (wie sie) Jott vnnd Michelangel im Jungsten gericht malen ] Giotto di Bondone (um 1266/67-1337), Fresken der Arena-Kapelle (Capella degli Scrovegni oder dell'Arena) zu Padua mit der Darstellung des Jüngsten Gerichts (Lex. d. Renaissance, S. 296); Michelangelo (Michelagniolo Buonarotti, 1475-1564), 'Jüngstes Gericht' in der Sixtinischen Kapelle in Rom.