Gkl:kommentar:kap09

Aus Kommentieren
Version vom 29. April 2023, 19:21 Uhr von Useelbach (Diskussion | Beiträge) (→‎Absatz 5)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Das Neunt Capitel

(Gargantua, Kap. VI)

Zusammenfassung

194

  • Gurgelstrozza ] Gargantua; Wortspiel mit Gurgel f., 'Kehle, Speiseröhre' (DWB 9, 1143-1145) und Strosse, f., 'Kehle' (DWB 20, 76-78); vgl. Gurgelstrosse, f. 'Gurgelkehle', pleonastische Bildung (DWB 9, 1156); Strosse 10,4,76. Strosse wurde im Italienischen entlehnt als strozza, f. 'Kehle'. Die Begründung für die Namensgebung erfolgt in Kap. 10.

Absatz 1

  • im sauß lebten ] vgl. "im sauß leben", Kap. 1, S. 49.
  • subtil ] s. Kap. 8, S. 190.
  • Zechgesprech ] Zechgespräch, n. (DWB 31, 430, diese Stelle). Vgl. die Überschrift des Kap. 8: "Das Truncken Gespräch/ oder die gesprächig Trunckenzech" (Kap. 8, S. 155).
  • Gesangzech ] Gesangzeche, f. 'Trinkgelage mit Gesang' (DWB 5, 3806, diese Stelle).
  • Gurgelschwante ] Gargamelle; -schwante, zu schwenden, v. 'verzehren' (DWB 15, 2519-2523).
  • zukrachen ] bildlich nach dem Krachen des Donners (DWB 11, 1920: krachen II 4 c γ , mit dieser Stelle); 'bersten, donnern' (ElsWB 1, 513a f.).
  • sich zu vnderst vbel zugeheben ] sich wol/übel gehaben (Nebenform geheben), sich 'gebärden , befinden, halten' (DWB 5, 2310 f.: gehaben 2 b); zu unterst, 'ganz/ tief unten' (DWB 24, 1495 f.: unter III 2).

/ 146 /

  • auß dem Klee ] Klee, m. der 'mit Kleeblumen bunt gezierte Rasen' (DWB 11, 1059-1062, mit dieser Stelle).
  • an die Bindriemen gehn ] Bindrieme, m. 'Riemen zum Binden (an der Rüstung oder am Pferdegeschirr)' (MWB); auf den B. losgehen, kommen, an die B. gelangen, sprichwörtliche Redensart, 'zu(m) Ende kommen' (DWB 2, 35, mit dieser Stelle); eher: 'in arge Not, Bedrängnis kommen'. - Anders erklärt im FWB: Bindriemen, m. 'Leibgürtel' (Ansetzung nicht überzeugend, da Redensart den Plural verwendet; U.S.) mit dem Phrasem: "etw. geht jm. an die bindriemen, 'es steht schlecht um ihn'" (mit Belegen aus Dasypodius, Straßburg 1536): "an die Bindriemen/ odder höchste not gohn" und Maaler, Zürich 1561: "Es stadt gar übel vmb mich". - 'Riemen zum Schnallen, Leibriemen', nur in der Redensart (PfWB 1, 919); vgl. (Bind)-riemen, m. 'Gürtel' (²DWB 5, 272 s.v. binden); *Bad. Wb. 1, 231 (zit. FWB). Vgl. Kap. 26, S. 334: "Dann es jhm auch jetzund anfieng an die Bindriemen/ wie dem Hercule/ zugelangen"; Wander: Bindriemen 1-4.
  • Wilgenposch ] Wilge, f. elsässisch 'Weide', lat. salix (DWB 30, 135: ElsWB 2, 821b; PfWB 6, 1356); Wilgenbusch, m. (DWB 30, 135, nur diese Stelle).
  • daß sie neun Füß von sich streckt ] Garg. "qu'en brief elle feroit pieds neufs" ('dass sie in Kürze neue Füße machen (gebären) werde'; faire pieds neufs, 'enfanter' (P.J. Leroux: Dictionnaire comique, satyrique, critique. Tome 2. Pampelune/Pamplona 1786, S. 304 [Digitalisat])- Fehlübersetzung Fischarts; vgl. *Karl Weinhold: Die mystische Neunzahl bei den Deutschen. Berlin 1897 (= Abhandlungen der Königlich Preussischen Akdademie der Wissenschaften, Berlin), S. 57; *Frantzen 1892, S. 31; Hauffen 1921, S. 196: (Fischart verwechselt neuf, 'neu' mit neuf, 'neun').

Absatz 2

  • Püplein ] (Garg.: "poupon") - n. Diminutiv zu Bube (DWB 13, 2201).
  • Bürstlein ] s. Kap. 1, S. 49; vgl. "Bulerbürstlein" (Parat, S. 24).
  • gut geschirr zumachen ]
  • Ein Schelm der vom andern weicht/ allweil Sonn vnd Mon leucht ] Wander: Schelm 36 (nur Fischart); Gerke II/*777 (unreiner Reim, Gerke S. 122).
  • Ein Schelm der dem andern etwas vergibt/ vnd jn nit laßt außsauffen ] Wander: Schelm 33 (nur Fischart); Gerke II/776 (vgl. S. 92).
  • Wer einen im trunck vnnd spiel darff betriegen: darff auch ein Statt verrhaten vnd seine Eltern verliegen] Wander: Trunk 60 (wohl von Fischart); Gerke II/896 (vgl. S. 106: zusammengesetzter Zweispruch).
  • Diß Rumorn geschach ... den Tag anzännet ] Bei der Geburt Jupiters mussten die Corybanten/Cabiren ein Lärmen veranstalten, um die Schreie der gebärenden Rhea zu übertönen, damit Saturn die Geburt Jupiters nicht bemerkte. Saturn pflegte nämlich seine Kinder gleich nach deren Geburt zu verschlingen.
  • Rumorn ]
  • Corybanten ] lat. Corybantes: "Indessen geben doch einige sie für die jungen Leute an, welche um des kleinen Jupiters Wiege herum ein Geschwärm machen müssen, damit Saturnus dessen Weinen nicht hören können, Hygin. Fab. 139 [...] Sieh oben Cabiri" (Hederich 783).

195

  • ein Cabrisch vnsinnig wesen] Cabiri: "so hat dieß einige Schriftsteller verleitet, daß sie diselben mit den ... Korybanten ... für einerley gehalten, Strab. L. X. p. 466" (Hederich 580). "Wie nun hierbey einige ihren Namen ... von dem Berge Kabirus in der Landschaft Berecynthia herleiten ... Strabon. lib. X. p. 472" (Hederich 581).
  • göln ]
  • getrümmel vnd gedümmel ]
  • der Kinderfresser Saturn ]
  • Iuno Lucina fer opem ] "Iuno Lucina fer opem, serva me, obsecro", Zitat aus Terenz: Adelphoe III,4 (487) oder (gleichlautend) Andria III,1 (473). Diesen Ausruf der Schwangeren zitiert Servius öfter in seinen Kommentaren zu Vergil (Aeneis 1.8.29; 2.610.7; 11.532.6; Eclog. 410.3; Georgica 3.60.4, mit Angabe des Urhebers Terenz). Juno ist die Schwester Jupiters und Tochter Rheas; Lucina die mit ihre gleichgesetzte Göttin der Entbindung.
  • seiner Berekyntischer Frawen ] Berecyntius, adj. nach dem Berg Berecyntus in Phrygien, 'phrygisch' (vgl. Ovid, Metam. XI, 15: "sed ingens clamor et infracto Berecyntia tibia cornu tympanaque" - 'die lauten Schreie, der Klang des gebogenen Horns der phrygischen Flöte, schallende Becken' übertönen leisere Laute).
  • Opsrhea ] Ops, Schwester und Gattin des Saturn, wurde der griechischen Göttin Rhea gleichgesetzt (Ovid, Metam. IX, 498).
  • den Tag anzännet ]

Absatz 3

  • Kindsgepfrengten ]
  • Ja grösser freud als vber eim gefundenen verlornen Schaf ] Lc 15,6: "Freuet euch mit mir; denn ich habe mein Schaf gefunden, das verloren war."
  • frisch auff/ lustig/ lustig sie praten schon ] vgl. Kap. 7, S. 153: "frisch auff jr Gesellen/ die Hüner praten schon".
  • Seit künreg/ Seit Kündegen ]
  • frisch auff vmb die Schaf/ die Böck springen ] Wander: Frisch 4 (nur Fischart); Gerke II/*213.
  • Helff vns dessen ab ]
  • laßt den Bauch S. Velten haben ] S. Valentin begegnet in Verfluchungen, Verwünschungen; dies mag mit der lautlichen Nähe zur Teufelsbezeichnung "valant" zu tun haben. Vgl. "Dat di Sant Velten hâl!" (Wander: Velten *10) und die anderen bei Wander unter Velten aufgeführten Redensarten. Zur hier vorliegenden Redewendung, 'etw. oder jmdn. S. Velten haben lassen' vgl. u.a. Martinus Hayneccius: Drey newe/ schöne vnd Lustige Comoedien/ I. Almansor ... 1582, Bl. [C6 v]: "Jch lies das ding sent velten han"; Sing-Comoedie "Höret was mich außgetrieben hat ...", Str. 41,3: "Ich ließ das Bier Sanct Velten han" (In: Spieltexte der Wanderbühne. Hrsg. von Manfred Brauneck. Bd. 2: Liebeskampff (1630). Berlin 1975, S. 410); Wolfhart Spangenberg: Salomon. In: Sämtliche Werke. Hrsg. von Andor Tarnai, András Vizekelty. Bd. 2. Berlin 1975, S. 107 (V. 324), S. 137 (V. 1054): "Ich ließ es eh Sant Velten han".
  • Machs auff ein ort/ so kompt bald ein anders fort ] auf ein Ort machen, bringen, kommen: 'zu Ende bringen' (DWB 13, 1353 f.: Ort II, 2, mit dieser Stelle). Vgl. Wander: Ort *57, "Macht og Ort und Ende" ("Macht, dass die Angelegenheit zum Abschluss kommt"). - fortkommen, v. 'vorankommen' (DWB 4,21).
  • Were dem Faß der boden auß ]
  • will ich mich brauchen ]
  • dapffer bauchen ]

Absatz 4

/ 147 /

  • Bei dem Schneckenblut ]
  • schaff ]
  • bei leib nicht ]
  • zu thun gewinnen ]
  • Pflitschen ]
  • den euch S. Sebastian Pfeil beschütz/ welchen ein andechtige Fraw/ als er zu tieff stack/ etwann für etwas anders ansehe ]

196

  • laß es die vier Ochssen da vornen schalten vnd walten ]
  • ein Fach außzufüren ] (DWB 3, 1220: Fach 5)
  • ein Schnittlein weichen ]
  • inn die Händ möchtig fertig speitzen ] speizen, v. 'Iterativbildung' zu speien, 'spucken'; "in die hände speizen ..., zeichen der lust zur arbeit" (DWB 16,2131, mit dieser Stelle). Vgl. unten Kap. 26, S. 336: "inn die Händ gespeitzet".

Absatz 5

  • Vber ein kleins hernach ]
  • hendwinden ]
  • zu scheuen ]
  • sich vbel genug zugeheben ]
  • Alsbald postierten die Hebammen ... vnser Frawen eyß ] Zum Hebammmenwerk vgl. Wacker 1927: Liste 24. Zur Geburtshilfeszene Bulang (2011), S. 443.
  • trugen den Achgnesischen Bapst her auf dem Agnesischen Habetstul ] vgl. PE 1572, 267v f.: Agnes, ein Weibsbild aus England, wurde angebl. i.J. 858 zum Papst Johannes dem 7. erwählt, gebar ein Kind. "Vnd damit das Bapsthumb nicht ferner also geäffet vnd betrogen wird/ muß ein jeglicher newer erwehlter Bapst in S. Peters Münster sich auff ein darzu bereiteten löcherigen Stuel setzen/ vnnd allda seine Scham hindurch hengen/ welchs ein verordneter Diacon berüren muß/ vnnd die warheit anzeigen" (268r); als Quelle nennt Hondorff "Chron. Sebast. Franck." Seb. Franck: Chronica 1536, II, 37r f. ("das hab ich allweg für ein schwanck gehabt/ dem bapst zů schmach erdacht"); auch gekürzt bei Kirchhoff: Wendunmut I,2,7 (Von pabst Agnes). Vgl. noch: Pietro Paolo Vergerio d.J. (1498-1565): Istoria di Papa Giouanni VIII. che fu femmina. Nel Anno M.D.LVI. [o.O.]: [o.Dr.], 1556. – Dt.: Ein wunderbarlich vnd seltzam geschicht, so biß anher nit jederman eigent¬lich bekannt, von Bapst Hansen dises na¬mens dem achten, wölcher ein Weib gwesen. o.O. 1556. – Bern: Mathis Apiarius 1557; [o.O.] 1558 [Des Babsts Kindtbett. Ein wahrhaffte unnd grundtliche Historie von Bapst Hansen, dises Namen dem achten, wölcher ein Weib und Zauberin gewesen]; [o.O.]: [o.Dr.], 1560 [Des Bapsts Kindtbet. Ein warhafte vnd grundliche Histori von Bapst Hansen, dieses Namens dem achten, welcher ein Weib vnd Zauberin gewesen ist ... ] . (Hausmann Nr. 1149). - Dietrich Schernberg: Apotheosis Johannis VIII. Pontificis Romani. Ein schon spiel, Von fraw Jutten. Eisleben: Andreas Petri 1565 - Georg Scherer: Ob es wahr sey Dass auff ein Zeit ein Bapst zu Rom Schwanger gewesen vnd ein Kind geboren habe? Gründlicher Bericht. [gegen Vergerius] Wien 1584; Ingolstadt 1583; auch in ders.: Drei Traktätle, von alten erdichten Mährlen. Meyntz, Casp. Behem 1585 - Felix Malleolus (Hämmerlin): De nobilitate et rusticitate. Hagenau 1497 (Ein Dialog über die Päpstin Johanne und den durchlöcherten Stuhl); Hartmann Schedel: Chronicarum liber. Nürnberg 1493, fol. 169b; Fischart: Bienenkorb 1586, Bl. 210r (ausführlich über die Päpstin Agnes und die Geschlechtsprobe auf dem Hebammenstuhl) - Zur Päpstin Johanna ist eine wahre Flut von Erwähnungen und Einzelschriften erschienen; Fedor von Zobeltitz hat in seinem Beitrag Die 'Päpstin Johann'. Ein Beitrag zur Kuriositätenliteratur. In: Zeitschrift für Bücherfreunde 2 (1898/99), S. 279-280 einen Überblick gegeben; vgl. zuletzt: Claudia Rabenstein: Deutsche literarische Bearbeitungen der Päpstin-Johanna-Legende im 15. und 16. Jahrhundert. In: Alois M. Haas, Ingrid Kasten (Hrsg.): Schwierige Frauen - schwierige Männer in der Literatur des Mittelalters. Bern 1999. - Nyssen erläutert 147,17 u. 18 "Achgnesischen", "Bapst" und "Habetstul" getrennt voneinander: "wohl zu Agnes; im Elsäss. dient d. Name zur Bez. ständig klagender, jammernder, nörgelnder Frauen ... Papst m.: für Abritt, mit Bezug auf d. päpstl. Stuhl; vgl. Stuhl m.: Gebärstuhl ... Habetstul - vielleicht zu elsäss. haben vb.: in d. Höhe gehen v. durchsäuertem Teig, aufgehen, gären; vgl. auch 'Habetglid'; vgl. elsäss. Hab m.: Sauerteig." und liegt damit völlig daneben. Schank (1974), S. 273: "Letzteres dunkel" ('ersteres' auch, da er hier Nyssen folgt).
  • Achgnesischen Bapst ] i.e. die gebärende Gargamelle; vgl. ach, Ausruf und g(e)nesen, 'entbinden'
  • Agnesischen Habetstul ] Die Geburtshelfer-Ratgeber bieten Abbildungen von Geburtsstühlen ("Hebammen stůl"), z.B. Ryff: Rosengarten 1569, S. 102; Jacob Ruf: Trostbüchle 1569, Bl. XXXI v.
  • mischt Schnittlauch/ Bingelsafft ... Basiliscendampff/ Nepten ] nach Hauffen 1908, 284 aus Jak. Ruff: Hebammenbuch. Frankfurt/M. o.J. - "In diesem deutschsprachigen Heilpflanzenkatalog wird umfassend obstetrische (geburtshilfliche) Rezeptliteratur geplündert, herbeizitiert werden die für die Geburt einzusetzenden Heilpflanzen und weitere Mittel. In seiner Auführlichkeit entspricht der Katalog der Riesenhaftigkeit der Romanfiguren ... Auch bei der Geburt besonders großer Helden müssen offenbar besonders viele, möglichst alle in Frage kommenden Pflanzen gelistet werden" (Bulang 2009, S. 383). Die von Bulang zur Stelle genannten Werke enthalten allerdings nicht die von Fischart 'geplünderten' Kataloge; der hier einschlägige Titel von Georg Pictorius fehlt in der Aufzählung geburtshilflicher Bücher.
  • Bingelsafft ] m., succus herbae mercurialis (DWB 2, 36, nur diese Stelle); nicht im ²DWB; Mercurialis annua 7 (Marzell 3, 173-180) oder Mercurialis perennis, Wald-Bingelkraut, ein Abführmittel (Marzell 3, 181 f.).
  • Hasenrennlin ] Hasenrenne, f. coagulum leporinum (DWB 10, 540, mit dieser Stelle).
  • Gichtkörner ] Gichtkorn, n. 'Samenkörner der Gicht- oder Pfingstrose (paenia offic.)' (DWB 7, 7306); oder Ribes nigrum 4, Schwarze Johannisbeere (Marzell 3, 1364-1372, hier 1368).
  • Gertwürtzlin ] Gertwurz, f. 'abrotanum' oder 'lycopodium clavatum' (DWB 5, 3747); vgl. Gertel, Gertwurz, Artemisia abrotanum 2 (Marzell 1, 412-420, hier 416).
  • Natterwurtz ] Natterwurz, f. 'basilia, colubrina, draconita, dracontea, serpentaria, viperina', 'Pflanze mit schlangenartig gedrehter Wurzel' (DWB 13, 429); "Naterwurtz fürdert die Weiber an der Geburt", Albertus Magnus: Weiber geheimnuß (1575), Bl. 13r; nicht bei Marzell.
  • Nesselsamen ] Nesselsame, m. 'ardisia' (DWB 13, 620 f.); Nessel: Stachys sylvatica, Wald-Ziest 2 (Marzell 4, 474-477).
  • Quittenkerner ] Quittenkern, m., 'Kern der Quittenfrucht' (DWB 13, 2382).
  • Pappelskäßlin ] Pappelkäslein, n. 'Samenkorn der Käsepappel' (DWB 13, 1444, mit dieser Stelle); vgl. Käsepappel, f. 'malva rotundifolia' (DWB 11, 256, mit diesr Stelle); Malva Silvestris 2, Roßpappel (Marzell 3, 32-50, hier 37: "Die Früchte selbst heißen Pappelkäslin", mit dieser Stelle).
  • Balsamrauch ] nicht im DWB; vgl. Balsam, m., 'balsamum' (DWB 1, 1093).
  • Magdalenenkraut ] nicht im DWB; Arnica montana 3 (Marzell 1, 399-408, hier 403).
  • Basiliscendampff ] nicht im DWB; nicht bei Marzell.
  • Nepten ] Nept, m., Nepten, f., lat. nepta (DWB 13, 609); Nepeta cataria, Katzenminze (Marzell 3, 309-313).
  • stieß man jr Magnetstein zu/ Trachenkraut/ Adlerstein ] "VNd wann die Frauwe die zeit zu geberen empfindet/ als dann sol sie sich auff einen Stuel darzu bereit setzen/ einen Magnetenstein in die rechte Handt nemmen/ vnd auff die Schenckel gegen den Knien jhr binden lassen/ Dragonteam oder Drachenkraut/ hat ein gestalt wie ein Esels ohr/ welches von eigener verborgener krafft/ sampt dem Adlerstein die Geburt leichtert/ doch so bald sie geboren hat/ gehöret das kraut hinweg ..." (Georg Pictorius: Frauwenzimmer 1593, Kap. XIX, S. 37); "Drachenwurtzel an die knie gebunden/ soll auch die geburt hefftig fürdern" (Ryff: Rosengarten 1569, Bl. 107r); "Jtem/ der Adlerstein/ wie du weißt/ gebraucht vnd angebunden an die lincke Hüfft" (Ruf: Hebammenbuch 1600, S. 56);
  • Magnetstein ] m. 'magnes, siderites, lapis heracleus' (DWB 12, 1448).
  • Trachenkraut ] Drachenkraut, n. 'Dostenkraut, eupatorium cannabinum' (DWB 2, 1324); Eupatorium cannabinum (6), Wasserdost (Marzell 2, 354-362, hier 360) oder Agrimonia Eupatoria, Odermennig (Marzell 1, 139-144).
  • Adlerstein ] Adlerstein, m. ἀετίτης (DWB 1, 181, ohne Beleg).
  • Smaragden ... Helfantenzän/ Büglin/ Bibergeil/ vnser Frawen eyß ] Vgl. Georg Pictorius: Frauwenzimmer/ Ein Nutzliches Büchlin/ darauß die Schwangeren Frawen mögen erlernen/ wie sie sich vor/ in/ vnd nach der Geburt halten sollen (1593), Kap. XX, S. 38 f.: "Womit die Geburt mag gefürdert werden". Wenn die Geburt sich verzögert, werden treibende Kräuter und Simplicia empfohlen: "Smaragden/ Jaspides/ vnd Corallen an den Halß hencke/ deßgleichen auch ... Siebenzeitsamen/ ... rot Bügelwasser/ oder gleicher gestalt ein Nabelgertlin von einem andern Kindt gepülfert. Viel man braucht man Eisenkrautwasser/ Camillen/ ... Betonienwasser/ oder Camillenwasser mit einem gepülfferten creutz auß eins Hirschen hertz. Jtem ... geschabt Helffenbein mit Wein/ auch wirt gelobt/ so man jhr vber den Nabel bindet/ Büglin in Wasser gesotten. Jst dann weiter von nöten/ ... darzu nempt ... Bibergeyl ... Auch wirt allhie gelobet vnser Frauwen Eyß/ vnnd die gelben bützlin auß den Wassergilgen/ mit Poley wasser eingeben." - Vgl. Ruf: Hebammenbuch (1600) und Ryff: Rosengarten (1569): "der recht gůt edel Schmaragd/ Jaspis und Corallen/ dem geberenden weib an den lincken schenckel gebunden", erleichtert die Geburt (Ruf, S. 56); "gedistilliert Wasser von Eisenkraut" (Ruf, S. 56); "braun Bethonien wasser" (Ryff, Bl. 107v) .
  • Sibenzeit ] Siebenzeit, Siebengezeit, f., n. 'blauer Steinklee, trifolium Melilotus caerula' oder 'Bockshorn, foenum graecum' (DWB 16, 831, mit dieser Stelle; DWB 16, 809 f.); oder Trigonella caerulea, Schabzigerklee (Marzell 4, 798-802, hier 799 f.).
  • Nebelgertlin ] Nabelgertlin, n., 'Nabelschnur' (nicht im DWB), s. oben die Stelle aus Pictorius ("Nabelgertlin ... gepülfert"); zu streichen ist der Artikel Nebelgertlein, n. "ein pflanzenname", im DWB bezogen auf Gertel, Gertelkraut, Gertwurz, 'artemisia abrotanum' (DWB 13, 480; nur diese Stelle).
  • Eisenkrautwasser ] n., nicht im DWB; wässriger oder alkoholischer Auszug aus Eisenkraut, n. 'verbena' (DWB 3, 372); Verbena officinalis, Eisenkraut, eine Heil- und Zauberpflanze (Marzell 4, 1045-1050).
  • Betonien ] Betonie, f., 'betonica, stachys arvensis' (DWB 1, 1705, ohne Beleg); Stachys betonica, Betonie (Marzell 4, 460-464).
  • Hirtzkreutz ] Hirschkreuz, n. "ein beinahe dreieckiger oder kreuzförmiger, beinharter knorpel, der am grunde des herzens aus den zusammentretung der pulsadern entsteht, und nur bei ganz alten hirschen gefunden wird" (DWB 10, 1569). "Beinlein auß dem Hertzen eines Hirschs/ oder Hirtzkreutz" (Christoph Wirsung: Ein new Artzney Buch. Neustadt 1592, S. 107b, 280c, 287c u. Register; keines der Rezepte dient der Förderung der Geburtseinleitung).
  • Helfantenzän ] Elefantenzahn, m. 'Stoßzahn des Elefanten' (²DWB 7,1208); nicht im DWB; vgl. Elefantenzahn, m. 'Olifant', 'Horn aus Elfenbein' (DWB 3, 404).
  • Büglin ] Büglein, n. , Heilkraut (DWB 2, 496, nur diese Stelle); nicht im ²DWB; nicht bei Marzell. - Bügel, (gewöhnlicher) Reiherschnabel (Erodium cicutarium); Wilde Bügel, Zwerg-Storchschnabel, Kleiner Storchschnabel (Geranium pusillum), (Südhessisches Wörterbuch 1, 1209). Vgl. Pictorius: Frauwenzimmer (1593), S. 38: "alles mit Poleyen und roth Bügelwasser", S. 39: "auch wirt gelobt/ so man jhr vber den Nabel bindet/ Büglin in Wasser gesotten." - "Auch ist gut, so man jhr Büglin in Wasser gesotten über den Nabel leget." (A.R.: Kunst- und Wunderbuch oder Verborgene Geheimnisse. 2. Aufl. Nürnberg: Johann Eberhard Zeh 1789, S. 66).
  • Bibergeil ] n., 'castoreum' 'Biberhoden' (DWB 1, 1807); vgl. Kap. 27, S. 373: "rauch Bibergeil vnnd Frauwenkrut für den Krampff gut".
  • vnser Frawen eyß ] Fraueneis, n. 'glacies Mariae, selenites' (DWB 4, 78).
  • Weemütter ] Wehmutter, f., 'Hebamme' (DWB 28, 143-146, 1.b.β mit dieser Stelle)
  • die ander laß ] die zweite ließ zur Ader.
  • dir dritt bat jr vor ] Gebete vorsprechen?
  • Mönchisch Kreutzstöcklin ] Kreuzstock, m. 'Kruzifix' (DWB 11, 2199, mit dieser Stelle); vgl. "Kreutzstock", Kap. 46, S. 498.
  • fellwerck ] n. 'opus pelliceum' (DWB 3, 1499, mit dieser Stelle); 'bearbeitetes Tierfell' (²DWB 9, 331), hier eher 'etwas Fellähnliches'.
  • geschmacks ] 'Geruchs', Grundwortschatz
  • das vnden am end ] Umschreibung für den After
  • welchs entgieng ]
  • mollification vnd miltifincatz <miltificantz> ] Das Fremdwort Mollification, nach lat. mollificare, weichmachen wird hier noch als Lehnprägung stärker eingedeutscht, mild, adj.
  • Wolffmag ] AB: Arsdarm oder Wolffmag - Wolfsmagen (DWB 30, 1273, s.v. wolf(s)mag); "meist im vergleich und in bildlicher redeweise für unersättlichen magen" (ebd.), hier jedoch syn. mit Mastdarm (ebd., diese Stelle).
  • Kutteln ] Kutteln, pl. (Kaldaunen), Eingeweide.

197

Absatz 6

  • zwo alte verrostete Schellen ] verächtlich für alte Frauen.
  • Gevatterin ]
  • Kühartztin ]
  • Alraundelberin ] vgl. Catalogus catalogorum A6v: "Die Grubenhaimerei vnd Alraundelbung der Contemplation", nach Hauffen 1908, 17 'zauberkundige Hebamme', in der Cat. cat. Stelle 'Zauberei, Ergründung der Zukunft'. Vgl. Hauffen 1908, 277: delben, 'graben' (vgl. Elsäss. WB 2, 678 f.); -delbung nur bei Fischart.
  • auß der Krautenaw von Colmar/ die ander von Wisensteig bei Vlm ] Die Ortsnamen der 'Kräuterweiblein' passen zu ihrer Tätigkeit (Bulang 2011, S. 443), es gibt sie aber tatsächlich (Krautenau, Vorort von Colmar, heute Stadtteil; Wiesensteig, 40 km nordwestl. von Ulm).
  • dargegabelet ]

/ 148 /

  • restrinctiff/ verstrengung/ einpfrengung vnd verstricktiff ]
  • daß es alle Brachäcker dabei verdorren ... hett ... mögen ]
  • vergeben mögen ] vergiften können
  • Kindbetterin ]
  • alle Däuchel/ furen/ runsen/ klafegen/ dolen vnd riolen verstopffet/ opilirt/ vernägelt/ vnd vermaschlosset gestunden ]
  • kömmerlich ] kümmerlich, 'kaum'
  • erlagiren/ erlassen/ erweiteren/ lassiren vnd erditerichen ]
  • wann die Zullspilenden Buben ... den zweck ... auß dem treck müssen ... trecken vnd schlecken ]
  • Vnd der Teuffel hinder S. Martins Meß ... das Pergamen ... erstrecken ] Garg. "..." - nach Lefranc I,6,35 bei Jacobus de Voragine: Legenda aurea (ohne nähere Angaben) - nicht in der Legenda aurea! nicht in 'Der Heiligen Leben'. Vgl. Guy Démerson: François Rabelais. Paris 1991, S. 56,13 u. Schrader I,450 (ohne Quellenangabe). Michel nennt Anm. 21 S. 98 den Titel "Mystere de la vie de saint Martin" als Quelle (dies ist laut Lefranc I,6,35 ein Druck, der als Quelle Rabelais' vermutet, aber nicht nachgewiesen wird). - auch im Flöhhatz 3287 ff.: "Dan ich ja nicht der Teufel hais Der hinder der Meß on gehais Ain Kühaut voll schrib solcher reden Die zwai fromm Weiblin zsammen hetten/ Ich wolt er het ghabt treck in Zänen Da er die Kühaut musst ausdänen/ Hat er sonst nötigers nicht zuschaffen Inn der Höll/ dan sie hören Klaffen?" (Haas z.St.: "Diesen Vorfall erzählt eine Legende vom hl. Martin.") - Bei Lutz Röhrich (Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, s.v. Kuhhaut) wird auf Jacques de Vitry (gest. vor 1240) verwiesen, der in den Sermones vulgares das Predigtmärlein erstmals erzählt (allerdings ohne S. Martin), dort finden sich noch Literaturhinweise und u.a. Abb. eines Druckes aus dem 16. Jh. "Wie der tufel hynder der meß die klapperig etlicher frowen vff schreib". Lt. Abbildungsnachweis "Holzschnitt von Albrecht Dürer zum 'Ritter vom Turn'. Von den Exempeln der Gotsfurcht un Erberkeit'. Gedruckt bei Michael Furter, Basel 1493: 'Martinsmesse'. Ausführliche Dokumentation des Predigtexempels und seiner Varianten: Lutz Röhrich: Erzählungen des späten Mittelalters und ihr Weiterleben in Literatur und Volksdichtung bis zur Gegenwart. Sagen, Märchen, Exempel und Schwänke mit einem Kommentar hrsg. Bern, München 1962, hier Nr. VII (Der Teufel in der Kirche), S. 113-123 (Abdruck von 14 Varianten), S. 267-274, darunter S. 116 (Nr. 7): Der Ritter vom Turn/ von den Exempeln der/ gotsforcht vnd erberkeit. Basel 1513, Bl. C5a.; ebd.
  • Rubenzänen
  • Welschparlirenden ]
  • geschnatterigen ... geschnader ]
  • zucopieren ] ab- und aufschreiben
  • wie der Schuster das leder erzerren/ errecken ... erdänsen vnd außdensieren ] Vgl. die Version von Hieronymus Rauscher, Nr. 31 (Bl. F iij v): "wenn jm das Pergamen zu kurtz werden wolt/ hat ers mit den Zänen wie ein Schuster das Leder/ lenger ausgedenet/ auff das er desto mehr darauff schreiben könt".

Absatz 7

  • die Seitenwehr der Mutter mit Hasenlupp bestrichen ]
  • erlassen vnd eröffenet ]
  • Naterschlauch ]
  • Auflauff
  • die kraus Holader ]
  • zabelet vnd grabelet ]
  • durch die langscheidige leibsleist
  • vnter die Vchsen ]
  • macht es nicht lang mist
  • nam seinen weg durch die Königliche Weinstraß zu der lincken ]
  • kam also zu dem lincken Ohr herauß ] nach Defaux gibt es eine Legende, daß Christus durchs Ohr empfangen und auch daraus geboren wurde (124,13; verweist auf Screech, der auf die Patralogia Graeca (Migne CXXX,1301) und Patrologia Latina CIV, 332 verweist) ─ (offenbar das Wort, das Fleisch wurde) ─ s. den Marienhymnus: "Gaude, virgo, mater Christi, quae per aurem concepisti" (Abdrucke: G.G. Meersseman: Der Hymnos Akathistos im Abendland. Bd. 2. Freiburg 1960, S. 39 und 206).

198

  • Oho der weiten langen Ohren, darinn der schwimmend Esel viel Reiß voll Fisch het fangen können ] (Zusatz von 1582) - Anspielung auf Erasmus Alberus, 21. Fabel: Von dem Löwen und Esel, Vers 335 ff.; Hinw. Hauffen 1908, 282); Dicke/Grubmüller Nr. 382 (Löwe und Esel; Der Eselkönig) nennen noch die Bearbeitung Luthers (zugeschrieben; Abdruck bei Harms/Vögel im Neudruck von Alberus) und Von Schimpff und Ernst 1545, Bl. 6r-7v (Ed. Bolte: J. Pauli, Schimpf u. Ernst II, Nr. 744, S. 35-37) - ob in Schimpf u. Ernst ebenfalls vom Fischfang mit dem Ohr die Rede ist?
  • nit geboret/ dann vom Vatter, sonder eroret/ das ist/ von der Mutter ]
  • die Zunfftvermehrungjrrten schencken ]
  • wir wöllen bald ein Häringconcily drüber halten ] Schank (1974), S. 342 leitet es von frz. harangue, 'feierliche Anrede, langweiliges Geschwätz' ab (vgl. Kap. 22, S. 295 mit "Harangiren sechs Häringsstängen" gewinnen).

Absatz 8

  • So bald es nun erohret war/ schrey es nicht ... Liß das sibend Buch in Natürlichen Historien am vierten Capitel ] Liste der Wundergeburten (Wacker 1927: Liste 25); Plinius, nat. hist. VII,4 - durchsehen: Herodot, Mustides, Livius, Gellius
  • auff Herodotisch vnd Beccesalenisch Beck, Becke, Becken ] Herodot Buch II (Euterpe), 2: König Psammetichos von Ägypten will herausfinden, welches Volks das älteste ist und da er kein anderes Mittel findet, läßt er zwei Kinder von Hirten auferziehen, mit denen keiner sprechen kann. Schließlich reden sie von selbst und sagen "Bekos" und strecken die Hände aus. Der König findet heraus, daß das Wort in der Sprache der Phryger 'Brot' bedeute und schließt daraus, daß die Phryger älter sind als die Ägypter. - Vgl. Rabelais: Tiers livre, Kap. 19, wo Panurg und Pantagruel darüber streiten, ob die Bedeutung der Namen von der Natur (physei) oder durch Setzung (thesei) gewonnen werden: "Also glaubt ihr nicht, was Herodotus von den zwenn Kindern schreibt, die auf Befehl des ägyptischen Königs Psammetichus in einer Hütt in ewigem Schweigen verwahrt und erzogen, nach einer gewissen Frist das Wort Bekus verlauten ließen, welches auf Phrygisch Brot heißt?" - (Ü. Regis, S. 330; dazu die Anm. von Schrader, S. 639: "II,2") - Herodotos (485-425 v. Chr.): Herodotus der aller hochberümptest griechische geschichtschreyber ... auß dem latin inn ... teütsch gebracht (von Hieronymus Boner). Augsburg 1535; ─ Jan van Gorp (Johannes Goropius Becanus): Origines Antwerpianae, sive Cimmeriorum __becceselana__ novem libros complexa. Antverpiae: Christophorus Plantinus 1567, S. 551: "Cum enim Rex eorum __Bec__ vocem esse deprehendisset primae hominum linguae, nec eam intelligeret, à Phrygibus didicit panem ea significari; ut pòst à nobis ex Herodoto erit latiùs enarandum. Quocirca iudicavit eam linguam omnium primam esse, __in qua Bec panem notaret__: quae vox cùm hactenus panem nostratibus singificet, et __Becker__ is sit, qui panem facit; consequitur fatendum, antiquissima hac Psammetichi sententia, __linguam nostram omnium esse primam__." - ebd., S. 1054 f.: "Haec alimenta et sincera solidaque animorum pabula, __si Becceselana vocemus, nihil aliud dicemus, quàm panes, quibus pueri nutriuntur__, ad enumerandam aeternam rerum consonantiam, qua animus noster, velut manu quadam Mercuriali, ad ipsum omnium creatorem ducitur; in cuius contemplatione perfecta, beatitudo perfecta, et omnibus numeris absoluta, continetur. Non malè itaque haec vetustissima priscae historiae monumenta, quorum ope ad hanc intelligentiam sumus evecti, __Becceselana nominamus__; non histrionico illa quidem more ad irrisionem accepta, sed ex veris primae linguae originibus ad veram significationem applicata. Tempus igitur nunc est ut vela colligamus, submittamusque antennas; quod ut fiat, Antwerpiam unde egressi sumus, revertamur, ut in eodem portu, è quo solvimus, <1055> super ancoris quiescamus." - zur physei/thesei-Problematik vgl. Platon: Kratylos; Schank (1974), S. 7 ff., S. 285 (weist auf Gorop-Zitat bei Borst: Turmbau von Babel, S. 1215 f.)

/ 149

  • das gebäch vnd die Wecken ]
  • auch lachts nicht auff Zoroastrisch ] (Zoroaster soll laut Solin gleich nach der Geburt gelacht haben; Nyssen 149,3); Solin: Collectanea rerum mirabilium 1,72: "itaque unum novimus eadem hora risisse qua erat natus, scilicet Zoroastren"; vgl. zu 25.24. - auch bei Plinius 7,72: "Risisse eodem die quo genitus esset unum hominum accepimus Zoroastren". Albrecht von Eyb: Spiegel der Sitten 126,59 (nach Solin).
  • dann es sparts [das Lachen] nach der Physicorum lehr biß vber 40. tag ] Aristoteles: Historia animalium VII,9, 587b: "infantes nati ante quadragesimum diem vigilando neque rident neque flent"; Plinius deutsch 1543, Vorrede zum 7. Buch, Bl. a2r: "vnd das/ von hertzen lachen/ keinem kind vor xl. tagen mitgeteylt".
  • tosupen ] nd. 'zu Saufen (her)'
  • im andern thon ]
  • Tranck/ trenck/ trinck/ tronck/ trunck ]
  • Baire, Bere, Bibere, Boire, Bure ]
  • das gantze Supplingerland/ Weinstram/ vnd Tranckreich ] Garg. "de tout le pays de Beusse et de Bibaroys" (Ortsnamen Beuxes und Vivarais) - Zur Übersetzung dieser Stelle aus dem Frz.: Zimmer (1981), S. 37. Vgl. ?. Rheinstrom, Frankreich.

Absatz 9

  • ficht es mich nicht an ]
  • Liß das Wunderbuch ] wahrscheinlich nicht gemeint: Caspar Goltwurm: Wunderwerck vnd Wunderzeichen Buch. 1557; dort gibt es zwar die Kapitel "Von wunderbarlicher Mißgeburt/ so von Menschen vngewönlicher weiß auff die Welt gebracht worden sein" und "Von etlichen newlichen wunderbarlichen geburten der Menschen", aber keine Berichte darin von Kindern, die gleich nach der Geburt reden oder lachen können (und zu predigen anfangen S. 201); ebenfalls nicht gemeint: Friedrich Nausea: Libri mirabilium septem. Köln 1532 [Wolfenbüttel HAB 163.16 Theol. 4° (4)]; - Ebenfalls auszuschließen die bei Nyssen 149,15 genannten: Solinus: Collectanea rerum mirabilium (auch unter dem Titel: De mirabilibus mundi) und Ps.-Ovid: De mirabilibus mundi. (Vgl. 201.4). Ebenfalls nicht gemeint: Pierre de Cluni: Liber miraculorum (Petrus Venerabilis Cluniacensis Abbatis De miraculis libri 2. Cura et studio Dyonisia Bouthillier. Turholt: Brepols 1988 [= Corpus christianorum. Continuatio mediaevalis 83]; Opera. Paris 1522, fol. I-XXVIII, Bl. aa-dd) - Gervasius von Tilbury: Liber de mirabilibus mundi (Ed. Leibniz)? Caesarius von Heisterbach? Legenda aurea? - Vgl. auch Flöhhatz 63 f.: "Dan wie die Wunderbücher setzten/ Bedeits nichts guts/ wan die Thir schwetzen". - Johannes Trithemius: Wunder-Buch. Passau 1506. [Original laut KVK nur in Görlitz, Oberlausitz. Bibl., Nc 86]; Nachdruck Stuttgart 1857 nur in Frankfurt/M. UB GI 1342. Vgl. zu den Wunderzeichen noch Herodot, Mustides, Livius, Gellius. Prüfen!
  • liß Trallian von Mirabilibus vnd langlebigen ] - zu Phlegon von Tralleis (De Mirabilibus et longaevis libellus) s. Kap. 1, S. 54.

199

  • Appolon ] Appolonius: Historiae mirabiles (in derselben Ausgabe wie Phlegon von Tralleis und Antigon, s. u.) - nicht, wie Nyssen 149,16 meint, Apollonius von Tyros (Romanheld) oder Appolonius von Tyana (von Tiria).
  • Antigon von Mirabilischen Narrationen ] Antigoni Mirabilium congeries: Guilemo Xylandro interprete. In: Antoni Liberalis Transformationum congeries. Phlegontis Tralliani de Mirabilibus et longaeuis Libellus ... Apollonii Historiae mirabiles. Antigoni Mirabil. narrationum congeries ... Guil. Xylandro August. interprete. Basileae, per Thomam Guarinum 1568. 350; 344 S., 23 Bl. [VD 16: A2941; München BSB: A.gr.b. 376; Wolfenbüttel HAB: 410 Hist. 8°] - nicht, wie Nyssen 149,16 meint, Antigonos v. Karystos (3. Jh. v. Chr.), Bildhauer, auch Verfasser von 'Philosophenleben' (Antigonos Carystius: Commentaria historiarum mirabilium).
  • du findst meh dann einmal/ das ein Baur ein Jgel geschissen hat ]
  • daß man in Jndien den Eseln auff den ohren reut ]
  • daß einer auff eim halben Pferd welches ein fallender Schußgatter entzwey getheilet/ noch etlich Meilen sey geritten/ vnuermerckt biß ers gedummelt ]Frey: Gartenges. Nr. 121: "Wie er under die porten kumpt, so laßt der uff dem thurn den schutzgattern fallen; der trifft den gaul gerad hinden am sattel und schlecht den halben theyl des gauls ab ... Er rant mit dem fordern theyl biß uff den marckt, wirfft den gaul herumb und sagt: 'Dummel dich, mutz!" So sicht er erst, das er nůr ein halben gaul hatt". (Auch bei Kirchhoff, Wendunmut I, 254 - aber dort nicht 'etliche Meilen' und ohne 'Tummeln'; nach Bebel: Facetien 3,25).
  • daß einem Feldflüchtigen im Sprung vber ein Zaun mit eim Schlachtschwerd vnuersehrter füß alle vier schuhlümmel seien hinweg gehawen worden ] als Lügengeschichte erwähnt bei Karl Müller-Fraureuth: Die deutschen Lügendichtungen bis auf Münchhausen. Tübingen 1881, S. 65; als Belegstelle zu feldflüchtig, adj. 'zum Feind überlaufend, fahnenflüchtig' im DWB 3, 1481 f.
  • schuhlümmel ] m., 'Schuhfleck (DWB 16, 1860, nur diese Stelle) und Lümmel (3), m. zu Limmel, Limbel (DWB 12, 1291, nur diese Stelle); vgl. Limbel, m. 'kleiner Streif Leder', 'Schuhfleck' (DWB 12, 1026); da hier in den Belegen stets von zwei Schuhen, zwei Sohlen, aber vier Limbeln die Rede ist und diese unter der Sohle befindlich sind, handelt es sich wohl um eine Art Absätze (vorne und hinten?). S. unten, Kap. 27, S. 368: "gebletzt Schuh vnd abgetragene Schulümmel".
  • daß einer solchen starcken Brantenwein getruncken/ daß jm Nachts vom Athem das Bett angangen/ vnd wann er nicht vngefehr im Schlaf drein geseycht/ drinn verbrunnen wer ] Müller-Fraureuth (1881), S. 65; als Belegstelle zu "Brantewein" im DWB 2, 305.
  • wann Vrganda nicht im Amadis wer ] Amadis. 24 Bücher. Frankfurt 1569-1595. Buch 6: 1572 von Fischart übersetzt. Urganda die unerkannte, eine Zauberin, begegnet schon im ersten Buch (Kap. 6), und spielt auch im sechsten Buch noch eine Hauptrolle, indem sie immer dann rettend eingreift, wenn alle andere Hilfe vergebens scheint.
  • was weren die Caballistische Bücher nutz/ von den obgehülten der Natur vnd Naturmacherei/ wann man nicht einen andern verstand darhinder sucht? ] Johannes Reuchlin: De arte Cabbalistica. Hagenau 1517, S. 48: "Endlich müssen wir das große Ziel verfolgen, daß - obwohl es die Aufgabe des Kabbalisten ist, etwas anderes zu verstehen, als er liest - doch ein jeder unverrückbar die Regel befolgt, im Guten das Gute, im Schlechten das Schlechte zu erblicken ..." (Übersetzung: Volkmann 1923, S. 74); vgl. Kap. 5, S. 114 (Ps.-Raymundus Lullus: Ars cabbalistica) - "obgehülte" (in A: Obculis) gibt eine etym. Deutung von occulta (Geheimnisse); vgl. Nyssen 149,29.
  • Naturmachei ] Magia naturalis
  • Ouidischen vnd Liberalischen verformungen ] Ovid: metam.; Antonius Liberalis (1. Jh.): Metamorphoses; in derselben Ausgabe wie Antigon, Tralleis, Apollonius (s. zu S. 199), nicht, wie Nyssen 149,31 angibt, "wohl zu Liberalia, altes röm. Fest (17. März) d. Gottheiten Liber u. Libera" - vgl. Parat, S. 25.

Absatz 10

  • was darff es der Mäuß/ wann Katzen da sind ] Wander: Maus 179; Gerke II/584 (vgl. S. 100: einfache Wortkontrastierung). - Ein Sprichwort Fischarts (Gerke, S. 194).
  • stichgrübelet vnd wannereuteret ewere Mollenköpff nicht ]
  • Was? ist nicht Bachus vnser Landbruder dem Jupiter nah bei dem Geseß herauß geschloffen/ vnnd auß der hufft erzeuget ] (GARG) - Apollodor (2. Jh. v. Chr.): Hist. mirabil. [Bibliothek] Buch III, 4,3: Semele, von einem Blitz erschlagen, trägt seit sechs Monaten Dionysos, Zeus rettet ihn und näht ihn sich in die Hüfte ein und bringt ihn dann von dort ausgereift zur Welt (auch bei Ovid, Metham., III, 310 und anderen, vgl. J.G. Frazer in seiner Ausgabe zur Stelle: Diodorus Siculus IV,2,2, Lukian: Dial. deorum 12 (9), 228 [Lucian. Ed. M.D. MacLeod. Vol. 7. London 1961, S. 300 f.], Hygin: Fabel 167 u. 179 etc.). - Nyssen erläutert wieder unter drei verschiedenen Lemmata 149,37 u. 38 "Bachus", "geschloffen", "hufft", was nichts zur Stelle beiträgt.
  • geschloffen ] 'geschlüpft' (Prät. von schliefen, v.).
  • Landbruder ]

/ 150 /

  • Er ist jhm so gleich/ als wer er jm mit der leyter auß dem Arß gestigen ] Franck II, 73v: zitieren; Wander: gleich *112; Gerke III/105 (vgl. S. 74: groteske Übertreibung)
  • der Pyrgopolenicisch Rocketeyllad Oder Spaltdieburg vom Rogenstück/ war er nit auß seiner Mutter Fersen geboren? der Crockemuschisch Muckenkracher von Krichenknack auß seiner Säugammen Pantoffel? Papentap auß seiner Großmutter Schlapphaub? ] (GARG 1559: "Roquetaillade nasquit il pas du talon de sa mere? Croquemouche, de la pantoufle de sa nourrice?") - Roquetaillade und Croquemuche sind bei Rabelais ungeklärte Gestalten (vgl. Lefranc I,6,49 u. 50). - Roquetaillade ist franz. Name des Johann de Rupescissa, [Anf. 14. Jh. - nach 1365], Jean de la Roquetaillade (so auch Plattard in seiner Ausg. des Gargantua. 5. Aufl. Paris 1961, Anm. 12, S. 207, lt. Nyssen 150,2), der durch Schmähungen des Hofes zu Avignon und Prophezeiungen von sich reden machte; vgl. Pierre Bayle/Gottsched: Hist. u. Crit. Wörterbuch. Bd. 4 1744, S. 76). Johannes de Rupescissa schrieb zu Beginn des 'Liber de consideratione quintae essentiae' über seine eigene Biographie. Gedruckt: Lat. Basel 1561 (Prooemium. Authoris intentio). franz. Lyon 1549. dt. Wunder Artzney ... Wie man ... die Quintam-essentiam ... möge außziehen und erkennen. Basel 1573. u.ö. Dort steht aber nicht, daß er aus der Ferse seiner Mutter geboren ist. Nach Regis II,38 wie Croquemouche 'wahrscheinlich' Held eines Volksmärchens. - Vgl. hierzu aber die Redewendung: Er ist seiner Mutter an den Fersen gewachsen (ein Mutterkind); s. 84.12: "Großwustier/ der warlich seiner Muter nicht an den fersen gewachssen ist" - Noch konsultieren: die Zusammenfassung der Biographie in: Jeanne Bignami-Odier: Jean de Roquetaillade. In: Histoire littéraire de la France. T. 41. Paris 1981, S. 75-240. Papentap ist von Fischart dazu erfunden. Offenbar sah er diese Gestalten in der Traditon von Plautus' Miles gloriosus, dessen Hauptgestalt der prahlerische Hauptmann Pyrgopolynices ist. Daß Fischart die Gestalten, etwa aus einer den Kommentatoren Rabelais' entgangenen französischen Bearbeitung des 'Miles' kannte, ist unwahrscheinlich: Spaltdieburg und Rogenstück sind eine Übersetzung von Roquetaillade (Felsenteiler) bzw. eine volksetymologische Deutung (Roggen-teil); ebenso Muckenkracher für Croquemouche und Krichenknack (part. von kriechen, gekrochen; moucher, knacken); Titus Maccius Plautus (ca. 250-184 Chr.): Comoediae sex. Aulularia, Menaechmi, Trinummus, Captivi, Miles gloriosus, Amphitruo. (Praefatio Johannes Sturm). Straßburg 1566. - vgl. auch Thomas Naogeorg: Incendia seu Pyrgopolinices tragoedia (dt. 1541) - Die Vorschläge Nyssens und Schanks (1974), S. 423 f. zu 'Rogenstück' sind unbrauchbar; Schank, S. 424: "Auch 'Pyrgopolinitisch' ist dunkel: im ersten Teil vielleicht gr. 'pyrgos = Turm ...; im zweiten Teil: 'Polyneikes'?"

200

  • Finckenritter im Lautenstern ] Finckenritter, sechste Tagreise, Z. 172 ff. (Ed. Knape): "ich wolt jhm helffen ... vnnd fiel durch den Lauten sternen/ wol ein gantz viertel stund in die Lauten/ ehe ich auff den boden kam." Der Finkenritter ist allerdings nicht im Lautenstern geboren worden. vgl. Kap. 1, S. 55.
  • Ja war nit Minerua inn Jupiters hirn durch orenöffnung des Vulcan Achßt erzeuget? ] (GARG 1559, S. 27: "Minerue, naquit elle pas du cerueau par l'oreille de Iupiter?") - Lukian: Dial. Deor. 13 (8) 224: Hephaestus und Zeus [Lucian. Ed. M.D. MacLeod. Vol. 7. London 1961, S. 304 ff.]; Fischart erweitert um die Axt des Vulcanus. Auch bei Apollodor: Bibliothek I,3,6: Prometheus, oder wie andere sagen, Hephaistos, öffnete den Schädel von Zeus mit einer Axt, heraus sprang in voller Rüstung Athena (Frazer Bd. 1, S. 25) -
  • Erichtthon der Athener König aus Volckans Schüttdensamen ] - vgl. Apollodor: Bibliothek III,14,6: Athena wollte von Hephaistos (Vulkan) Waffen geschmiedet haben; dieser aber will ihre Liebe und verfolgt sie; der Liebesakt (oder die Vergewaltigung) kommt aber nicht zustande, sein Samen ergießt sich auf Athenes Schenkel. Voller Widerwillen wischt Athene diesen mit Wolle ab und wirft ihn auf die Erde, wodurch Erichthon (als Sohn des Vulkan und der Erde) geboren wird (Frazer nennt an Parallen noch: Scholiast zu Homer: Il. II,547; Euripides: Ion, 20 ff., 266 ff.; Eratosthenes: Cataster 13; Antigonus Carystius: Histor. Mirab. 12; Etymologicum Magnum s.v. Erechtheus; Servius zu Vergil: Georg. III,113: ["Vulcanus impetrato a Iove Minvervae coniugio, illa reluctante, effectum libidinis poriecit in terram. inde natus est puer draconteis pedibus, qui appellatus est Erichthonius, quasi de terra et lite procreatus ... de hoc Erichthonio alibi satis dictum"]; ferner: Hygin: Fabeln 166 (Erichthonius): "interque luctandum ex semine eius quod in terram decidit natus est puer, qui inferiorem partem draconis habuit; quem Erichthonium ideo nominarunt" -
  • Adonis durch des Mirrenbaums rinde ] (GARG) - Ovid: Metam. X,298 ff.; Apollodor: Bibliothek III,14,4 (Smyrna, die Tochter des assyrischen Königs Thias, der sie ohne sein Wissen schwängert, wird in einen Myrrhenbaum verwandelt, der nach zehn Monaten birst und Adonis freigibt) -
  • Castor vnnd Pollux auß den Eierschalen/ die Leda außbrütet ] (GARG) - Apollodor: Bibliothek III,10,6: als Zeus der Leda in Gestalt des Schwanes beiwohnte, in der selben Nacht noch mit Tyndareus schlief, wurde sie schwanger und gebar Pollux und Helena (mit Zeus als Vater) und Castor und Clytaemnestra (mit Tyndareus als Vater); einige erzählen, daß Nemesis ein Ei gelegt habe, das von Leda aufgefunden und von ihr aufbewahrt wurde, bis Helena daraus schlüpfte - (Frazer nennt an Parallelstellen Euripides: Helena 16 ff.; Lukian: Dial. deorum, 25 (26), 281 ff. [Ed. MacLeod. Bd. 7, S. 350 f.] spielt nur darauf an (erwähnt die Eierschalen); Hyginus: Fabel 77 u.a. - und First Vatican Mythographer 78 (Castor, Pollux und Helena aus einem Ei geschlüpft), ders. 204 (zwei Eier: eins mit Castor und Pollux, das andere mit Clytaemnestra und Helena) - Natale Conti (zuerst 1581 erschienen): Mythologia sive explicationum fabularum libri X (zu den Ausgaben s. 33.28) berichtet Lib. VIII, Kap. 9 (S. 844 der Ausg. 1602) zunächst die Version, daß Castor, Pollux und Helena aus einem Ei geschlüpft sind, das Leda legte, dann erst die anderen Versionen. -
  • der Sicilisch Ertzräuber Selurus auß dem feurspeienden Etna? ] "Seluros, ein Räuberhauptmann, der im Ätnagebiet sein Unwesen trieb und Sohn des Ätna genannt wurde ... Strab[on] VI 2,6, 273" (Pauly/Wissowa II,3, 1323 f.); der Beiname meint wahrscheinlich, daß Selurus an den Berghängen des Ätna aufgewachsen ist, nicht daß er vom Vulkan Ätna geboren wurde - The Geography of Strabo. Ed. Horace Leonard Jones. Vol. 3. London, Cambridge 1967, hier VI,2,6 = C 273: Strabon berichtet über die Räuberbanden auf Sizilien. Zu seiner eigenen Zeit gab es da einen gewissen Seluros, der "Sohn des Aetna" genannt wurde. Strabon selbst sah, wie er in einem Gladiatorenkampf auf dem Forum von wilden Bestien in Stücke zerrissen wurde - gibt es eine Ausgabe, die den Namen fälschlich als Seluus wiedergibt oder ist erst bei Fischart das r versehentlich ausgefallen? (Selu[r]us)
  • der groß Alexander auß dem Hammonischen Lindwurm ] Plutarch: Alexandros 3: Philipp wurde von Delphi geboten, dem Gott Ammon zu opfern; "auch habe er das eine Auge eingebüßt, welches er an den Türspalt angelegt und beobachtet habe, wie der Gott in Gestalt einer Schlange der Frau beiwohnte." (Übers. Konrat Ziegler. Bd. 5. Zürich 1960). - In der Historia Alexandri 3/4 ist es Nektabanus, der sich als Ammon ausgibt und als Drache Olympia beiwohnt.
  • Goffroi auß eim Melusinischen Mörwunder ] vgl. Kap. 1, S. 50.
  • welches Paracels für warhafft im Onomastico mit dem exempel der geschicht des von Stauffenberg bekräftiget ] "mit dem exempel der geschicht des von Stauffenberg" ist Zusatz von GKL B; nach Gödeke 1880b, S. 347 steht das Exempel nicht im Onomasticon; nach Meusebach (Hauffen 1908, 284, Anm.) findet es sich in Paracelsus: Liber de nymphis. - vgl. Kap. 7, S. 150 - Michael Toxites/ Johann Fischart: Onomastica. Straßburg: Jobin 1574; Liber de nymphis, sylphis, pygmaeis. [so Hauffen 1908, S. 284]; vgl. Etliche Tractatus I. Von Naturlichen dingen. II. Beschreibung etlicher Kreüter ... (Ed. M. Toxites). Straßburg: Mylius 1570. 1582. - [Bernhart Schmidt:] Ernewerte Beschreibung/ der ... Geschicht. Vom Herrn Petern von Stauffenberg ... Was wunders jhme mit einer Merrvein oder Mörfähe begegnet ... Straßburg: Bernhard Jobin 1588 - nicht von Johann Fischart bearbeitet, wie Nyssen 150,15 angibt, sondern nur mit einem - allerdings umfänglichen - Prolog versehen. Vgl. jedoch: Onomasticon Theophrasti Paracelsi eigne außlegung etlicher seiner wörter ... Zusammen gebracht/ durch Doct. Adamen von Bodenstein. Basel 1575. [Wolfenbüttel Qu H 126.15(2)]
  • die ersten Menschen auß Pyrrhe steinwurff ] Ovid, Metam. I,393-415 (aus den Steinwürffen der Pyrrha und des Deucalion entstehen die Menschen neu). Auch bei Apollodor: Bibliothek I,7,2.
  • Cadmi gesellen auß Trachenzänen ] Ovid, Metam. III,102-130: aus den von Cadmus verstreuten Drachenzähnen wachsen Krieger, die sich selbst bekämpfen, fünf überleben und helfen ihm die Stadt Theben zu erbauen. Auch bei Apollodor III,4,1 f.; Pausanias IX,5,3. Vgl. Henkel/Schöne: Emblemata 1620 ff.
  • der Engellendisch Prophet Merlin auß zwey bösen/ eim Nachgeyst vnnd eim alten Weib ] Historia de Merlino oder Les Prophecies de Merlin (s. Kap. 1, S. 52) - bei Robert de Boron ist der Vater der Teufel und eine unschuldige Jungfrau die Mutter Merlins.
  • wie auch Plato auß eim Geyst vnd einer Jungfrawen soll hinder sich kommen sein ] Diogenes Laertius III,2: Ariston wollte Periktione mit Gewalt nehmen, daraufhin ist ihm Apollon erschienen, worauf Ariston (der 'Vater' Platons) Periktione bis zu Niederkunft nicht berührt habe. (Der Geist Apollos hat demnach die Jungfrau Periktione geschwängert).
  • vnd wie ein Kartentäuscherischer saurer Laur, sampt eim Schneckenfresser schreibt, soll auch der heut verrufft Luther von eim Auffhocker außgeheckt sein ] (Zusatz von B, 1582) - nach Hauffen 1908, 283 aus Philipp von Marnix: Bienkorf. o.O. 1569 ("159,14-16" meint wohl 159,13-15 der Ausgabe Alslebens); Bienenkorb 1586, Bl. 194r: "Dann daselbst erzelt er [der erwürdige Bischof zu Utrecht in seiner Predigt] ... von dem Teutschen Bären Luthero/ wie sein Muter bei dem Teuffel geschlaffen hette ... die er gerafft hat auß Cochleo/ oder auß den commenten des Cölnischen kartehnäuser bruder Laurentij Surij" (dazu Marginalie: "Kochlöffel im buch von Reden vnd rhaten des Luthers. Laur: Saur/ inn den Commenten wie der Sleidan." [vgl. zu 459: lat. Titel von Sleidanus]) - Laurentius Surius (1522-1578); Surius war Kartäuser-Mönch (Hinw. auf die Person bei Nyssen 150,21) - was ist mit Commenten gemeint? - Nicht gefunden in: Kurtze Chronik oder Beschreibung ... vom jar ... M.D. biß auff das jar M.D.LXVIII. Dt. von Henricus Fabricius. Köln 1568 [Wolfenbüttel HAB: Alv. Mb 20 (1) 2; 187.8 Hist. 2°]; nicht gefunden in: Commentarius brevis rerum in orbe gestarum, ab anno ... millesimo quingentesimo, usque ad annum LXVI. Coloniae: Quentel 1566. [Wolfenbüttel HAB: 583.12 Hist. (1); Alv. U 264; Ge 770]
  • sampt eim Schneckenfresser ] Johannes Cochlaeus (J. Dobneck; 1479-1552): Commentaria de actis et scriptis Martini Lutheri. St. Viktor bei Mainz 1549. ─ Historia ... de actis et scriptis Martini Lutheri, chronographicae ex ordine ab anno Domini 1517 usque ad annum 1546. Coloniae 1568. [Göttingen SUB] - dass. Paris: Chauldiere 1565. [Wolfenbüttel HAB: S 249.8° Helmst. u. 635.1 Theol.], hier Praefatio, vorletzte Seite, Bl. u4r: "Sunt itaque qui affirment, Lutherum a spiritu immundo sub Incubi specie prognatum esse. Cuius rei afferunt testem, religiosam quandam anum, Oypsiae habitantem, quae matrem Lutheri, olim Islebii in publico balneo famulantem, noverit, ac de adolescente, quem Incubum fuisse putat audiverit, à quo illa impregnata fuerit antequam cognita esset à viro suo, Ioanne Luthero." ─ Dt. von Johann Christoph Hueber: Historia Martini Lutheri: Das ist Kurtze Beschreibung seiner Handlungen und Geschrifften, der zeit nach vom 1517. jar biß auff das 46. jar seines Ableibens. Ingolstadt: Sartorius 1582. [Göttingen SUB] - - vgl. auch Johann Nas: Quinta Centuria ... der gantz handel, anfang, lebens, vnd todts, des thewren Manns, d. Martin Luthers. Ingolstadt 1570. (auch er könnte damit gemeint sein, denn für seine Quinta Centuria war Cochlaeus die Hauptquelle, er somit Plagiator (Fresser) des Cochlaeus (Schnecke). Vgl. Nas: V. Centurie, 31r: "So hat es jm Cochleus offt vnders maul gestossen darauff er anderst nichts gesagt dann ... es heißt mich sprach Luther/ der Cocleus einen wechselbalck vnd Badmagdt Son".
  • wie ein Predigkautzischer Brieffmaler malet vnd dicht das der Teuffel die Mönche von eim Galgen hab geschissen/ vnnd den hindern mit Nonnenkutten gewischt ] - <Johannes Villcus:> De origine Monachorum. Einblattdruck. Rom [fingierter Druckort] 1551. Lateinische Distichen mit einem Holzschnitt: Der Teufel scheißt die Mönche vom Galgen herab [keine Darstellung der Nonnekutten als Arschwisch!]. [Harms: Dt. Ill. Flugblätter. Bd. II. 1980, Nr. 7]; De ortu et origine Monachorum. ca. 1545 (Harms IV, 63); andere Fassungen dort angeführt (auch dt.); vgl. Von der Munchen vrsprung. o.O. 1523 (Abb. bei Freytag: Bilder III,1, Abb. S. 140 f.); vgl. Saxo: Ein Pamphlet 'Von der München ursprung' vom Jahre 1523. In: Zeitschrift für Bücherfreunde N.F. 12 (1920), S. 76 f.
  • Socius ]
  • handvölligen Baurenkegel ]
  • der machts höflicher/ der sie auß verlegenem Korn malet ] Tobias Stimmer mit Text von Fischart: Grille Krottestisch Mül.
  • die Mirmidonische Völcker auß Aumeysen ] vgl. Kap. 1, S. 43.
  • die Gothier auß den Panischen Waldwundern ]
  • wirfft nicht das Wisele seine jungen durchs Maul ] Aristoteles, gen. an. III, VI (756b) verwirft diese Anschauung von Anaxagoras und anderen: “Thus there are those who say that ravens and ibises unite by the mouth, and that one of the quadrupeds, the weasel, brings forth its young by the mouth. This is, in fact, alleged by Anaxagoras and some of the other physiologers; but their verdict is based on insufficient evidence and inadequate consideration of the matter. [...]The weasel, too, like other quadrupeds, has a uterus of exactly the same sort as theirs; and how is the embryo going to make its way from that uterus into the mouth? This notion is really due to the fact that the weasel produces very tiny young ones [...] and that it often carries them about in its mouth.” (Übers. A.L. Peck; LCL 366, 317)
  • Kriechet nit auß den Phönichs Aeschen ein anderer Phönichs? ] Plinius, nat. hist. X,II (3); Herodotus: historiae II, 73 f.; Solinus: Polyhistor, Kap. xxxvi; Ovid, Metam. XV, 391-407.
  • auß verfaulten Küen/ Binen? auß den Binen würmlein? auß dem Mist die Mäuß? auß dem Chamelstreck ein Machometisch Sau? auß eim Löwen ein Katz? auß eim Hanen ein Basilisc? auß meim vnd deim Fleysch Schlangen? auß den vergrabenen KrebsSchwäntzen Scorpionen? ] In den antiken und zeitgenössischen naturkundlichen Werken konnte die Generatio einer Sau aus Kameldung, einer Katze aus einem Löwen und eines Scorpions aus Krebsschwänzen nicht aufgefunden werden. Vgl. Sir. 10,13: „Und wenn der Mensch tot ist, so fressen ihn Schlangen und wilde Tiere und Würmer.“ - noch auswerten: Limbeck (2014)
  • auß verfaulten Küen/ Binen? ] Vgl. Ovid: georg. IV, 284: "quoque modo caesis iam saepe iuvencis insincerus apes tulerit cruor" ("wie schon oft von geschlachteten Rindern unrein Blut uns Bienen erzeugt hat"), es folgt IV,299-314 eine genaue Beschreibung, wie ein Bienenschwarm aus dem Kadaver eines Kalbs erzeugt werden kann. Cardano: Offenbarung 1559, Buch 10, Kap. 51: Von der Alchemei, S. 461: „Auß einem erwürgten jungen stier werden binlein (wie wir etwan sonst angezei<ge>t) auß einenm Basilisco scorpionen/ auß einer gesotten enten brüen/ so auff die erden vnder den bloßen himmel geschüttet/ werden krottenn. | Wie auch auß dem stieren die binlein werden/ also von den eßlen die wäspen/ auß den roßen die hirtzenkäfer/ auß den maulthieren heüwschrecken.“ – Cardano: Offenbarung 1559, Auszug aus dem 9. Buch der Subtiliteten: „Von den thieren wölliche von feülung wachsend“, S. 873 ff. (leider nur Auszug; nur lateinisch vollständig). Hieronymus Cardano: De subtilitate libri XXI. Basel 1560, [Digitalisat] Liber nonus, de animalibus, quae ex putredine generantur, S. 645: “Gignuntur [apes] propagatione & ex putredine non omnium, sed boum, ut ex equis uespae, ex asinis fuci, et crabrones ex mulis: quare uidentur singula cum putrescunt animalis genus quoddam proprium generare.”
  • auß dem Mist die Mäuß? ] Cardano: Offenbarung 1559, Buch 7, Kap. 36, S. 248 „Es soll auch niemand wunder nemmen, wie die meüß (als Aristoteles bezeügt) auß der erden entstond/ so doch vnder die vollkommene thier gezellet werden/ dz auch der Aegyptisch grund hasen vnd rechlin/ vnd das Hebridisch groß meer vögel mag fürbringen.“
  • auß dem Chamelstreck ein Machometisch Sau ]
  • auß eim Löwen ein Katz ]
  • Auß eim Hanen ein Basilisc ] Levinus Lemnius: Geheimnusse der Natur, Tl. 4, zit. bei Konrad Gessner: Schlangenbuch ... durch ... Jacobum Carronum gemehrt. Zürich 1589, [Digitalisat] Bl. XXVIIv/XXVIIIr (Von dem Basiliscken): „Wenn der Han auff sein höchst alter kompt/ ... als dann leget er ein ey in den heissesten monaten deß Sommers/ in den hundstagen/ ... nit langlecht wie ein hennen ey gestaltet/ sonder rund wie ein kugel ... darauß (wie etlich meinen) der Basiliscus (zu Latin Regulus genennt) herkommen soll ... Der gmeine man in gantz Europa ist der meinung/ der Basiliscus werde erboren auß dem ey deß hanens/ so eine krott daß selbig außbrütet/ welches obs ein gedicht oder warhafftige historia sey/ kan ich nit sagen.“ Bl. XXVIIv (nach Levinus Lemnius, „im vierdten theil von geheimnussen der natur/ mit diesen worten ...“). Levinus Lemnius: Occulta naturae miracula. Wunderbarliche Geheimniss der Natur. Dt. von Jakob Horscht. Leipzig: Hans Steinman 1580, [Digitalisat] Tl. 5, Kap. 12, S. 819: „Wenn aber der Han auffs aller elteste wird/ ... alßdenn leget er selbs ein Ey im heissesten sommer/ in den hundstagen/ nur allein etwas runder/ ... daraus der Basilsicus/ latein Regulus genandt/ herkommen sol (wie etliche meinen) ... Der gemeine mann in gantz Europa ist der meinung/ das der Basiliscus also geboren werde/ aus dem Ey deß Hanes/ so ein kröte dasselbe außbrütet/ Welches obs ein gedicht oder warhafftige historia sey/ kan ich nit sagen.“ Vgl. Erasmus Alberus: Vom Basilisken zu Magdeburg. Jtem vom Hanen eyhe/ daraus ein Basilisck wirt. 1552.
  • auß meim vnnd deim Fleysch Schlangen ]

201

  • auß den vergrabenen KrebsSchwäntzen Scorpionen ]
  • sind Marx Curio vnd Marx Kolencarbo nicht mir Zänen gleich auf Erden kommen ] (= Plinius, Lib. 7, Cap. 16 = 7,68-69). Bei Solin: Collectanea rerum mirabilium 1,70: "quidam et cum dentibus procreantur, ut Cn. Papirius Carbo et M. Curius, Dentatus ob id cognomitatus." - Nyssen 150,37: "hier Wortsp. mit lat. carbo, m.: Kohle"; Schank (1974), S. 294: "Vgl. lat. 'carbo = Kohle'" (ohne Verweis auf Nyssen; mit falscher Stellenangabe: 105,37 (= Nyssen 150,37)
  • als ob sie gleich dem brot träueten ] 'drohten'
  • haben wir nit im Wunderbuch erlebt/ daß die Kinder/ alsbald sie auß Mutterleib kommen/ geprediget haben? ] nichts davon bei Solin (wie bei Nyssen 149,15, S. 90 steht): De mirabilibus mundi 1,72; oder Pseudo-Ovid 'Ovidius de mirabilibus mundi'. Hondorff nennt als Quelle: Caspar Goltwurm: Wunderbuch (Vorrede, Bl. 4r) - Caspar Goltwurm Athesinus: Wunderwerck vnd Wunderzeichen Buch. 1557 [HAB; Kopie in MDL]. - dort nichts gefunden! Vgl. 198.27 -

/ 151 /

  • Schreibt doch Donatus/ der Vergilius hab auch nicht geweint/ als er geboren ward ] Donatus, T. Claudius (2. H. 4. Jh.), Verfasser eines Aeneis-Kommentar lt. Nyssen 151,2. - Gemeint ist aber hier die Vita Vergiliana Suetonii (vulgo Vita Donatiana), 4: "Ferunt infantem, ut sit editus, neque vagisse et adeo miti vultu fuisse, ut haud dubiam spem prosperioris geniturae iam tum daret." ('Man sagt, das kleine Kind habe gleich nach der Geburt nicht gewimmert, habe vielmehr ein so mildes Antlitz gehabt, daß es schon damals die über jeden Zweifel erhabene Hoffnung geweckt habe, es sei unter einem besonders glücklichen Stern geboren.' Ü Karl Bayer). ─ In der umfangreichen Beispielsammlung von außergewöhnlichen Geburten, die Rabelais und Fischart anführen, um die Geburt Gargantuas durch das linke Ohr seiner Mutter zu rechtfertigen - bei den haarsträubenden Ereignissen des Romans würde diese Geburt auch ungefragt hingenommen werden können -, wird auch das Beispiel der nicht ganz so besonderen Begleitumstände der Geburt des Dichters Vergil erwähnt. Hier ist durch den Zusammenhang - der Mitteilung biographischer Details - schon deutlich, daß Tiberius Claudius Donatus hier als Verfasser der Vergil-Vita gemeint ist, die Werknennung also erspart werden kann. Donat galt im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit als Verfasser der Vita, die den zahlreichen Ausgaben der Werke Vergils stets beigegeben wurde.
  • Es lehrt doch der Obercelsisch Theophrastus in seiner Metaformirung/ wie man Riesen vnnd Zwerglin soll im Perdsmist außbrüten/ vnd Kinder ohn Weiber machen/ Ja Eyer vnter den Vchssen außbrüten ] Paracelsus: Metamorphosis Theophrasti Paracelsi/ Dessen werck seinen meister loben wirt ... Durch Adamen von Bodenstein ... in druck gegeben. Basel: Perna; Apiarius 1574. [Wolfenbüttel HAB: Lg Sammelbd. 13 (2)]; hier: Von natürlichen dingen, Buch 1: De generatione (erster Traktat in Metamorphosis 1574, Bl. a-ivv), Bl. a8r über die Herstellung des homunculus durch "putrefaction in ventre equino" ('Verfaulung im Pferdebauch'; alchmistischer Begriff für Erhitzung in Pferdemist?): "mit allen glidmassen wie ein kind das von einem weib geboren/ doch vil kleiner/ dasselbig wir homunculum nennen"; "Vnd wiewol solches bißanher den natürlichen menschen ist verborgen/ so ist es doch den Silvestris vnd den Nymphen vnd Risen nit verborgen sonder vor langen Zeiten offenbar gewesen/ daher sie auch kommen/ Dann aus solchen Homunculis so sie zu mannlichem alter kommen/ werden Riesen/ Zwergle vnd andere dergleichen wunderleut ..."; Bl. aiijr f.: "Es ist darneben zuwissen/ das also menschen mögen geboren werden ohne natürliche vätter vnd muter/ das ist/ sie werden nicht von weiblichem leib auf natürliche weiß wie andere kinder geboren, sondern durch kunst vnnd eines erfarnen spagiri geschickligkeit mag ein mensch wachsen vnnd geboren werden". Es folgt die Beschreibung eines Züchtungsversuches von Menschen aus männlichem Sperma in einem weiblichen Uterus eines Tieres; Bl. aijv: "Also kan ein jedlicher mensch vnter sein achseln ein ey außbrůten als wol wie ein henn."
  • ja auch im Latz ]
  • den Hennen vnnd Weibern zu tratz ]
  • Spagirische Kunden - s. die vorige Stelle bei Paracelsus: "erfarne spagiri".
  • Buberonen vnnd Geysseronen ]
  • ein Weibsparkunst erfinden/ wie jene die Holtzsparkunst ] vgl. Catalogus cat., Nr. [64]: "Hochnützlich bedencken/ wie bei heut abgängiger welt/ die täglich abgehenden wäld/ durch sondere Offenkunst vnd Scheitersparung wider auffzubringen/ damit das Holtz wie von alters/ mit dem täglich wachsenden haar vnnd Vnglück widerumb könn vmb die wett auff wachsen durch: Wendel Landbloch."
  • werden die Weiber keim Priuilegy geben ]
  • schlagt tod die loidigen Göcken Spatzen vnd Hasen/ die es beides mit einander versehen wöllen ]
  • Spanische Sparsamkeit ]

Absatz 11

  • zubewehren ] 'zu beweisen'
  • des Plinij Capitel ... von den frembden widersinnischen Mißgeburten ... Liß das sibend Buch in Natürlichen Historien am vierten Capitel ] (GARG) - Plinius: nat. hist. 7, 3 u. 4 (!) "De prodigiosis partibus". (Lefranc I,6,56; Steinsieck zu 30,29; Hinw. Plattard, S. 228). Übersetzung von Heinrich von Eppendorf: Caij Plinij ... Natürlicher History Fünff Bücher. 1543, S. ix-x "Von den Wunderbarlichen Geburten. Das. iij. Capitel."
  • ob ich wol nicht ] 'obwohl ich nicht'.
  • ein Glaubgesicherter ... Lugener ]
  • verrucket mir forthin nicht mehr also meine gute gedancken ] Garg.: "ne men tabustez plus" - "Rabelais will sagen: 'Macht mir den Kopf nicht weiter warm mit euern Einwürfen und Zweifeln'. Die erste Phrase Fischafts gibt also mehr den Sinn, die zweite den Wortlaut des Originals wieder" (Frantzen 1892, S. 28).


Literatur zu diesem Kapitel:

  • Hauffen 1908, S. 283 (Franck: Weltbuch als Quelle)
  • Ingrida Bakutyte / Paul J. Smith: La naissance de Gargantua, le choix d'Hercule et les inondations du Nil. In: Revue d'Histoire littéraire de la France 114 (2013), H. 1, S. 3-14.
  • Francois Remigerau: Les enfants faits par l'oreille. Origine et fortune de l'expression. In: Mélanges 1945/6. Études linguistiques. Paris 1947 (= Publications de la Faculté des Lettres de l'Université de Strasbourg 108), S. 115-176.

Nachweise