Be3

Aus Autoritäten

Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Be3

Berlin Staatsbibliothek, Ms. germ. qu. 760
Umfang 282 S.; hier S. 277-282
Datierung 1474 (Bl. 1r) (Abschriften der Hs. sind erhalten in Ms. germ. qu. 7 (Autoritäten, Bl. 307r)  und Ms. germ. qu.  8; aus dem Besitz von Friedrich August Kinderling in Calbe)
Schreiber (ein Schreiber)
Schreibsprache Westfälisch: Minden oder Umgebung (an der Grenze von Norddt./Münsterland und Ostwestfalen; Ortspunkt Minden; Bestimmung des Ortspunktes mit den Karten des ASnA)
Inhalt Bruder Philipp: Marienleben
Anzahl und Form 22 Vierzeiler und Priameln
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferungund Handschriftencensus
Katalog Degering, Hermann: Kurzes Verzeichnis der germanischen Handschriften der Preußischen Staatsbibliothek II. Die Handschriften in Quartformat. Leipzig 1926 (= Mitteilungen aus der Preußischen Staatsbibliothek VIII); Reprint: Graz 1970, S. 135. [online]
Archivbeschreibung Paul Heymann (18.6.1908) 5 Bll.
Literatur
  • Gärtner, Kurt: Die Überlieferungsgeschichte von Bruder Philipps Marienleben. Habilitationsschrift (masch.). Marburg 1978, S. 70.
  • Franke, Ruth: Peter van Zirns Handschrift. Ein deutsches Schulbuch vom Ende des 15. Jh. Berlin 1932 (= Germanische Studien 127), S. 24.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006, S. 32, 54, 62 (Edition von Nr. 23-26 nach dieser Hs.)
  • Oesterley, Hermann: Niederdeutsche Dichtung im Mittelalter. Dresden 1871 (= Karl Goedeke: Deutsche Dichtung im Mittelalter. 2. Ausg., vermehrt um Buch XII: Niederdeutsche Dichtung von Hermann Oesterley), S. 12 f. (mit Textprobe aus dem 'Marienleben'). [online]
Anschrift Staatsbibliothek zu Berlin - Preussischer Kulturbesitz

10102 Berlin

Bearbeiter Katrin Wenzel, U. Seelbach (4.8.2011)

Transkription

Hir na volget manicher leye lere


(1) Salemon

Aller wisheit fu+"ndament

Js dat me god in leue bekent

vnde an bede allene god

vn(d) holde dar tho syn gebot


(2) Jeronimu+"s

we de werlt wyl vth kesen

Dar mede mot he god vorlesen

Als id dan geit an ey(n) scheiden

So wert he quid van den beyden


(3) Gregoriu+"s

we na der werlde ere vn(d) gud steit

vn(d) weme id wol i(n) sine(n) su(n)den geit

Dat ys ey(n) teken al gewisse

Der ewigen vordomenisse


(4) Vrydanck

Jck hebbe gud dat en ys nicht my(n)

wes mach id iu(m)mer syn

des steit nicht mere in my(n) gebot

wen ick vor tere vn(d) geue der <sic!> god


(5) Salemon

Salemo(n) heft vns sus bericht

beter were dat wy hedden nicht

wen ou+"er greten <?> ryke dom

vn(d) vallen i(n) des Du+"u+"els tom <278>


(6) Augustinu+"s

O edele dure creature

Dode dyne bosen nature

vn(d) besorge de edele(n) seile dy(n)

wultu mit gode vor eniget syn


(7) Augustin(us)

Wo dorstu dinen leue(n)de dat werue(n)

Dar du node woldest a(n)ne sterue(n)

Dar v(m)me i(n) allen werken

Scholtu dine(n) ende merken


(8) Paulus

Denke wat du bist vn(d) most w(er)den

Du bist iu(n)ck eder olt vp erden

Ny+:mpstu dat wal i(n) dine(n) syn

Du doist der su(n)de deste my(n)


(9) Jeronim(us)

Dencke an den ju(n)gesten dach

So men schriet o wy o wach

Dar en yslick mod rede geue(n)

wo he holden hebbe syn leue(n)


(10) Moralis

he(m)mel dot vn(d) helle

vn(d) wat vns to kome(n) mach snelle

Schole wy alle tid betrachten

vn(d) in dem hertem ju(m)mer achte(n)


(11) Daniel (pro)pheta <279>

O edele dure my(n)sheit

betrachte de gude vn(d) mildicheit

mit sy(n)ne(n) vn(d) da(n)ck namicheit

De god an dy heft gelecht


(12) Ju+"das machabeús

Angest leue vn(d) erdesch gud

Synt dar men leyder mest v(m)me du+"d

men to der sele deit me selde(n) vlid

Dut mach me wol seyn alle tyd


(13) Ewangeliu(m) cristi

Dyt spreckt crist(us) god de h(er)e

we otmodich vn(d) duldich were

v(d) sulue(n) wolde richte(n) sick

De me(n)sche worde wal salick


(14) Moralis

Schaffe ere wen van dodes not

dy(n) lichame van der werlde mot

dat deme moge de sele vro

Waren i(n) dem hemel ho


(15) Jtem

wat du machst don des morge(n)s drade

dar beyde nicht me an de(n) aue(n)t spade

manich ys geworde(n) des mo(r)ge(n)s kra(n)ck

De des aue(n)des gar lude sanck


(16) Jtem

mochten de weldige(n) vn(d) ryken

leuen i(n) vrouden ewichliken <280>

Dat recht der werlde were vor mere

vn(d) gode schege weynich ere


(17) Aristotiles

dat su+:nde ney(n) su+"nde enwere       [= Freidank 40,5-8]

nochten weren se my v(n)mere

v(m)me orer groten v(n)mi(n)schlicheit

Dat leret my my(n) beschede(n)heit


(18) Jtem

de alle di(n)ck heft gewracht

vn(d) de nature gemacht

Den kann me(n) nergen v(m)me straffen

wat doch de nature kan schaffen


(19) Bernhard(us)

der nature schulle wy volge(n) nicht

Des heft vns god sulue(n) bericht

volgede wy der to aller stu(n)t

Se toge vns an de helle gru(n)t


(20) Moralis

manich my(n)sche merket an mich

my(n) laster vn(d) nicht syn ege(n) an sich

wolde malck sine egen clagen

van minem drofte he mi(n)mer <mi(n)ner?> sage(n)


(21) Jtem

Als ick my mit su+"nden gorde

So wart my sware noch my(n) borde

Also wart ock seker dy

Al wor du bist geloues my <281>


(22) Vrydanck

manich menet he er ke(n)ne mick

De doch sulue(n) nu+" er ka(n)de sick

Erkande sick sulue(n) ey(n) islick man

he loge van my selden an                   [= Freidank 106,12-15]


(23) Jtem

Synt logen het be hendicheit

vn(d) ver raden wysheit

houart ys renicheit gena(n)t

woker sy ny(n) su(n)de beka(n)t

Roue(n) berne(n) sy ney(n) scha(n)de

Sy(n)t stu(n)t id ouel i(n) den la(n)de


(24) Jtem

wor ock de truwe also steit

dat de logene dar boue(n) geit

Dar heft dat vnrecht de macht

dat me des rechte(n) nicht en acht

So wart de man also genant

dat he wer god noch ere beka(n)t


(25) Jtem

prelaten de god nicht en seyn

pape(n) de ore kerke(n) vleyn

vorsten vreuel vn(d) vngnedich

ju(n)ge wif schone vn(d) vnstedich

heren richte(re)n de dat recht vorkere(n)

Rike lude de dar lege(n) leren <282>

Riddere de er eru+"e vor kope(n)

Schone wif de vele na aflate lope(n)

Eyn olt man de to dulheit tidet <?>

Ey(n) monich de syn clost(er) mydet

Arme lude de wal beke(n)net de(n) wy(n)

Ju(n)ge scholere de vnkusch wille(n) syn

Dat synt twelf affenien

de nien selden sut wol dyen


(26) Veritas

Hat gaue leue torn.

Dusse verdrif va(n) dy to voren

wente dat synt ver gesellen

De dat rechte recht vor snellen

des de sele mot liden grot

mit deme liu+"e den ewige(n) dot