Mü2

Aus Autoritäten

Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Mü2

München Bayerische Staatsbibliothek, cgm 5241
Umfang 150 Bll.; hier Bl. 6r-9r
Datierung 1445/46 (s. Schneider 1996, S. 567)
Schreiber Peter Grieninger (Bl. 28r u. Bl. 139v; s. Schneider 1996, S. 567)
Schreibsprache ostschwäbisch
Inhalt Sammelhandschrift geistlichen Inhalts; darin u.a. Reim- und Prosasprüche, kurze Prosatexte und Gebete
Anzahl und Form 33 Vierzeiler
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und

Handschriftencensus

Katalog
  • Schneider, Karin: Die deutschen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die mittelalterlichen Handschriften aus Cgm 4001-5247. Wiesbaden 1996 (= Catalogus codicum manu scriptorum Bibliothecae Monacensis V,7),  S. 567-573. (online)
  • Schneider, Karin: Die datierten Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Teil 1: Die deutschen Handschriften bis 1450. Stuttgart 1994 (= Datierte Handschriften in Bibliotheken der Bundesrepublik Deutschland IV,1),  S. 64.
Archivbeschreibung Maria Moser (1931) 11 Bll.
Literatur
  • Berg, Klaus: Der tugenden bůch. Untersuchungen zu mittelhochdeutschen Prosatexten nach Werken des Thomas von Aquin. München 1964 (= MTU 7),  S. 231-235 (S. 232: Abdruck der Freidank zugeschriebenen Verse auf Bl. 7r).
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea. N.F. 110), S. 39, 54,  55 f., 58 f., 60.
  • Jäger, Berndt: "Durch reimen gute lere geben". Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 249 f., 253, 257 ff.
Anschrift Bayerische Staatsbibliothek

Handschriften und Alte Drucke Ludwigstr. 16 80539 München

Bearbeiter Kathrin Wenzel (1.11.2012)

Transkription

(1) Salomon

Aller weyszhait fundament

jst das man mint vnd kent

vnd an petten ainen got

vnd darzu+o hallt(e)n sein gepot <6v>


(2)

Aller der welt weyszhait

leit an ainem synne

Das wir vns keren an ewikait

wann all kunst an vns u(er)gat

So wir mu+:ssen uon hinnen


(3)

Salomon spricht der wysz here

kain ding hasset got als sere

Dan(n) die su+:nd hoffart

wan(n) si u+:ber all su+:nde gat


(4) Gregorius

wer nach d(er) welt gu+ot vnd ere stet

vnd im wol in seinen su+.nd(e)n get

das ist ain zaich(e)n gewis

Seiner ewigen uerdampnis


(5)

Was sol reichtum vnd gu+os <sic>

Seit ich doch sterb(e)n mu+osz

zeitlich gu+ot kompt vnd uerfert

Die ewig fra+:ud allweg wert


(6) Dauit

Der sein hoffnu(n)g in reichtum seczt

der nimpt gar ein eytel ende

die greber sind sein vm(b) claide

vnd die hellisch pein on ende<7r>


(7) Aristottiles

Mer v+:ber su+:lt ir keren

Mer miltikait zu+o gottez eren

da komet lon uon u+:beral

der euch ewiclich(e)n belyb(e)n sal


(8) freydanck

Jch han gu+ot das ist nit mein

Ach got wez mag ez da(n)n sein

Ez enstat nit mer in meine(m) pot

da(n)n d(a)z ich uerzo+:r vnd geb durch got


(9)

vil gejagt vnd nit gefangen

vil geho+:rt vnd nit uerstand(e)n

vil gesagt vnd nit gemerckt

Das sind allez v(er)lorne werck


(10) Johannes ewangelist

wer die welt erkuiset

Damit das er got u(er)luiset

wa(n)n ez denn gat an ain schaid(e)n

So ist er quit uon in baid(e)n


(11) Bernhardus

Seit der tod niemands schonet

Die welt sellten yemant lonet

Ob du ez recht wilt besinnen

wer sol dann die welt min(n)en <7v>


(12)

Ez ist hailig veyrtag

Als man uon su+:nd(e)n feyr(e)n mag

die tugent u+:ber all tugent get

Wer bo+:sem will(e)n wid(er)stet


(13) Ambrosius

O du edle creature

wiltu mit got v(er)ainet sein

So to+:t dein bo+:s nature

vnd sich an den adel d(er) sele dein


(14) Petrus ap(osto)lus

wiltu halten das ewig leb(e)n

So fluihe v+:bel vnd halt dich in tugend(e)n eb(e)n

wa(n)n gewonhait tugentlich(er) sachen

kan die natur nit anders machen


(15) katho

Ged(e)nck was du pist vnd auch solt werd(e)n

du seyest jung oder allt auff erden

Seczestu das in deinen sin

Ez benimpt dir su+:nd vnd pin


(16) Senica

Das su+:nd(e)n nit su+:nde wer     [= Freidank 40,5-8]

dannocht wer si mir vnmer

vm(b) ir grosz vnfla+:tikait

das weist mich mei(n) beschaid(e)nhait <8r>


(17) helyas

wer vm(b) dise kurcze zeyt    [= Freidank 1,7-10]

die ewigen fra+:ude geyt

der hat sich selb betrogen

vn(d) zim(m)ert auff den regenpog(e)n


(18) thomas ap(osto)l(u)s

wir seyen hie fremde gest

vn(d) zy(m)mer(e)n doch grosz uest

Mich wundert dz wir nit maur(e)n

da wir ewiclich mu+:g(e)n taur(e)n


(19) Paulus

wer dem gaist in d(er) warhait lept

der kan nit uerderb(e)n

wer aber nach dem flaisch lept

der mu+osz ewiclich sterb(e)n


(20) Jeronim(us)

Dicz spricht got der here

der diemu+:tig vnd gedultig were

vn(d) selber wo+:lt erkenne(n) sich

der me(n)sch wer wol sa+:lig


(21)

Seyt gerechtikait vnd beschaid(e)nhait     [ ~ Freidank 1,1-2]

aller tugend krone trait

So han ich nit pessers gelesen

den(n) recht tu+on vnd fro+:lich wesen <8v>


(22)

Gedenck an den iungsten tag

Als ma(n) schreit owe d(er) clag

da ain ietlichs red mu+osz geb(e)n

w(a)z er begangen hat in seine(m) leb(e)n (et cetera)


(23) Job

Bis gern(e) allaine

vnd hallt dein gedenck raine

vnd hab uor augen die zeh(e)n pot

vor all(e)n ding(e)n so mi(n)ne got


(24) ysaias

wer da tra+:t usserlich(e)n schein

von gepru+:ften ord(e)n

der trag min(n) in dem h(e)rcz(e)n sein

oder sein sel wirt v(er)lor(e)n


(25) Augustinus

Mir ward nie pesser weg bekant

als ich mich kan versinnen

dan(n) gehorsamkait in ord(e)ns bant

vn(d) das uon rechter mi(n)nen


(26)

wie getarst darjnne leb(e)n

darjnn du mu+ost sterb(e)n

jn allen deinen wercken

Soltu daz ende mercken


(27)

Der da nit ho+:rt die sti(m)m d(er) armen

vn(d) sich nit lat ir prest(e)n erbarmen

den wil got auch erho+:r(e)n nit

vnd volget in kain selde mit <9r>


(28)

Die wol das haund begangen

Die gaund in die ewikait

Die bo+:sen mu+:ssent gan gefang(e)n

jn das ewig fuir das in ist berait


(29) Daniel

Seit alle werck su+:ll(e)n enpfach(e)n lon

So ist ez got wolgetan

das leit daran wie du lebst auf erd(e)n

Acht das du ewiclich sa+:lig mu+:gest w(er)d(e)n


(30) ih(es)us (christ)us

Ain so+:llich gericht wil ich dir geb(e)n

alz du begangen hast in deine(m) leb(e)n

Ain anefang aller sa+:likait

jst fu+:rchtend got die ewig(e)n wyshait


(31) Discrecio

Wer uon gepurt edel sey     [~ Freidank 54,8-11]

Er sey grauff oder frey

der sol sich edel mach(e)n

Mit tugentlich(e)n sach(e)n


(32)

wer was da ain edel man

da adam rau+et vn(d) eua span

von der erd(e)n sey wir genomen

zu+o d(er) erd(e)n mu+:sz wir wid(er) komen


(33)

Leb wol mit eren

dir mag nit mer werd(e)n

dann speisz vnd gewand

vn(d) das du hin fúr hast gesant