Mü3

Aus Autoritäten

Repertorium der mittelalterlichen Autoritäten

Mü3

München Universitätsbibliothek, 8 Cod. ms. 226
Umfang 565 Bll.; hier Bl. 546v-549v
Datierung 1562; 1563 "in carceribus" (46r); vermutlich Ingolstadt
Schreiber J.G. (46r)
Schreibsprache schwäbisch (Kornrumpf/Völker, S. 239); mittelbairisch (oberbairisch) (Seelbach)
Inhalt Gebet- und Andachtsbuch; dt. Reimsprüche
Anzahl und Form 18 Vierzeiler (nicht 20); dieselbe Anzahl und Reihung in Rb
Repertorien Marburger Repertorium der Freidank-Überlieferung und Handschriftencensus
Katalog
  • Kornrumpf, Gisela; Völker, Paul Gerhard: Die deutschen mittelalterlichen Handschriften der Universitätsbibliothek München. Wiesbaden 1968  (= Die Handschriften der Universitätsbibliothek München 1), S. 239-241. [online]
Archivbeschreibung ---
Literatur
  • Gärtner, Kurt: Aus Konrad Bollstatters Spruchsammlung. Die Vierzeilerreihe 'Wer getaufft ist und in rechtem glauben statt. In: Festschrift Walter Haug und Burghart Wachinger. Hrsg. von Johannes Janota u.a.. Bd. 2. Tübingen 1992, S. 803-825, hier S. 807, 812.
  • Heiser, Ines: Autorität Freidank. Studien zur Rezeption eines Spruchdichters im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Tübingen 2006 (= Hermaea N.F. 110), S. 40 (Sigle Mü3), 62 (Edition von Nr. 18).
  • Holtorf, Arne; Gärtner, Kurt: 'Autoritäten' (gereimt). In: ²VL 1 (1978), Sp. 557-560, hier Sp. 558.
  • Jäger, Bernd: 'Durch reimen gute lere geben. Untersuchungen zu Überlieferung und Rezeption Freidanks im Spätmittelalter. Göppingen 1978 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik 238), S. 254, 257, 259.
Anschrift Universitätsbibliothek München

Abt. Altes Buch Geschwister-Scholl-Platz 1 80539 München

Bearbeiter U. Seelbach

Transkription

HERNACH FOLGEN ettliche Scho+ene vnnd vast nutzliche Sprüche


(1) GOT SPRICHT

Wer getaufft wirdt, vnnd Jm Glaubenn bstat,

Wer GOtt vnnd sein Nechstenn lieb hatt.

Wer gdultig leidt vnngemach vnnd peinn.

Der wirdt ewigklich bei Gott sein.


(2) GREGORIVS.

Ehe du was vnderwindest dich,

So such von erst Gots reich ta+eglich.

Sein wort zu ho+eren nit veracht. <546r>

So du bettest, thus mit andacht.


(3) HIERONIMVS

Sünd nit auf Gots barmherzigkeit,

Deins Nechsten bschwerd las dir sein leidt.

Betracht der Schnoden welt ellend,

Dein gutt werck spar nit ins end.


(4) AMBROSIVS.

Es was der Sünder so gros nye,

Hatt er rew vnd leyd der Sünd hie.

Auß genad wils Jm Gott vergeben,

Thut ers bei zeit, dz mercke eben.


(5) AVGVSTINVS

Es ist kein erschro+ecklicher ding

Dan dz sich der mensch wigt so ring <547v>

Das er nit vonn seinen Sünden lat,

Vnd doch in gfar seins lebens stat.


(6) D. PAVLVS.

Dienstu Gott, so must die welt lan,

Niemandt zweien Herrn dienen kan.

Dienst der welt, so vndienstu Gott,

Vnd kombst also in grosse noht.


(7) CHRISOSTOMVS.

Mensch las dir niemandt so lieb sein,

Dast vergessest Gott des Herrn dein.

Betracht stets sein leiden vnd sterben,

Ewigklich soltu nicht verderbenn.


(8) BONIFACIVS.

Der hatt geschribenn vnnd gesprochen,

Es bleib kein v+:bell vnngerochen. <548r>

Es bleib auch kein guthat vnblont,

Wol dem der bo+es durch Gott v(er)schont.


(9) BERNHARDVS.

Du must sterben darfür hilft nicht,

Vnd weist nit zu wz zeit dz gsicht.

Wiltu als dann Jnns leben gan,

So solt alweg Jm glauben bstan.


(10) BONAVENTVRA.

Wiltu ewig wohnen bey Gott.

So fürcht Jhn, vnd halt sein gebott.

Wilt Böß anfechtung v+:berwinden,

So lasse dich nit mussig finden.


(11) BEDA

So du aufstast vnd Nidergast,

Vnd issest oder gessenn hast. <548v>

So sage danck Gott deinem Herrn,

Vermagst dus gib allmusen gern.


(12) DAVIDES.

Wz dir schand vnd schad ist dz fleuch

Vnrechts guts dich nit vnderzeuch.

No+er dich mit deiner hand arbeit,

Schweig was dir Jn gheim wird gseit.


(13) SALOMON

Was du thust das fah weislich an,

Betrachs end wies hernach werd gan.

Bis heimlich, sorgsam, halt sich schlecht.

Das hab dir von einem weisen knecht.


(14) ALBERTVS MAGNVS.

Wan der Mensch bedecht wer er wer

Vnd von wannen er kommen her <549r>

Oder wz aus Jhm solt werdenn

So wurde er fro+emmer auf Erdenn


(15) ARISTOTELES

Mensch du solt dencken fru+e vnd spat,

Das dich Gott nach Jhm gschaffen hat.

Danck Jhm auch mit rechter begir

Als guts er hatt verlichenn dir


(16) SENECA

Wem sein Syn nach der welt lust steht,

Vnd Jhm wol Jn seinen Sünden geht.

Der ist ohn zweifel woll gewis,

Das er kompt zu der verdamnüs.


(17) CATO

Hab yedenn darfür der er ist,

Red niemand vbl zu aller frist. <549v>

Nymb dich auch nit frombder vnmus an

Besorgst das so bist ein weis man. <a.l.R.:> Ne sis [gr.:] polypragmotikos


(18) FREIDANCK

Wiltu sein mit rhu vnd gemach,

So schweig verantwurt nit all sach.

Vnd v+:bersich auch gib empfor,

Dem O+.bern, bo+es geselschaft hut dich vor.