Gkl:kommentar:kap27

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Das XXVII Capitel.

Gargantua Kap. XXIV

Zusammenfassung

  • Gargantuwal ] Vgl. die Namensvariante "Gargantuwald", [Gkl:kommentar:kap18#276|Kap. 18], S. 276.

Absatz 1

  • nicht getemperiert ] getemperiert, part. adj. als Entsprechung zu lat. temperatus, 'gemäßigt, mild'; kombiniert das ältere getempert, adj. (DWB 5, 4363) und temperiert, auch vom Wetter (DWB 21, 251).

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  • wie man etwann gantze Weckholterwaͤld/ die Pestilentzische Lufft zuuertreiben anzuͤnt ] vgl. [Gkl:kommentar:kap26#354|Kap. 26], S. 354: "ein besser Meisterstück als Hippocratis/ der die Wäld deßhalben anzündet". Plutarch: Isis und Osiris 79 (Moralia 383 C-D)"In fact, physicians seem to bring relief to pestilential affections by making a large blazing fire, for this rarefies the air. But the rarefication ist more effective if they burn fragrant wood, such as that of the cypress, the juniper, and the pine." (Ü: Frank Cole Babbitt; LCL 306, 185 f.)
  • den gantzen Birneischen Rontzefall des Bergwercks halben (anzündet) ] Diod., Bibliotheca historica, V, 35,3 (über die Pyreneen): "And since they contain many thick and deep forests, in ancient times, we are told, certain herdsmen left a fire and the whole area of the mountains was entirely consumed; and due to this fire, since it raged continuously day after day, the surface of the earth was also burned and the mountains, because of what had taken place, were called the Pyrenees; furthermore the surface of the burned land ran with much silver and, since the elementary substance out of which the silver is worked was melted down, there were formed many streams of pure silver." (Ü: C. H. Oldfather; LCL 340, 192 ff.) Über später von den Iberern angelegte Bergwerke zur Gewinnung von Silber und Gold ebd. 36 f.
  • auff Phaetontisch Gold drauß zuschmeltzen ]"HJspania ... wirt ... gescheyden von Franckreich durch große vnd hohe berge/ die man von altem här Pyreneos hat genempt/ vnd als etlich sagen/ werden sie darumb Pyrenei/ das ist fewrig genempt/ daß die hirten vor zeiten hetten feüwer geworffen auff dise berg/ daruon alle wonungen vnd wäld ... verbronnen. Vnd als das fewer vil tag in den bergen mit macht bran/ fiengen an herab zů trieffen sylberin bechlin" (Münster: Cosmographie 1550, S. 70); also Silber, kein Gold! Der "Rontzeual" ist auf der von Münster beigegebenen Karte als Beischrift zu dem Gebirgszug (der Pyrenäen) zu sehen. - "auff Phaetontisch": Als Phaeton über den Sonnenwagen die Kontrolle verlor, trockneten durch die Hitze die Flüsse aus, verbrannten die Länder der Erde, unter anderem "quodque suo Tagus amne vehit, fluit ignibus aurum" / "fließt in Feuer das Gold, das die Wellen des Tagus geführt" (Ovid, Metam. II, 251).
  • wie jener Toͤringisch Jungherr die Scheur von wegē der grossen Maͤuß ansteckt ] Vgl. Flöhhatz (1577), V. 3459 "Wie der Herr/ der sein Scheur anzünd Der Ratten halben die drinn sind?" (fehlt Flöhhatz 1573). Rollenhagen: Froschmeuseler 2,215, V. 139; M. Sebiz: Von dem Feldbau 1579, S. 8 (Verbrennung eines Hauses, um Mäuse oder Fliegen zu vertilgen; Hinw. Bolte zu Schumann, Nachtbüchlein 1559, S. 384).

Absatz 2

  • Heuschrecklichē felduͤbung ]
  • Graßverram̄elung ]
  • Spinnen vnd Schneckenmaͤsig
  • auff Apotherapische gesundheitpflegige manier ]
  • leibswaͤferung halben ]
  • wanneten ]
  • Malter oder viertheyl Frucht ]
  • wie der Hoͤrnen Seifrid/ der den Ampoß trey Klaffter inn die Erd schlug ] Im Lied 'Der Hürnen Seifried' steht nicht, daß Seifried den Amboß "drei Klafter tief" in die Erde schlug (Str. 5: Das eysen schluog er entzwey, Den Ampoß inn die erdt"); auch nicht bei Hans Sachs: Der hürnen seufrid (Tragödie).
  • nicht des Reigergeschlechts ]
  • jenes Malers/ der nur wans regnet spacieren gieng ]
  • Saugeschlecht ]
  • auff der Baͤrenhaut nicht zu verschim̄elen ]
  • Da haspelt der Sardanapal ] Liste der handwerkenden Könige (Wacker: Liste 40: "Aufzählung geschichtlicher Beispiele über Liebenlingsbeschäftigungen berühmter Herrscher"). Daß Arbeit keine Schande sei steht bei Hesiod: Werke und Tage 311, zit. von Plutarch: Solon 2 (mit Beispielen); Zwinger. Vol. 19: Liber primus de mechanicis artibus in genere ff. S. 3193 ff. [Göttingen SUB besitzt die Ausgabe Basel 1586: 2 DID 214/57] - vgl. zu allen noch Plinius d.J.: De viris illustribus, Kap. 33.Die Liste ist offenbar angeregt von dem Bericht Epistemons aus der Hölle im 'Pantagruel' Kap. 30: die Großen der Vergangenheit (und literarischen Heroen) gehen alle einer seltsam verkehrten Tätigkeit nach (Rabelais wiederum stützt sich auf Lukians Dialog 'Menippos'); allerdings knüpft Fischart in stärkerem Maße an historisch beglaubigte Nebentätigkeiten an; Rabelais erfindet die neuen Berufe. An konkreten Übereinstimmungen zähle ich eineinhalb: Nero als Leiermann und Pertinax als Pfeffersack/Nußbaum-Schüttler (zwar begegnen hin und wieder dieselben Namen, aber die Arten der Tätigkeiten sind grundverschieden). Vgl. Regis II, 1, 303 ff. (Hinw. Nyssen).
  • Sardanapal ] Orosius I,19 (1): "Als er unter Scharen von Huren in der Haltung einer Frau Purpurwolle mit dem Rocken spann, sah in sein Präfekt Arbatus ... und verfluchte ihn." (Übers. Adolf Lippold. Zürich 1985). Henkel/Schöne 1139 f. (nennen Ktes. ecl. p. 67 ff.; Arist. pol. V,8,14; Clem. Alex. paid. III, 70,2 f.- PE 1572, 171v: "Als Sardanapalus an das Assyrisch Reich kommen/ ... hat er ... vnter dem Frawenzimmer gesessen/ jhne die Spindeln auffgehoben/ ja selber mit gespunnen." (vgl. 374r: "eines Weibisch leichfertigen gemüths ... daß er auch mit jhnen Spinnen/ vnnd Nehen wollen") - Nyssen 271,30: "Assurbanipal (669-627 v.C), assyr. Kg."

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  • Vespasian flechtet Baderhuͤtlin ]nicht bei Sueton: Vespasian; nicht bei Val. Max.; nicht bei Caelius Rhodiginus; Zedler 48,272 zu Titus Vespasianus: "Plutarchus de Sanit. meldet, daß der unmäßige Gebrauch der Bäder Titum zum Todte befördert habe." Plutarch: De tuenda sanitate praecepta 5 (Moralia 124 C); - Nyssen 271,20 verweist auf 17/26 ("Titus Flavius Vespasianus, röm. Kaiser 69-79 n. C. ..."). - Baderhütlein, n. "von stroh oder binsen geflochten" (DWB 1, 1074, diese Stelle).
  • Augustus trehet Spindelboͤltz ] nicht bei Val. Max., nicht bei Caelius Rhodiginus -
  • der ander glaset Aengster ]
  • Carolus V. dichtet lebendige Vrwerck ] Karl V. von Habsburg (1500-1558) - woher die Anekdote? Zedler 5,947: "soll die übrige Zeit seines Lebens [1555-1558] mit Garten-Werck und mechanischen Uebungen zugebracht haben"; als Quelle genannt: Sleidanus: De statu Religionis; Thuanus; Jovius u.a
  • einer schleifft Scheren/ jener schmirt Stifel/ diser fegt Kisten/ etlich stricken Netzgarn ]
  • Domitian zimmert Prettspil/ oder lehrt dantzen ] nicht bei Sueton: Domitian gefunden (im Gegenteil, Domitian 7: Den Tänzern verbietet er öffentliche Auftritte; in Privathäusern dürfen sie jedoch weiter auftreten); Sueton: Domitian 21 spricht davon, dass er das Würfelspiel bei jeder Gelegenheit spielte: "Quotiens otium esset, alea se oblectabat, etiam profestis diebus matutinisque horis" / "Whenever he had leisure he amused himself with playing at dice, even on working days and in the morning hours." nicht bei Val. Max, nicht bei Caelius Rhodiginus
  • die Egyptischen Koͤnig bawen Pyramidische Todenbeinheußlein ] vgl. Münster: Cosmographie 1550, S. 1209 f. (indirekt)
  • Scipio Muckenheußlin auß Schneckenheusern ] vgl. Eulenspiegel reimenweis 21.41: "vnd zu zeiten auch der ernsthafft Rahtsherr Scipio außgehet Schnecken zu suchen" (Valerius Maximus 8,8,1: "Constat namque eos [Scipio und Laelius] Cajetae et Laurenti vagos litoribus conchulas et umbilicos lectitasse"). Auch Zwinger (1565), S. 751 "ad marinas conchulas lapillosque candidulos legendos inclinauit". (Quelle: Cicero und Petrarcha de Otio)
  • Der Schultheyß ladet Mist fuͤr kurtzweil/ daß man jhn fragen muß/ wer der Schultheiß sey ]
  • Der Burgemeyster "spitzt Federn vnd meßt auß ]
  • Jener Algaͤuisch Vogt bricht Hanff oder spinnt ]

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  • Curius delbt Ruben ] nicht bei Zwinger (1571), nicht bei Valerius Maximus (IV,3,6; Ausgabe 1553, S. 197: keine Rüben beim Empfang der Samniter erwähnt); nicht bei Caelius Rhodiginus; Zedler 6,1877 f.: "Curius Dentatus, (Marcus Annius) ein Römischer Bürger, welcher zu 3 mahlen Bürgermeister ward ... Nachdem er die Feinde der Republik gedemüthiget hatte, begab er sich aufs Land, woselbst er einstens von der Samniter Abgesandten besucht wurde, da er gleich Rüben in einem irrdenen Gefässe kochte ..." (Qu. u.a.: Plutarchus in vit. Caton. Censoris. Aurelius Victor de Vir. illustr. 33, Livius. Florus XV,18. Eutropius II.) - Plutarch: Romaion apophthegmata, Manius Curius 2 (Moralia 194): "When the Samnites came to him after their defeat and offered him money, he happened to be cooking turnips in pots." (Ü: Frank Cole Babbitt; LCL 245, S. 155); dass. berichtet Plutarch in Marcus Cato II (Ed. Bernadotte Perrin; LCL 47, 307); Athenaeus X, 419: "The Roman general Manius Curius survived on turnips for his entire life; when the Sabines sent him a large amount of gold, he said that he had no need for gold, as long as he had turnips for dinner." (nach Megacles) (Ü: S. Douglas Olson; LCL 235, S. 467)
  • andere weben/ etlich machen fingerbrillen
  • mancher Registriert das Mettenbuch ]
  • Demetrius Koͤnig inn Asien spilt mit gulden wuͤrffeln/ die jm der Koͤnig Perses schicket/ der darnach an den Roͤmern gantz Asien inn einer schantz verspilt ] Plutarch: Demetrius? Johannes von Salisbury: Policraticus, Buch I, Kap. 5 (Ed. Webb 1909, I, S. 36-38), nach diesem bei Albrecht von Eyb: Spiegel der Sitten (Ed. G. Klecha 401,17): "Es schreibt auch Policratus/ das der könig Partho­rum hab geschickt dem künig Demetrio guldin würffel zç schmah das er ist geweßt ain spyler vnd leichtuertiger man/ das er sich dadurch solt erkennen vnd ablassen/ wann spielen küniklicher maiestat nit zymlich wär." - nicht bei Zwinger (1571), nicht bei Val. Max.; nicht bei Caelius Rhodiginus - bei Chaucer: Canterbury tales (Erzählung des Ablaßhändlers) über den König der Parther, der Demetrius aus Hohn ein Paar goldene Würfel schickte (s. *Bryn/Dempster: The Sources and Analogues of Chaucer's Canterbury Tales. London 1958) . Justin: Epitome XXXVIII, 9: Phrahates (Phraates IV., 38 bis 2 v. Chr.) König der Parther, verhöhnte Demetrius, König der Syrer, indem er ihm goldene Würfel schenkte ("talisque aureis in exprobrationem puerilis levitatis donatur"). [The Latin Library: Justin]. Justinus, dt. von Hieronymus Boner 1531, Bl. CVr: "vnnd wurden jhm Guldine würffel geschenckt zu° einer anzeig seiner kindischen leichtuertigkeit." Vgl. Buch XXXIX, Bl. CVIr: Demetrius will für Cleopatra ganz Ägypten erobern. "Nach dem er aber fremde künigreych begert/ hatt er damit sein eygen land verloren/ dann die Syrier fielen von jm ab ...". Phraates verzichtete auf die Gebiete westlich des Euphrat (d.h. Syrien) in einem Vertrag mit den Römern unter Augustus. - "König Perses", Verwechslung mit dem letzten makedonischen König Perseus (um 213-165 v. Chr.), dessen romfreundlicher Bruder Demetrius auf seine Intrige hin vom Vater hingerichtet wurde?
  • der gut theil saufft mit Alexandro Magno ] Neue und vermehrte Acerra Philolo­gica ... Die fürnehmsten Geschichte der alten Römer und Griechen ... Franckfurt und Leipzig/ In Verlegung Joachim Wilden seel. Erben. Im Jahr 1679, S. 745, o. Quelle: "Alexander der Große soll einsmals einen Sauffkampff angestellet haben/ da dem/ der am meisten sauffen könte/ versprochen 600. dem nechsten 300. und dem dritten 200. Cronen." ִ ähnlich bei Plutarch: Alexandros 67: "Ihn selbst [Alexander] zogen acht Pferde in langsamem Trott, während er mit seinen nächsten Vertrauten auf einer über einem hohen, weithin sichtbaren Gerüst errichteten Bühne ununterbrochen Tag und Nacht fröhlich zechte." und 70: "Als Alexander von der Einäscherung zurückkam, lud er viele seiner Freunde und der Offiziere zur Tafel, veranstaltete einen Wettkampf im Trinken ungemischten Weines und setzte einen Kranz als Preis aus ... Von den anderen, die an dem Wettrinken teilgenommen hatte, starben ... noch einundvierzig, weil, während sie im Rausch lagen, scharfer Frost eintrat." (Übers. Konrat Ziegler. Bd. 5. Zürich 1960); dass. bei Athenaeus: Deipnosphistae 10,437a; auch bei Georg Lauterbeck: Regentenbuch 1557, Buch II, cap. 7; Matthaeus Friedrich: Sauffteuffel. 1557 (Stambaugh V, S. 26); Rivander: Promptuarium 1581, 333v; über den Trinkwettkampf zu Ehren von Calanus: Aelian, Varia historia 2.41 und über das übermäßige Trinken Alexanders (vier mal im Monat) 3.23: entweder hat sich Alexander mit Weintrinken selbst zugrundegerichtet oder seine Biographen haben gelogen. S. auch 12.26 (er trank mehr als jeder andere).
  • flechten Koͤrb ]
  • jener Spartanisch Koͤnig sticht den Zeußlin die augen auß ] Manlius: Loci communes. Frankfurt 1566, Tl. 2, Bl. v iij v: "Tyrannische naturen erzeigen sich in der Jugendt. VON den Lacedemoniern schreibet man/ daß sie des Königs Son/ der noch ein Knab ist gewesen/ haben vmbgebracht/ darumb daß sie vermercket/ daß der Knab den kleinen Vögelein die augen haben [lies: hat] außgestochen. Hierauß haben die Lacedemonier geschlossen vnd geurtheilet/ daß des Knaben natur wird Tyrannisch sein werden ..."; vgl. 248.12 - Flöhhatz 721 ff.: "Die Statt Sparta/ wolt ainen Knaben Von Königlichem Stamm nicht haben Zum König/ da sie han erfaren Das er auch bei Kintlichen Jaren Den Vöglin stach die augen aus/ Dan sie namen sein art daraus/ Das so ers alter solt erlangen Würd er wol greulichers anfangen"
  • Cyrus schneutzt die Baͤum ] Zwinger (1565), S. 750 "Cyrus maior ... mirifice est terrae cultu delectatus", mit Verweis auf Sabellicus [Exempla] II,9 (Register: Cyrus maior "terrae cultu se oblictat"); s. noch einmal bei Geßner: Pandekten um Bl. 156a (Cyrus als Pflanzenliebhaber) - welche Quelle?; nicht bei Val. Max.; nicht bei Caelius Rhodiginus.
  • Attalus giesset Puppendocken ] Zwinger (1565), S. 750: Attalus, "Asiae rex, post regia & ardua negocia hortum pro delicijs coluit, & fundendis statuis ocium occupauit." / "Attalus, König von Kleinasien, bestellte nach könglichen und ernsten Pflichten zum Vergnügenden Garten und füllte seine Mußezeit mit dem Gießen von Statuen". (Quelle: Sab. lib. 2. cap. 9]; nicht bei Val. Max.; nicht bei Caelius Rhodiginus; bei Livius XXXII (?) - Bei Plutarch: Demetrios 20 wird von Attalos Philometor gesagt, daß sein Freizeitvergnügen im Aufziehen von Heilpflanzen bestand.
  • Seuerus hetzt Rephuͤner zusam̄ ] Aelius Lampridus: Alexander Severus (In: Scriptores Historiae Augustae. Ed. Ernestus Hohl. Leipzig 1965, I, S. 251-305), hier 41,5: "voluptas scaenicas in convivio numquam habuit, sed summa illi oblectatio fuit, ut aut catuli cum percellulis luderent aut perdices inter se pugnarent aut graculae parvolae sursum et deorsum volitarent." - nicht bei Zwinger (1571)
  • Agesilaus reut mit den Kindern auff dem Stecken herumb ] Aelian: Varia historia 12.15: Agesilaus spielt Reiter mit seinem kleinen Sohn und weist die Kritiker zurecht; dass. 14.46d: er reitet auf einem Stecken mit seinem kleinen Sohn; Zwinger 1565, S. 749; 1571, S. 1819 u. 1772 (Register: "cum filijs equitat in arundine") - bei Plutarch: Agesilaos? (Bd. 3); Plutarch: Lacon. apophth. Caelius Rhodiginus (1666), Sp. 492A, IX,27: "At magnus Agesilaus cum filio arundinem, qui puerulis suus est mos, velut equitaturus inscendebat: quumque à quopiam rideretur, renidens, Tu (inquit) sile nunc quidem, factus verò pater patribus itidem enuntiato." - Johannes Manlius: Loci communes. Frankfurt 1566, Siiijr: "Es fand einer auß den Häuptleuten seinen Herren vnnd König Agesilaum/ der Spartaner König/ in seinem hauß mit seinen jungen Kindern kurtzweil treiben/ vnd mit jhnen auff dem stecken reitten/ des er sich höchlich verwundert/ das ein solcher König ... ein so kindtlich spiel trieb vnnd vbte. Da sagt der König Agesilaus: ... er begere allein von ihm/ das er es eben so lang verschweigen soll/ biß so lang er auch ein mal Kinder vberkeme." Auch bei Rivander: Promptuarium 1581, 210r.
  • der Goͤrtzisch Graff schleifft mit den Buben auff dem Eiß ]
  • Keiser Varius suchet alle Spinnwepp inn der gantzen Statt Rom ab/ vnd laßt sie bei 10000. Pfunden wiegen ] Aelius Lampridus: Antonius Heliogabalus 1,1 (In: Scriptores Historiae Augustae. Ed. Ernestus Hohl. Leipzig 1965, I, S. 223-250): "qui Varius etiam dictus est" und 26,6: "Iocabatur sane ita cum servis, ut eos iuberet millena pondo sibi aranearum deferre proposito praemio, collegisseque dicitur decem milia pondo aranearum, dicens et hinc intelligendum, quam magna esset Roma."
  • Keyser Henrich fangt Fincken ] Heinrich der Vogeler (Münster: Cosmogr. 1550, S. 329, ohne Finken); Ein gar lustige History von Hertzog Ernst. Frank­furt/M. ca. 1560, A4v [Ed. Flood, S. 78]: "den man nannt den ersten Keiser Heinrich den Vogler/ denn da jn die Churfürsten suchten/ das si jn zu einem König erwelten/ da funden sie jn bey seinen lieben Kinden mit einem Garnnetze Vogel fahen"; Koelhoffsche Chronik (Die Cronica van der hilliger Stat van Coellen. Köln 1499), Bl. 125r; Zedler 12,1414: "Weil nun diejenigen, welche ihm die Post von seiner Wahl brachten, ihm gleich bei dem Vogel-Fang antraffen/ als welche Ergötzlichkeit er sehr liebte/ bekam er daher in neuern Zeiten den Namen des Voglers." Grimm: Deutsche Sagen, Nr. 470 (Quelle: Volksbuch v. Herzog Ernst, S. 6, Kölner Chronik 1499, Bl. 125a)
  • Koͤnig Deiotarus schlaͤgt den Pferden ein/ oder bind den Geyssen den hinckenden Elenbogen ] nicht bei Zwinger (1571); nicht bei Val. Max.; s. Strabo XII (?); Cicero: De Arusp. Resp. Ad. Att. V.17 (?); Philipp. XI.12 (?); Epist. IX,15 (?) - Animal healing: Diophanes von Bithynien widmete sein Werk König Deiotarus (Werke verloren) (Varro 1,1)
  • Koͤnig Coruinus bind Reben ] Matthias I. Corvinus (1443-1490), König von Ungarn.
  • Keyser Antonius Pius eget ] Julius Capitolinus: Antonius Pius (In: Scriptores Historiae Augustae. Ed. Ernestus Hohl. Leipzig 1965, I, S. 36-46) 2,1: "Fuit vir ... nobilus ... sobrius, diligens agri cultor ..."; 2,10: "hic in omni vita sua privata in agris frequentissime vixit, sed clarus in locis omnibus fuit."- vielleicht bei Zwinger (1571), S. 1817 (recreationes)
  • Diocletianus haͤllt den Pflug ] Zwinger: Theatrum 1565, S. 198: "Diocletianvs ... lactucula aspicerent, quas manu sua & seuisset & coluisset ... Pontanus lib. 2. cap. de Fort. domest."; vgl. Münster: Cosmogr. 1550, S. 251: "Es thet sich darnach Diocletianus gehn Salon vnd bekümmert sich zehen jar lang mit bauwer arbeit/ zu° der der ein lust hatt."; Zedler 7,967: "Hierauff begab sich [Cajus Valerius] Diocletianus nach Salona in Dalmatien, allwo ihm das Land-Leben so angenehm und vergnüglich war, daß als er von einigen ersucht wurde, die Regierung wieder auf sich zu nehmen, er zur Antwort gab. Möchtet jhr nur meinen Kohl sehen, den ich zu Salona gepflanzet habe, ihr würdet mich nicht mit dergleichen Antrag beunruhigen." (als Quellen u.a. Nicephorus VI.7; Eutropius IX.13; Orosius VII.16); nicht bei Val. Max.
  • Koͤnig Agamemnon setzt Maßholderbaͤum ] Theophrastus: Historia plantarum IV, XIII, 2: "τινὲς δέ φασι καὶ τὴν ἐν Δελφοῖς πλάτανον Ἀγαμέμνονα φυτεῦσαι καὶ τὴν ἐν Καφύαις τῆς Ἀρκαδίας." / "Again soome say that Agamemnon planted the plane at Delphi, and the one at Kaphyai in Arcadia." (Ü. Arthur F. Hort; LCL 70, S. 385). Plinius: Nat. hist. Buch XVI, LXXXVIII/238: "Sunt auctores et Delphicam platanum Agamemnonis manu satam et alteram in Caphya Arcadiae loco." / "Es gibt Autoren, die meinen, dass es eine Platane zu Delphi gibt, die von der Hand Agamemnons gepflanzt wurde und eine andere in Caphya in Arkadien" (Ü. R. König einfügen). - auch bei Pausanias (Stelle; Zedler nennt an Quellen: Dictys Cretens.; Boccaccio XII,15; Dares Phryg. l. 13 (?) - überprüfen: Plutarch: Vitae parall., Caelius
  • Keyser Vespasian tauscht Maulesel ] Sueton: Vespasian 4, 3: "obligaret necessarioque ad mangonicos quaestus sustinendae dignitatis causa descenderit; propter quod vulgo mulio vocabatur" / "and had to resort to trading in mules to keep up his position; whence he was commonly known as 'the Muleteer'." (Ü: J. C. Rolfe; LCL 38) Vielleicht beruht dies auch auf der Maulesel-Anekdote bei Sueton: Vespasian 23,2 (Vespasian verlangt von seinem Maultiertreiber einen Anteil); nicht bei Val. Max.

361

[ABB]

  • Martius schmidt Harnisch ] Marcius, 4. röm. König d. römischen Sage (LdaW) - nicht bei Zwinger (1571); nicht bei Val. Max; nicht bei Caelius Rhodiginus
  • Affricanus setzt Oelbaͤum ] Africanus der Ältere bei Plin.: Lucius Cornelius Scipio Africanus; Plinius: Nat. hist. XVI, LXXXV/234: "Vita arborum quarundam inmensa credi potest, si quis profunda mundi et saltus inaccessos cogitet. verum ex his quas memoria hominum custodit durant in Liternino Africani prioris manu sata olea, item myrtus eodem loco conspicuae magnitudinis" (Ü. R. König einfügen).
  • Hercules setzt Eychen/ vnd pflaͤstert die Haͤfen ] Plinius: Nat. hist. XVI, LXXXIX/239: "in Ponto citra Heracleam arae sunt Iovis Στρατίου cognomine: ibi quercus duae ab Hercule satae." (Ü. R. König hinzufügen) - nicht bei Zwinger (1571) - "Herculean Oaks" müsste auch bei Theophrastus stehen (s. unter Agamemnon) s. Strabon: Geographia V.4.6: Es wird erzählt, daß der Wall, der die Lucriner Bucht (bei Baiae) von der See her abschirmt, von Herakles vollendet wurde, als er das Vieh des Geryon trieb (noch einmal vergleichen: Strabon, Bd. VIII Register [Loeb: 3E 23627] unter Heracles: Harbour (mehrere Häfen nach Herakles benannt; eventuell dort zu finden)
  • Ptolomeus Auletes Pfeifft ] nicht bei Zwinger (1571); nicht bei Val. Max.; Zedler 29,1110: "Ptolemäus XII, wegen seines vielen Fressens und Sauffens Novus Dionysius, ingleichen, weil er dem Flöthen-Spiel allzusehr ergeben war, Auletes zugenamt ..." (als Quellen gen.: Cicero in epist. et orat. [dort nicht Auletes genannt]; Strabo l. 17; Dio Cass. l. 39; Appian l. 2 de bello civ. Plutarch in Comp. Catone min. et Anton.). Zu Ptolemaios XII. Auletes, dem Vater der Kleopatra vgl. *Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit 323-30 v. Chr. München 2001, S. 671-702. 272,23: "Ptolemaios XII. ... od. Aules (Flötenspieler) gen., ägypt. Kg., gest. 51 v. C."
  • Maximilian steigt nach Gemsen ] I.: Theuerdank, S. (68), (90), (224) u. (250) ff. u.ö. (Vnfalo rät Theuerdank [Maximilian] zur Gemsenjagd, dem dieser gerne nachkommt). Vgl. 345.23.
  • Nero schlegt auff der Cythar ] Sueton: Nero 20,1-21,2: Nero lässt sich vom Kitharasänger Terpnus ausbilden und tritt dann selbst vor Publikum auf; vgl. 21,1 "ac sine mora nomen suum in albo profitentium citharoedorum iussit ascribi ..." / „Unverzüglich ließ er seinen Namen noch ins Verzeichnis der Sänger eintragen“; ders. 49,1: „qualis artifex pereo“ / „Welch ein Künstler geht mit mir zugrunde“ (Übers. Marion Giebel); Zwinger: Theatrum 1565, S. 95: (Fidicines, citharoedi, lyristae): erwähnt Terpnus (citharoedus) und Nero: "certauit inter citharoedos, eie uictori magno applausu corona imposita est. Xiphil. in Nerone." - erste Übereinstimmung mit dem 30. Kapitel des Pantagruel: "Neron était vielleux, et Fierabras son varlet" (Nero war Leiermann, und Fierabras sein Famulus).
  • Epaminandas <?> singt darzu ] (Pantagruel, Kap. 30: Fierabras) - nicht bei Zwinger (1571) unter den "Cantores"; nicht bei Val. Max. - Nyssen 272,24: "Epameinondas (ca. 420-362 v. C.), theban. Feldherr ..." - Cornelius Nepos XV: Epaminondas 1 f.: "scimus enim musicen nostris moribus abesse a principis persona, saltare vero etiam in vitiis poni: quae omnia apud Graecos et grata et laude digna ducuntur ... nam et citharizare et cantare ad chordarum sonum doctus est a Dyonisio" ('Wir wissen nämlich, daß nach unserem Sittencodex Musizieren für eine hochgestellte Persönlichkeit unschicklich ist, Tanzen sogar einen eklatanten Fauxpas darstellt ... Denn von Dionysios lernte er das Schlagen der Laute und das Singen zur Begleitung der Saiten'; Ü. Peter Krafft/Felicitas Olef-Krafft); Cicero: Tusculane Disputationes I,4: "summam eruditionem Graeci sitam censebant in nervorum vocumque cantibus; igitur et Epaminon­das, princeps meo iudicio Graeciae, fidibus praeclare cecinisse dicitur" ('So soll auch Epameinondas, nach meinem Urteil der bedeutendste unter den Griechen, vortrefflich zur Kithara gesungen haben'; Ü. O. Gigon); bei Polyaenus: Strategemata II,3? XV,9? - nicht bei Plutarch: Regum et imperatorum aphophthegmata (Moralia 192C ff.). Zwinger 1565, S. 750 (mit Verweis auf "Petrarcha de Ocio").
  • was die Fuͤrsten geigen/ das muͤssen die Vnterthanen dantzen ] Wander: Fürst, 155 (nur spätere Belege).
  • Koͤnig Wilhelm Vischart inn Normandy bindet vnd windet die Segelseyl ] Guiscard = Vischart auch im Bienenkorb (Hauffen 1898b); Bienenkorb 1586, 127v: "Hertzog Wilhelm Fischart von Apulien", Sohn des Robert Guiscard, der "Normanische() Herzog Roger von Apulien vnd Sicilien"; vgl. Guillaume de Pouille (Guilelmus Apuliensis): Gesta Roberti Wiscardi (La Geste de Robert Guiscard. Ed. M. Matthieu. Palermo 1961). -
  • Europus bawet Laternen ] Plutarch: Demetrios XX,2: "Ἀέροπος γὰρ ὁ Μακεδὼν τραπέζια μικρὰ καὶ λυχνίδια τεκταινόμενος, ὁπότε σχολάζοι, διῆγεν." (Der Makedonier Aeropos/Aeropus pflegte, wenn er nichts zu tun hatte, seine Zeit mit Verfertigung von kleinen Tischen und Leuchtern zu ver­bringen); Sabellicus II,9 (nicht bei Zwinger (1571); bei Justin 7.1.6 (?); nicht bei Pausanias II,34,4 (Europs) -
  • Die Schwedisch Koͤnig giessen Kannen vnd pletzen Pfannen ] bei Olaus Magnus? -
  • die Portugalischen Koͤnig ... laden gantz Pfefferschiff auß ] vgl. Münster: Cosmogr. 1550, S. 88 (Schiffe mit Gewürz und Spezerei, kein Pfeffer).
  • schuͤtteln ... wie Keyser Pertinax den Pfeffer Sack ] (Pantagruel, Kap. 30: "Pertinax échalleur de noix." [Pertinax, Nußschwinger] - Julius Capitolinus: <Helvius> Pertinax 13,4 (In: Scriptores Historiae Augustae. Ed. Ernestus Hohl. 2 Bde. Leizpig 1965, I, S. 115-127): "tam parcus autem et tam lucri cupidus fuit, ut apud vada Sabatia mercaturas exercuerit imperator per homines suos, non aliter quam privatus solebat." (Er triebt also weiterhin, auch als Imperator, seine Kaufmannsgeschäfte) - nicht bei Cassius Dio, Buch 74 (über Pertinax) - 'den Pfeffersack schütteln': Kaufmannschaft/Handel treiben - Zwinger: Theatrum 1565, S. 216: (Mercatores in genere): "Pertinax Augustus, non aliter quam priuatus ac sordidus ciuis, mercaturas exercuit. Pontanus libro quadragesimoquinto, de Liberalitate."
  • die Parthische Koͤnig <spitzen> Nadeln ] vgl. Plutarch: Demetrios XX,3: "οἱ δὲ Πάρθων βασιλεῖς ἐσεμνύνοντο τὰς ἀκίδας τῶν βελῶν χαράττοντες αὐτοὶ καὶ παραθήγοντες." (Die Könige der Parther sahen es als Ehre an, die Spitzen der Pfeile mit eigener Hand zu schärfen und zu glätten.) - Auch bei Sabellicus: Exempla II,9.
  • Der jung Dionys legt ein ] Dionysius der Jüngere, Tyrann von Sizilien; nicht bei Hygin: Fab. 257; ִ viell. bei Zwinger (1571), S. 1817 (exercitia) - bei Georg Lauterbach im Regentenbuch? - Strabo VI (?); Aelianus: Varia historia IX,8: Dionysius der Jüngere endet in Armut als Bettelpriester der Kybele und trommelt: Dionysios sei in den Apotheken herumgekrochen, nicht um etwas zu lernen, sondern weil sich dort müßige Leute aufhielten; Plutarch: Dionys 9 (?), Dio (?), Timoleon (?); Diodorus Siculus 20,63, oder lib. 15 u. 16 (?); - überprüfen: Tzetzes - Dionysius als Schulmeister: Valerius Maximus (1553), S. 356 (VI,11, Ext. 6): (Über Dionysius als Schullehrer:) "De Dionysio tyranno. Dionysius autem cum haereditatis nomine à pater Syracusanorum, ac pené totius Siciliae tyrannidem accepisset, macimarum opum dominus, exercituum dux, rector classium, euqitatu potens, propter inopiam literas puerulos Corinthi coduit: eodemque tempore tanta mutatione maiores natu, ne quis nimis fortunae crederet, magister ludi factus ex tyranno, monuit." - nicht bei Valerius Maximus 9,13,ext.4 (dort steht gar nichts zu Dionysisus; negativ: XI,14,3, S. 520); Plut. mor. 176D; Tim. 15,4; auch bei Erasmus: Apophthegmata, Buch V, Dionysius der Jüngere, 3: er beging nicht Selbstmord, sondern machte in Korinth eine Schule auf. - als Priester: Athenaus: Deipnosophistae XII,541c f. berichtet, daß Dionysius der Jüngere nach einem ausschweiffenden Leben als Bettel-Priester der Mutter-Göttin endete (und ein Tambourin schwang) ִ Cicero: Ep. Fam. 9.17(18): Dionys eröffent nach seiner Vertreibung in Korinth eine Schule; Cicero: Tusc. 3.27: "Dionysius quidem tyrannus Syracusis expulsus Corinthi pueros docebat; usque eo imperio carere non poterat." - Nyssen 272,31: "wohl Dionysios II., d. J., 367 v. C. Tyrann v. Syrakus" - entscheidend ist, was es heißt, er "legt ein"? (Als Berufsbezeichnung in der Praktik C: Einleger = Heizer?); Blumen o. Kräuter pflanzen?
  • Demetrius wird ein Schwerdfeger ] Demetrius, Erfinder von Kriegsmaschinen (Lempriére); Sabellicus II,9: "Demetrius, qui Poliocertes cognominatus est, bellicas machinas et naues fabricare solitus dicitur, cum à re bellica, cuius fuit scientißimus, uacarte."; nicht bei Zwinger (1571); nicht bei Rhodiginus; nicht bei Val. Max.; nicht bei Cicero - überprüfen: Plutarch: Demetrios; Diod. 17, Justin. 1.17
  • wie auch gemeinlich die alte Teutsche Koͤnig (Schwerter fegen)]
  • Kuͤndegen/ Degenbrecht/ Degenhart/ Degenward/ vnd Reckdendegen ]
  • die Castilischen Spanier/ der Schwaben Bastart/ (heißen gerne) Diego ]
  • jener vnschuldig Poet ... der des Keysers Maximilians/ Hochloͤblichster gedechtnuß/ Demut auß seiner Rhetorick nichtanders zuloben wußt/ als daß er setzt/ Er hab seinen Pantzer geflickt vnnd den Harnisch gefegt ] in den 'Austrias' des Riccardus Bartholinus Perusinus? (Ad divum Maximilianum Caesarem Augustum, Riccardi Bartholini, de bello Norico Austriados Libri duodecim; gedruckt Straßburg 1516. 1531; vgl. Stephan Füssel: Riccardus Bartholinus Perusinus. Humanistische Panegyrik am Hofe Kaier Maximilians I. Baden-Baden 1987, S. 168-185 [Inhalt] u. S. 322-325 [Bibliographie]).


362

/ 273 /

  • Hats villeicht bey dem Homero gelehrnt/ der lobt seinen Vlyssem/ daß er sein Schiff bletz ] Bei Homer, Odyssee 5,228 ff., baut sich Odysseus selbst - verständig wie ein gelernter Schiffszimmermann - ein Floß, auf dem er die Insel der Calypso verlassen kann ("Auch diese [die Segel] gelangen ihm trefflich." V. 259; Übers. Anton Weiher. München 1986). Eine Stelle, an der Odysseus ein Schiff repariert ("bletzen" = flicken), habe ich weder in der 'Odyssee' noch der 'Ilias' gefunden. - Vgl. aber denselben Gedanken bei Goethe: Von deutscher Baukunst (1772): "... eh' ich [Odysseus] mein geflicktes Schiffchen wieder auf den Ozean wage ..." (zit. nach Momme Mommsen: Zur Frage der Herkunft des Spruches 'Nemo contra deum nisi deus ipse'. In: Goethe 13 (1951), S. 86-104, hier S. 103, Anm. "Das 'geflickte Schiffchen' weist auf Odysseus' Floß".)
  • es lehrt die Fraw wol das Netz bletzen/ wann der Meister nicht zu Hauß ist ]

Absatz 3

  • Gargantzumal ]
  • schnetzeln ]
  • Wachsbossieren ]
  • schindelgebeuvisieren ]
  • abreissen ]
  • außstreichen ]
  • Prettspiel ... wie Leonicus dauō geschribē/ vnd vnser gut freund Lascaris hat getriben ] (GARG 1559, S. 95: "ou reuoquoient en vsage l'antique ieu des tables, ainsi qu'en a escrit Leonicus, & comme y ioue nostre bon amy Lascaris" - Leonicus schrieb nicht über das Schachspiel, wie Fischart vermeint, sondern über das Würfelspiel; Nicolaus Leonicus Thomaeus: Sannutus, sive de ludo talario. Lyon: Seb. Gryph 1532. (Plattard, S. 203; Lefranc II,24,9; Nyssen 273,15); von ihm auch das Buch: Nicolai Leonici Thomaei de Varia Historia libri tres, nuper in lucem edidit. Lyon: Seb. Gryph 1532 [Plattard, S. XXVIII]. - Janus Lascaris (Janis Laskaris, um 1445-1535) war ein Freund des Humanisten Guillaume Budé u. Bibliothekar Franz' I. (Lefranc II,24,10; Schrader, S. 474); lebte am Hofe Lorenzos de' Medici und gab die Erstausgabe der Anthologia Graeca heraus: Anthologia epigrammatum Graecorum. Florenz 1494 -


Absatz 4

  • Metall extrahirt vnd soluirt/ scheidet vnd auß ziehet ]
  • die Alchemisten/ wie sie calcinieren/ reuerberiren/ cimentiren/ sublimiren/ fixiren/ putreficirn/ circulirn/ ascrudirn/ lauiren/ imbibiren/ cohobiren/ coaguliren/ tingiren/ transmutiren/ laminiren/ stratificiren/ den Koͤnig suchen/ den Geist/ den lapidem philosophorum, den Mann beim Weib/ den entloffenen Mercurium/ vnd per omnes species gradiren ] Spezialwortschatz der alchemistischen Prozesse, die u.a. im Correctorium Alchymiae 1581 Verwendung finden, das Fischart mit einem Vorwort versehen hat. - calcinieren: von Metallen auch 'oxydieren' (Hechtenberg, S. 24; Correctorium 13r, 15r). - putreficirn: (Correctorium, 25r: "putrefaction"). - 'coaguliren: 'gerinnen, gerinnen machen' (Hechtenberg, S. 30; Correctorium, 4v, 5r, 13r). - tingiren: (Correctorium, 12r: "Was tingiren sei"; 14r, 17r/v, 29r). - transmutiren: vertauschen, verwandeln (Hechtenberg, S. 133: Transmutation; Correctorium, 8v, 9r) - Lapis Philosophorum, 'Stein der Weisen'; vgl. Correctorium Tl. II, "Eyn kurtze betrachtung von dem Lapide Philosophorum". ###weiter: S. 31 Correct.

http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00015164-3 [VD16 R 2158]

  • gemmae ]

363

  • olea, salia, liquores ]
  • wie man falsche Perlein/ Edelgestein vnd Corallen mach ]
  • auß dem mißbrauch lehrt man den rechtē brauch
  • der mißbrauch ist aller guter braͤuch rost/ der sich stets an haͤngt ]
  • also dz auch einer schreibet/ Superstitiones seien Religionis Rubigines ] (ein Alchimie-Kritiker; viell. Fischart selbst in der Vorrede ...) -
  • die Jubilierer/ Gesteinbalierer ]
  • Guckesbergwerck ]
  • geschick ]
  • raͤden/ schroten/ Marscheiden ]
  • Wuͤnschelruten ]
  • Masen/ Bauchen/ Bauchstempffeln ]

/ 274 /

  • Troffteren
  • Graubstreichen/ Stempffen/ Seiffen
  • Doͤrren/ Dornziehen ]
  • Wasserseyg/ Haͤspel/ Spillscheibē/ Kampffreder/ Gebell/ Schwengreder ]
  • das Heintzenseyl/ den hoͤltzen Heine/ den Heintzen ]
  • die Roßkunst mit der BremScheib ]
  • das KehrRad/ die Pauchtroͤg/ Saͤckschleiffen/ Saumhund/ Sauseck/ Schlaffkarren ]
  • Pompenzoͤg/ Mangelrad mit wasserkannen/ Haspelpompen ]
  • Schemelpompen/ Jochergebew/ Ventilpompen/ Scherpompen/ Hundzeug/ Kimpompen/ Schauffelpompen/ vnderlegt Pompen/ Troghespel/ viel gerinnpompen/ Klammerpompen/ Taschenpompen/ Taschenhespel/ Trettpompen/ Hengsitzerpomp ]
  • Windfeng/ Wettergezeug/ Windfaß/ Fluͤgelfeng/ Windschecht/ Windstangen/ Balgfeng/ Haspelfeng/ Windschoͤpffen/ Leilachfochtern ]
  • Probiroͤfen/ Malmuͤlen/ Bereitstuben/ Lautertroͤg/ Schlem̄graͤben/ Bauchgraͤben/ Sigertroͤg ]

364

  • Goldschlichen ]
  • Windoͤfen/ Kupfferbrechen/ Eisenziegel/ Doͤrroͤfen ]
  • Saltzbornen/ Salpetersud/ Alaunsud/ Kupfferwasserscheid
  • die Zeugheuser/ die Antiquiteten ]
  • die Friburgisch Cristallenmuͤl ]
  • dz Arckenal ]
  • new Muͤlwerck von Gewichtmuͤlē
  • Wagenmuͤlen ]
  • Eselsmuͤlen ]
  • Wurtzmuͤlen ]
  • den Schatz zu Sanct Dionyß ]
  • die Englische Docken an Baͤren vn̄ Bollē uͤben ]
  • Seidenstricker ]
  • Sammatwepp ]
  • Musirer/ Damascanirer ]
  • Weinbrennen ]
  • Weinfewren ]
  • Bronnkammern ]
  • Schuͤßgrabē/ Schuͤtzenmatten ]
  • Brotsparkunst ]
  • Weinsparkunst/ aber nicht Wasser Sparkunst ]
  • es sey dan̄ auff Brisach ]
  • Dantzigische Fuͤrnißsieder ]
  • Farbensieden ]
  • Jnn Leymen farbenbrennen ] Lehm (Tonwaren) glasieren
  • eingelegt arbeit ]
  • Contrafeiten ]
  • frembde Pferd Kuppeln ]
  • Holtzsparkunst ]
  • Feldsichenhauß ]
  • Paliermuͤlen ]
  • Moͤntzstempffel Muͤlen ]
  • Seidenmuͤlen ]
  • Roßmuͤlen ]

/ 275 /

  • Puluermuͤlen ]
  • Zehenraͤdermuͤlen ]
  • die Muͤlartzt ]

365

  • wie Sant Augustin/ da er einer Spinn ein halbe stund hett zugesehen ] Augustinus: Confessionum libri XIII. Köln 1569 u.ö. - Confessionum Lib. X, cap. XXXV, 57 (PL 32, Sp. 803): "Quid cum me domi sedentem stellio muscas captans, vel aranea retibus suis irruentes implicans, saepe intentum facit?" Augustin sagt, daß eine Spinne eine ganze Zeitlang seine Aufmerksamkeit beanspruchen kann; von einer halben Stunde ist allerdings nicht die Rede. ִ Die Beobachtung der mechanischen Kunstfertigkeiten ist Teil des Ausbildungs­programms des jungen Gargantua: das Zuschauen bei den Druckern, Kupfer­stechern, Schriftgießern, den Hammerschmieden, Bier­brauern, Samtwebern, Organisten (die Aufzählung der mechanischen Künste erstreckt sich über drei Seiten) ist keine verlorene Zeit: "da for­scheten/ ergründeten/ vnnd ersinnten sie eines jeden Kunstfertigkeit/ fund vnd grund: vnd gerawet sie keine zeit/ die sie damit zubrachten/ wie Sant Augustin ..." (364.25) Man könnte den Bezug auf Augustinus - eine imitatio veterum - sicher auch als Exempel deuten, da die Textstelle, die Fischart im Auge hatte, sich auf die forschen­de naturbeobachtende Haltung des Kirchenvaters bezieht. Daß der Leser am ehestens an die Confessiones als Fundstelle für die Spinnenbeobachtung des Augustinus denken wird, ergibt sich aus der Überein­stimmung von berichteter eigener Erfahrung und dem autobiographischen Charak­ter, dem das Exempel entnommen sein mußte.

Absatz 5

  • die Solen Actus ]
  • Doctormalen/ Magistrirungen ]
  • Gradationen/ Degradationen ]
  • Quotlibetē ]
  • außfahrten ]
  • auff die Buͤrst ]
  • zur Curia Rotae ] "Bezeichnung für das oberste Ketzergericht der Inquisition beim Obersten Gerichtshof der Kurie seit Sixtus IV. (Rota Romana)" (Spengler, S. 472).
  • zu sampt des Knausten Gerichtlichem Feurzeug zuuͤben ] Heinrich Knaust (Chnustinus, Cnostinus; um 1521/24-1577), aus Erfurt. (Hinw. auf die Person Nyssen 275,17) - Heinrich Knaust: Gerichtlicher Fewerzeugk/ oder erstes Lehrbüchlin aller Gerichtlichen Ordnung/ Proceß vnd Sachen ... sampt Chamergerichts Termin vnd Proceß Handtbüchlin Zuuor der gestalt Teutsch nicht gesehen ... Frankfurt/M.: Christ. Egenolfs Erben 1562 [VD-16: K 1397]; nur drei Ausgaben haben den Titel wie er bei Fischart begegnet: 1562, 1564 u. 1568; die späteren Ausgaben tragen den Titel: Fewerzeugk Gerichtlicher Ordnunge ... [VD-16: K 1396-1403]
  • Gaffel ]
  • die Rot Kammer/ die brennend Kammer ]
  • inn die Senisch Academy à l'intronato ]
  • Fronleichnamsproceß/ Fastenbuß/ Cellenfahrten ]
  • Refenterschlampen ]

Absatz 6

  • Cyrogargantua ] Anspielung auf Kyros (Kyropädie)
  • besucht die Fechtschulen vnnd Fechtböden ] nach Hauffen 1908, 279 aus Hans Sachs: *Fechtspruch. Eher wohl aus: Der Altenn Fechter anfengliche Kunst. Frankfurt/M.: Christian Egenolff [1531]. 1558. (= Lecküchners Fechtbuch) oder: Joachim Meyer: Grundtliche Beschreibung der ... kunst des FEchtens. Straßburg: Thiebolt Berger 1570. ִ Gargantuas Fechtlehre wird erwähnt von Jan-Dirk Müller: Bild - Vers - Prosakommentar am Beispiel von Fechtbüchern. In: Pragmatische Schriftlichkeit im Mittelalter. Hrsg. von Hagen Keller u.a. München 1992, S. 251-282, hier S. 281 f. (poetisches Spiel mit skurrilen Fechtermini). Zur Liste Fechtkünste: Leonardi 2009, s. 316 f.
  • da that er sein Schulrecht ]
  • hub auff
  • gieng ein mit Dusacken/ darinn Blei gegossen war
  • (ging)im Bogen/ im geschlossenen vnnd einfachen sturtz ]
  • legert sich inn die Bastei ]
  • Paratschwerd ]
  • Lederen Tusacken ]
  • Straͤußt sich wider die Marxbruͤder ]
  • die Franckfortische Meyster des langen Schwerdts ]
  • schrib mit Dinten/ so sicht wie Blut/ die Feder mußt jhm oben schweben ]

366

  • schlug drauff daß der Beltz kracht
  • focht vmb die hoͤchst Blutrur ]
  • (focht) vmb die Schul ]
  • braucht vor dem Man Hildenbrantsstreich/ siben klaffter inn die Erd ] Hildebrandslied; Williams (1909), Nr. 125; Abbildung eines alten Druckes bei Könnecke: Bilderatlas. 1887, S. 68. 2. Aufl., S. 108; Nicht ganz entsprechend: Str. 3 "ich zerhow im syn brinne mit eynem schirme schlagen/ das es ein gantzes iar fraw Vten hab zu clagen" und Str. 10 "er sprang hinder sich zu rucken woll siben claffter wyt" (Schirmschlag und Sieben-Klafter-Sprung retten den jungen Alebrant/Hiltebrant vor den Streichen seines Vaters). Vielleicht auch Heldenbuch 1509 (Hinw. Hauffen 1908, 278) - (Inhalt: Heldenbuchprosa, Ortnit, Wolfdietrich, Rosengarten, Laurin); im Wormser Rosengarten und im Eckenlied könnte der Sieben- Klafter-Streich ebenfalls erwähnt sein. Vgl. Aller Practic Großmutter 1574 (SW I, 369,21): "Dise werden gewaltige Hildenbrandische neunklafterstreich vnd wildsprüchliche schüß vollbringen". S. DWB unter Hildenbrandstreich. ִ Vgl. Vonn deme allerkünesten Weygandt Herr Dieterich von Bern/ vnnd Hiltebrand seinem getrewen meister/ wie sie wider den Rysen Sigenot gestritten/ Vnd zç letst von dem alten Hiltebrand überwunden gar kurtzweilig zç lesen oder zç singen. Straßburg 1554 [VD 16 S 6394]. Nürnberg [um 1560] [S 6395]. ִ Dieterich von Bern. Straßburg 1577 [S 6396] u.ö.

/ 276

  • des Ecken eckhaw ] Liste der Fechtmeister (mit Eckes eigenem Schwert erschlägt Dietrich von Bern seinen Gegner, den Riesen Ecke, anschließend behält er das Schwert [Ecke]­Sachs; Str. 80, 140, 149 f. Ed. Wierschin); eckhaw (Winkelschlag): Fechtterminus (Hinw. J.-D. Müller); Das ist Egken ussfart wie eer von dreyen königin ward ussgesant nach Herr Dietrich von Bern. Straßburg 1503.
  • des Laurins Zwerckzug ] Fechtterminus: Zwerchzuck, `Querhieb beim Fechten', wie Zwerchhau und Zwerchhieb. - Laurins Schwert (ohne Namen) wird im Rosengarten (im Heldenbuch ca. 1483, Nachdruck S. 261) beschrieben: "das was besser dann ein lant da mit bewert es mangen streit ferre in den landen weit es was einer spannen breit stahel eisen und stein es schneit sein gehilcz was rot guldein der knopf von karnfunckel stein darauß erlúcht ein iohant ein rubein vnd ein ademant"; vgl. zu 70.4.
  • Fasolts blindhaw ] im zweiten Teil des Eckenliedes ist Dietrichs von Bern Gegner der Riese Fasolt (Bruder Eckes). ִ blindhaw: Fechtterminus (Hinw. J.-D. Müller).
  • den ober vnd vnterhaw/ mittel vnd fluͤgelhaw ]
  • im tritt ]
  • knopf/ ort/ einlauff ]
  • gemaͤchstoß ]
  • gesellenstoͤß/ mordstoͤß/ Gesichtstich/ waren alle erlaubt/ denen die sie brauchē konten ]
  • dann Dolus an Virtus ^&c. ] Vergil: Aeneis 2, 390: "Dolus an virtus, quis in hoste requirat?" ('ob List oder Mut, wen kümmert's am Feinde?') - im Krieg sind alle Finten erlaubt (Stellennachweis bei Margalits I, S. 164). - Zitiert von Gerhard Lorichius in der Auslegung zu Wickrams Metamorphosen-übersetzung (Ed. Roloff, B.d 13, S. 179,24): "Maro sagt/ Dolus an Virtus quis in hoste requirat. Es gilt gleich wie eyner siegk behalt/ mit list oder sterck".
  • Zornhaw/ krumhaw/ schillerhaw/ scheitelerhaw ]
  • wunder versatzung/ nachreisen/ vberlauff/ durchwechssel/ hengen/ anbinden/ stich im winden abschneiden ]
  • schlug sie auß den vier Legern erstes eingangs ]
  • (schlug sie) auß alber/ tag/ Ochs vnd Pflug ]
  • het sein Gemerck auff die vier bloͤse/ schwaͤche vnd stercke ]
  • verfuͤrhaw ]
  • den Tuͤrckischen zug ]
  • ohn den Vatterstreich/ welchen der Schmidlein inn seinen Fechtschulpredigten weißt ] Andreae, Jakob (Spottname: Schmidlin) (1528?-1590, Probst und Kanzler der Universität Tübingen); Abfertigung Conrad Vetter Jesuiten/ Thumpredigers zu Regensburg. Tübingen: Georg Gruppenbach 1589 (Volltext über VD 16 A 2484); in dieser Schrift als Pater Conrade angeredet. Zahlreiche Predigt-Drucke unter seinen Werken im VD 16 (A 2478-A 2726), aber was sind Fechtschulpredigten? (Gymnasium?) Vielleicht in: Johannes Sturm: Vortrab ... wider Jacob Andree Schmidleins vngründtlichen Lesterbericht. Neustatt a. d. Hardt 1581 [VD16 S 10006; Volltext], hier S. 6 "Schmidtlein verspottet die lehr der alten Vätter/ von der Person vnd Menschheit Christi." (Marg.); beim Streit um die Konkordienformel, die der Rat der Stadt Straßburg auf Anraten Sturms nicht unterschreiben sollte, wurde auch über die Autorität der Altväter (Kirchenväter) verhandelt, die Andreae gering schätzte.
  • des Bauren Speichelhaw ]

Absatz 7

  • vmbmeyens ]
  • des Geßners Gaͤrten ] Konrad Geßner: Catalogus plantarum latinè, graecè, germanicè, et gallicè ... Namenbu°ch aller erdgewächsen, latinisch, griechisch, teütsch, vnd frantzösisch. Zürich 1542 (sind dort schon seine Gärten erwähnt, z.B. in der Vorrede?). - Konrad Geßner ("oft unrichtig Geßner geschrieben - ich bleibe bei der 'unrichtigen' Schreibweise; U.S.) "errichtete einen botan. Garten und legte das erste Naturalienkabinett an" (Brockhaus Bd. 7, 1884, S. 912)
  • Wasserbrenner ]
  • Krautnirer ] vgl. Hadrian Junius: Nomenclator (1567), S. 519: "Chirurgus ... Wundarzt ... Apotecker ... Aromatopola ... Specereykremer ... Cruy<d>enier ... Lithotomus: ... Ein steinschneider" (Hinw. Weidmann 1911/12, S. 123)
  • Simplicisten ]
  • Platerscherer ] Steinschneider/
  • als wern sie von Gwalter Reiffen von Straßburg/ vnd Meister Lisset Benancio darzu bestelt ] vgl. zu 28.16 u. 132.18. Benancio, Lisset (eigentl. Sébastien Colin, ca. 1519-ca. 1578): Declaration des abuz et tromperies que font les apothicaires. Lyon 1556 (u.a. Werke im Katalog der NLoM)

367

  • Elementsbetheurer/ Saffranirer/ Chrisostometaͤflin/ Latwergen verguͤlder/ Wurtzelbeytzer/ vnnd Tranckferber ] Liste der Betrügereien (Wacker: Liste 41) nach Hauffen 1908, 284 aus Hier. Bock: Kreutterbuch. Straßburg 1572 - falsche Angabe; kein Einfluß erkennbar; (danach sagt Hauffen: "usw." - Bocks Kreutterbuch als Quelle)
  • Quidproquockitet/ Merdapromuscitet vnd Pfeffersecklichkeit
  • verketzern/ verehbrechen/ verstŭmpeln/ vergruͤmpeln vnnd verhuͤmpelen
  • Landkremerei
  • Spanischen Pfeffer ]
  • Gerbelirpfeffer ]
  • Rumpff vnder Moscatnuß
  • Weingebeitzt Schwertwurtzel vnder Galange
  • Speißwurtz ]
  • Fusci ]
  • Leimen vnder Jmber
  • Zuckerkandel
  • vermischmescht
  • versaurt spaͤnen vnnd Spinnenwerck
  • gedruͤß vnnd gemuͤß
  • Arabische vnnd Jndische wehrschafft

/ 277 /

  • darumb gab disen Quinquo brockern auch Eulenspiegel zu Moͤllen jhr Gespick treuwlich wider/ den kat fuͤr den wust ] entspricht zwar 'Eulenspiegel' 1569 (97. Historie; Eulenspiegel scheißt dem Apothecker zu Mölln in die Arzneibüchse), doch im Wortlaut folgt Fischart seinem 'Eulenspiegel reimenweis': V. 12509: "Ließ es voll lauffen seins gespicks", V. 12511: "Daß man den kot gibt vmb den wust". -
  • Epfich ]
  • da vier vntzē ein pfund thun ]
  • totus Modus regitur in minis
  • Luminarijs ]
  • ins grab leuchten
  • die freigabe der Natur ]
  • Teuffelsgerittenen wurtzeltelberin/ Segensprecherin/ vnnd abgeribenen Krautgraserin ]
  • Authentischen glauben/ wie den Sibyllen geben ]
  • nemmen Recept anzumachen/ deren materien sie nicht halb haben/ darumb muͤsen sie quid pro quisieren ]

368

  • Merda promuscisirē/ ]
  • Teuffelsmilch fuͤr Reubarbar reichen ]
  • boͤß Granaten fuͤr Malorum Granatorum ] nach Hauffen 1908, 282 aus Joh. Geiler von Keisersberg: Predigten über das Narrenschiff. Straßburg 1520. Vgl. Catalogus catalogorum, Nr. 7: "Malogranatum vitiorum: das ist: der Granatapffel außbündiger Bubenstück/ cum Lucernulis: per R. P. F. Eberhardum Stockstill." (Rabelais, Nr. 4: "Malogranatum vitiorum") - Johann Geiler von Keisersberg: Granatapfel. 1510 und lat. Malogranatus. - Gallus, Abbas Cistercienses: Malogranatum. (Incipit:) Et dabo tibi mustum, malorum granatorum meorum. Cantico. viij ... [1475] [London BL: I.C. 807] - [Köln: Ludwig von Renchen] 1487 [Wolfenbüttel HAB 15.2. Eth. 2°]
  • Myrobalan ]
  • succum tithymalli fuͤr Diagrodium ]
  • Kirsengommi fuͤr Arabischen gummi ]
  • Kerigmus fuͤr Alckermes
  • aͤnis vn̄ Maͤußtreck fuͤr Garamantischen Pfeffer
  • Spodium
  • Electuari de gemmis
  • Wild rauten fuͤr Zigerkraut ]
  • distilieren/ daß es nach siben Bruͤdern schmackt/ ziecht der Acht voran
  • wie sie die Fluͤß des Seckels an sich ziehen/ wie die Sonn das Wasser
  • pereat qui pereat, der Tod kein zorn nit hat ] vgl. "Quod periit, periit. Plaut. Cist. 4.2.36." (Margalits I, S. 399); Cistellaria, Vers 703
  • jr liebe Sirupmaͤnlin/ jr Clisterisisten ... vnnd Atham verkauffer
  • schoͤne geschwollen Backen
  • Diebsaugen fuͤr oculorum populi essen
  • Leuß vnd Leutfresser
  • Saffranirer/ Pulueristen vnnd Zuckeristen
  • wer wird euch von euwerem alten Adam bringen
  • Puluermuͤl
  • Jr Proquokisten seit nach Lissets meinung nicht werd/ daß jhr Kolen vmbtraget ] s. 366.27

/ 278 /

  • Schuluͤmmel ]
  • Aber Kundlob von Hohen Rhumsteig sagt/ es wer schad vmb euwer kuͤnstliche hand/ welche so herrlich im Klingelstein Metten vnnd Wetterleuten kan ]


369

  • Moͤrselstempffel ]
  • das Faßbinderisch punperlepump ] wol
  • Scharnuͤtzel koͤpfflin ]
  • Gordische knoͤpfflin ]
  • wurtzbrieff vn̄ Sambenitenhuͤt ]
  • Weberknoff ]
  • Silui vnd Champier ] (Kritiker der Apotheker?) Jacobus Sylvius (Jaques Dubois; 1478-1555): Pharmacopoeia. Lugduni 1552 (u. zahlr. andere Werke). ִ Pro instructione Pharmacopolarum. In: Valerius Cordus: Pharmacorum omnium ... ratio. Nürnberg 1546 [VD 16 D 2823]. 1547 [D 2824]. - Champier, Symphorien (Camperius, Campegius; 1471/72-ca. 1535/39; Hinw. Nyssen 278,13): Castigationes seu emendationes pharmacopolarum, sive apothecariorum. Leiden 1532 - Rosa gallica. Paris 1514 u.ö. [Rezept- und Zitatsammlung aller wichtigen medizischen Autoritäten].
  • Pasteten oder Pestenbeck ]
  • Dan graben mag ich nicht/ betteln schaͤm ich mich ]

Absatz 8

  • Bettelschamischer Mammonischer Schaffner ]
  • der Welschen Practic/ de tri vnnd Wechsselrechenung
  • vortheyligen spitzigen griflin ]
  • Beutelzauser vnnd Geltmauser
  • Fretten vnnd spoͤtten ]
  • an/ vor vnnd hinderkauffen ]
  • Blutwucheren ]
  • vnderm Wucherhuͤtlein spilen ] vgl. vnderm hütlin spielen, 'Im Trüben fischen' (DWB 4,2,1991 f.).
  • Drey Leiptziger Maͤrck vnd ein Franckforter Meß jeden fuͤnff vom hundert gibt auch 20 ]
  • Neschehbeisser/ Tarbit/ Diebraht/ Koirtmeister auß Hellenengelland ]
  • Regenspurgischer Mosche/ der sagt/ wo ich wone/ daselbst sind die Hirten nicht theur
  • Ribbis: Vsurupinae, Corrosuren: Wachenwucherer: Zeitverkaͤuffer: Zeitfinantzer ]
  • Geitzaugen ]
  • Schade Loth/ Waarbefeuchtiger/ Wollnetzer/ Jngwerbeschwerer: Farbenaͤnderer ]

370

  • in medio consistit Virtus ] "In medio consistit virtus." (Margalits II, S. 158 ohne Nachweis); vgl. Horaz: Epist. 1,18,9: "virtus est medium vitiorum et utrimque reductum." ('Tugend ist zwischen den Fehlern, gleich fern von den beiden, zu finden') -
  • dise wird Bodinus gewißlich auch vnder die Zaubergeschlecht rechnen/ weil er der Augenblender vnnd Vergauckler keyn gnad will haben ] Jean Bodin: Demonomanie des Sorcieres. - Dt. von Johann Fischart: De Daemonomania magorum. Straßburg 1581. (Hinw. Nyssen 278,38 auf 60,13), Ausg. 1591, S. 249: "Deßgleichen worden einem Gauckler genant Sicitides/ der den vmbstehenden die Augen verblendet/ Die Augen außgestochen. Nun aber ist vnzweiffelig/ daß die Verblender/ Segensprecher/ vnnd alle die mit der Schwartzenkunst/ Todtenbefragung/ Seelenerweckung vnnd dergleichen aberwitziger vngebürlicher Erforschung vmbgehen/ mit dem Teuffel außtruckliche beding vnnd Pact haben." ִ Im 27. Kapitel wird ausführlich geschildert, wie sich Gargantua und seine Erzieher bei Regenwetter beschäftigten: sie sehen unter anderem verschiedenen Handwerken und Händlern bei ihren Tätigkeiten zu. Die Betrügereien der Ge­würz­krämer werden dabei vom Erzähler aufs Korn genommen, die u.a. absichtlich ihre Läden und Stände verdunkeln, damit der Käufer die Schlechtigkeit der Ware nicht bemerkt. Das Stichwort vom 'Zaubergeschlecht' muß hier zusammen mit dem Namen der Autorität genügen, um den Blick des Leser auf das Werk Bodins zu lenken, das Fischart selbst ins Deutsche übersetzt hat.

/ 279 /

  • Elenzucker/ meßschuͤrtzer ]
  • auß dem befuͤrtzen kommen ins bescheissen ]
  • Zahlverwerffer: Gewichtfaͤlscher: Eisern werden ]
  • Bubenfreiheitsucher ]
  • Quinquernellisten ]
  • Wahrvermenger/ Blindenkauffgeber: Stulreuber ]
  • Campsortes Banquarij
  • Muͤntzwescher/ Muͤntzwelsche/ Muͤntzfelscher/ Muͤntzschmeltzer
  • des Contrabantz ]
  • entheyliger ]
  • Muͤntzringerer/ Muͤntz schwecher/ Muͤntzabgieser/ muͤntzaufzieher/ muͤntz Contrafeiter ]
  • zerschrickte Ziesalien oder Pagament ]
  • im Hoͤllchimischen SchmeltzDigel granuliern ]
  • vber Baͤsem|reiß schuͤß ]
  • grempel
  • die/ so Sperber auff der Hand tragen ]
  • damit sie nur des Sebastians Francken Adler war machen/ das krumbschnaͤbel muͤssen geraubt haben ] der Adler spielt an auf die Adelskritik Sebastian Francks in der Vorrede zur zweiten Chronik (Hinw. Hauffen 1908, S. 283) - Chronica, Zeytbuoch vnd geschychtbibel. Straßburg 1531 u.ö.; Bern 1555. - Ausgabe 1536, I, 142r-162r: "Vorred Sebastiani Franci Wördensis auff die ander Chronick der Keyser ... von den Adlers ... art vnd natur" (Kolumnentitel: "Vorred vom Adler/ Auff der Keyser Chronick"), hier 156r: "Vnd ob wol sechs geschlecht der Adler/ von Plinio vnd andern werden erzelt/ so haben sy doch den krumben zu°greiffenden schnabel ... all gemein ... gleichsam zu°rauben ... geboren" (die Vorrede vom Adler ist weitgehend eine im Ton schärfer gehaltene Übersetzung von Erasmus' Adagium III,7,1; vgl. die Angaben in der Opera omnia, Bd. II,6, S. 397)- nach Hauffen 1908, 278 vielleicht eine Einwirkung von Luthers: Von Kaufhandlung und wucher. Wittenberg 1525 (vgl. Eulenspiegel, Hauffen 2, 301)

371

  • manchem wehrts nur des <das> Posse, das Velle wer genug da
  • das dienst oder Gnadengelt
  • Hauptsum̄ ]
  • den Pferden Zuckererbes inn den Roßbaren schuͤtt ]
  • an die Kackē hefften
  • auff eitel Longins Judenspiessen ]
  • gelbberingelte vnnd vngberingelte Juden ]
  • aller heyden Hemdath der Goym ]

/ 280 /

  • der Muͤller Herrgot ]
  • O Schadewacht/ Leg mir lieber schloffen ]
  • Jst dann dein gelt Hasenart ]

372

  • gute Boͤßlin ]
  • wie Cæsar sagt/ mit der Wahr auch die gefar der Laster gar (eingeführt werden) ] bei Caesar: De bello Gallico II,15 heißt es über die Nervier: "nullum esse aditum ad eos mercatoribus; nihil pati vini reliquarumque rerum ad luxuriam pertinentium inferri, quod his rebus relanguescere animos eorum virtutemque remitti existimarent" ("Kaufleute hätten keinen Zugang zu ihnen; sie ließen nicht zu, daß Wein und andere Luxuswaren bei ihnen eingeführt würden, weil hierdurch, wie sie glaubten, die Männer verweichlichten und ihre Tapferkeit nachlasse." Übers. Georg Dorminger. München 1966, S. 91); ähnlich IV,2 allgemein über die Germanen. Besser passende Stellen bei Caesar: Bellum civile und De bello Gallico nicht gefunden (ähnlich die bergablauffenden Fässer 353.16, die auch nicht von Caesar eingesetzt wurden, sondern von seinen Gegnern). - Vgl. Cicero: De re publica II,4(8): "Multa etiam ad luxuriam invitamenta perniciosa civitatibus suppeditantur mari, quae vel capiuntur vel importantur." (Auch viele Lockmittel zu einem ausschweifenden Lebenswandel strömen den Staaten über See zu, entweder in der Form von Beutegut oder sonstiger Importwaren; Ü. Walther Sontheimer). Flöhhatz 2029 f.: "Du sagst mir wol von groser gfar/ Welche sei bei köstlicher war" (dort nicht mit Urheber ausgewiesen).
  • Seidenspinnwep ]
  • das Moͤntzgerberliren
  • das PostPapir wigen
  • anloͤsen
  • weinjudentzen/ kornratten/ mit den Protmaͤusen maͤhlgrempelen ]
  • biß Sanct Gregor auff eim Falben Hengst daher Reut ] nach Hauffen 1908, 282 aus Joh. Geiler von Keisersberg: Predigten über das Narrenschiff. Straßburg 1520 (ohne Angabe der Predigt-Nr.) - Narrenschiff-Predigten, Nr. 93: Von Wucher Narren, Fürkauff Narren ... Das drey vnd neuntzigst Narren Geschwarm: "Ja, sprechen sie, ich wil mein Korn vnd Wein behalten, biß S. Gregory auff einem falben Hengst daher reittet: dardurch vermeinen dann solche Ertzbuben, es sol reiffen vnnd kalte morgen geben, auff das Wein vnd Korn erfriere." (Ed. Scheible, S. 721).
  • elementsbodenlose ertzhertzen vnnd Landratzioner ]
  • der Reimenweiß Eulenspiegel kan euch Schimpffsweiß im lxx. Capitel fein treffen/ mit den steinenen Stulraͤubern ] Eulenspiegel reimenweis, Kap. 70 (Wie Eulenspiegel ... Schälcke säet): die Steine, die Eulenspiegel sät, sollen Schälke ergeben, davon aber haben die Bürger in Gestalt der Wucherer schon genug; Fischart nennt sie V. 9890 Stulräuber.
  • pfrengen ]
  • Oberthuͤr ]
  • nit glaubet daß ein Kerleß im andern steck ]
  • wann jhr schon zu Linsen vnd Bonen seyt gewesen: Scheisset all inn Prei/ sagt Glockengieserhaͤnßlein zu Noͤrnberg ]

Absatz 9

  • Lugenpriviligirte wortbeutelige Landfarer
  • Clistirer ]
  • Coloquintenpurgatzer: wurmsamenkraͤmer: Triackerslapper: Schlangenbeschwerer ]

/ 281 /

  • knabsack vnnd Marcktloͤtschē ]

373

  • ab gefuͤhrt ]
  • besefelē ]
  • Pludermuß ]
  • wurmsamēkat ]
  • eingauckelen ]
  • den Seckelsamē außgauckelē ]
  • Quatland ]
  • Kuntzējaͤger: Miesterhaͤmerlin vn̄ Roßtreckgauckeler ]
  • gute Selaͤrtzt ]
  • Scamoni ]
  • Hola herbey/ zu vnserem Prey ] Williams (1909), Nr. 77 hält den Marktruf "Hola herbey/ zu vnserm Prey" für eine Reminiszenz an das Lied "Herbei herbei, was löffel sei, zu disem brei ..." (s. zu 165.28).
  • Kaufft in der noht: so habt jhrs im tod ]
  • ein wurtzel inn dem mund: so ist er gesund ] Alberus, Fabel 40, 17 ff.: "Ein wurtzel thu ich jhm in mundt, Von stunden an ist er gesundt ... Als wann der krampff jemandt vexiert Vnd wirdt mit Bibergeiln geschmiert, Vnd etwas mehr, das ich nicht sag ... Ein wurtzel kompt auß Jndia, Die dient wol zu dem Podagra, mit namen Stileos ... Wann jemand würm außtreiben will, Vnd trinckt mit Wein ein pfundt Victrill ... Für Ratten braucht gebraten speck, Arsenicum vnd Teuffels dreck ... Ich kan zucker vom himel bringen ... Mit einer girten oder vier Von bircken, ich die leut Cristier ... wann jemand hat den sot, So brauch ich Sanct Johannes brot ... harn von einer Geiß, Das ich vertreiben kan den schweiß ... Darzu brauch ich der glocken klang, Vnd was hewer der Guckgauch sang, Vnd das getümmel von der brücken, Vnd mit dem hirn von einer mücken, Schmier ich den schlaff".
  • rauch Bibergeil ]
  • Frauwenkut fuͤr den Krampff gut ]
  • Kirsenmuß ]
  • Teriacs ]
  • mithridat ]
  • stileoswurtz ]
  • Victrill ]
  • Birckengerten ]
  • Für den Sot Johans Prot
  • der euch kunden mit Flachßadern vnnd Hanffringen den halß ein kleins virtheil Stuͤndlein rib ]
  • Diebsdaumen ]
  • wie dort der Fuchß zum Froschartzet: wilt besehen eins andern Seich/ wie sichstu dann vms maul so pleich/ es gibt dein Plo Maul/ dz dir ist Lung vnnd Leber faul/ man sicht am Quacken vnnd der Gosch/ das du bist ein Frosch ] nach Hauffen 1908, 282 ist die 40. Fabel (Von einem Frosch, vnd Fuchß = Der Froscharzt) aus Erasmus Alberus: Esopus. Frankfurt/M. 1550 die Quelle für die marktschreierische Rede. Erasmus Alberus, 40. Fabel (schon ab 373.9 mehrere Zitate aus dieser Fabel), hier V. 354 ff.: "Wiltu besehn eins andern seich, Warmb bistu dann vmbs maul so bleich? Man merckt an deinem bleichen mundt, Das du im leib bist vngesundt, Ein jeder siht an deinem maul, Das dir ist Lung vnd Leber faul."


374

Absatz 10

/ 282 /

  • speiß die abtrocknet/ ringert vnnd extenuirt

Absatz 11

  • Herrkundlob
  • sinn vnnd Leibsbemuͤhung
  • gehn Gentili zogen
  • zu Charantonsprucken/ oder Sant Claudi/ oder Montrouge ]
  • aber nit Rotenburg bey Tuͤbingen/ dahin die studenten woͤchlich vmb guten Wein walfarten/ Papir zuholen ]
  • als wann die Noͤrenbergischen Bierbrauwer jaͤrlichs hoͤfen

in Tuͤringen holen ]

  • als wann man das Palliū zu Rom holet ]

375

  • Wacker: Liste 42: "Weitere Aufzählungen von Tätigkeiten des jungen Gargantua"
  • rammelten/ rolleten/ luderten ]
  • koͤgelten ]
  • kaͤlberten ]
  • bestelten ein Lerchenherd ]
  • Krebseten
  • machten Weidenfloͤten vnd Holderpfeiffen
  • stelten den Kautzen auff den Kloben ]
  • vogelten ]

Absatz 12

  • spruͤch vom Feldbaw/ auß dem Vergilio/ Hesiodo/ Rustico/ Politiano: Clemente Affrico ] Vergil: Georgica - Hesiodos (um 700 v. Chr.): ‰Ἔργα καὶ ἡμέραι (Werke und Tage oder Hauslehren); Hinw. Plattard, S. 198; Nyssen 282,39. - (GARG 1559, S. 97: "du Rustique, de Politian") - (von Fischart falsch verstanden: 'Rustico' ist eine Gedichtsammlung (Lefranc: ein Gedicht) von Poliziano; Angelo Ambrogini Poliziano (1454-1494; Hinw. Nyssen 283,1): (Silvae). Sylva, cui titulus est Rusticus, cum docta ... Florenz: A. Miscominus 1491/2 u.ö. (Lefranc II,24,61 nennt eine Ausgabe bei Josse Bade 1514). - (Trattato: mit eingestreuten Versen) - Affrico Clemente: Trattato dell'agricoltura. Venetia 1572 [STCI]. dt.: Siben Bücher von dem Feldbau ... durch Africum Clementem von Padua ... beschriben, nun aber durch Hieremiam Martium ... transferiert. Straßburg: Bernhard Jobin 1580.

/283 /

  • inn Rondeo vnd Ballade gestalt ]
  • erfunden newe buͤnd ]
  • newe Passa repassa
  • hoppeltaͤntz ] Hoppeldei, ein Bauerntanz (Lex. d. Renaissance, 73). Vgl. 66.21: ich "grüß euch also hoppenhupffenbar" (mit den Hexametern)
  • machten newe Wissartische Reimen von gemengten trey huͤpffen vnd zwen schritten ] als Umschreibung der deutschen Hexameter Fischarts; s. oben S. 66: "Wisartische/ Mansehrische ... Reimen", "mit Sechstrabenden vnd fünfftzelterigen Reimen".

Absatz 13

  • bancketierten vnd vnderzechten
  • scheideten sie von dem Wasserigen Wein das Wasser/ oder vom Weinhafften Wasser den Wein/ wie Cato von der Re Rustica lehret/ vnnd Plinius mit eim Hebhaͤubecher weiset ] Marcus Porcius Cato (Censorinus): De re rustica CXI (111), Anweisung zur Scheidung des Wassers aus verwässertem Wein: "Si voles scire in vinum aqua addita sit, necne, vasculum facito de materia ederacea. Vinum id, quod putabis aquam habere, eodem mittito. Si habebat aquam, vinum effluet, aqua manebit. Nam non continet vinum vas ederaceum." (zit. bei Plattard, S. 185 u. Lefranc II,24,63; Defaux 258,18: "De re rustica III,52" [diese Zählung gibts nicht]; vgl. Schrader, S. 475) - De re rustica. Venetiis 1472 u.ö.; Basel 1576. Die Angaben hat Fischart unverändert von Rabelais übernommen." - Nat. hist. XVI,155: "Hederae mira proditur natura ad experienda vina, si vas fiat ex ligno eius, vina transfluere ac remanere aquam, si qua fuerit mixta." - (zit. von Lefranc II,24,64 u. Defaux 258,18: "XVI,35", der auch auf Rabelais Buch III, Kap. 52 verweist, u. Steinsieck zu 88,14: "XVI,35"; Plattard, S. 185: "7,35"; Schrader, S. 475: "XVI,63"). Eine Stellen­angabe nach der heute verbindlichen Zitierweise habe ich in den Rabelais-Kom­mentaren nicht gefunden.
  • automata/ das ist/ selbs bewegliche kunstwercklin ] Garg.: "automates, c'est-à-dire soi mouvant eux-mêmes" - Automat, gr. αύοματος ist von Rabelais erstmals als Fremdwort eingeführt worden.
  • newe Pratspißwerck (dern Rob. Stephani sich so sehr zu Franckfort verwundert/ als er jhr Meß beschreibet:) ] Stephanus, Robert (Pseud.: Robert Estienne; 1503-1559): Francofordiense Emporium. 1574. [Salzburg UB: 70376 I - Handexemplar Fischarts], hier S. 19: "quae familia [ingeniosissimae machinae] multum se his nundinis vel eo nomine debere non fatebitur, quòd instrumentum dederit cuius industria obitur praecipuum in re culinaria ministerium, humana prius manu obiri solitum." (Fischart bemerket am Rand hsl.: "Lebendige bratspiß.") vgl. 150.1.
  • Das Fuͤnfft Rad am Karren ]
  • Stockfischmuͤlen/ darauff man die Stockfisch plaͤwet ]
  • die Popfingisch Narrenschleiffen/ da ein grober rauher Burgermeister newlich den Schleiffstein also verderbt hat/ daß man jhn wider behawen muß ]
  • New Traͤgerzeug ]
  • newe Schloͤsser zu gewelben vnnd Kisten/ die fuͤrfallen mit einem Schluͤssel ]
  • Malschloͤsser mit Buchstabē ]
  • Verremßter Sessel/ die eim Haͤnd vn̄ Fuͤß fiengen/ wann einer drein saß ]
  • vnerfaulige Deuchel ]
  • Lauten die sich selbs richten
  • Fewrzeug/ der selbs im Busen ein Fewr auffschlegt ]
  • Clauß Narr/ der sorgt/ der Fewrzeug/ welchen einer inn Busen schob/ solt jhn verbrennen ] Wolfgang Bütner: Claus Narr. 1572, Tl. 12, Nr. 4: "Fewrzeug. Claus sahe zu/ wie ein Reuter fewer auffschluge mit seinem Zeuge/ vnd den Zeug in seinen Schwedler steckte/ vnd sprach: Fürchstu nicht/ das der Schwedler angehe/ vnd dich mit dem Fewerzeuge verbrenne/ Du möchtest warlich in das ander fach/ wol einen Topff mit wasser giessen/ vnd achtung auff die schantze haben." Vgl. 97.20.