Ostmitteldeutsch

Aus Schreibsprachen

B.II. Ostmitteldeutsch

Thüringisch

B.II.1. Ostmitteldeutsch (Thüringisch): (Weimar?), nach 1461

Thüringisch Merkmale Beispiele Literatur
Vokalismus Nhd. Diphthongierung nicht durchgeführt siner, Wymar, liphaftig

lüchtere, hute (ohne Umlautbezeichnung)

tusent, uß, behusunge

Moser 1.1 § 77,2
Monophthongierung von /ie/ zu < i > /uo/ zu < u > und /üe/ zu < u > iglichem, libin vs. lieben, dye

(uneinheitliche Schreibung)

czu, fuße

furen, brudere (ohne Umlautbezeichnung)

Moser 1.1 § 81,2
/u/ zu  < o > (gelegentlich) obir vs. ubir, borger
/i/ zu < e > (häufig) vel, hene
/o/ zu < u > bin, wulden Moser 1.1 § 73,2
vereinzelt Umlautbezeichnung monch, furste, ubir vs. czühet anders: Moser 1.1 § 16 (seit ca. 1520 vereinzelt)
Nebensilben < e > in den Nebensilben -en, -er vorherrschend (nur gelegentlich auch -in, -ir) clostir, begrabin, sehin
Präfix ver- > vor- vorlust, vorkoufft
Besondere Wortformen Personal- und Possesivpronomen: im, in, ir, ire, irem: om, ome, or, ore, orem
"aber" adir (gelegentlich)
Diminutivsuffix -chen > -gen gleßgen
Kennwörter "Dienstag", "Pfennig", "auf" dinstag, phennigk, uff

Obersächsisch

B.II.2. Ostmitteldeutsch (Obersächsisch): Grimma 1438

Obersächsisch Merkmale Beispiele Literatur
Vokalismus Nhd. Diphthongierung nicht durchgeführt rißholtcz, by, syne

geluchte, schune, fuerscrugken (ohne Umlautbezeichnung)

buwen, huse

anders: Moser 1.1 § 77,1
Monophthongierung von /ie/ zu < i, y > und /uo/ zu < u > iglichir, yderman vs. die

(uneinheitliche Schreibung)

gutem, busse, czu

Moser 1.1 § 81,2
/o/ zu  < a > (gelegentlich) sal, nach, wanhus Moser 1.1 § 73 Anm. 1
/i/ zu < e > (häufig) werte (Wirt)
Umlautbezeichnung fehlt gruntlichen, ubir, fur Moser 1.1 § 16
Konsonantismus keine Auslautverhärtung baghuß, hantwerg, stad
Nebensilben überwiegend < i > statt < e > in der Nebensilbe (aber auch -en, -em, -er) unsir, frauwin, habin, irkennten
Längenmarkierung < h > als Dehnungszeichen ihn
Besondere Wortformen Personalpronomen in, ir: in, ihn, ir vs. ohn, ör
mhd. sô/sâ: za
Präp. über obir
Konj. oder ad(d)er
Kennwörter "Dienstag", "Pfennig", "auf" dinstag, heller, uff

Schlesisch

B.II.3. Ostmitteldeutsch (Schlesisch): Jauer 1444

Schlesisch Merkmale Beispiele Literatur



Vokalismus

Nhd. Diphthongierung fast vollständig durchgeführt: /i:/ zu < ey, ei >, /ü:/ zu < eu > und /u:/ zu < au > bey, schreybet vs. angriffen, finde

leute, steuern, getreulich

aus(z)

Moser 1.1 § 77,1
Monophthongierung von /ie/ zu < i, y >,   /uo/ zu < u > und /ue/ zu < u > iglichir, dy vs. die, brieve

(uneinheitliche Schreibung)

zu, fusse

genugen (ohne Umlautbezeichnung)

Moser 1.1 § 81,2
/i/ zu < e > (häufig) wedir, geschreben
/o/ zu  < a > (gelegentlich) ob > ap, oder > ader Moser 1.1 § 73, Anm. 1
/u/ zu < o > (häufig) notdorfft, notcze, worde
/a:/ zu < o > (häufig) rote, mosse
Umlautbezeichnung fehlt furstenthum, fluchtig


Konsonantismus /s/ zu < z > (gelegentlich) lezen, Slezien, zal vs. sal


Nebensilben gelegentlich < i > in der Nebensilbe (überwiegend < e >)         allis, wedir, irkennen
Präfix ver- > vor- vorbunden, vorhengen
Kennwörter "Dienstag", "auf" dinstag, off, (auch: uff)

Nordböhmisch

B.II.4. Böhmisch (Nordböhmisch): Graupen 1512

Nordböhmisch Merkmale Beispiele Literatur





Vokalismus

Nhd. Diphthongierung durchgeführt:  

 /i:/ zu < ey, ei >, /ü:/ zu < eu, au > und /u:/ zu < au >

zeit, sein

heut, getrauen

auf

Moser 1.1 § 77,1
Monophthongierung von /ie/ zu < i >, /uo/ zu < u > und /üe/ zu < ü > bzw. < u > briff, liben, di

buch, zu

gütlicher, brüderlicher)


/u/ zu  < o > urkonde, kontschaft


/a:/ zu < o > (gelegentlich) doraus, vorrot, geborn
Umlautbezeichnung fehlt (überwiegend) furstlich, funfzehn vs. gebürt



Konsonantismus

Tenuis /t/ nach Liquid lenisiert alde, eldern



Nebensilben

Präfix ver- > vor-   vorsigelten, voreiniget
Besondere Wortformen Personalpronomen "er": her (vereinzelt)
Kennwörter "Dienstag", "Pfennig", "auf" dinstag, pfennige, uff